. mg technologies: Chancen durch Neuausrichtung
+ gute Erlöse bei Chemie-Verkauf
+ moderates Q1/2004
+ Zukäufe geplant
+ Trading-Kursziel 12,50 Euro (akt. 10,68 Euro)
Die im MDAX notierte mg technologies AG (WKN 660.200, Ticker MGT, ISIN DE0006602006), der Nachfolger des einst wegen Milliarden-Fehlspekulationen fast pleite gegangenen DAX-Wertes Metallgesellschaft, wird derzeit radikal umgebaut. Die Chemie-Sparte wurde verkauft. Schulden werden reduziert. Der gesamte Konzern neu ausgerichtet. Das Management überraschte ihre Aktionäre mit guten Verkaufserlösen. Für etwas Enttäuschung sorgte wiederum, dass es nach der Umstrukturierung wohl keine hohe Sonderausschüttung geben soll, sondern die Firma Zukäufe im Bereich Anlagenbau tätigen könnte. Man fragt sich: Ist der Vorstand ein ebenso guter Einkäufer wie Verkäufer?
1. Quartal 2004: Schwaches Ergebnis, guter Auftragseingang
Dem Unternehmen ist ein guter Start in das neue Geschäftsjahr gelungen, auch wenn - bedingt durch die laufenden Umstrukturierungen der Geschäftsbereiche - ein direkter Vergleich der Quartalszahlen mit dem Vorjahr nur eingeschränkt möglich ist. Der Konzernumsatz konnte trotz negativer Währungseinflüsse um +2 % auf 1,48 Mrd. Euro gesteigert werden. Das Betriebsergebnis (EBIT) sank um 21 % auf 49 Mio. Euro. Das Nettoergebnis des Q1/2004 sank im Vergleich zur Vorjahresperiode um 46 % auf 12,5 Mio. Euro. Positiv haben sich die Auftragseingänge entwickelt, die um mehr als ein Drittel auf 1,18 Mrd. Euro anstiegen. Neben der Verbesserung des operativen Ergebnisses soll im Geschäftsjahr 2004 vor allem die eingeleitete Neustrukturierung vorangetrieben werden. Trotz der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geht das Management bei den einzelnen Bereichen von einer positiven Entwicklung aus.
Durch den Verkauf der profitablen Chemie-Sparte kann die weitere Fokussierung auf den Anlagenbau rund um die 98 %-Tochter GEA erfolgen. Im Zuge der Restrukturierung des Großanlagenbaus von mg technologies hat die Tochter Lurgi Lentjes ihre Unternehmensstruktur optimiert. Die Gesellschaften Lurgi Energie und Entsorgung GmbH und Lurgi Shared Services GmbH wurden auf die Lurgi Lentjes AG verschmolzen. Damit wurde die bisherige Holdingstruktur aufgelöst und die Struktur vereinfacht. Zukünftig tritt die Lurgi Lentjes wie ihre frühere Tochtergesellschaft Lurgi Bischoff GmbH als operativ tätige Einheit am Markt auf.
Der mg-Vorstand verspricht sich durch den schlankeren Aufbau mit zwei unabhängig voneinander operierenden Gesellschaften eine höhere Flexibilität und eine stärkere Kundenorientierung. Gleichzeitig wurden die Kosten in allen Bereichen gesenkt. Die mg-Tochter Lurgi Lentjes hat sich auf die ertragreichen Kernbereiche thermische Rohstoffentsorgung und Kraftwerkstechnik spezialisiert. Eine Verschmelzung von GEA mit der Mutter mg technologies soll nach dem Kauf der derzeit noch im Streubesitz gehaltenen Aktien erfolgen und die Verwaltungskosten reduzieren.
Bald Zukäufe?
Wie kürzlich in der 'FTD' berichtet wurde, soll der aus dem Verkauf der Chemie-Sparte generierte Erlös von 2,7 Mrd. Euro teilweise zum Abbau der Konzernschulden und dem Rückkauf von Aktien verwendet werden. Dank der Abspaltung der Chemie-Sparte habe mg technologies jedoch auch Luft für Zukäufe. Demnach stehen dem Mischkonzern derzeit bis zu 1,5 Mrd. Euro für Zukäufe zur Verfügung, nachdem man die Kriegskasse bisher auf lediglich mehr als 1 Mrd. Euro beziffert hatte. Dabei soll mit eventuellen Zukäufen die Position der Anlagenbau-Tochter GEA ausgebaut werden. Neben kleineren Akquisitionen sind dabei Zeitungsangaben zufolge auch zwei bis drei größere Übernahmen in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Euro denkbar, welche die bisher sieben Geschäftsbereiche von GEA ergänzen sollen. Dabei ist nach Angaben von mg-Vorstandsboss Udo Stark auch die Schaffung eines achten oder neunten Geschäftsbereichs denkbar.
Wie die Wirtschaftszeitung weiter berichtete, steht mg technologies derzeit in Verhandlung mit möglichen Kandidaten in Deutschland sowie in den USA. Den Gerüchten über eine mögliche Verschmelzung der Großanlagensparte mit der von Wettbewerbern wie ThyssenKrupp, Linde oder MAN erteilte der Vorstand eine Absage. Über eine Zusammenarbeit oder Verschmelzung in einzelnen Teilbereichen könnte man dabei frühestens in ein oder zwei Jahren verhandeln, wenn alle beteiligten Unternehmen ihre Angelegenheiten in Ordnung gebracht haben, teilte Stark gegenüber der 'FTD' weiter mit.
Fazit
Ein Konzern im Umbau und es ist noch nicht genau zu sagen, wie das Endergebnis genau aussehen wird. Einerseits gibt es eine ungewisse Ergebnis-Entwicklung im Bereich Großanlagenbau. Und durch den Verkauf der Chemie-Tochter Dynamit Nobel wird dem Konzern zudem ein kontinuierlicher Cash flow-Bringer fehlen. Andererseits scheint es, als würden die im Strategie-Papier von Herbst letzten Jahres gesteckten Ziele gut erreicht (siehe
http://www.mg-technologies.com/de/ir...strategie.html ). Der Verkaufserlös der Chemie-Sparte lag jedenfalls über den Erwartungen des Marktes.
Sieht der Konzern im Geschäftsjahr 2005 aus wie erwartet, dann schafft das Unternehmen bei 5 Mrd. Euro Umsatz einen Gewinn vor Steuern (EBT) von 250 Mio. Euro. Dies bedeutet bei derzeit 194,4 Mio. ausstehenden Aktien immerhin rund 1,29 Euro Profit pro Aktie. Durch die Beteiligungsverkäufe hätte aus der Netto-Verschuldung von mehr als einer Milliarde Euro eine Netto-Cash-Position von rund 1,3 Mrd. Euro (6,69 Euro/Aktie) werden sollen. Dies kann nach den guten Verkäufen - abhängig von Zukäufen - allerdings auch durchaus etwas mehr sein. Somit erscheint uns die Aktie bei Kursen unter 11 Euro kaufenswert. Wir sehen ein kurzfristiges Trading-Kursziel von 12,50 Euro und können uns mittelfristig - bei erfolgreicher Umsetzung der Neuausrichtung - Kurse über 15 Euro vorstellen