10.06.2004 17:10 (Quelle: boerse.ARD.de)
Greenspan schwächt den Euro
Binnen drei Tagen hat der Euro gegenüber dem US-Dollar fast drei Cents an Wert verloren. Spätfolgen der Äußerungen von US-Notenbank-Chef Alan Greenspan, der bereit ist, heftig an der Zinsschraube zu drehen.
Mangelnde Entschlossenheit kann man Alan Greenspan nicht vorwerfen. Das aktuelle Niedrig-Leitzinsniveau von 1,0 Prozent ist Greenspans Antwort auf die Konjunkturmisere der vergangenen Jahre gewesen. Nun scheint es, als gehe er auch bei der Bekämpfung der Inflation forschen Schrittes voran. Man halte sich "alle Optionen offen", sollte die Inflation in den USA überraschend schnell steigen, hatte Greenspan bereits am Dienstag im Rahmen einer internationalen Konferenz in London gesagt. Die US-Notenbank Federal Reserve sei darauf vorbereitet, "alles Notwendige" zu tun, sollte der Preisauftrieb aus dem Ruder laufen.
Ölpreis treibt Inflationsängste
Die jüngste Entwicklung der Import- und Exportpreise in den USA gibt solchen Spekulationen weiter Nahrung. Die Einfuhrpreise stiegen im Mai um 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat, deutlich stärker als erwartet. Verantwortlich dafür ist vor allem der hohe Ölpreis.
Für Marktbeobachter gilt es als ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank schneller und deutlicher das Leitzinsniveau erhöhen wird, als es die EZB im Euro-Raum tun dürfte. In Europa mehren sich sogar die Stimmen, die eine weitere Absenkung des Leitzinses fordern, um die Euro-Konjunktur weiter anzukurbeln.
Neben einigen Politikern aus Frankreich und Italien hat sich auch Nobert Walter, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, für einen solchen Zinsschritt ausgesprochen. Die EZB solle mit einer Leitzins-Senkung um 50 Basispunkte von derzeit 2,0 Prozent zu einer "Stabilisierung des wirtschaftlichen Aufschwungs" beitragen, so Walter in einem Interview mit der "Berliner Zeitung".
Renditekluft schwindet
Mögliche Leitzinssenkungen in Europa, eine Anhebung des Zinses in den USA. Die Renditekluft zwischen Dollar und Euro droht zu schwinden. Für Devisenhändler ist die Konsequenz daraus in den vergangenen Tagen eindeutig gewesen: Sie investierten wieder stärker in die US-Währung und setzten dem neuen Aufstieg des Euro ein jähes Ende. Nach rund 1,23 Dollar je Euro noch zu Wochenbeginn kostete der Euro am Donnerstag zwischenzeitlich nur wenig mehr als 1,20 Dollar.
Und dennoch rechnen viele Experten nur mit einer vorüber gehenden Schwächung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar . Von Reuters befragte Analysten sehen den Euro-Dollar-Kurs in den kommenden Monaten um 1,22 Dollar je Euro schwanken. Und in einem Jahr sehen sie den Euro sogar wieder stärker werden. Bei 1,25 Dollar sehen die Devisen-Strategen den Euro. Offenbar hat das chronische Haushalts- und Bilanzdefizit der USA eine langfristig stärkere Wirkung auf die Währungsgleichgewichte als die Entwicklung der Leitzinsen in den kommenden Monaten.
Das ist auch meine Überlegung....
__________________
Grüsse Switch
„Es ist oft produktiver, einen Tag lang über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat für Geld zu arbeiten.“ (Heinz Brestel, dt. Finanzpublizist)
|