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Alt 08-06-2004, 20:01   #597
Börsengeflüster
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@Karl, aber auch alle Anderen!

Hallo,
ich möchte noch mal ein wenig mehr ins Detail gehen und die augenblickliche Situation beim €/$ besser durchleuchten.

Wie ich schon in meinem vorherigen Schreiben andeutete, ist die Situation beim €uro/US-Dollar im Augenblick recht schwer zu deuten und es können jetzt verschiedene Zenarien eintreten.
Nehmen wir doch ganz einfach einmal das, was wir wissen und nicht das, was wir für die Zukunft vermuten.

Punkt 1:
Wir können an dem €urochart sehr schön die letzte Bodenbildung vor einigen Jahren erkennen und den Ausbruch in einen neuen Bullmarket für den €uro im Juni 2002. Dieser Bullmarket ist ein klassischer und man kann nicht viel an ihm herumdeuteln! Er ist nach wie vor intakt.

Punkt 2:
Die Länge dieses Bullmarkets ist allerdings nun schon über 2 Jahre alt und dieser Trend würde bei einem weiteren Anstieg in neue Höhen des €uros, dann sicher auf über 3 Jahre sich addieren (man muß ja hier dann erneut über Monate eine Decke bilden, ob nun M-Formation, oder Schulter-Kopf-Schulter, sowie ähnliche Trendwendecharts). Einen derart langen Trend bei einer Währung ist aber eher selten und recht unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich.

Punkt 3:
Um nun zur Phasenberechnung zu kommen, die typisch sind und so gut wie immer vorhanden sind. Man kann sie nur des öfteren sehr schlecht deuten. Ich versuche es mal..

Wie wir ja heute sehr schön erkennen können begann dieser neue Trend mit seiner ersten Trendphase im April 2002. Der €uro erholte sich ein Stück, weil er eben viel zu tief gefallen war und er deutlich unterbewertet war. Diese erste Phase (Erholungsphase)endete mitte Juli 2002 in einem kleinen Gipfel, korriegierte leicht und setzte seinen Trend nun ein Weilchen seitwärts fort. Im Dezember 2002 brach er dann nach oben aus, es begann die 2. Trendphase, oder auch Begleitphase genannt. Hier ist ein Wert normalerweise richtig und gerecht eingestuft und ist weder unter noch überbewertet. Er gleitet mit dem aktuellen Geschehen seitwärts, oder aber auch erneut leicht rückwärts, oder eben wie in diesem Fall weiter aufwärts. Diese 2. Phase endete meiner Ansicht nach im Juni 2003 in einem kleinen Doppeltopp! Eine Trendumkehr war hier sehr unwahrscheinlich, da die 2 Gipfel zu nahe beieinander lagen, sie sollten schon mindestens 2 bis 3 Monate auseinander liegen, das ist ganz wichtig von der Charttechnik her! Nun hatten wir eine kräftigere Korrektur, die im Bullmarket auch 2 oder 3 mal (sogar auch noch öfter)vorkommen kann. Diese Korrektur endete anfang September 2003 und der €uro machte sich erneut auf den Weg in neue Höhen. Unter nun grossem Getöse erkletterte er den neuen Gipfel im Januar 2004. Es konnte hier jeder in den Tageszeitungen lesen (auch als Hauptüberschrift) wie fest nun unser €uro ist und wie schlecht doch die Amerikanische Währung zur Zeit dasteht! Man konnte eine deutliche Übertreibung feststellen und ich spekulierte ein wenig auf einen fallenden €uro (diese "kleine" Spekulation brachte mir einen Gewinn von 194%), wir hatten meiner Ansicht nach den ersten Gipfel von diesem mittelfristigen Trend gesehen. Nun kam die kräftige Korrektur bis ca. 1,18 und eine typische kleine W-Bildung im Tal zwischen 2 Gipfeln (das habe ich des öfteren schon in Trendumkehrphasen beobachten können, allerdings haben wir ja bis heute diesen 2. Gipfel noch nicht gesehen).
Nun sind wir wieder auf dem Weg in Richtung alten Hochs und befinden uns bei ca. 1,23. Sollten wir also (vieles spricht dafür) uns in einer Trendumkehrformation befinden, so kann dies natürlich noch ein Weilchen dauern, kann zu einem Doppeltopp führen, zu einer Schulter-Kopf-Schulterformation usw. Eine Spekulation in dieser Phase ist extrem schwierig und ich persönlich würde hier lieber als Zuschauer fungieren.
Zitat:
Auch der leidenschaftlichste Börsenspekulant darf einmal Pause machen und eine Zeitlang zuschauen (André Kostolany)
Punkt 4:
Wie wird es in der Zukunft mit Amerika und Europa weitergehen? Die Amerikanische Wirtschaft ist sehr robust und stark (stärker als Europa!) und deshalb werden hier wohl auch die Zinsen zuerst und höher steigen als im Euroland. Welcher Währung käme das wohl letztendlich zugute?!
Im Herbst gibt es evtl. einen neuen Präsidenten, der sicher neuen Schwung Amerika bringen könnte (oder aber es bleibt der alte). Der Irakkrieg wird irgendwann der Vergangenheit angehören und die imensen Kosten die solch ein Krieg verschlingt werden nicht mehr aktuell sein. Man kann wieder zur Tagesordnung übergehen und schauen das man das Staatsdefizit in den Griff bekommt (das schaffen die Amerikaner meiner Ansicht nach locker, sonst wäre es nicht Amerika!)

Dies sind nur 4 Punkte die man in eine Spekulation gegen oder für den €uro einbeziehen sollte (es gibt natürlich noch etliche, aber diese sind nicht ganz so bedeutend und würde den Rahmen hier sprengen).
Es ist immer ganz wichtig sich Gedanken zu machen (richtige oder falsche, aber hauptsache Gedanken!), sie könnten einen hinterher reichlich belohnen. Zuerst seine Hausaufgaben machen, nicht auf die Masse hören (die liegt meistens falsch) gute Musik und ein guter Tropfen Wein kann auch sehr hilfreich sein
Ich wünsche euch allen einen schönen Feiertag noch diese Woche
und ganz viel Glück und Anlageerfolg!!!!

Euer Dieter (Börsengeflüster)
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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