Öl bleibt teuer !
Amsterdam/New York (dpa) - Öl und damit Benzin bleiben trotz eines Signals für eine höhere Ölförderquote teuer.
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) nahm einen Vorschlag Saudi Arabiens, die Menge um mehr als zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich zu erhöhen bei einem Treffen in Amsterdam zwar zur Kenntnis, will darüber aber erst am 3. Juni in Beirut entscheiden.
Dies teilte der Vorsitzende der Organisation, Purnomo Yusgiantoro (Indonesien), nach einem informellen Treffen der elf Ölminister am Rande einer Konferenz des Internationalen Energie-Forums mit.
Die Sorge um die hohen Ölpreise für die Weltwirtschaft war am Sonntag in New York auch Thema des Vorbereitungstreffens der Finanzminister der sieben großen Industrienationen für das G8- Gipfeltreffen - einschließlich Russlands - vom 8. bis 10. Juni auf Sea Islands (US-Bundesstaat Georgia).
Die Ankündigung der Saudis verbilligte Rohöl in New York immerhin um 2,1 Prozent auf 39,93 Dollar je Barrel für die Juli-Auslieferung. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent war am Freitag in London um fast einen auf 37,05 Dollar gefallen. Die OPEC strebt ein Preisband zwischen 22 (18,4 Euro) und 28 (23,4) Dollar je Barrel an. Derzeit werden 23,5 Millionen Barrel Rohöl pro Tag gefördert. Saudi Arabien hatte vor einigen Tagen zunächst nur eine Quotenerhöhung um 1,5 Millionen Barrel vorgeschlagen.
Der weltgrößte Ölexporteur hat nach Angaben der US- Wirtschaftsagentur «Bloomberg» im vergangenen Monat 8,35 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert. Der Botschafter des Landes in den USA, Prinz Bandar bin Sultan, unterstrich in Washington: «Saudi Arabien wird die OPEC ermutigen, die Produktionsobergrenze um mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen. Wir haben nach Überprüfung ... von Angebot und Nachfrage festgestellt, dass diese Aufstockung notwendig ist, um die Marktstabilität und das Wachstum der Weltwirtschaft zu erhalten.» Und er fügte hinzu: «Saudi Arabien hat seinen eigenen Kunden bereits zu verstehen gegeben, dass es von Juni 2004 an rund neun Millionen Barrel pro Tag produzieren wird.»
Nach dem Energie-Forum in Amsterdam, an dem Minister der G7 teilnahmen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) nach Angaben eines Sprechers, die Konferenz habe gezeigt, dass wesentliche Gründe für die Entwicklung des Ölpreises in der Krise im Irak und der verstärkten Nachfrage in China und Indien lägen. Er äußerte die Hoffnung, dass die Produktion erhöht und damit der Preistrend durchbrochen werde.
Die Gefahren des hohen Ölpreises für die Weltwirtschaft überlagerten die Gespräche der G-7-Finanzminister. Das Thema werde alle anderen Fragen - wie beispielsweise nach den hochverschuldeten südamerikanischen Staaten - an den Rand drängen, meinten Finanzexperten in Washington. Mit Ergebnissen wurde erst am späten Sonntagabend gerechnet. Die Bundesrepublik wird von Staatssekretär Caio Koch-Weser vertreten, da Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) an der Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten teilnahm.
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagte einen weiteren kräftigen Anstieg der Öl- und Benzinpreise voraus. Der Rohstoff- und Umweltexperte des Instituts, Gernot Klepper, sagte der «Berliner Zeitung» (Samstag), langfristig sei ein Anstieg der Preise auf mehr als 50 Dollar pro Fass OPEC-Öl durchaus realistisch.
Nach Ansicht des britischen Geologen Colin Campbell könnte Öl schon in naher Zukunft immer knapper werden. «Es sieht so aus, als wenn wir im nächsten Jahr den Höhepunkt der Weltproduktion überschreiten werden», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Das heiße, dass bereits die Hälfte aller Reserven erschöpft seien. Campbell gilt laut Zeitung als einer der wichtigsten Fachmänner auf diesem Gebiet.
© dpa - Meldung vom 23.05.2004 13:50 Uhr
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