Sentix Marktradar: Erholung ja, Entwarnung nein
12.06.2012, 09:39 Uhr
Grüne Vorzeichen an der Frankfurter Börse. Der Dax setzt zur Erholung an, mehr aber auch nicht. Für eine Entwarnung ist es noch zu früh, das zeigt der Sentix Marktradar. Der nächste Kursrutsch droht.
DüsseldorfEntspannt sich die Lage an der Börse? Nachdem nun auch Spanien unter den Rettungsschirm schlüpft, hat das deutsche Standardwerte-Barometer Dax Boden gut gemacht. Schon die ersten Gerüchte aus Madrid reichten und die Aktien kletterten. Für Manfred Hübner ist das keine Überraschung. „Die Zeit für eine technische Korrektur war reif, das haben unsere Daten in den vergangenen Wochen bereits gezeigt“, sagt der Experte von Sentix. Das Analysehaus befragt wöchentlich 3.500 Investoren und liefert so einen Einblick in die Psychologie der Börsianer.
Entwarnung kann Hübner allerdings noch nicht geben: „Unsere Daten zeigen ganz klar, dass wir derzeit nur eine kurzfristige Gegenbewegung erleben.“ Er rechnet zwar damit, dass der Dax noch bis auf 6.400 Punkte steigen wird, dann dürfte aber erst mal Schluss sein mit der guten Stimmung an der Börse. „Bedenklich bleibt der Trend in den mittelfristigen Erwartungen – in Verbindung mit den eingetrübten Konjunkturerwartungen bleibt da wenig Raum für Optimismus“, so Hübner. Deshalb sehen der Sentix-Experte und Team nach der Analyse der wöchentlichen Umfrage auch „nur“ eine technische Korrektur.
Das liest Hübner vor allem aus der mittelfristigen Stimmung – in der Fachsprache mittelfristiges Sentiment genannt – der Anleger ab. Sie läuft dem Markt in der Regel einige Wochen voraus und hat somit Prognosecharakter. Nicht nur bei deutschen Aktien sind die Investoren skeptisch, auch für die europäische Gemeinschaftswährung sehen sie schwarz. In der jüngsten Umfrage ist das mittelfristige Sentiment für den Euro sogar gefallen, liegt fast wieder auf Jahrestief. Und das obwohl der Ruf Spaniens nach dem Rettungsschirm in der vergangenen Woche bereits abzusehen war. „Die Anleger haben das nicht goutiert“, so Hübner. „Im Gegenteil, sie sind sogar noch pessimistischer geworden.“
Scheinbar wurden die absehbaren Hilfen für Spanien nicht als echte Rettung gewertet. Den Aktienmarkt mögen sie kurzfristig beflügelt haben, so der Experte, „das Vertrauen in den Euro untergraben sie weiter.“ Der Euro bleibt also angeschlagen. Aktuell laufe ähnlich wie an den Aktienmärkten eine technische Erholung, die aber unterhalb der 1,30 auslaufen dürfte. „Wir gehen unverändert von einem Test der 1,20 in den kommenden Wochen aus“, sagt der Sentix-Experte.
Zu dieser Stimmungslage passt auch, dass Gold in der Gunst der Befragten steigt. „Endlich, mag man als Gold-Bulle und als Kritiker der derzeitigen Euro-Rettungsorgien ausrufen“, kommentiert Hübner. „Die mittelfristigen Erwartungswerte für das gelbe Edelmetall ziehen an.“ Das sei eine wichtige Voraussetzung für wieder steigende Notierungen ist damit gegeben. „Gold ist als sicherer Hafen zurück auf der Agenda der Anleger“, so Hübner.
Die jüngste Umfrage lasse nur eine Interpretation zu: Solange die Politik keine klaren Signale sende und keinen endgültigen Fahrplan für Lösung der Euro-Krise biete, bleibe die Lage an den Märkten angespannt. „Die Märkte werden weiter Stress machen“, resümiert Hübner.
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viele grüsse
cade
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