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Alt 19-10-2011, 11:43   #32
Benjamin
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Spekulationen über Aufstockung
Zwei Billionen Euro für den Rettungsschirm?


Wenige Tage vor dem EU-Gipfel zur Schuldenkrise haben sich Deutschland und Frankreich laut einem Zeitungsbericht darauf geeinigt, die Schlagkraft des Euro-Rettungsschirms EFSF deutlich zu erhöhen.

Hebelwirkung ("leverage"):
Weitere Geldgeber - etwa Staatsfonds aus Asien oder Arabien - sollen für den EFSF gewonnen werden. Das könnte so aussehen: Der Fonds kauft nicht selbst Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten, sondern lässt sie kaufen - von der EZB, von neu zu gründenden Zweckgesellschaften oder von institutionellen Anlegern. Mit seinem Garantiestock (derzeit umfasst der Rettungsschirm 440 Milliarden Euro) sichert er die Anleihen gegen das Ausfallrisiko ab. Wenn am Markt etwa das Ausfallrisiko für italienische Schuldscheine mit 20 Prozent bewertet würde, dann könnten mit 100 Milliarden Euro Absicherung durch den EFSF Anleihen im Wert von 500 Milliarden Euro gekauft werden - also 5-fach mehr.
Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/efsf136.html

Die Frage ist, ob dann bei einem Ausfall (Staatsbankrott bzw. Schuldenabschreibung größer als 20%) tatsächlich "nur" jene 20% aus Steuermitteln erstattet werden müssen oder doch alles, also die vollen 100% - also die rund 2000 Mrd. € ???

Schäuble hatte zugesagt, dass eine weitere Aufstockung KEINESFALLS in Frage kommt. Das gilt dann ggf. NICHT mehr:

Wenn z.B. nur 20% gedeckt / versichert sind, dann ist der Risikobewertung der von der Gemeinschaft insgesamt ausgegebenen Anleihen ja jenes Verhältnis 80:20 zu berücksichtigen:
Jene 80% können mit beträchtlichem Risiko baden gehen. Damit stünde für diesen Anteil ein hoher Zinsaufschlag an.
Jene 20% gesicherten Anleihen wären nur gering zu verzinsen.

Die Zinsen für das Gesamtprodukt dieser Anleihen (80+20) würden also trotzdem sehr hoch sein (und mit abnehmender Wirtschaftkraft der Notstaaten sogar steigen), die Ratings entsprechend runtergehen, der Eigenkapitalbedarf der Banken (oder wer das dann am Ende kauft) entsprechend steigen.

Wer zahlt die Zinsen? Ich vermute, diese Zinsen wären NEU und ZUSÄTZLICH vom Steuerzahler zu bezahlen (zusätzlich zu dem Grundstock 440 Milliarden Euro), da dieses Geld für die Zinsen ja nicht aus dem Grundstock entnommen werden darf, der ja zur Absicherung dient.

Im worst case käme also auf die Steuerzahler zu: jene 440 Milliarden Euro (=Garantieleistungen für die Investoren) + die in der Zwischenzeit gezahlten Zinsen für das eingezahlte Geld der Investoren.

Die immer grenzenlosere Verzweiflung der Politiker äußert sich in der Erhöhung der Rettungsschirme, was allerdings beim Bürger (der von der Materie eigentlich null Plan hat) den Eindruck der Hilflosigkeit hinterlässt.
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (19-10-2011 um 12:15 Uhr)
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