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Alt 10-05-2004, 08:39   #8
Starlight
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Folter-Skandal im Irak weitet sich aus: Immer grausamere Details werden bekannt!

Prügel und Vergewaltigungen: Ex-Häftlinge packen aus

Der Skandal um die Misshandlung irakischer Gefangener weitet sich immer mehr aus. Offenbar waren die Foltermethoden der amerikanischen und britischen Soldaten noch viel grausamer als bisher bekannt. Mehrere ehemalige Häftlinge, die zum Teil auch auf den Folter-Fotos zu sehen sind, berichteten nun gegenüber Medien von den traumatischen Erlebnissen. Unterdessen gerät auch die britische Regierung unter Druck. Premierminister Tony Blair entschuldigte sich am Sonntagabend im französischen Fernsehsender France 3 für die "inakzeptablen" Misshandlungen durch britische Soldaten.

Ehemalige irakische Insassen des Gefängnisses in Abu Ghraib bei Bagdad haben in einer US-Zeitschrift von ihren Misshandlungen durch US-Soldaten berichtet. Wie das Magazin "Time" am Sonntag berichtete, erkannte sich einer von ihnen, Haider Sabbar Abed el Abbadi, auf einem bekannten Foto wieder: Er sei der nackte Häftling mit einem Sack über dem Kopf, auf dessen Genitalien eine US-Soldatin mit dem Finger zeigt. Er sei auch auf dem Foto abgebildet, das aufeinandergestapelte nackte Gefangene zeigt.

Neun Monate Haft, kein einziges Verhör
Ein anderes Foto zeige ihn zusammen mit einem nackten Mithäftling, der vor ihm niederknie, berichtete der Ex-Gefangene weiter. Jemand habe seinen Penis in den Mund genommen. Als die Soldaten ihm den Sack vom Kopf nahmen, habe er seinen Freund erkannt. Währenddessen seien Fotos gemacht worden. Er sei insgesamt neun Monate in Haft gewesen, sei aber in der Zeit kein einziges Mal verhört worden. Auch sei keine Anklage gegen ihn erhoben worden.

Der 54-jährige Nabil Shakar Abdul Razak el Taiee sagte dem "Time"-Magazin, er habe US-Soldaten noch im März dabei beobachtet, wie sie Gefangene schlugen. Einer der Gefangenen sei psychisch labil gewesen. Dieser sei tagelang in einem Frachtcontainer festgehalten worden.

Vergewaltigungen und Prügel
Ein weiterer Ex-Gefangener, Mohammed Unis Hassan, sagte, er sei wegen der Plünderung einer Bank im Juli für sieben Monate inhaftiert worden. Er habe regelmäßig Wächter gesehen, die auf dem Fußboden des Gefängnisflures mit weiblichen Gefangenen Sex hatten. Er selbst sei geschlagen worden, weil er Zigaretten versteckt habe. Einmal sei er gegen die Gitter seiner Zelle gestoßen und so heftig aufs Auge geprügelt worden, dass er drei Monate lang nur verschwommen habe sehen können. Der ehemalige Häfling Walid Sabih el Delami berichtete dem "Time"-Magazin, er sei drei Mal mit gefesselten Beinen und Armen an einem Haken aufgehängt worden.

Neues Foto: Hunde halten Nackten in Schach
Unterdessen kamen weitere Details an die Öffentlichkeit: Das US-Magazin "New Yorker" veröffentlichte ein bisher unbekanntes Foto eines nackten und verängstigten irakischen Gefangenen, der von zwei Schäferhunden in Schach gehalten wird. Die US-Zeitschrift "Time" zitierte mehrere irakische Ex-Gefangene, die von Misshandlungen im Gefängnis Abu Ghraib berichten. Einer von ihnen erkannte sich auf mehreren Missbrauchsfotos wieder.

Der US-Soldat Jeremy Sivits soll wegen Gefangenenmisshandlung am 19. Mai öffentlich vor ein Kriegsgericht in Bagdad gestellt werden. Ihm drohe die unehrenhafte Entlassung aus der Armee, sagte US-Armeesprecher Mark Kimmitt am Sonntag.

Ex-Offizier spricht von systematischen Misshandlungen
Ein ehemaliger Offizier der britischen Armee-Spezialeinheit Special Boat Squadron (SBS) hatte die bekannt gewordenen Misshandlungen am Wochenende als systematisch bezeichnet. Die von britischen und US-Soldaten angewandten Techniken entsprächen weitgehend einer Vorgehensweise, die bei der SBS und der Schwestereinheit SAS gelehrt werde, sagte er dem "Guardian". Zu den Methoden gehörten sexuelle Misshandlungen, systematischer Schlafentzug, der Verlust des Zeitgefühls, der Entzug von Wärme, Essen und Getränken sowie die persönliche Entwürdigung.

Blair entschuldigt sich
"Wir entschuldigen uns zutiefst bei allen, die von unseren Soldaten misshandelt worden sind", sagte Blair. Die Misshandlungen seien "vollkommen inakzeptabel". Die Verantwortlichen würden gemäß der Disziplinarvorschriften der Armee bestraft. Das Fehlverhalten entspreche nicht dem Verhalten der Mehrheit der britischen Soldaten, fügte Blair hinzu.

Seit wann das britische Verteidigungsministerium zu den Vorwürfen ermittelt, sagte die Sprecherin nicht. Ein ai-Vertreter sagte hingegen am Sonntag: "Wir hatten seit einem Jahr eine Reihe von Treffen und Briefwechseln mit der britischen Regierung".

Wusste US-Administration seit Jänner von den Misshandlungen?
Nach einem Bericht des Fernseh-Magazins "Spiegel TV" waren US-Außenminister Colin Powell, Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz seit Jänner über die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib informiert. Sie seien von dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jakob Kellenberger, bei einem Treffen in Washington persönlich auf die Missstände hingewiesen worden, sagte IKRK-Sprecherin Nada Dumani.

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