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Alt 22-04-2004, 11:16   #345
Starlight
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Euro/Dollar

„Irgendwann werden die Zinsen wieder steigen“, sagte US-Notenbankchef Alan Greenspan in seiner Rede vor dem US-Haushaltsausschuss am Mittwoch. Toll! Dass dem so ist, wissen angesichts historisch niedriger Leitzinsen wohl fast alle Marktteilnehmer. Wann der Zinsschritt kommt und wie hoch dieser ausfällt, das sind die bohrenden Fragen. Eine Beruhigungspille hatte der Fed-Präsident allerdings für die nervösen Märkte im Gepäck: „Trotz der anziehenden Konjunktur baut sich noch kein Inflationsdruck auf“, betonte Greenspan. Nicht zuletzt wegen der robusten Produktivität und niedrigen Kapazitätsauslastung dürften Preissteigerungen für gewisse Zeit unter Kontrolle bleiben, hieß es.

Unserer Einschätzung zufolge sollte die große Zinsfrage erst nach Bekanntgabe der nächsten Arbeitsmarktberichte beantwortet werden. Je robuster der Arbeitsmarkt im April und Mai, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung im Juni oder Juli. Klar ist, dass eine Erhöhung um 25 bis 50 Basispunkte bis Ende des Jahres in den USA kommen wird. EUR/USD zeigte sich dem entsprechend auch nur kurzfristig erholt. Nach einem Zwischenspurt auf 1,1916 markierte das Währungspaar im asiatischen Handel bei 1,1779 ein neues Fünf-Monats-Tief, notiert jedoch mittlerweile wieder über der Marke von 1,184.



Die Erleichterung der Marktteilnehmer im Anschluss an Greenspans Rede spiegelte sich auch im Kursverlauf wider. Nachdem EUR/USD bereits zuvor bei 1,1820 ein wenig Halt gefunden hatte, brach das Währungspaar am Mittwochnachmittag seitlich aus seinem dreitägigen Abwärtstrend aus. Zu Wünschen übrig ließ jedoch die Stärke der Erholung - schon bei 1,1914 war Schluss. Aufgrund fehlender Anschlusskäufe wendete sich das Blatt in Asien wieder zu Gunsten des USD. Die Folge: Ein neues Jahrestief bei 1,1779, nur knapp oberhalb der wichtigen Unterstützung bei 1,1750. Inzwischen erholte sich der Kurs zwar ein wenig, doch scheint derzeit das Potenzial von EUR/USD im Bereich von 1,1845-65 begrenzt. Hier fallen das 50%-Fibonacci-Korrektur-Level der Aufwärtsbewegung von Anfang September bis zum Allzeithoch am 18. Februar und ein größerer Widerstand zusammen.



Ruhig ist es am Donnerstag in Euroland an der Wirtschaftsfront. Einzig die Auftragseingänge in der europäischen Industrie, die um 11:00 Uhr CET gemeldet werden, könnte für ein wenig Bewegung bei EUR/USD sorgen. Deutlich spannender wird es am Nachmittag, wenn das US-Arbeitsministerium um 14:30 Uhr CET die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die Woche zum 17. April bekannt gibt. Zeitgleich werden die US-Erzeugerpreise für den März veröffentlicht. Volkswirte rechnen mit einem Anstieg von 0,5% nach 0,1% im Vormonat. Liegt die Teuerung über den Erwartungen, könnte dies Inflationssorgen und damit den Zinsspekulationen zusätzliche Nahrung geben. Um 18:15 Uhr CET steht eine Rede des US-Finanzministers John Snow auf der Agenda.



Fazit

Obwohl EUR/USD in den letzten Tagen bereits massiv verloren hat, bleibt der Druck auf das Währungspaar vorerst erhalten. Die am Nachmittag anstehenden Konjunkturdaten könnten einen weiteren Hinweis auf eine eher frühere als spätere Zinserhöhung in Corporate Amerika bringen. Auch charttechnisch spricht aktuell einiges für den USD. Ein Test des Jahrestiefs bei 1,1779 und der wichtigen Unterstützung im Bereich von 1,1750 ist in den nächsten Tagen daher wahrscheinlich. Wie schon am Mittwoch erwähnt, halten wir im Falle eines kurzfristigen Ausverkaufs auch Kurse um die 1,1690 für erreichbar. Nach oben sieht sich EUR/USD einer Widerstandzone bei 1,1845-65 gegenüber. Bei 1,1916 lauert bereits die nächste Hürde und bei 1,1932 verläuft die 200-Tage-Linie. Anleger sollten dennoch nicht verzweifeln: Zumindest eine technische Gegenbewegung des EUR kommt: Nur wann, lässt sich derzeit ebenso wie eine Zinserhöhung in den USA nicht genau abschätzen.

Wall Street Correspondents Inc





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