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Alt 14-04-2004, 19:11   #319
Benjamin
TBB Family
 
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Zitat:
1.11 sind natürlich möglich was mich etwas stört, es scheinen die gleichen analysten zu sein, die noch vor 1 monat den euro bei 1.45 sahen.
Hallo simplify,
das kann ich gut nachvollziehen, insbesondere bei Godmode, aber diese Praxis haben sie alle drauf. Daher ist es so wichtig, sich aus all dem, was man da so vernimmt, eine eigene Meinung zu machen. Meine ist leider im Moment nicht eindeutig, so etwa 60% Euro-Long, 40% Euro-Short. Das gleiche Verhältnis gilt übrigens für Gold.

Warum? Weil

- Die US-Fed im Zeitfenster "Sommer" den Zinsschritt machen müßte, da sie sonst zu dicht an die US-Wahlen herankommt. Bis dahin darf dann aber keine US-Monatsstatistik mehr daneben gehen, sonst bleibt die Fed mit dem Fuß voll durchgedrückt auf dem Geldhahn. Und eingepreist ist ein tolles Konjunkturbild, da darf nicht viel danebengehen, sonst "kippt" der Markt. Ist das realistisch? Außerdem: Wir sehen ja bereits jetzt, was allein die Furcht vor dem Beginn einer Zinserhöhung auslöst bei den Aktien. So etwas will die Fed bestimmt nicht real vor den US-Wahlen riskieren.

- Die EZB laut Marktmeinung wohl nicht erhöhen wird in 2004.

- US-Anlagewerte derzeit im internationalen Vergleich kaum attraktiv sind, es sei denn, man glaubt wirklich noch an eine nicht abreißende Kette von Übererfüllungen von Analystenerwartungen bei der laufenden Berichtssaison. Realistisch?

- Inflation steigt. Hier stehe ich auf dem Schlauch, weil ich die Marktreaktion nicht verstehe. Gold fällt auf ca. 400, könnte also eine Unterwelle 2 einer mittelfristigen Welle 5 sein (solange die 387,6 nicht unterschritten werden. Die Variante Unterwelle 1 der Welle 5 hat sich bei den heutigen Tiefstkursen heute erledigt. Die Variante "abgeschlossene Welle 5, also mehrjährig abwärts" gefällt mir nicht, weil das für einen Rohstoff ganz untypisch wäre; oder ist Gold eine Währung und kein Rohstoff? Manche Elliott-Leute sehen das letzte Top sogar als eine b-Welle einer bereits länger laufenden Korrektur an, sozusagen ein vollzogenes Doppeltop, nun mehrjährig abwärts). Gold sollte bei Inflation steigen, letzteres ist neben Krieg DIE Hauptmotivation für einen Goldkauf. Heute fiel Gold bei steigender Inflation, offenbar nur wegen der Dollar-Bindung, die als dominierender Einflußfaktor gewertet wird. Nachhaltig?

- Warum sollte eine Währung unter Inflationseinfluß im Wert steigen? Das Gegenteil macht doch Sinn! Da verstehe ich den Markt heute auch nicht, alles schaut nur mit Tunnelblick auf diese ominöse Fed-Entscheidung, die da im Sommer kommen soll.

-Charttechnik: Die 1,1860 hielten - zumindest im 1. Anlauf! Ich kenne kein Elliott-Muster, dass erlaubt, diesen Kurs nachhaltig zu brechen, ohne damit den mehrjährigen Aufwärtstrend zu zerstören. Ein Kurs darunter würde bedeuten, im Laufe von Monaten/Quartalen Kurse im Bereich 1,10 (und US-Aktien deutlich tiefer als heute) zu erwarten, was derzeit sich keiner der sog. Analysten auszusprechen traut. U. a. wohl auch deshalb, weil das die USA vor den Wahlen ganz gewiss nicht wollen. Andererseits ist der "Trend" klar negativ (The Trend is your friend...), u. a. weil das Wachstumsargument klar sticht: In Euroland ist im Vergleich zu Asien, USA und Japan wenig los, die Strukturen ändern sich langsamer als in den USA, aber evtl. etwa gleich langsam wie in Japan.

Fazit:
Risikobereite Leute werden bereits ab ca. 1,1900 im Euro long sein.
Risikoaverse Leute plazieren einen Euro-Short unterhalb der 1,1800 und warten mindestens die Zahlen dieser Woche ab. Entweder, die sind alle toll, dann purzelt die 1,1860 "nachhaltig" (=über ca. 24 Stunden unterhalb, also nicht nur kurz intraday gestreift), die Shorts werden gekauft und wir wissen, was mittelfristig läuft: Abwärts, also Shorts nur noch mit SL sichern.
Oder es bleibt der Eiertanz: Der Markt eiert weiter oberhalb der 1,1860. Dann warten wir auf ca. 1,2200 - 1,2250. Darüber Long-Kauf, mit noch recht engem SL und der verbleibenden Ungewißheit, ob irgend eine Marktmeldung die Kurse doch wieder Richtung 1,18xx schickt. Die Ungewißheit würde wohl erst dann gemindert, wenn die nächste US-Arbeitsmarktmonatsstatistik deutlich unter 150000 liegen sollte; dann würde alle US-Zinsanhebungsphantasie sich in Luft auflösen und der Euro wie eine Rakete nach oben fliegen, so schnell könnte man den €-Long gar nicht kaufen.
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (14-04-2004 um 19:40 Uhr)
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