Sonntag, 7. März 2004
Viel zu wenig Kontrollen
Hygiene in Gefahr
Dramatische Mängel bei der Lebensmittelkontrolle in Deutschland bedrohen nach Warnungen des zuständigen Bundesverbands die Hygiene in Restaurants, Kantinen und Imbissbuden. "Die Lebensmittelkontrolle ist praktisch zusammengebrochen", sagte Hans-Henning Viedt, Vorsitzender des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure der "Bild am Sonntag". "Die Sicherheit der Verbraucher ist nicht mehr gewährleistet." Der Grund sei der Personalmangel bei den Kontrolleuren. "Wir bräuchten mehr als doppelt so viele Kontrolleure, um auch nur annähernd die Vorschriften durchsetzen zu können."
Nach Angaben einer internen Statistik des deutschen Verbraucherschutzministeriums würden bundesweit jährlich 59 Prozent aller Betriebe kontrolliert, berichtete die Zeitung. Jeder fünfte davon verstoße gegen die Vorschriften. 2.500 Inspekteure suchen bundesweit in mehr als einer Million Supermärkten, Speiselokalen und Imbissbuden nach verdorbenen oder vergifteten Lebensmitteln. Seit Jahren Schlusslicht bei den Kontrollen sei das Land Rheinland-Pfalz. Dort nähmen die Lebensmittelwächter nur 30 Prozent der Betriebe unter die Lupe.
"Die Situation ist dramatisch", sagte Matthias Berninger (Grüne), Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, der Zeitung. Die zuständigen Bundesländer und Landkreise müssten etwa 100 Mio. Euro investieren, um die Lage in den Griff zu bekommen. "Aber einige würden das am liebsten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag hinausschieben."
Die nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) sagte: "Wir müssen dringend investieren, weil wir künftig immer mehr überprüfen müssen, zum Beispiel wegen der Gentechnik." Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Willi Stächele (CDU) sagte der Zeitung dagegen, die bestehenden Kontrollen seien ausreichend.
http://www.n-tv.de/5221888.html