Solidarität
Passend zum Thema Nokia ist sie wieder in aller Munde, die Solidarität.
Wir müssen jetzt alle zusammen halten, weil die Finnen ja das Werk in Bochum abschließen und (gestopft mit neuen Fördergeldern) im Ausland fleissig weitermachen. Zwar auch wieder nur so lange, bis die Fördergelder "abgearbeitet" sind, denn danach kann man ja getrost in den nächsten Fördertopf greifen und sich 'ne neue Schüppe abholen. Vielleicht freut sich dann Spanien auf ein Handywerk, oder Portugal, oder Bulgarien oder sonst ein Land. Sonst ein Land? Hmm, damit sollten die Finnen vorsichtig sein. Sicher haben die nicht nur Profis für Wirtschaft und Elektronik, da wird auch jemand dabei sein, der sich mit den Mentalitäten des Landes auskennt. Wenn Nokia so ein Werk schließt, wissen sie vorher schon über den Aufschrei der Leute Bescheid. Klar wird Nokia erst mal boykottiert, aber was interessiert es den jugendlichen Rapper aus Berlin, der das neueste N98 mit allem Hinundwech und Hassenichgesehn unbedingt sein Eigen nennen will? Nix, ab in den Laden und kaufen. Interessiert es den Taschendieb in der U-Bahn, der grad einem der Mitreisenden ein Hagelneues Nokia N5610 Xpress Music aus der Jacke gezogen hat, dass es ein Nokia ist? Oder denjenigen, der es dann für 200,-- Ocken kaufen kann, statt für 500,-- im Laden? Nicht die Bohne... Die Solidarität wird in Bochum zu spüren sein, die Händler werden mit Sicherheit keine Nokia-Handys mehr an den Mann, die Frau bringen, sozusagen wird Bochum eine Nokiafreie Zone. Aber gut, dass die schöne Weihnachtszeit gerade erst vorbei ist, im Dezember dieses Jahres wird die Handywelt wieder ganz anders aussehen und das eine oder andere Nokia-Handy wird auch in Bochum unterm Tannebaum liegen. Im Ruhrgebiet, gerade im Umkreis von Bochum, gibt es einige Betriebe, die am Band arbeiten. Man braucht sich nichts vorzumachen, Nokia hat nicht nur Koryphäen eingestellt, der größte Teil sind Schrauber am Band, ohne großartige Ausbildung, Zeugnisse oder Berufserfahrung, die man ja auch nicht braucht, um eine Schraube in eine Platine zu drehen - und das so um die 2000 Mal am Tag. Der nächste Betrieb, der auf eine neue Hilfstätigkeit eine Stelle ausschreibt und daraufhin so um die 100 Bewerbungen erhält, wird sicher nicht darauf Rücksicht nehmen, ob derjenige vorher bei Nokia beschäftigt war und jetzt auf der Straße sitzt, wenn er sich für einen neuen Mitarbeiter entscheidet. So weit geht die Solidarität nun auch nicht, meine Damen, meine Herren! Was ist mit Opel? Als das Werk Bochum vor der Schließung stand, ist da jeder sofort zum nächsten Opel-Händler gefahren und hat sich einen neuen Astra, Vectra oder Corsa gekauft? Nicht die Bohne, es gibt doch genügend andere Hersteller, die nette Autos bauen. In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, wie viele der nun bald auf der Straße sitzenden Nokia-Arbeiter sich in den letzten Jahren ein neues Auto gekauft haben und dabei auf Opel zurückgegriffen haben! Aber nee, der neue Yaris von Toyota ist doch auch cool, oder ein Renault, ein Peugeot, ein VW oder Sonstwas. Denn so weit geht die Solidarität nun auch wieder nicht, meine Damen, meine Herren... Fällt auch schon mal unter die Kategorie: Wein saufen und Wasser predigen! In 1-2 Jahren wird niemand mehr über Bochum und Nokia reden, es sei denn, der VFL wird Tabellensieger oder das neue N 999 kommt auf den Markt. In der einen oder anderen Eckkneipe kommt dann höchstens noch mal kurz das Gespräch auf: "Jupp, weiste noch, vor n paar Jahren, als die ausm Norden dat Werk für die Handys hier dicht gemacht ham?" Die Antwort ist dann ein "Jau!" und "Kalle, mach ma noch zwei Bier!", gefolgt von: "Unser Judith stand danach auch auffe Straße... Prost!" Aber die Geschichte wird sich wiederholen, in 6-7 Jahren, wenn Nokia das neue Werk auch wieder abschließt, um sich, gestopft mit neuen Geldern, in einem anderen Land niederzulassen. China ist noch billiger, wenns um das Herstellen von Elektronik geht. Dann wird man in Rumänien auf die Straße gehen und laut klagen, gegen die Schließung demonstrieren, nie wieder ein Nokia-Handy kaufen... |
was Solidarität angeht, können richtig solidarisch nur die einst Betroffene sein.
Es ist schade um die Leute, die jetzt unser Arbeitslosenmarkt bereichern und deren Familien, aber solange die Firma die Bedürfnisse der Kunden mit ihren Produkten trifft, werden die Produkte auch verkauft. Ein anderer Aspekt könnte Qualität der Produkten sein. Ob das Werk in China die gleiche Qualität der Produkten, wie Bochum liefert? Und mit welchen Auswirkungen? |
8 von 10 Unternehmen, die in den Osten abgewandert sind, fanden den Weg wieder nach DEUTSCHLAND aus den unterschiedlichsten Gründen.
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Man sieht ja auch wieviel Schrott heute aus china geliefert wird, grausam :rolleyes: Zur Solidarität: Wenn wir diese Tugend auch noch verlieren und nicht mehr zusammenhalten ( davon ist im Vergleich zu früher eh schon zu viel verloren gegangen) dann geht der letzte Rest des Zusammenhaltes in der Unterschicht verloren und der Weg zur Ausbeutung ist endgültig frei :rolleyes: |
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es gibt den berühmten film "denn sie wissen nicht was sie tun" mit jeams dean.
an den titel fühle ich mich im moment manchmal erinnert, wenn ich sehe, wie führende personen der deutschen gesellschaft sich im moment aufführen. glaubt denn wirklich jemand, dass die führung von nokia davon beeindruckt ist, wenn seehofer o. struck ihre handys wegschmeissen? mich würde interessieren, welche marke sie jetzt nutzen? was glauben gewerkschafter, wie es auf ausländische investoren wirkt, wenn sie heute lautstark verkünden, dass die entlassung der nokia-arbeiter zur teuersten in der ganzen geschichte der bundesrepublik wird? wenn ein investor z.B. aus nebraska/usa eine neue fabrik in europa bauen will und sich von seinen experten die arbeitskosten und wirtschaftssituation in europa erklären lässt, wie wird er wohl entscheiden, wenn eine arbeitsstunde in deutschland rund 28€ kostet, im EU durchschnitt rund 21€ und in rumänien 2,10€? wenn dazu noch in einigen ländern die investoren mit offenen armen entfangen werden und in anderen auf investoren draufgedroschen wird.? |
Europäische Gespräche abgebrochen - Betriebsräte streiten über Nokia
Die Arbeitnehmervertreter sind uneins über Proteste. ... http://www.taz.de/!5187510/ ________________________________ Sag ich doch, mit welchem Recht erwarten die Solidarität von irgendwelchen Bürgern, wenn die sich selbst nicht einig in der Sache sind? Pappnasen... :rolleyes: |
06.02.08 11:46
NRW fordert von Nokia 41 Millionen zurück An den finnischen Handyriesen Nokia ist eine Rückforderung von 41 Mill. Euro Subventionszahlungen des Landes Nordrhein-Westfalen gegangen. Einer Erhebung zufolge sei im Jahr 2002 die Zahl der unbefristeten sozialversicherungspflichtigen Stellen unterschritten worden, die der Konzern zugesagt hatte. Nokia kontert: Die Daten sind seit langem bekannt. Doch beschwert hätte sich bislang niemand. ... http://www.handelsblatt.com/unterneh...k/2919370.html |
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