Wochenvorschau 17. bis 21.Oktober-- Ausblick auf die Börse
DAX-Zukunft: Bärentatzen oder Bullenhörner?
Von Volker Tietz Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Ich rede von der Schwäche an der Wall Street. Entweder bekommen wir eine nette Bärenfalle oder einen kräftigen Rutsch nach unten. Zumindest mahnen die US-Indizes zur Vorsicht. In den vergangenen Monaten hat sich der deutsche Vorzeigeindex erstklassig von der Welt-Leitbörse abgekoppelt. Aber kann man wirklich davon ausgehen, dass dies dauerhaft Bestand hat? Eher nein, denn die wirtschaftliche Verfassung der USA ist zu wichtig, als dass Schwächephasen ignoriert werden können. Momentan laufen die Scheren auseinander, aber sie werden sich auch wieder annähern. Entweder rappeln sich Dow Jones & Co. in naher Zukunft mächtig auf oder der DAX läuft Gefahr, überproportional zu verlieren. Ein Aspekt, der aber Hoffnung machen könnte, ist das nahende Ende der Dienstzeit von Alan Greenspan. Wenn ich der oberste Währungshüter der Fed wäre, würde ich alles versuchen, um mir einen tollen Abgang im Januar 2006 zu bereiten. Da passt es nicht ins Bild, wenn der Dow Jones Ende des Jahres unter 10.000 Punkten dahin dümpelt. Vielleicht schöpfen die Indizes einmal Kraft, um dann kräftig nach oben zu schießen? Die Saisonalität würde dafür sprechen. Zuerst ein holpriger Monatsstart in den Oktober, dann die Rally über den Winter. Mitspielen müssen dann aber die Quartalsergebnisse im dritten Jahresviertel. Apple hat bekanntlich erst einmal für Verunsicherung gesorgt, weil das Unternehmen die hohen Erwartungen nicht ganz erreicht hat. Außerdem trübt die Diskussion um die Inflationsgefahren das Bild. Mittlerweile rechnen viele Analysten damit, dass die US-Notenbank im nächsten Jahr die Leitzinsen kräftig weiter erhöht. Man kann das Ganze aber auch anders herum betrachten: Die schlechten Nachrichten sind damit in den Kursen enthalten und sollte sich die Inflationsgefahr doch nicht als so stark erweisen, besteht Erholungspotenzial. In Deutschland ist die Teuerung im September mit 2,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Mai 2001 gestiegen. Statistiker erläuterten, dass ohne Heizöl und Kraftstoffe nur 1,6 Prozent erreicht worden wären. Die Kernrate liegt folglich entsprechend niedrig und es besteht dadurch Hoffnung, dass die Inflation nicht weiter anzieht - es sei denn, der Preisanstieg für Energie setzt sich unvermindert fort. In dieser Woche debütierte mit Tipp24 wieder ein Unternehmen an der Börse. Und ich muss schon sagen, wenn es so weiter geht, besteht wirklich Gefahr, dass das zarte Pflänzchen Neuemissionskultur wieder platt getrampelt wird. Mussten die Beteiligten die Emissionsspanne von 16,50 bis 20,50 Euro wirklich ausreizen? Die Emission war 15-fach überzeichnet, sicherlich. Aber die Expansionspläne rechtfertigten einen Bewertungsabschlag, ein Ausgabepreis in der Mitte der Spanne hätte es auch getan. So lag der erste Kurs bei 20 Euro - eine deutliche Quittung. Schade für die Kurzsicht, denn es ist doch viel einfacher den Namen Tipp24 zu vermarkten, wenn eine schöne und erfolgreiche Aktienstory dahinter steckt. Nun zu meinem "Lieblingsthema", der Politik. Es ist lustig, dass Frau Merkel jetzt schon für Schwächephasen des Euro als Erklärung herhalten muss. Auf Grund der Richtlinienkompetenz, die neben der SPD auch Herr Stoiber von der CSU (!) in Frage stellt, scheinen Reformen schwerer durchsetzbar. Das belastet den Euro. Na ja, manchmal braucht man halt eine Begründung. Bisher fand ich meine Aussagen zur Politik relativ kritisch und deutlich, aber was ich unlängst in der FTD gelesen habe, ist doch ein starker Tobak. Wolfgang Münchau hat in seinem Standpunkt mit dem Titel "Duo infernale" Stellung bezogen zu dem designierten Wirtschafts- und zum Finanzminister. Sie polarisiert und lohnt zu lesen ( zur Kolumne). Münchau schreibt vehement gegen Herrn Stoiber und Herrn Steinbrück und bezeichnet diese Besetzung als wirtschaftspolitisch "Dick und Doof". Ich verstehe auch nicht, warum ausgerechnet die gescheiterten SPD-Kandidaten bei Landtagswahlen als Bundes-Finanzminister einen neuen Job bekommen. Schade aus meiner Sicht, dass es für diesen Job keine Direktwahl gibt: Friedrich Merz hätte allerbeste Chancen. Die wahrscheinliche Große Koalition wirkt bisher nicht gerade vertrauenserweckend. Beispielsweise werden Ressorts wieder aufgesplittet, damit es zu einer ausgeglichenen Verteilung der Posten (unter Einbeziehung der Kanzlerin und des Bundestagspräsidenten) kommt. Der Wirtschaftsminister stellt sich sein Ministerium so zusammen wie er es gerne hätte und ich bin gespannt, ob es kurzfristig Erfolge gibt. Ansonsten sind die Vorgänger Schuld - man wusste ja nicht, wie desaströs sich die Bestandsaufnahme darstellte. Aber Politiker sind auch nur Menschen... Kurz noch zum Fazit: Bei gut 4900 Punkten verläuft ein mittelfristiger Aufwärtstrendkanal beim DAX, der sich bereits im August und September als Haltezone bewährte. Dieser sollte nicht unterschritten werden, ansonsten könnte es einen "wash-out" bis in den Bereich von 4640 Zählern geben. Da die Indizes aber schon sehr stark überverkauft sind, ist es unwahrscheinlich, dass schnell ein so starker Rückgang droht. Eine Gegenbewegung ist daher wahrscheinlich, aber grundsätzlich ist Vorsicht angesagt. Die Phase der Abkoppelung von den US-Indizes dürfte sich dem Ende nähern und die angeschlagene Wall Street den Weg weisen. Ausblick auf die Woche. Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche: Unternehmen: Montag: 17. Oktober: Citigroup QZ Montag: 17. Oktober: General Motors QZ Montag: 17. Oktober: Philips Electronics QZ Dienstag, 18. Oktober: 3M QZ Dienstag, 18. Oktober: Intel QZ Dienstag, 18. Oktober: Motorola QZ Dienstag, 18. Oktober: Novartis QZ Dienstag, 18. Oktober: Yahoo QZ Mittwoch, 19. Oktober: Abbott Laboratories QZ Mittwoch, 19. Oktober: Akzo Nobel QZ Mittwoch, 19. Oktober: Altria Group QZ Mittwoch, 19. Oktober: Amgen QZ Mittwoch, 19. Oktober: Bank of America QZ Mittwoch, 19. Oktober: Eastman Kodak QZ Mittwoch, 19. Oktober: Honeywell QZ Mittwoch, 19. Oktober: J.P. Morgan Chase QZ Mittwoch, 19. Oktober: eBay QZ Mittwoch, 19. Oktober: EMC QZ Donnerstag, 20. Oktober: Coca-Cola QZ Donnerstag, 20. Oktober: Ford Motor QZ Donnerstag, 20. Oktober: Google QZ Donnerstag, 20. Oktober: Nokia QZ Donnerstag, 20. Oktober: Pfizer QZ Donnerstag, 20. Oktober: SAP QZ Donnerstag, 20. Oktober: WEB.DE QZ Donnerstag, 20. Oktober: Erstnotiz Sunline Freitag, 21. Oktober: AT&T QZ Freitag, 21. Oktober: Caterpillar QZ Freitag, 21. Oktober: comdirect bank QZ Konjunktur: Montag, 17. Oktober (14.30 Uhr): US-Konjunkturbericht der Fed in New York für Oktober Dienstag, 18. Oktober (11 Uhr): ZEW-Konjunkturerwartungen für Oktober Dienstag, 18. Oktober (14.30 Uhr): US-Erzeugerpreisindex für September Mittwoch, 19. Oktober (14.30 Uhr): US-Hausneubauten und -baugenehmigungen Mittwoch, 19. Oktober (16.30 Uhr): Rohöl- und Benzinlagerbestände in den USA Mittwoch, 19. Oktober (20 Uhr): USA: Beige Book der Fed Donnerstag, 20. Oktober (14.30 Uhr): US-Index Frühindikatoren für September Donnerstag, 20. Oktober (14.30 Uhr): Wöchentliche US-Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung Donnerstag, 20. Oktober (18 Uhr): US-Phili-Fed-Index für Oktober Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche! Volker.Tietz@boerse-online.de |
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