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Starlight 23-09-2005 20:24

Unsinnige Spekulationen um Rita

An der Wall Street bestimmt eine Frage den ganzen Freitagshandel: Fegt Rita am Wochenende mit Stärke 3 oder 4 oder 5 über die texanische Golfküste. Alle paar Minuten verfolgt man die Berichte der Meteorologen, die Spielmacher in einer großen Wette geworden sind. Welche Windstärke und -richtung kostet wie viel Geld?

Es ist ein bizarres Spiel, das Stunden vor dem Hurrikan abläuft. Denn während Anleger und Öl-Spekulanten ihre Preise an jeder Windboe neu ausrichten, ist doch klar, dass ein genaues Schadensmaß – in Dollar, Cent und Kursporzenten – vor dem Hurrikan gar nicht zu ermitteln sein kann. Niemand kann einschätzen, wie viele Häuser weggeblasen, wie viele Stromkunden von Netz getrennt, wie viele Straßen beschädigt, Autos demoliert und Arbeitsplätze vernichtet werden. Auch nicht, wie viele Geschäfte wie lange geschlossen bleiben müssen. Auch nicht, wie viele Menschen von Rita getötet, von Bauteilen erschlagen, von Wassermassen ertränkt werden.

Klar ist nur: Rita wird in der Gegend um Houston verheerende Schäden anrichten, und manche Aktie wird das über Wochen hinweg zu spüren bekommen. Im Pfad des Hurrikans liegen die Firmenzentralen von gut einem Dutzend der größten Firmen in Corporate America, dazu sind die Öl-Plattformen und Raffinerien geschlossen, die gut ein Drittel der US-Vorräte verarbeiten.

Ein Überblick, von Südwest nach Nordost: Bei Corpus Christi liegen drei Raffinerien, in denen Valero 340 000 Fass, Flint Hills 288 000 Fass und Citgo 156 000 Fass pro Tag verarbeiten. In Sweeney verarbeitet ConocoPhilips 216 000 Fass pro Tag, und im benachbarten Freeport hat mit Dow Chemical einer der größten Chemiekonzerne der Welt seinen Sitz. Sechs Werke im Umkreis hat man bereits geschlossen, doch kämpft das Unternehmen folglich nicht nur mit Produktionsausfällen. Kaum ein Sektor ist so Öl-intensiv wie die Chemie, und für Dow sind bereits im Vorfeld die Kosten enorm gestiegen.

Ein paar Kilometer weiter, im Houston Ship Channel, liegt die größte Öl-Raffinerie der Welt, in der ExxonMobil täglich 557 000 Fass verarbeitet und damit etwa 4 Prozent des US-Bedarfs. BP betreibt in direkter Nachbarschaft die drittgrößte US-Raffinerie, die mit täglich 460 000 Fass für weitere 3 Prozent des US-Marktes zuständig ist. Zwischen den beiden Werken stehen weitere Raffinerien von Shell Oil (340 000 Fass), Lyondell-Citgo (268 000), zwei Mal Valero (243 000 und 135 000), Astra (100 000) und Marathon Oil (72 000).

Damit nicht genug: Zwischen Beaumont und Port Arthur und Lake Charles im Nachbrastaat Louisianna stehen weitere Raffinerien mit einer Gesamtkapazität von 1,6 Millionen Fass pro Tag, darunter Werke von ChevronTexaco, Total und Motoiva, einem Joint Venture mit saudischen Investoren.

In Houston schließlich finden sich due Hauptquartiere anderer Unternehmen, denn die Region lebt nicht etwa vom Öl allein. Da wäre mit dem Texas Medical Center der weltgrößte private Arbeitgeber, auch die NASA sitz in der texaniscen Küstenstadt. Weitere Konzerne mit Sitz in Houston sind Halliburton, Sysco Corp., Waste Management, Continental Airlines, Cooper Industries Ltd., sowie die Energieriesen El Paso Corp., Centerpoint Energy, Inc. und Dynegy Inc. Nicht zu vergessen: der Frachthafen von Houston, der einer der wichtigsten Punkte im amerikanischen Import und Export ist.

Schwer einzuschätzen sind auch die Schäden außerhalb der Wirtschaft. Houston ist die viertgrößte Stadt der USA mit einer Bevölkerung von über 2 Millionen Menschen. Die meisten sind bereits evakuiert, einen Tag vor Rita änderten die Behörden noch die Fahrtrichtung auf den wichtigsten Autobahnen, die danach achtspurig aus Houston herausführten.

Insofern ist vor Rita wenigstens eine Tatsache klar: So verheerend der Hurrikan auch sein mag, die Gegend ist besser vorbereitet als es New Orleans vor Katrina war. Auch liegt an der texanischen Küste keine Siedlung unter den Meeresspiegel, weshalb jegliche Wassermassen von alleine ablaufen werden. Mit dem zweiten Unwetter binnen weniger Wochen dürfte man also besser zurechtkommen als mit dem ersten Hurrikan – doch damit müssen die Spekulationen enden.

Also noch ein paar Zahlen: Mit Windgeschwindigkeiten von etwa 220 Stundenkilometern ist Rita am Freitagmittag „nur noch“ ein Hurrikan der Klasse 4. Was das heißt, wird Amerika am Samstag und Sonntag sehen, die Wall Street wird am Montag auf erste Schadensmeldungen reagieren.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 26-09-2005 20:30

Rita, George und die Folgen

Das ganze Wochenende über hatte die Wall Street auf Sturmwache gelegen. Jetzt hat sich Hurrikan Rita verzogen, die letzten Ausläufer werden noch bis Wochenmitte Regen bis nach New York tragen. In den Südstaaten hat derweil das Aufräumen begonnen, erste Firmen ziehen Bilanz aus dem zweiten großen Unwetter der Saison.

Dabei ist der Wall Street zunächst eines wichtig: Rita war nicht so schlimm wie befürchtet. Hatte man zunächst mit einem Hurrikan der Stärke 5 gerechnet, musste man letzten Ende nur noch Stärke 3 messen. Die Winde waren langsamer geworden, das gefährliche Auge des Hurrikans hatte sicht gänzlich aufgelöst. Dass Rita zudem auf ihren letzten Meilen vor der Küste die Richtung änderte, dürfte der amerikanischen Wirtschaft viele Milliarden Dollar gespart haben.

So blieben die Küstenstädte Houston und Galveston weitgehend verschont, in denen viele der größten amerikanischen Unternehmen ihren Sitz haben. Vor allem aber blies Rita nicht mit voller Kraft über die Ölfelder und Raffinerien, mit deren Verlust der Markt in den letzten Tagen fast schon fest gerechnet hatte. Eine erste Schadensbilanz fällt folglich überraschend positiv aus: Bis jetzt sind nur an zwei Raffinerien massive Schäden bekannt: Total verliert dadurch Kapazitäten von 233 000 Fass pro Tag und Valero von 250 000 Fass pro Tag.

Conoco Philips ist noch mit der Schadensaufnahme beschäftigt, Kerr-McGee hält seine Anlagen für intakt, und auch ExxonMobil gibt Entwarnung: Die mit 557 000 Fass pro Tag größte Raffinerie der USA bei Baytown ist funktionsfähig. Damit fällt nicht etwa ein Drittel der amerikanischen Raffinerie-Kapazitäten aus, sondern nur ein kleiner Teil – entsprechend rutscht Öl im Montagshandel unter 64 Dollar.

Dass Rita die Branche noch einmal verschont hat, heißt allerdings nicht, dass man an der aktuellen Situation nichts ändern muss. Im Gegenteil: Klarer als je zuvor ist den Amerikanern geworden, dass der Ölmarkt umgekrempelt werden muss. Der erste Ansatz ist der logischste. Die Unternehmen sollen weitere Raffinerien bauen, um die stetig steigende Nachfrage nach Benzin und Heizöl künftig besser decken zu können.

Neu ist aber, dass selbst das Weiße Haus langsam beginnt, am anderen Ende zu arbeiten – am Verbrauch. Am Montag erklärte Präsident George W. Bush zum zweiten Mal binnen weniger Tage, „dass wir alle Benzin sparen“ müssen. Man solle auf unnötige Trips mit dem Auto verzichten, so der Texaner, über den seine Frau vor nicht allzu langer Zeit noch schwärmte, dass er vor dem Abendessen gerne mit seinem Truck um die Farm fahren würde. Er nenne sich dann einen „Windshield-Cowboy“, so die First Lady.

Der Cowboy muss jetzt der erste sein, der seine Benzinschleuder stehen lässt und seine Männlichkeit anders auslebt. Ob es dazu kommt, und ob Bush langfristig wirklich Fahrgemeinschaften und den öffentlichen Nahverkehr stützen will, ist mehr als fraglich. Denn bereits am Montag konnten Beobachter zwischen den Zeilen hören, dass Bush trotz der verheerenden September-Stürme nicht wirklich die Richtung ändern will.

So legte er seinen Zuhörern zwar das Benzinsparen nahe, klang aber viel überzeugter und ehrlicher, als er eine Minute später den Bau neuer Rafinerien forderte. Man habe bereits einige Auflagen der Umweltbehörde EPA außer Kraft gesetzt, um solche Projekte schneller beschließen zu können. Kurzfristig werde er zudem einen Teil der strategischen Ölvorräte freigeben, um den aktuellen Engpass zu überbrücken.

Doch auch in seiner Politik außerhalb der Öl-Problematik scheint der Präsident keinen Kurswechsel anzustreben. Auf die seit Katrina vorherrschende Meinung angesprochen, dass Amerika Schwarze schlechter behandele als Weiße, brachte Bush nur Allgemeinplätze. Natürlich müsse man das Thema Armut angehen, heißt es jetzt, als gäbe es die unterpriviligierte Schicht erst seit einem Monat. Bushs Problem ist seit dem Hurrikan und dem zeitweisen Untergang von New Orleans, dass die Nation plötzlich weiß, wie schlecht es um weite Teile der Bevölkerung steht.

Dagegen weiß Bush ein Rezept: Mehr denn je gelte es, in Schulen und Erziehung zu investieren, so der Präsident. Das sagt er allerdings schon seit fünf Jahren, doch ist sein ehrgeiziges Projekt zu einer Verbesserung der Schulen bis heute nicht finanziert, weil das Geld in Kriege und Steuersenkungen floss. Auch müsse man mehr Amerikanern ermöglichen, ein eigenes Haus zu besitzen. Die Zahl der Amerikaner sei in seiner Amtszeit schon auf ein Allzeit-Hoch gestiegen. Das ist richtig, doch ist der Anteil, den der durchschnittliche Amerikaner an seinem Haus wirklich besitzt, auf ein Allzeit-Tief gesunken. Die wahren Grundbesitzer sind die Banken, die sich in den nächsten Jahren manche Immobilie zurückholen werden, an denen sich ein Amerikaner unter- oder innerhalb der Mittelklasse übernommen hat.

Bushs wahres Gesicht zeigt sich noch in einer weiteren Ankündigung, mit der er der armen und der schwarzen Bevölkerung Hilfe verspricht. Mehr Geld müsse in die „faith based organisations“ fließen, in Gruppierungen also, die den Glauben stärken. Nach Auslegung der Republikaner waren das bislang vor allem Gruppen, die sich gegen Verhütung und Abtreibung einsetzen, und die Armut unter Minderheiten bisher eher verstärkt als vermindert haben.

So ist die Bilanz nach zwei Hurrikans gemischt: Einerseits ist Amerika zumindest bei Rita besser weggekommen als befürchtet. Andererseits wird das Unwetter kaum Folgen haben. Die Lehren, die man aus einer solchen Warnung ziehen sollte, dürften von der Bush-Regierung nicht umgesetzt werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 27-09-2005 16:54

Wall Street ist reif für eine Trendwende
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1257313.html

Starlight 28-09-2005 20:32

Kaufgelegenheiten bei schief gelaufenen Börsengängen
Von Robert Barker, S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1253218.html

Starlight 29-09-2005 20:21

Kein „Hurricane“ nach dem Hurrikan

Eine der spektakulärsten Luftaufnahmen nach Hurrikan Katrina war ein Blick auf den Freizeitpark Six Flags, dessen haushohe Achterbahnen nur noch um wenige Meter aus der schmutzigen Brühe ragten. Der Park, wenige Meilen vor New Orleans gelegen, ist zerstört – und dieses Schicksal teilt die Tourismusindustrie in der Region.

Vier Wochen nach dem verheerenden Hurrikan und der Flutung von New Orleans gibt es dringendere Probleme als einen zerstörten Freizeitpark. Das Unwetter hat fast tausend Menschenleben gefordert, die meisten davon sind bis heute nicht identifiziert. Hunderttausende haben ihre Häuser verloren, Familien sind über das ganze Land verstreut, ebenso die Mitarbeiter von Firmen, die um ihr finanzielles Überleben kämpfen.

Doch stehen die Sorgen von Six Flags, dem größten Freizeitpark-Betreiber in den USA, stellvertretend für die ganze Tourismus-Industrie. Und die steht in New Orleans vor einem großen Problem, und zwar vermutlich noch für Jahre nachdem das Wasser gewichen ist und die Häuser wieder aufgebaut sind. Denn bis Touristen wieder nach New Orleans gehen, durch die Straßen des Frech Quarter laufen und dabei den Partydrink mit dem schicksalschwangeren Namen „Hurricane“ trinken, wird es wohl lange dauern. Denn auch von den Terrorangriffen am 11. September 2001 haben sich die Tourismus-Statistiken der Crescent City an der Mündung des Mississippi bis heute nicht erholt.

Das kostet die Stadt viel Geld. Allein im letzten Jahr, immerhin dem besten seit 2001, haben 10 Millionen Besucher insgesamt 5 Milliarden Dollar nach New Orleans getragen. Dieser Umsatz macht Tourismus zur zweitgrößten Industrie für den Bundesstaat Louisianna und sorgt für ein Siebtel der Arbeitsplätze in der Stadt.

Allein 1 Milliarde Dollar bleiben jährlich an Mardi Gras in der Stadt. Zur Zeit sind die meisten Hotels im unklaren darüber, ob sie ihre gefluteten Gebäude bis dahin wieder offen haben werden. Zudem ist unklar, wer an Mardi Gras Party machen kann – die Musikszene hat große Verluste erlitten, viele Bars und darunter die eigentlichen Musikkneipen abseits der Touri-Straßen sind verloren. Abgesehen davon dürfte auch in einigen Monaten die Lust noch gering sein, in der gebeutelten Stadt den größten Karneval der USA zu feiern und barbusigen Mädchen Perlenketten zuzuwerfen.

Doch große Verluste stehen nicht erst zur Karnevalssaison an, denn New Orleans’ Tourismus-Industrie läuft ganzjährig, vor allem dank des guten Rufes der Stadt als Konferenz- und Tagungsort. Allein bis Ende Oktober fallen 120 Konferenzen aus, deren Teilnehmer für einen Umsatz von mehreren Millionen Dollar gesorgt hätten. Eine der größten Messen wäre die des amerikanischen Rentnerverbandes AARP mit 20 000 Teilnehmern gewesen. Die Elektrikerinnung wiederum wollte 12 000 Messebesucher bringen, auch deren Treffen ist abgesagt.

Dass die Messen abgesagt werden, hat nun weniger mit der mangelnden Lust auf Party im Krisengebiet zu tun. Vielmehr fehlen schlicht und einfach die Tagungsstätten, und wann die wieder stehen ist höchst unsicher. Denn angesichts der drohenden Obdachlosigkeit in weiten Teilen der Stadt und vor allem in den Arbeiter- und Armenvierteln, werden viele Einwohner – und Arbeitskräfte – wohl gar nicht erst nach New Orleans zurückkehren.

Mit dem Superdome ist ein weiterer Touristenmagnet stark beschädigt. Das Footballstadion, in dem zuletzt 2002 der weltweit beachtete Super Bowl stattfand, hat sein Dach verloren, eine Renovierung wird Millionen verschlingen. Der bereits für New Orleans geplante Super Bowl 2006 dürfte folglich woanders stattfinden, die schätzungsweise 300 Millionen Dollar, die das Spiel der Stadt hätte einbringen sollen, werden dann auch ausbleiben.

Auch die Kreuzfahrtschiffe werden die Stadt eine Zeit lang meiden. Dabei hatten diese für die lukrativste Klientel gesorgt, nämlich die reisende Oberschicht. Zwar liegen zur Zeit einige Schiffe im Hafen der Stadt, doch laufen deren Geschäfte höchst ungewöhnlich. Die Katastrophenschützer der FEMA haben tausende von Obdachlosen auf Schiffen von Carnival Cruises und anderen Anbietern untergebracht – zu einem Vielfachen des normalen Buchungspreises –, und so machen die Unternehmen momentan noch Geld. Doch werden sie diese (ohnehin umstrittenen) Aufträge bald verlieren und danach wohl für lange Zeit nicht mehr einlaufen.

Dass New Orleans den Tourismus langfristig zurückgewinnen kann, steht für Brancheninsider außer Frage. Die Vereinigung amerikanischer Reisejournalisten sieht die Metropole auf dem fünften Platz der beliebtesten US-Reiseziele, gleich hinter New York, Hawaii, San Francisco und Orlando. Ein so beliebtes Ziel mit Freunden in aller Welt werde sich erholen, ist die vorherrschende Meinung, mit der viele ihren Optimismus auszudrücken versuchen.

Es ist ein schwacher Trost für die Stadt und die Bevölkerung. Denn bis die Touristen kommen und ihre Dollar gegen Drinks, Musik und andere Dienste tauschen, dürften wohl Jahre vergehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 30-09-2005 20:25

Die zweite Energiekrise

Dass die Wall Street seit geraumer Zeit mit dem Ölpreis steht und fällt, ist nichts Neues. Doch nicht nur das Schwarze Gold beherrscht den Markt, immer mehr spielt plötzlich der Preis von Erdgas eine Rolle. Denn auch beim wichtigsten Heizstoff der Amerikaner zeichnet sich eine Knappheit ab, die den Verbraucher teuer zu stehen kommen wird.

Seit Mitte dieser Woche notiert Erdgas über 14 Dollar pro Einheit, und das ist der höchste Stand aller Zeiten. Der Verbraucher hat das noch nicht zu spüren bekommen, wird es aber bald. Denn Erdgas ist nicht die Hauptenergiequelle für die Plastik- und Chemieindustrie, sondern auch der wichtigste Heizstoff in den USA. Vor allem in den kälteren Gegenden, die sich jetzt schon langsam auf den Winter einstellen müssen, wird die Mehrheit der Häuser mit Erdgas warm gehalten.

Entsprechend wird sich bemerkbar machen, dass sich der Preis für den Rohstoff seit Sommer glatt verdoppelt hat. Wie auch beim viel mehr beachteten Öl hat dies mehrere Gründe: Der enorm warme Sommer hat den Stromverbrauch der von Klimaanlagen geradezu abhängigen Amerikaner in die Höhe schnellen lassen, entsprechend viel Erdgas ging bei den Energiekonzernen drauf. Die beiden jüngsten Hurrikans Katrina und Rita haben ferner die Erdgas-Förderung im Golf von Mexiko und die dortigen Importhäfen weitgehend stillgelegt. Und: Anders als bei Öl gibt es bei Erdgas keine Lager und keine strategischen Vorräte, aus denen der Markt im Falle einer Knappheit schöpfen könnte.

Ähnlich wie bei Öl ist wiederum, dass dem Markt kurzfristig nicht geholfen werden kann. Zwar werden die hohen Preise dafür sorgen, dass Erdgas-Förderer ihre Bohr-Aktivitäten künftig verstärken werden, doch wird es mehrere Jahre dauern, bis neue Plattformen den Rohstoff fördern werden. Michael Zenker, Direktor der Cambridge Energy Research Associates, erklärte jüngst vor dem Energie- und Rohstoff-Ausschuss des Repräsentantenhauses, dass das Angebot nicht vor 2008 maßgeblich wachsen könne. Eine steigende Nachfrage in den nächsten drei Wintern dürfte daher zu weiteren Preisanstiegen führen.

Das hat dramatische Folgen für die amerikanische Konjunktur, die zu zwei Dritteln vom Verbraucher getragen wird. Der wisse noch gar nicht, was auf ihn zukäme, warnt Carl Neill von Risk Management, Inc., einem auf Rohstoffe spezialisierten Berater-Büro.

Etwas mehr weiß das Energieministerium. Die durchschnittlichen Heizkosten für Erdgas-Kunden dürften in diesem Winter um 400 Dollar auf 1130 Dollar steigen, heißt es in Washington – wo man gleich folgende Warnung hinterherschickt: Es könne durchaus sein, dass diese Zahlen viel zu niedrig geschätzt seien und später revidiert werden müssten.

Dass dem US-Verbraucher nun nach einem teuren Sommer mit Rekordpreisen an der Zapfsäule auch noch ein Rekordwinter droht, dürfte das Weihnachtsgeschäft endgültig aus der Bahn werfen. Damit wiederum wird sich diese zweite Energiekrise auf die gesamte Konjunktur und entsprechend auf den breiten Aktienmarkt auswirken.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 03-10-2005 20:25

Was bringt der goldene Oktober?

Jeder neue Monat bringt an der Wall Street die selbe Frage mit sich, so auch der Oktober: War der goldene Herbstmonat im historischen Rückblick eher ein guter oder ein schlechter Monat. Schlussfolgerungen aus solchen Überlegungen sind zwar stets höchst umstritten, angestellt werden sie dennoch – auch an diesem Montag.

Dabei hilft es sicherlich, dass der Oktober historisch gesehen schon einmal besser ist als der eben abgehakte September. Gute Nachrichten, so unsicher sie auch sind, werden von Anlegern wie Analysten immer für realistischer genommen als schlechte, vom Optimismus lebt schließlich der Handel an der Wall Street. Umso besser, dass der historisch schwache September am Freitag mit dem ersten Dow-Gewinn seit sieben Jahren zu Ende ging – es muss jetzt wohl noch weiter aufwärts gehen.

Genau das ist zwar eine gewagte These, denn vor Beginn der Ertragssaison sind der US-Konjunktur und Corporate America so viele Unglücke passiert, dass ein Crash jederzeit denkbar wäre. Da wären schließlich zwei verheerende Hurrikans mit tausenden von Opfern und Schäden von bi szu 200 Milliarden Dollar. Da wären ein schwacher Arbeitsmarkt sowie hohe Preise für Öl, Benzin und Gas. Da wären in direkter Folge ein historisch niedriges Verbrauchervertrauen zum Start ins vierte Quartal, das bis dato vor allem vom Weihnachtsgeschäft profotiert hatte. Dieses aber könnte in 2005 so schwache ausfallen wie seit Jahren nicht mehr.

Doch die Optimisten an der Wall Street wollen das nicht hören. Viel lieber verweisen sie auf alte Börsenweisheiten. „Sell in May and go away…“, das habe schließlich auch wieder einmal gestimmt, heißt es auf dem Parkett. Tatsächlich: Am zweitletzten Handelstag im Mai hatte der Dow bei 10 542 Punkten geschlossen, am heutigen ersten Oktober-Handelstag notierten die Blue Chips zur Mittagsstunde genau sechs Punkte niedriger.

Umso erstaunlicher ist, dass manche Experten von guten Chancen auf einen Rebound sprechen. Eine Erholung von was? Aus einer aktuellen Empfehlung der Business Week, wird der Investor beispielsweise nicht schlau. Zumal der Optimismus von Kolumnistin Amey Stons ohnehin auf zahlreiche aus der Luft gegriffenen Bedingungen baut. Wenn der Ölpreis falle, heißt es da, und die Fed die Zinsen nicht weiter anheben, dann… tja, das ist eigentlich egal. Denn warum der Ölpreis nach Katrina und Rita und vor Beginn der Heiz-Saison fallen sollte, ist nicht klar. Ebenso wenig, warum die Fed ihre seit anderthalb Jahren intakte Politik plötzlich abbrechen und trotz einer anderslautenden Presseerklärung vom September die Zinskurve nun anhalten sollte.

Analysten oder Kolumnisten, die ihren Optimismus für einen Monat oder ein Vierteljahr auf solche Annahmen bauen, sind nicht seriös. Wenn sie dann noch einen Fond-Manager zitieren, der 3M für einen heißen Tip hält, und einen anderen, der statt Wal-Mart lieber Target kauft und darüberhinaus den Konsumriesen Procter & Gamble empfiehlt, dann klingt das ganze nach einem sehr unglücklichen Versuch, Optimismus verbreiten zu wollen, ohne folgsamen Lesern/Anlegern einen größeren Schaden zuzufügen. Letztendlich sollten sich Magazine solche Kolumnen ebenso sparen wie die Wall Street auf Monats-Statistiken verzichten sollte.

Ob der Oktober nun ein guter oder ein schlechter Auftakt in das vierte Quartal wird, lässt sich am Montagshandel nicht ablesen. Die Indizes haben im Plus eröffnet, handeln am Mittag mit Verlusten und könnten sich vor der Schlussglocke am Montagnachmittag doch jederzeit wieder neu entscheiden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 04-10-2005 20:55

Die langsame Erholung im Golf

Die Wall Street profitiert am Dienstag von einem Rückgang des Ölpreises – doch dürfte sich mancher zu früh freuen. Denn ein Blick über den Golf von Mexiko erschreckt. Dort ist noch immer fast die komplette Öl-Produktion stillgelegt, derweil teure Importe das Handelsbilanzdefizit weiter in die Höhe treiben.

Mehr als einen Monat ist es jetzt her, dass der Hurrikan Katrina die Golfküste der USA heimgesucht hat. Seither ist im ganzen Land nichts mehr, wie es einmal war. Die Kluft zwischen schwarz und weiß scheint größer geworden zu sein, ebenso wie zwischen arm und reich. Das Land, nach der Terror-Katastrophe vom 11. September 2001 für seine Einigkeit gepriesen, scheint an der Natur-Katastrophe zu zerbrechen. Und das hat zuletzt auch die Börse gelähmt, die nicht mehr in Schwung kommen will.

Das wiederum liegt natürlich zu einem großen Teil an der neuen Öl-Problematik. Mittlerweile kann durchaus von einer Krise gesprochen werden, hat doch sogar der Öl-Präsident Bush schon zum allerletzten Mittel gegriffen und wiederholt zur Sparsamkeit geraten. Das hat seit Carter in den Siebzigern kein US-Präsident mehr getan, und von dem Texaner mit engen Verbindungen in die Branche hätte man es zuletzt erwartet.

Doch bleibt Bush (und den Amerikanern) keine andere Wahl. Die Öl-Produktion im Golf, die nach Katrina ja auch noch von Rita heimgesucht wurde, erholt sich einem schmerzlich langsamen Tempo. Die Ausgangssituation war auch dramatisch: Von 4000 Plattformen waren immerhin 2900 von den Stürmen erwischt und 35 ganz zerstört worden.

Doch ist erschreckend, dass noch immer ganze 93 Prozent der Kapazitäten in der Region brach liegen, vor der Küste von Louisiana bis Texas werden zur Zeit nur 7 Prozent der sonst üblichen Mengen gefördert. Damit fehlen dem größten Öl-Verbraucher USA ganze 1,4 Millionen Fass pro Tag oder 24 Prozent der eigenen Fördermenge.

Zugegeben: Unmittelbar nach der Katastrophe waren im Golf zunächst 100 und später 98 Prozent der Produktion ausgefallen. Doch von einer wirklichen Erholung kann man angesichts historischer Vergleiche nicht sprechen. Nach dem Hurrikan Ivan im vergangenen Jahr, der an Plattformen und Raffinerien etwa den gleichen Schaden angerichtet hatte wie Katrina und Rita, dauerte es nur zehn Tage, bis zumindest die Hälfte der Kapazitäten wieder hergestellt war.

Wie lange es diesmal dauern wird, bis die Produktion wieder zu weiten Teilen hergestellt sein wird, ist unklar. Die ersten Öl-Förderer haben jedenfalls ihre Prognosen für Quoten und Gewinne bereits auf Quartals- und Jahressicht heruntergefahren, zuletzt gab es entsprechende Warnungen von BP und ConocoPhilips.

Doch liegt nicht nur die Förderung still, auch in den Raffinerien geht nicht viel. Nachdem Katrina und Rita zunächst 26 Prozent der US-amerikanischen Raffinerie-Kapazitäten lahmgelegt hatten, sind es jetzt noch immer 15 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das 3 Millionen Fass, die normalerweise aus zwölf Raffinerien fließen würden – die aber momentan alle komplett stillstehen. Der wenig erbauliche Kommentar aus der Branche: Es werde noch „mindestens einige Wochen“ dauern, bis sich die Lage entspannt.

So lange wird fleißig importiert, weil zumindest die Häfen aufnahmefähig sind. Das wiederum dehnt das Handelsbilanzdefizit weiter aus, das die Börse in Kombination mit dem Haushaltsdefizit ohnehin als größte konjunkturelle Gefahr ansieht. Keine guten Nachrichten also für die Anleger, die sich über einen sinkenden Ölpreis an diesem Dienstag wohl auch nur sehr kurz freuen werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 05-10-2005 20:26

Schweine und Verschwender

Die Schweine fliegen tief in Amerika, und jeder halbwegs kritische Kolumnist hat es sich jüngst zur Aufgabe gemacht, die Viecher zu jagen. „Pork Busters“ nennen sich die Aktiviten des US-Börsensenders CNBC, die Kongressabgeordnete auffordern, unnötige teure Projekte – „Speck“ – abzublasen, die zuhause Wählerstimmen sichern sollten.

Im Grunde ist schnell und simpel dargelegt, wie das System in Washington funktioniert. Der Kongress erstellt eine Liste wichtiger Ziele – jüngst im Zusammenhang mit Infrastruktur im so genannten und verabschiedeten „Highway Gesetz“ –, die im nächsten Fiskaljahr erreicht oder zumindest gestartet und also auch finanziert werden müssen. Über manches Projekt herrscht Einigkeit, viele andere sind höchst umstritten. Das sind zumeist jene, die die Abgeordneten zur Unterstützung des eigenen Wahlkreises eingereicht haben. Sie sind manchmal unnötig wie ein Kropf, sichern aber unter Umständen die Wiederwahl.

Der Amerikaner nennt solche Projekte „Pork“ – frei übersetzt: Speck.

Das „Highway Gesetz“ ist mit Speck durchzogen, wie kaum ein anderes zuvor. Ganze 24 Milliarden Dollar werden für lokale Projekte ausgegeben, die manchem Politiker neben Wählerstimmen vielleicht auch die ein oder andere bronzene Plakette einbringen werden, die dem Land aber nich unbedingt nützen.

Nach den Hurrikans Katrina und Rita, deren Folgen die USA bis zu 200 Milliarden Dollar kosten könnten, engagieren sich zahlreiche Gruppen gegen die Pork-Projekte. Ganz vorne marschiert eben CNBC, wo man täglich Kongressabgeordnete an den Pranger stellt, sie aber zur Verteidigung ihrer Gelder in die Sendung einlädt. Manche haben dabei eine gute Figur gemacht und bewiesen, dass es sich die Pork-Kritiker zu leicht machen.

Da wäre zum Beispiel Bernard Sanders, der Abgeordnete der Unabhängigen aus dem Staate Vermont. Der wird zuhause dafür gelobt, dass er bei den Infrastrukturplanungen 8 Millionen Dollar zum Bau von Snowmobil-Wegen verankert hat. So etwas mag sich lächerlich anhören; wie notwendig ist schließlich ein Wegenetz für bewegungsfaule Wintersportler. Doch ist die Investition alles andere als abwegig. Der Staat Vermont lebt größtenteils vom Winter- und Skitourismus, und das Snowmobil-Projekt soll eine bislang unterversorgte Region bereichern, deren gesteigerte Attraktivität mehr Touristen anziehen und eine ganze Branche unterstützen und Arbeitsplätze bereitstellen wird.

Ähnlich verhält es sich mit dem National Packard Museum, für das der demokratische Abgeordnete Tim Ryan 3 Millionen Dollar nach Ohio brachte. Das Museum in der Stadt Warren soll einer der wichtigsten Touristenmagneten für eine Region werden, die früher von der Industrie lebte, und unter anderem von dem legendären Autohersteller Packard, der später in GM aufging. Das Museum ist eine Chance, die regionale Konjunktur zu beleben, was diese dringend nötig hat. 3 Millionen Dollar sind dafür nicht unbedingt zuviel.

Manche Pork-Projekte werden jüngst auch falsch interpreriert und ins Lächerliche gezogen. So wirft man dem demokratischen Abgeordneten James Clyburn aus South Carolina vor, 16 Millionen Dollar in eine Brücke zu stecken, die ein Dorf mit 2000 Einwohnern mit einem Kaff von 87 Einwohnern verbindet. Nicht bedacht wird, dass die Brücke natürlich nicht nur die zwei Siedlungen verbindet, sondern damit die beiden benachbarten Autobahnen, wovon vor allem der Transitverkehr aufgrund dramatisch kürzerer Verkehrswege profitieren wird.

Sicher gibt es auch Projekte, die man sich wirklich hätte sparen können. Eine Brücke in Alaska verbindet die Kleinstadt Ketchikan auf dem Festland mit der Insel Gravina Island, auf der 50 Menschen leben. Die Insel hat einen Flughafen wie jedes Dorf in Alaska, dafür keine Straße. Warum dorthin also eine Brücke führen muss, wo doch der Luftverkehr gut ausgebaut ist, ist nicht nachzuvollziehen – zumal der Steg länger sein soll als die Golden Gate Bridge und höher als die Brooklyn Bridge, was mit 223 Millionen Dollar zu Buche schlagen soll.

Der zuständige Kongressabgeordnete, der Republikaner Don Young, ist ohnehin der erfolgreichste der Pork-Abstauber. Ganze 1600 Dollar pro Einwohner holt es in seinen Staat, unter anderem für eine außergewöhnliche Werbeaktion der regionalen Fischer. Die haben von dreißig Künstlern, darunter drei Bühnenexperten aus Hollywood, einen riesigen Lachs auf ein Flugzeug der Alaska Airlines malen lassen – für unglaubliche 500 000 Dollar.

Während solche – und viele, viele andere – Projekte also durchaus gestrichen und das Geld in den Wiederaufbau von New Orleans gesteckt werden könnte, übersehen eifrige Pork-Buster noch etwas: Die meisten der mehr oder minder umstrittenen Projekte kosten nur ein paar Millionen Dollar, selbst der Verzicht auf alle Projekt zusammen könnte nur ein Zehntel der Katrina-Kosten decken. Wo die Regierung wirklich sparen kann, ist mit einer Rücknahme der völlig maßlosen Steuervergünstigungen, von denen die Oberschicht profitiert.

Doch an solche Schritte denkt man in Washington nicht. Im Gegenteil: Erst in dieser Woche bestätigte Präsident George W. Bush seinen Kurs. Auf die Frage, wie er denn die Kluft zwischen Arm und Reich verringern wollte, meinte er: „Wir müssen für Wachstum sorgen, und ein Umfeld schaffen, in dem unsere Unternehmen Arbeitsplätze schaffen können.“ Nach fünf Jahren Bush ist klar, was das heißt: Weitere Steuergeschenke an Corporate America – und die kosten zig Milliarden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 05-10-2005 20:53

Charttechnik
September ade! Willkommen zurück, Aktienmarkt?!
Von Mike Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1281489.html

Starlight 06-10-2005 20:26

Amerikas CEOs werden pessimistisch
Die erstaunlichste Zahl des Tages lautet 4,0 Prozent. So stark sind die Umsätze im amerikanischen Einzelhandel im September gestiegen, wie der Branchenverband ICSC mitteilt. Das ist besser als erwartet – vor allem nach Hurrikans und hohen Öl- und Benzinpreisen –, doch bewegt sich die Wall Street nur zaghaft ins Grüne.

Zu größeren Gewinnen, selbst nach zwei äußerst schwachen Tagen, haben die US-Börsen aber auch keinen Grund. Denn einerseits sind die Einzelhandelsdaten äußerst durchwachsen. Neben überraschend starken Gewinnern wie den Branchenriesen und den Discountern, gibt es nämlich durchaus Enttäuschungen, zum Beispiel aus dem Modebereich und aus den Läden, die überwiegend in Malls angesiedelt sind.

Zum anderen haben ja auch nicht alle Umsätze unter den Hurrikans gelitten. Während die Baumärkte vor allem dank Katrina und Rita massenweise Kunden fanden, gingen bei anderen Läden Lebensmittelkonserven, Trinkwasser und Batterien weg wie nie. Diese Faktoren werden schon im nächsten Monat wieder aus den Bilanzen verschwinden, entsprechend dürften die Zahlen wieder sinken.

Und noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn die Einzelhandeslumsätze zur Zeit überraschend stark gemessen werden, werden immer mehr Käufe per Kreditkarte getätigt. Und das sorgt langfristig für Probleme, der Verschuldungsgrad der Amerikaner ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte. Der Verbraucher wird seine Ausgaben folglich bald reduzieren müssen, ob er will oder nicht.

Freiwillig kürzer treten tun derweil die Unternehmen. Zu diesem Urteil kommt der Business Roundtable, ein Runder Tisch der führenden CEOs aus Corporate America. Die nennen die Auswirkungen der Hurrikans „bedeutend, wenn auch nicht überwältigend“. Dazu einige Zahlen. Katrina und Rita haben 145 000 Unternehmen angegriffen oder zerstört, was 1,7 Prozent der US-Unternehmen entspricht. 2,4 Millionen Jobs sind betroffen, und damit 1,9 Prozent des Arbeitsmarktes, sowie 76 Milliarden Dollar an Löhnen und Gehältern, etwa 1,5 Prozent der US-Menge.

Die Folgen der Unwetter – und der hohen Rohstoffpreise – bekommen indes zwei Drittel der US-Unternehmen zu spüren, wie der Business Roundtable ermittelt hat. Die meisten CEOs rechnen damit, dass ihr Geschäft zwischen drei und zwölf Monaten eingeschränkt sei. Außer den offensichtlichen Gründen führen sie auch Schwierigkeiten bei betroffenen Zulieferern an sowie Schäden an der Infrastruktur, die vor allem den Import und Export über die Golf-Häfen betreffen.

Die Konsequenzen sind klar: Die Unternehmen rechnen mit geringeren Umsätzen, und folgferichtig schränken sie zunächst ihre Ausgaben ein. Hatten vor dem Sturm noch 54 Prozent der CEOs erklärt, die Kapitalinvestitionen in den nächsten sechs Monaten erhöhen zu wollen, sind es jetzt nur noch 40 Prozent. Damit ist eine jüngste Einschätzung der Fed hinfällig: Die Notenbanker hatten nach der Katastrophe an der Golfküste beruhigend erklärt, dass höhere Kapitalausgaben die schwächeren Verbraucherausgaben auffangen würden, wenn diese zu sehr unter hohen Energiepreisen litten.

Solche Ungereimtheiten wiederum haben die CEOs nun in ihrer aktuellen Umfrage über den Konjunktur-Optimismus berücksichtigt. Der Index fällt von 95,9 Punkten vor dem Sturm auf nur noch 88,2 Punkte. Das Wirtschaftswachstum für 2005 prognostizieren die Chefs nur noch mit 3,3 Prozent statt der bisherigen 3,5 Prozent.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 07-10-2005 20:49

Die Terror-Aktien steigen

Terror-Alarm in New York! Das hört sich wieder einmal schlimmer an, als es ist. Die Warnungen, die dem FBI gegen das New Yorker U-Bahn-System vorliegen, sind zwar ein Thema auf dem Parkett, lösen aber keine größere Unruhe aus. Die Bevölkerung hat sich mit der ständigen Bedrohung arrangiert – die Börse auch.

Dabei ist am Freitagmorgen doch mancher Händler ins Schwitzen gekommen, als CNN die neuesten Nachrichten aus der U-Bahn bekannt gegeben hatte. Um 9.30 Uhr (Ortszeit, 15.30 MESZ) riegelten die Cops weite Teile von Penn Station ab, dem wichtigsten Bahnhof und U-Bahn-Umsteigeplatz, durch den eine Stunde zuvor noch die meisten Broker persönlich geeilt waren.

Die Schließung des Bahnhofs, durch den täglich 600 000 Passagiere abgefertigt werden, war die Folge der Entdeckung einer Pepsi-Flasche mit einer zunächst unbekannten grünen Flüssigkeit. Tests ergaben später, dass es sich um einen ungefährlichen Mix aus grüner Farbe und Natronlauge gehandelt hat. Experten der Polizei gehen davon aus, dass sich jemand „einen Streich erlaubt“ hat. Entsprechend wurde der Bahnhof gleich wieder freigegeben, abgesehen von etwa hundert Quadratmetern, auf denen Spezialisten nun nach Spuren suchen.

Damit bleibt die allgemeine Gefahr bestehen, was allerdings nicht völlig neu und unerwartet ist. Das New Yorker U-Bahn-System mit täglich 4,5 Millionen Passagieren galt seit Jahren als einer der anfälligsten Punkte für einen weiteren Terroranschlag, und die Alarmstufe in New York ist seit dem 11. September 2001 ohnehin „orange“.

“Ich fühle mich nicht hundertprozentig sicher, um ehrlich zu sein“, meinte am Freitagmorgen eine Frau in der U-Bahn, die den Weg zur Arbeit ebenso antrat wie eine New Yorkerin, die von CNN zitiert wird: „Manchmal ist es schon ein mulmiges Gefühl, diese Treppen (in die U-Bahn, Anm. d. Verf.) hinunterzugehen.“ Eine Wahl haben die meisten indes nicht. Und auch wer eine hatte – wie beispielsweise der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg – nutzte sie nicht, Bloomberg selbst nahm am Morgen die grüne Bahn mit der Nummer 4, um vom Frühstück in der Residenz Gracie Mansion ins Rathaus nahe der Wall Street zu gelangen.

So bleibt in New York zum Wochenschluss alles beim alten – Terror-Warnungen hin oder her. Die U-Bahnen werden weiter mit mehr Polizei kontrolliert als in einer normalen Woche, und an der Wall Street gibt es eigentlich nur eine Reaktion auf die neuesten Meldungen: die Sicherheits-Aktien steigen.

Die Aktie von Digital Recorders klettert im frühen Handel um 11,5 Prozent. Das Unternehmen stellt Videoüberwachungssysteme für Nahverkehrsnetze her. Der Konkurrent Global E-Point verbessert sich um 5,5 Prozent, MDI Inc. Um 14 Prozent.

Um jeweils rund 4 Prozent verbessern sich die Papiere von Isonics und Magal Sevurity Systems, die beide Geräte zur Ortung von explosiven Stoffen herstellen. Solche gehören längst in die New Yorker U-Bahn, die allerdings baulich kaum Möglichkeiten zu deren Einsatz bietet. Nicht zuletzt deshalb beschränkt sich die Polizei weiterhin darauf, stichprobenhaft Taschen von Passanten zu kontrollieren, was natürlich nicht die zuverlässigste Methode ist.

Vom Sicherheits-Kaufrausch profitieren im Freitagshandel auch einige Aktien, die nur am Rande mit der aktuellen Bedrohung zu tun haben. Darunter sind der Pfefferspray-Hersteller Mace, der auch Auto-Alarmanlagen herstellt, und Identix, der Hersteller von biometrischen Systemen.

Auch das beweist, dass die Wall Street ihren gewohnten Gang geht. Man kauft auf recht breiter Basis, ohne sich allzu sehr um Details zu kümmern. Am Nachmittag werden zahlreiche Broker durch die Penn Station nach Hause fahren, dann werden sie der Stadt für das Wochenende wohl fernbleiben. Und am Montag, wenn nichts passiert, haben sie das Terror-Theater schon wieder vergessen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 10-10-2005 07:04

US-Berichtssaison: Die Latte liegt hoch
von Detlev Landmesser

Ab Montag öffnen die großen US-Konzerne wieder ihre Bücher zum abgelaufenen dritten Quartal. Trotz der jüngsten Wirbelstürme und deutlich gestiegener Energiepreise erwartet der Markt viel von den Unternehmen.


Zuletzt war wieder öfter die Hoffnung von Marktexperten zu hören, dass die meisten Bilanzen den Markt positiv überraschen werden. Das liegt zum einen an den jüngsten Konjunkturdaten, die die Hurrikan-Schäden in den US-Südstaaten weniger hoch erscheinen ließen als zunächst befürchtet. Zudem gab es im Vorfeld der Berichtssaison nur wenige marktbewegende Gewinnwarnungen.

Gewinnwachstum 17,8 Prozent?
Doch die Latte liegt hoch: Laut dem viel beachteten Informationsdienst Thomson Financial schätzen die Analysten, dass die Unternehmen im S&P 500 ihre Gewinne im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 17,8 Prozent gesteigert haben. Zu Anfang des Quartals hatten die Schätzungen noch ein Gewinnwachstum für "Q3" von 15,1 Prozent prognostiziert – trotz des Energiepreisanstiegs und trotz "Katrina" und "Rita" hat der Optimismus also noch zugenommen.

Für positive Überraschungen scheint da wenig Raum, was die "offiziellen" Analystenschätzungen betrifft. Allerdings reagieren diese Durchschnittswerte naturgemäß schwerfälliger auf das rasch wechselnde Umfeld als die Börse selbst. So ist anzunehmen, dass die aktuellen Erwartungen des Marktes, die "Flüsterschätzungen" genannt werden, ingesamt darunter liegen.

Traditionell macht der Aluminiumriese Alcoa am Montagabend den Anfang. Am Dienstag folgen die die Quartalszahlen von Apple. Den ersten Höhepunkt stellt am Freitag die Quartalsbilanz des Mischkonzerns General Electric dar, dessen Ergebnisse weithin als Stimmungsbarometer für die Entwicklung der US-Wirtschaft gelten. Für die Dax-Konzerne startet die Saison erst am 20. Oktober, wenn SAP seine Bücher öffnet.

Bricht der Gewinntrend 2006 ab?
Auf längere Sicht sind übrigens auch viele Wall-Street-Auguren vorsichtig. Immerhin sind die US-Unternehmensgewinne seit Ende 2001 im Schnitt jährlich um 15 Prozent gestiegen. Dieser Trend werde sich 2006 abschwächen oder gar enden, erwarten viele Experten. Sie verweisen dabei auf die gestiegenen Energiekosten, die nachlassende Produktivität und die straffe Geldpolitik der US-Notenbank.

Dazu könnte auch eine schwindende Konsumnachfrage angesichts der hohen Verschuldung und der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt kommen. Sollte der Aktienmarkt diesem Szenario folgen, würde die von manchen erhoffte Jahresendrally diesmal ausfallen.

Quelle: ARD online

Starlight 10-10-2005 19:14

Chancen und Risiken der Ertragssaison

An diesem Montag feiert New York den „Columbus Day“, doch ist manchem gar nicht zum Feiern zumute. Inflationssorgen, Unternehmenspleiten, Hurrikans, Milliardendefizit… würde der gute Kolumbus heute im Hafen von New York einlaufen, würde er wohl gleich wieder kehrt machen.

Nun, in dieser Woche soll sich so manches ändern. Wenigstens an der Wall Street soll es wieder aufwärts gehen – immerhin hat das vierte Quartal begonnen, und das ist istorisch gesehen das stärkste Vierteljahr, nicht zuletzt dank des Weihnachtsgeschäfts in einer zu zwei Dritteln vom Verbraucher getragenen Konjunktur.

Allein, ob das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr die Erwartungen erfüllen kann, ist höchst ungewiss. Die Sparrate der Amerikaner liegt seit Monaten bei oder unter null, John und Jone Doe sind verschuldet. Der Arbeitsmarkt ist anhaltend schwach – trotz unerwartet günstiger Zahlen in der Vorwoche –, und Katastrophen wie Katrina und Rita sowie Unternehmenspleiten und Entlassungen wie bei Delta, Delphi und möglicherweise auch bald bei General Motors werden dafür sorgen, dass so manches Weihnachtsfest in diesem Jahr bescheidener ausfällt als sonst.

Doch baut die Wall Street zunächst gar nicht so sehr auf Weihnachten – trotz all der leuchtenden Weihnachtsmänner und blinkenden Rentierchen in den Läden ist das Fest der Liebe ja noch zweieinhalb Monate weit weg. Vielmehr bauen Anleger dieser Tage auf die Ertragssaison, die am Abend mit den Quartalszahlen des Aluminiumriesen Alcoa offiziell eingeläutet wird.

Bei den Unternehmen läuft das Geschäft, die Investitionen sind anhaltend stark, so hofft die Wall Street zu hören. Doch dürften die Optimisten weit daneben liegen. Alcoa hat bereits vor einigen Tagen die Prognosen gesenkt, weitere Quartalswarnungen kamen allein in den letzten Tagen von Procter & Gamble, Northrop Grumman, Kimberley-Clark, Clorox und BP.

Auch zahlreiche andere Unternehmen haben gewarnt, manche wegen hoher Rohstoffpreise, darunter der Sesselhersteller Lay-Z-Boy, manche wegen hoher Versandkosten, manche wegen beschädigter Infrastruktur, manche wegen sinkender Nachfrage nach ihren Gütern.

So weist denn auch Standard & Poor’s darauf hin, dass die Ertragssaison ein gewisses Risiko mit sich bringt. Die Erwartungen sind hoch, es kann viele Enttäuschungen geben – und entsprechende Kursverluste quer durch alle Aktien und Branchen.

Entsprechend bauen die Analysten schon einmal vor: S&P rechnet für das dritte Quartal mit einem Gewinnwachstum von 16,4 Prozent für den marktbreiten S&P-500-Index, was schon einmal 1,4 Prozentpunkte weniger sind als noch vor einer Woche. Seither hat man die Finanz- und Energiewerte nach unten revidiert. Letztere Sparte soll immer noch ein Wachstum von 71 Prozent zeigen, die Finanzbranche nur noch 16 statt der bisher geschätzten 25 Prozent. Am schwächsten soll nach S&P-Prognosen der Materialsektor mit Chemie und Papier ausfallen, für den man mit einem Gewinneinbruch um 1 Prozent rechnet.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-10-2005 19:28

Mythen rund ums Geld

Schon wieder die Chance meines Lebens: Der freundliche Mann aus Nigeria muss dringend 600 Millionen Dollar aus dem Land schleusen, am besten über mein Konto. Wenn ich helfe, darf ich 25 Prozent behalten… was für ein Deal. Den Email-Betrug der „Nigeria Connection“ kennt mittlerweile fast jeder, doch ist die Geschichte nur eine der vielen Legenden, die sich in Amerika um das liebe Geld ranken.

Nicht alle kennen die Geschichten, nicht alle können damit umgehen. Laut einer aktuellen Umfrage glauben 10 Prozent der Amerikaner, schon einmal auf Betrügereien, oder zumindest auf so genannte „urban legends“ hereingefallen zu sein, auf die Mythen also, die in Büro und Kneipe immer weiter erzählt werden, an denen aber nichts dran ist. Die Website snopes.com ist einigen dieser Legenden auf den Grund gegangen, und die Sammlung ist beeindruckend.

Während der Geldtransfer aus Nigeria – oder wahlweise aus dem Irak, aus Afghanistan, oder sonstigen Krisengebieten – mit seiner jeweiligen Millionenrendite zu den bekanntesten Internet-Scams gehört, gibt es noch viele weitere aus dem Themenbereich Geldbeschaffung und Geld sparen. Ersteres hat natürlich einen großen Reiz, zumal wenn der Aufwand gering ist. In Hotel- und Motelzimmern durch die bereitliegende Bibel blättern, ist beispielsweise kein großer Stress – und durchaus lohnend, wenn man einem weiteren bekannten Gerücht Glauben schenkt. Demnach sollen die Anhänger der evangelischen Glaubensgemeinschaft Gideons Intenrational 100-Dollar-Scheine in den Büchern verstecken, um gläubige Leser zu belohnen. Leider ist das Quatsch, das gute Buch macht weiterhin nur sellisch reich.

Zahlreiche Legenden spinnen sich um das Sparen – mehr oder weniger legal. Scheckbenutzern, in den USA ist der Scheck Zahlungsmittel Nummer Eins, wird geraten, mit roter Tinte zu schreiben. Das soll die Maschinen in der Bank austricksen und den Scheck in die zeitaufwändige manuelle Erfassung bugsieren. Dem Zahlenden soll das zwei Tage Zeit geben, doch ist da nichts dran. „Für unsere Maschinen ist die Farbe der Tinte unwichtig“, klärt Tracey Mills von der American Bankers Association, dem zuständigen Branchenverband.

Mehr als nur Zeit kaufen will, wer ganz und gar das Zahlen der Einkommenssteuer verweigert. Das könne man gut, schließlich sei die Erhebung von Steuern streng genommen verfassungswidrig, heißt es in einem weiteren Mythos. Man müsse nur ein bestimmtes Formular ausfüllen, das vom Staat nicht angefochten könne und werde. Tatsächlich scheinen ein paar Leichtgläubige diesen cleveren Schritt zu gehen. Sie kommen dann ins Gefängnis, weil Steuern in den USA weder illegal sind noch ein entsprechendes Formular existiert.

Und auch das Konzept, dass High-School-Absolventen während der jährlichen Spring Break regelmäßig zu nutzen versuchen, geht nicht auf. So sollen sich einige allen möglichen Luxus gönnen – Kreuzfahrt, Stripper, Alkohol –, und sich locker auf den Mythos berufen, dass ihre Kreditkartenschulden nicht eingetrieben werden können. Tatsächlich gelten Schüler in den USA erst ab 18 als finanziell haftbar. Doch vergessen die Übeltäter offensichtlich, dass nicht nur sie selbst den Kreditkartenantrag einst unterzeichnet haben – sondern auch ein Elternteil. Gezahlt wird die Rechnung nachher doch, und der Haussegen dürfte eine Zeit lang schief hängen.

Andere Mythen passen ins amerikanische Umfeld, weil nirgends sonst so viele Paranoide leben wie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Viele von ihnen vertrauen der Legende, dass man Kreditkarten auf der Rückseite besser nicht unterschreiben sollte, um sich vor Identitätsdiebstahl zu schützen. Doch das haut nicht hin, wie Tracey Mills von der Bank warnt. Im Gegenteil: Viele Läden werden nicht unterschiebene Karten nicht akzeptieren, und eine geklaute Karte ohne Signatur lässt dem Dieb freie Hand bei Einkäufen.

Identitätsklau sorgt auch manchen Hotelgast nach Lektüre einer anderen mythischen Warnung. Danach sollen die Karten für das Zimmerschloss alle möglichen privaten Informationen über den Hotelgast enthalten – inklusive der Kreditkarten- und Bankverbindung. Das ist nicht wahr, wenngleich es einmal so war. So fusst die Legende auf Ermittlungen der Polizei von Pasadeno, Kalifornien. Die hatte provate Daten auf einer Hotelkarte gefunden, doch liegt der Vorfall mehr als zehn Jahre zurück. Seither sind die Magnetstreifen längst überarbeitet, außer der Zimmernummer und in manchen Hotels einer diskreten Kundennummer ist auf der Karte also nichts drauf. Größters Ärgernis für Hotelgäste ist also immer noch der Fall, dass die Karte eine Minute nach Mitternacht den Eintritt ins Zimmer verwehrt und der von des Tages Mügen Ermattete noch einmal zur Rezeption stiefeln muss zwecks neuer Programmierung.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-10-2005 19:53

Weitere Schwierigkeiten bei Dow Jones & Co. in Sicht
Von Mark Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1280439.html

Starlight 12-10-2005 20:25

Der Bullenmarkt hat Geburtstag

Dass die US-Flaggen vor der New York Stock Exchange stramm im Herbstwind flattern, könnte man als festliches Zeichen werten… wenn man so wollte. Ansonsten wird es schwierig, im trüben Nieselregen in Feierlaune zu kommen, dabei würde man so gerne anstoßen. Denn der Bullenmarkt feiert diese Woche seinen dritten Geburtstag.

Hoch die Gläser? Nee. Hoch die Aktien, das wäre schön. Aber auch das klappt nicht. Die Luftballons zur Feier des Bullenmarktes sind alle rot, hier und da platzt schon einer. Das ist kein gutes Zeichen.

Auf dem Parkett ist die Stimmung am Mittwoch alles andere als feierlich. Es gibt aber auch nichts, woran man sich aufheitern könnte. Neben den dauernd drückenden Sorgen um Inflation und Ölpreis, um Defizit und Verschuldung, um ein schwaches Weihnachtsgeschäft und Milliardenschäden an der Gofküste gibt es auch brandaktuelle Dämpfer. Die starken Zahlen von Apple und AMD stützen die jeweiligen Papiere nicht, sondern lassen sie in den Keller gehen man findet sie allgemein zu teuer bewertet.

Da können irgendwelche Analysten von Prudential noch so enthusiastisch erklären, dass Aktien „lächerlich billig“ seien und man unbedingt kaufen solle… es hilft nichts. Seit Quartalsbeginn hat des der Dow nur zweimal ganz knapp ins Plus geschafft, ansonsten ging es jeden Handelstag bergab. Von Tagen wie im Oktober 2002 kann man nicht einmal mehr träumen. Da war es, dass die US-Börsen ihren Tiefpunkt hinter sich gebracht hatten und ihren alten Elan wiederentdeckt. Binnen zweier Handelstage katapultierten sich die Blue Chips um satte 7,7 Prozent nach oben – die Kletterpartie sollte danach für ein ganzes Jahr andauern.

Seither spricht die Wall Street vom großen Bullenmarkt, doch ist der Begriff euphemistisch und keineswegs zutreffen. Jedenfalls auf Sicht der drei Jahre, die man jetzt hinter sich hat. Denn Während die Blue Chips im ersten Jahr nach dem Tiefpunkt bis auf das 10.000-Punkte-Niveau kletterten, hat sich seither nichts mehr getan. Gar nichts. Seit glatten zwei Jahren dümpelt der wichtigste amerikanische Aktienindes zwischen 10 000 und 11 000 Zählern, man bewegt sich seitwärts und ohne Aussicht auf eine nachhaltige Verbesserung.

Nichts desto trotz: Wer feiern will, der findet einen Grund, und wenn es nur ein Blick zurück ist. In den vergangenen drei Jahren haben sich manche Blue Chips nämlich prächtig entwickelt. Top-Performer im Dow war Caterpillar, wo sie die Aktie auf aktuell 55 Dollar verdreifacht hat. Hewlett-Packard hat um 150 Prozent zugelegt, American Express, Altria Group, JP Morgan, McDonald`s und United Technologies haben sich verdoppelt. Die Papiere von Citigroup, Walt Disney, Honeywell, IBM, Intel und Merck haben zwischen 30 und 80 Prozent gewonnen.

Auch außerhalb des Dow gibt es einige beachtliche Sieger, seien das Öl-Aktien wie ConocoPhilips mit einem Plus von 180 Prozent oder der Cheney-Konzern Halliburton mit einem Anstieg von 350 Prozent. Und im Hightech-Sektor gingen die wirklichen Kursraketen ab. Google stieg (in nur einem Jahr) um 250 Prozent, Yahoo und der Chiphersteller AMD legten um 700 Prozent zu und der Computer- und iPod-Riese Apple um satte 730 Prozent.

Na also, hoch die Gläser, aber hallo. Verlierer wie General Motors und Coca-Cola (beide minus 25 Prozent), sowie Phizer, Wal-Mart und Verizon kehre man an einem Jubeltag lieber unter den Tisch, ebenso am besten den kritischen Hinweis der Trendforscher, dass sich selbst unter den stärksten Gewinnern im dreijährigen Bullenmarkt die allermeisten zuletzt nur flach oder mit leichter Abwärtstendenz entwickelt haben. Wer will das schon hören heute. Der Bullenmarkt hat Geburtsgtag – Herzlichen Glückwunsch!

Zur Mittagsstunde notieren die Blue Chips übrigens mit einem Min… ach, lassen wir das.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 12-10-2005 20:47

Wie man amerikanische Aktien vorsortiert (für Börseneinsteiger )

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1234947.html


Aktien im Bulletin Board (OTCBB) findet man unter ...

http://www.otcbb.com/




die Pink Sheets unter...

http://www.pinksheets.com/index.jsp

Starlight 13-10-2005 20:42

Textilkrieg zwischen USA und China

Die Globalisierung geht nicht auf für die Amerikaner. Dabei hatte alles so schön geklungen. Billige Arbeitskräfte in China könnten Produkte für den verwöhnten US-Verbraucher herstellen, für den folglich Unterwäsche und Fernseher, Autos und Videospiele immer billiger werden. Doch so einfach ist das nicht.

Längst haben die Billigprodukte aus China und anderen asiatischen Ländern den US-Unternehmen so hohe Marktanteile abgeknöpft, dass manche Branche im eigenen Land um ihr nacktes Überleben bangt. Allen voran steht – wie immer – die Textilindustrie. Die hat in dieser Woche den Unterhändler David Spooner entsandt, um mit den Chinesen über Einfuhrquoten zu verhandeln. Die Verhandlungen sind am Donnerstagmorgen abgebrochen worden – ohne Ergebnis.

Das ist bitter für die US-Textilindustrie, zumal man gerade am Morgen neue erschütternde Handelsdaten geliefert bekommen hatte. Danach ist das Handelsbilanzdefizit allein im August auf 59 Milliarden Dollar angewachsen, wovon satte 22 Milliarden Dollar auf China fallen – der größte Teil davon auf die Textil- und Kleidungsbranche, die allein im letzten Monat die Exporte um 3 Prozent gesteigert hat.

Viel drastischer fällt die Entwicklung in einzelnen Bereichen des Sektors aus: Der Import von Handtüchern aus China soll im vergangenen Jahr um 224 Prozent gestiegen sein, wie der Branchenverband klagt.

Die Amerikaner haben ein Rezept dagegen, können es aber nur schwer umsetzen. Nachdem mit den jüngsten Gesprächen schon die vierte transpazifische Verhandlungsrunde gescheitert ist, will das Handelsministerium nun vier Textilgruppen ab November mit Strafzöllen belegen. Dem Warnschuss soll eine weitere Maßnahme folgen, wenn im Mai noch einmal vier weitere Produktfamilien mit Zöllen belegt werden.

Mit der Welthandelsorganisation seien die Strafmaßnahmen abgeklärt, so Spooner, der am Donnerstag ansonsten recht hilflos klingt. Man müsse unter allen Umständen verhindern, dass die Chinesen ihre aggressiven Attacken gegen den US-Markt in 2006 fortsetzen, fordert Auggie Tantillo vom Handelskommittee der amerikanischen Hersteller, doch wären Spooner einvernehmliche Maßnahmen lieber gewesen.

Derer hätte es einige gegeben, nicht zuletzt Finanzminister John Snow sollte sich dieser Tage ja um weitere Schritte der Chinesen in Richtung einer Neubewertung des Yuan bemühen.

Nun streben die USA Maßnahmen an, wie die EU sie jüngst beschlossen hat. Die Europäer haben das Importwachstum für Textilien aus China bis 2007 auf jährlich 8 bis 12,5 Prozent beschränkt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-10-2005 20:41

Auf der Suche nach Benzin-Ersatz

Die Inflationsangst der letzten Tage und ein Preissturz bei Öl, das plötzlich wieder näher bei 60 als bei 70 Dollar handelt, haben die Wall Street die Kernfrage der jüngsten Energiekrise vergessen lassen: Was passiert langfristig, wenn die Öl-Nachfrage – u.a. aus China – weiter steigt? Wie hoch klettern die Preise, und was ist dagegen zu tun?

Es ist bitter, dass wenige Wochen nach dem ersten Preisschock das Thema Öl schon wieder zu den kleineren Problemen der US-Konjunktur zu gehören scheint. Denn angesichts von Rekordpreisen von bis zu 3,50 Dollar pro Gallone Sprit hatte bei manchem Verbraucher schon ein Prozess des Umdenkens begonnen, den es jetzt auszunutzen gelte. Immerhin hat auf dem Höhepunkt der Krise sogar die leidenschaftliche Spritschleuder George W. Bush zum Fahrverzicht und Benzinsparen aufgerufen.

Dass die Anregung aus dem Weißen Haus fruchtete, darf bezweifelt werden. Zwar ging die Nachfrage nach Sprit zunächst zurück. Doch liegt das wahrscheinlich daran, dass die Hauptreisezeit für die Amerikaner vorbei ist. Dass plötzlich das halbe Land auf unnötige Trips zur Mall verzichtet, ist jedenfalls nirgends beobachtet worden.

Nun wäre es einerseits schön, wenn sich die Amerikaner ein wenig mehr mit dem Thema Benzinsparen auseinandersetzen würden. Andererseits kann in einem so weitläufigen Land, wo zwischen Wohnhaus, Schule, Arbeits-, Spiel- oder Sportplatz oft dreißig Meilen liegen, nicht so viel eingespart werden wie beispielsweise in Deutschland, wo ein Großteil der Bevölkerung auf einen vergleichsweise gut ausgebauten Nahverkehr zurückgreifen kann.

Umso wichtiger wäre es jetzt, Alternativen zu durchdenken, die zu weniger Öl-Bedarf – und, angesichts des laufenden Krieges im Irak, zu weniger Abhängigkeit von den arabischen Zuliefern – führen würde. Stichworte wie Ethanol und Biodiesel stehen zwar immer wieder im Raum, werden aber an der Wall Street und in Washington kaum diskutiert. Dabei könnte der Umstieg auf alternative Energien in den USA schneller und mit weniger Aufwand vorangetrieben werden als in anderen Ländern. Das hat einen einfachen Grund: Die USA haben eine aktive Landwirtschaft, die man nutzen könnte.

So sind die USA weltweit der größte Erzeuger (und Exporteur) von Mais, dem Grundmittel zur Erzeugung von Ethanol. Das wird zwar bereits von allen großen Raffinerien verwendet und dem Benzin beigemischt, allerdings nur in minimalen Verhältnissen. Dabei könnte ein gewöhnlicher Auto-Motor einen Ethanol-Anteil von bis zu 20 Prozent verkraften, wie Experten berichten.

Wirschaftlich würde die Erzeugung von mehr Ethanol durchaus Sinn machen, auch für die Landwirtschaft. Die leidet seit langem unter geringen Produktpreisen. Der Preis für Mais ist beispielsweise in den letzten drei Jahren gar nicht gestiegen und kostet noch immer 3 Dollar pro Büschel, der offiziellen Mais-Einheit an der Warenterminbörse von Cicago.

„Mais ist billig, Öl ist teuer“, fasst Robert Fuhrmann zusammen, ein Rohstoffanalyst beim Onlinebroker MyFuturesOnline.com. „Es ist also absolut sinnvoll, mehr Ethanol zu produzieren. Ähnlich verhält es sich mit Biodiesel auf der Basis von Sojabohnen, einem weiteren Überflussprodukt in der US-Landwirtschaft. Wie auch Ethanol-Zusätze hat Biodiesel seinen Markteinstieg längst hinter sich. Im vergangenen Jahr wurden nach Informationen des Branchenverbandes 25 Millionen Gallonen verkauft – Tendenz steigend.

Dass sich die alternativen Energien nicht schneller verbreiten, hat dennoch einen guten Grund: Die Kosten für Ethanol und Biodiesel sind – noch – immens. Biodiesel kostet zur Zeit 3,24 Dollar pro Gallone, was selbst gemessen an den aktuellen Rekord-Benzinpreisen unerschwinglich hoch erscheint. Wie sich die Preise entwickeln werden, ist selbst für Branchenanalysten schwer abzuschätzen. Denn die wirklichen Hertsellungskosten sind unbekannt. „Hinter die wahren Kosten von Biodiesel und Ethanol zu kommen ist ungefähr so schwierig, wie das Rätsel der Sphinx zu lösen oder die Formel für Coca-Cola zu finden“, meint Analyst Fuhrmann.

Das heißt nicht, dass die Ersatzstoffe keine Zukunft hätten. Immerhin sind auch die Kosten von Rohöl langfristig nicht einzuschätzen. Vor dem Hintergrund eines gewaltigen Wirtschaftswachstum in China und dem immer steigenden US-Verbrauch hat mancher Analyst schon seit langen einen Preis von 100 Dollar pro Fass im Auge, womit auch herkömmliches Benzin teurer werden würde.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc..

Starlight 14-10-2005 20:50

Marktstatistik
Die Aktienkurse steigen - wie lange noch?
Von Sam Stovall, Chief Investment Strategist bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...h-1281468.html

Starlight 17-10-2005 21:07

Konkurswelle in Amerika

Im Quartalsbericht der Citigroup fällt eine Zahl erst auf den zweiten Blick ins Auge. Nach Abschreibungen von 124 Millionen Dollar im abgelaufenen Quartal stellt man sich für Q4 auf 310 Millionen Dollar ein, die der Bank im Zusammenhang mit bankrotten Kunden flöten gehen. Grund ist eine Änderung im Konkursgesetz ab diesem Montag.

Künftig nämlich soll es den hochverschuldeten Amerikanern – dem einzelnen Bürger und den Unternehmen – schwerer fallen, Konkurs anzumelden. Im Prinzip ist es höchste Zeit für eine Straffung der Gesetzte, denn Konkurs und Bankrott sind vielen in den USA längst keine besonders unangenehmen Worte mehr. Aus der Tatsache, dass sich der mit Krediten überladene Durchschnittsverbraucher immer häufiger ins wirtschaftliche Aus konsumiert hat, ist über die Jahre eine ganze Konkursbranche entstanden, die in Bussen und U-Bahnen mit bunten Postern dafür wirbt, doch Konkurs zu erklären und einen finanziellen Neustart zu machen.

Recht einfach wurde es dem verzweifelten Verbraucher bisher gemacht, und den Unternehmen auch. Letztere durften unter dem viel zitierten „Chapter 11“ so lange restrukturierten wie sie wollten – die Fluggesellschaft United Airlines ist zur Zeit im dritten Jahr ihres Konkurses. Ab sofort sollen einige Schranken gelten: Eine Restrukturierung unter „Chapter 11“ kann beispielsweise höchstens 18 Monate dauern. Besonders unangenehm für die bisher stets verwöhnten Manager in Corporate America: Die Bonuszahlungen in der Führungsetage werden künftig drastisch eingeschränkt.

Für den zahlungsunfähigen Bürger unterdessen gilt, dass die für ihn zuständigen „Chapter 7“ und „Chapter 13“ nicht mehr zwingend die gesamte Schuldenlast beseitigen, sondern dass erschwerte Auflagen gelten, nach denen Außenstände zumindest teilweise abzutragen sind.

So sehr die aktuelle Gesetzesänderung, die ab diesem Montag gilt, also auf breiter Front begrüßt wird, so hat sie doch eine unangenehme Begleiterscheinung. Wer seit Monaten in finanziellen Schwierigkeiten ist, hat spätestens bis zum vergangenen Wochenende reagiert – die Zahl der Konkursmeldungen ist in den letzten drei Tagen so hoch wie nie zuvor. Eine Auswahl:

Zahlungsunfähig nach „Chapter 11“ nennen sich am Montagmorgen der Teddybär-Hersteller The Boyds Collection, die Sofa- und Möbelfirmen Richter Furniture, O'Sullivan Industries und Levitz Home Furnishings, die Restaurantkette Gardenburger, der Leiterplatten-Hersteller Photocircuits Corp., der Krispy-Kreme-Franchisenehmer Freedom Rings und die regionale Fluggesellschaft Mesaba Aviation.

Mesabas Partnerfirma Nothwest Airlines hat schon vor zwei Wochen Konkurs angemeldet, fast zeitgleich mit dem Konkurrenten Delta Air Lines. Vor einer Woche machte der Automobilzulieferer Delphi Schlagzeilen mit „Chapter 11“, und wenige Tage zuvor war es GM Holdings, der frühere Besitzer des Sands-Casinos im Spielerparadies Atlantic City.

So viele Konkurse auf einmal? Der Schein trügt. Was vor allem den Banken viel mehr Sorgen bereitet, ist die Liste der privaten Schuldner. Nicht nur die Citigroup rechnet mit höheren Verlusten im vierten Quartal. Die Wall Street konzentriert sich auf die drei größten Kreditkarten-Banken American Express, Capital One und Bank of America. Deren Außenstände sind nämlich am schwersten einzutreiben, wenn sich ein überlasteter Konsument mit leerem Portemonnaie einmal zahlungsunfähig nennt.

Wie stark solche Fälle zunehmen, zeigen die aktuellen Zahlen von Lundquist Consulting, wo man in der letzten Septemberwoche – zwei Wochen vor Änderung des Konkursgesetzes – ganze 68 000 Konkurse in den USA gemessen hat. Dem gegenüber stehe ein Wochendurchschnitt von normalerweise 30 000 Fällen. Insgesamt haben in den USA in diesem Jahr bereits 1,3 Millionen Bürger die Karten offengelegt, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr.

Schuld an der Tendenz sind die bekannten Faktoren: Hohe Preise für Energie, steigende Zinsen, ein anhaltend schwacher Arbeitsmarkt und nicht zuletzt ein abkühlender Häusermarkt, dessen Wertsteigerungen mit der emporschnellenden Verschuldungsrate nicht mehr Schritt halten kann.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 17-10-2005 21:14

Wall Street
Kaufgelegenheiten bei Tiefstkursen

Von John Dorfman

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1280045.html

Starlight 18-10-2005 19:55

Die lange Fahrt aus der Krise

Ein Plus von 13 Prozent sieht man selten im Dow, und wenn man es sieht, dann ist Vorsicht geboten. In dieser Woche ist das am Beispiel von General Motors sehr schön zu sehen: Der Automobilriese hatte nach recht drastischen Restrukturierungsmaßnahmen dick zugelegt, einen Tag später ist von den Gewinnen nicht mehr viel übrig.

In Zahlen ausgedrückt ist der Handel der GM-Aktie ernüchternd: Nach der Quartalskonferenz schoss das Dow-notierte Papier von 28 Dollar auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 31,50 Dollar. Am Dienstagmittag kostet GM nur noch knapp über 29 Dollar pro Anteilsschein, Tendenz weiter fallen, nicht zuletzt wegen einer Abstufung von Merrill Lynch, die am Morgen die gesamte Branche samt der Zulieferer auf den Pannenstreifen geschoben.

Die gesamte Auto-Branche stehe auf der Kippe, meinen die Analysten, inklusive der Zulieferer. Leider gehe man davon aus, dass sich „dieses Rückgrat der amerikanischen Industrie“ eher zum Schlechten als zum Guten neigen könnte. Obwohl auch die Aktien von Ford auf „Verkaufen“ gesetzt werden, lässt sich Merrill Lynch aus aktuellem Anlass vor allem über GM aus, wo man im Zusammenhang mit der angekündigten Restrukturierung nicht nur vor großen Kostensenkungen stehe, sondern auch vor hohen Ausgaben – immerhin sollen 25 000 Jobs gestrichen werden.

Diese Job-Senkungen sind allerdings nur ein Teil der GM-Revolution, der andere hat an der Wall Street für viel mehr Aufregung gesorgt. Dem Management unter CEO Rick Wagoner ist nun doch eine Einigung mit der mächtigen Automobilgewerkschaft UAW gelungen. Das war höchste Zeit, wie allerdings nicht nur an der Wall Street erkannt wird. Im Gegenteil: Auch wer sonst auf Seiten der Arbeitnehmer steht, gab bei GM meist dem Unternehmen recht, dem seine Mitarbeiter extrem teuer zu stehen kamen.

Vor allem die Beiträge zur Krankenversicherung waren es, die bei GM stets Anlass zur Sorge gegeben hatten. Diese Kosten waren in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, und dass der Autobauer den Arbeitnehmeranteil erhöhen wollte, war nur verständlich. Denn während der durchschnittliche Arbeiter in den USA einen Eigenanteil von 32 Prozent und der durchschnittliche Angestellte von 27 Prozent trägt, steuerte der durchschnittliche GM-Mitarbeiter nur 7 Prozent bei.

Ein Arbeitgeber-Anteil von 93 Prozent belastete GM umso mehr, als die Kosten im Gesundheitsbereich in den vergangenen Jahren geradezu explodiert sind – unter anderem aufgrund einer verantwortungslos pharmafreundlichen Politik in Washington. Da GM den Firmenanteil gegen den Widerstand der UAW lange nicht senken konnte, hatte man die Margen lange über höhere Automobilpreise zu retten versucht – ohne Erfolg.

Denn dass der durchschnittliche Wagen den US-Verbraucher ganze 26 Wochengehälter kostete, ließ die Marktanteile von GM (und der übrigen amerikanischen Hersteller) bröckeln. Immerhin hatte waren die Lenker in den Siebziger- und Achtzigerjahren daran gewöhnt, ein Auto für 17 Wochengehälter erstehen zu können. Dass die Autopreise schneller stiegen als Löhne, Gehälter und andere Produkte, wurde der Branche vor allem durch das gleichzeitige Auftauchen der asiatischen Konkurrenz zum Verhängnis.

Dass GM die Kosten nun senken will, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ob man ihn rechtzeitig geht, ist hingegen die Frage. Die Industrie hat in den vergangenen Jahren ihr einst makelloses Image fast komplett verloren. Der patriotischen Käufer, der vor kurzem noch einen Aufpreis für US-Produkte zahlte, ist nach Skandalgeschichten und angesichts hoher Verbrauchsstatistiken und Benzinpreise längst zu Toyota & Co. gewechselt. Ihn zurückzugewinnen ist die Herausforderung, vor der GM und Ford in den nächsten Quartalen stehen.

Mit der UAW-Einigung ist damit nicht der Krieg, sondern nur die erste Schlacht gewonnen. Die Fahrt aus der Automobilkrise wird lange dauern. Die Wall Street weiß das, und entsprechend hält sich die Kauflust gegenüber der Aktie erneut in Grenzen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-10-2005 20:17

Pilgerfahrt nach Hurricane

Glück und Unglück liegen oft dicht beisammen. Nur wenige Tage nachdem der Hurrikan Katrina das Haus von Caronell Allen zerstört hatte, knackte der nach Oklohoma Evakuierte den dortigen Lotto-Jackpot – 25 000 Dollar werden ihm beim Wiederaufbau seiner Existenz helfen. Jetzt ist ein weiterer Hurrikan unterwegs, und ein neuer Jackpot.

An der Wall Street ist es natürlich der Hurrikan, der die Stimmung prägt. Wilma dreht sich mittlerweile mit mehr als 300 Stundenkilometern und ist damit der schwerste Hurrikan der Saison. Das ist umso überraschender als Wilma am Dienstagabend noch ein einfacher Tropensturm gewesen war, der erst über Nacht in ungeahnter Weise an Kraft gewonnen hat.

Die Meteorologen sind momentan bedingt optimistisch, was den Verlauf des Hurrikans angeht. Wilma hält auf Florida zu, was zwar die dortigen Anwohner in Angst und Schrecken versetzt, aber wenigstens die bereits beschädigten Öl-Plattformen und Raffinerien an der Küste zwischen Louisianna und Texas verschonen dürfte. Eine Garantie gibt es natürlich nicht, immerhin dreht sich das Auge noch über den Cayman Islands, hält langsam auf Kuba zu und soll erst am späten Samstag US-Boden erreichen.

Aber was ist schon sicher in dieser Hurrikan-Saison, die offiziell noch bis Ende November dauert. Es ist eine schreckliche Saison der Wetterrekorde. Wilma ist der 21. schwere Hurrikan in diesem Jahr, soviele gab es überhaupt erst ein einziges Mal – anno 1933. Sollte es in den nächsten Wochen weitere Unwetter geben, haben die Meteorologen laut ihrer Richtlinien nicht einmal mehr richtige Namen zu vergeben, Hurrikans nach Wilma werden dann nach dem griechischen Alphabet benannt, würden folglich Alpha, Beta und so weiter heißen.

Das Namensproblem der Meteorologen ist natürlich vergleichsweise klein gemessen an den Sorgen der Floridianer. Der Sonnenstaat ist dicht bevölkert, die ersten Snowbirds – die Senioren aus den nördlichen Bundesstaaten, die Zugvögeln gleich den Winter in der Strandresidenz zwischen Miami und Fort Lauderdale verbringen – sind längst eingeflogen. Nun verrammeln sie ihre Häuser, schrauben Holzbohlen vor die Fenster und schauen, dass sie wieder weggekommen. Die I-75 ist die einzige Autobahn, die aus dem zur Zeit stärkst bedrohten Gebiet gen Norden führt – Staus sind vorprogrammiert

Und im Norden ist man nicht einmal sicher, denn Wilma dürfte in den nächsten zwei Wochen bis nach Neu-England ziehen, wo bereits in den vergangenen zwei Wochen Regenstürme für Überschwemmungen mit mehreren Toten gesorgt haben.

Nach Katrina und Rita ist also Wilma der dritte Hurrikan mit möglicherweise katastrophalen Auswirkungen für mehrere Staaten – und mit Milliardenkosten für die USA, denen es finanziell eh immer schlechter geht. Das Haushaltsdefizit wächst, die Inflation steigt, zahlreiche Verbraucher haben Weihnachten aufgrund steigender Öl- und Heizkosten längst abgeblasen.

Andere wiederum hoffen noch auf ein Wunder, und das hat sich ebenso unbemerkt aufgebaut wie der Sturm über der Karibik. In 25 Ziehungen der Lotterie Powerball hat es keinen Sieger mehr gegeben, der Jackpot für die Mittwochsziehung ist auf einen Rekordwert von 340 Millionen Dollar angewachsen. Selbst wer sich, in den USA durchaus üblich, für eine Sofortauszahlung entscheidet, kann sich über 164 Millionen Dollar freuen, nach Abzug von Steuern über etwa 120 Millionen.

Der Run auf die Verkaufsstellen hat begonnen. Abergläubige Amerikaner fahren hunderte von Kilometern, um ihren Tippschein genau da zu kaufen, wo vor drei Jahren der Bauarbeiter Jack Whittacker seinen Schein gekauft hat, der dann mit fünf Richtigen und Zusatzzahl den bis dato größten Lottogewinn von 314,9 Millionen Dollar einfuhr. Der betreffende Laden heißt C&L Super Serve und befindet sich im Staat West Virginia – ausgerechnet in einer kleinen Ortschaft mit dem Namen Hurricane.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-10-2005 20:34

Ein neues Gespenst zu Halloween

Die Amerikaner gruseln sich: Halloween steht vor der Tür. In allen Läden gibt es Monstermasken und Skelett-Kostüme, Freizeitparks laden zum „Schocktoberfest“ in ihre Geisterschlösser, und auch an der Wall Street gehen die Gespenster um. Nicht nur das Inflationsgespenst, wohlgemerkt – manche rechnen mit Schlimmerem.

Das größte Angst-Szenario beschreiben die Experten von Elliott Wave Financial Forecaster, die sich auf technische Marktanalyse nach der allerdings nicht unumstrittenen Elliott-Wellentheorie spezialisieren. Sie rechnen pünktlich zu Halloween mit einem Crash, und liefern einige Gründe für die finstere Prognose.

Auslöser für eine dramatische Abwärtsbewegung, die die Blue Chips „mehrere tausend Punkte“ kosten könnte, soll der Absturz des Dow-Jones-Index unter 10 300 Punkte gewesen sein. Dass sich der Standardindex im Mittwochshandel dreistellig in die Höhe katapultieren konnte, sagt den Chart-Technikern nicht viel. Die Gewinne des Marktes zur Wochenmitte seien nicht besonders breit gewesen, wird der Analyst Richard Russell bei CBS zitiert. Zudem können auch die Bullen nicht von der Hand weisen, dass der Wall Street am Tag nach der Mittwochsrallye überhaupt keine Anschlussgewinne gelingen wollen – obwohl einige Quartalszahlen gar nicht schlecht waren.

So ist – auch nach Betrachtung der Kursbewegungen in den ganzen letzten drei Wochen – ein Abwärtstrend nicht von der Hand zu weisen. Dass dazwischen kleine Gegenbewegungen bullische Stimmung vortäuschen, hält Elliot-Chef Robert Prechter für ganz normal. „Aber missverstehen Sie den breiten Trend nicht“, so Prechter, „es ist ein Bärenmarkt.“

Der beginne gerade seine „dritte Welle“ nach dem Elliott-Schema. Die anhand der jüngsten Inflationsdaten und der Zinsangst geschürte Panik dürfe bald ihren Höhepunkt erreichen und zu einem Handelsmuster führen, dass bärentypisch von immer niedrigeren Tiefständen gekennzeichnet sei. Gold und Silber böten übrigens keinen Schutz, so Prechter. Anleger seien zur Zeit mit Cash am besten beraten.

Direkt zum Ausgang drängen die Anleger an der Wall Street dennoch nicht. Das hat seinen Grund nicht zuletzt in der wackligen Performance der Elliott-Spezialisten. Immerhin hat deren Musterportfolio in den vergangenen zwanzig Jahren einen Verlust von jährlich rund 18 Prozent verbucht – auf diesen Zug will man nicht aufspringen.

Doch warnen Elliott-Befürworter davor, die Theorien ganz zu ignorieren. Zumindest über mittelfristige Perioden hätten die Techniker oft ganz außergewöhnliche Genauigkeit in ihren Vorhersagen bewiesen, meint CBS-Kommentator Peter Brimelow. Dabei habe vor allem Prechter oft recht gehabt, wenn er dem Markt scharfe Trendwenden prophezeit hatte – lediglich bei bestehenden Trends habe er oft den Beginn verschlafen.

So bleibt die Wall Street gespalten gegenüber Prechter und der Elliott-Welle, wie auch allgemein gegenüber anderen technischen Analysen. Vor allem zur Zeit – auf dem Höhepunkt der Ertragssaison – zählt für die breite Masse die fundamentale Analyse. Doch wenngleich diese nicht für einen historischen Börsen-Crash spricht, lässt auch sie nicht gerade großen Optimismus zu. Im Gegenteil: Zahlreiche Dow-Riesen schneiden dieser Tage erschreckend schlecht ab, einige Hightech-Schwergewichte laufen dem Markt hinterher, und selbst der bisherige Kurstreiber Öl bricht ein. Fonds stoßen Werte wie ExxonMobil in großen Mengen ab und flüchten sich in den Einzelhandel, was vor Weihnachten kein schlechter Zug wäre – in normalen Jahren.

Doch sieht die Wall Street kein normales Jahr. Das Wirtschaftswachstum scheint zwar stabil zu sein, doch misst man zu hohe Inflation und Verbraucherverschuldung und rechnet mit einem Einbruch im Konsum. Ein Einbruch an der Börse wäre keine unlogische Folge. Doch der Halloween-Crash in den nächsten Tagen ist zumindest für die überwältigende Mehrheit auf dem Parkett nur ein Schreckgespenst.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 21-10-2005 21:54

Polaris und Exxon - hohe Gewinne, geringe Schulden
Von John Dorfman

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1283634.html

Starlight 24-10-2005 20:38

Notenbank: Ben Bernanke wird neuer Fed-Chef

Der frühere Fed-Gouverneur und oberste Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush, Ben Bernanke, soll neuer Chef der amerikanischen Notenbank werden. Die Amtszeit des amtierenden Fed-Chefs Alan Greenspan läuft Ende Januar aus, und Bernanke wäre bei der Sitzung am 31. Januar erstmals als oberster Notenbanker im Amt.

Die Entscheidung für Bernanke ist am Montagmorgen in Washington durchgesickert, eine Pressekonferenz ist für 13 Uhr (Ortszeit, 19 Uhr MEZ) anberaumt.

Ben Bernanke galt seit Monaten als aussichtsreichster Kandidat für die Greenspan-Nachfolge. Als Fed-Gouverneur war der 52-jährige mehrere Jahre lang die Nummer Zwei der Notenbank hinter Alan Greenspan, bis Bush ihn als obersten Wirtschaftsberater vor einem Jahr ins Weiße Haus geholt hat. Darüber wiederum sind zahlreiche Beobachter an der Wall Street nicht ganz glücklich, immerhin soll der Fed-Chef traditionell politisch neutral sein.

Dies kann man über den Republikaner Bernkaner vor allem nach seiner Arbeit an Bushs Seite nicht uneingeschränkt sagen. Vielmehr dürfte Bernanke den fiskalpolitischen Kurs seines Chefs uneingeschränkt stützen, wie er erst in der vergangenen Woche vor dem Kongress klar gemacht hatte. Auf die Nachfrage eines Abgeordneten, ob denn der Abbau des Defizits wichtiger sei oder immer mehr Steuersenkungen, erklärte Bernanke knapp: „Ich glaube, dass die Steuersenkungen einen bedeutenden Teil zu unserem aktuellen Wirtschaftswachstum beitragen.“

Erste Stimmen aus dem Senat bestätigen Bernanke aber als „eine hervorragende Wahl“, darunter Senator Richard Shelby, der Voristzende des Wirtschaftsausschusses. Bernanke dürfte wohl eine wesentlich einfachere Bestätigung bevorstehen als anderen hochrangigen Positionen, die Bush zuletzt ins Spiel gebracht hatte, nicht zuletzt der höchst umstrittenen Kandidatin für den Supreme Court, Harriet Miers.

Das liegt wiederum daran, dass Bernanke trotz seiner Nähe zu Bush nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrung im Fed-Gremium schlicht und einfach als kompetentester Kandidate für den Fed-Vorsitz galt. Und das trotz eines offensichtlichen Kurswechsels, den Bernanke nach 18 Jahren Greenspan der Notenbank aufdrücken dürfte. So gilt Bernanke als Anhänger eines Inflations- statt eines Zins-Ziels, was die Wall Street aber nicht beunruhigt.

Viel mehr Unruhe hätte es wohl gegeben, wenn Bush – wie Experten lange befürchtet hatten – die Wahl eines Greenspan-Nachfolgers bewusst verzögert hätte, um den Amtsinhaber noch länger halten zu können. Mit einem solchen Manöver hätte Bush Greenspans Amtszeit als oberster Notenbanker über die gesetzlichen Fristen hinaus verlängern können.

Dabei hatten sich seit einiger Zeit mögliche Nachfrolger abgezeichnet. Bernanke war keineswegs der einzige Kandidat im Rennen um den Posten. In den vergangenen Monaten waren auch der Harvard-Volkswirtschaftler und Reagan-Berater Martin Feldstein, sein Kollege Glenn Hubbard von Columbia University, der Fed-Gouverneur Donald Kohn und der frühere Fed-Gouverneur Larry Lindsey im Gespräch gewesen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 25-10-2005 19:01

Venture Capital fließt spärlicher

Zahlen über Zahlen… die Ertragssaison ist anstrengend, und es ist nicht einfach, in einer Datenflut von hunderten von Unternehmen den Überblick zu wahren. Man schaut bald gar nicht mehr hin, außer auf ein paar Schlüsseldaten, die das Quartal charakterisieren. Neuester Datensatz am Dienstag: Die Venture-Capital-Studie zum dritten Quartal.

Laut PricewaterhouseCoopers ist das Venture Capital, das Geldgeber in Banken und Fonds aufstrebenden Unternehmen zur Verfügung stellen, im abgelaufenen Quartal um 13 Prozent zurückgegangen. Mit insgesamt 5,3 Milliarden Dollar liegt das Risikokapital zwar noch im Rahmen dessen, was der Markt in den letzten Jahren gewohnt war, doch ist der rückläufige Trend nicht von der Hand zu weisen.

So ist die Zahl der unterstützten Umternehmen um 10 Prozent auf 714 zurückgegangen, und zudem sinkt auch die allgemeine Risikobereitschaft der Finanzierer. So sind die Mittel für Start-Ups in frühen Entwicklungsphasen um satte 80 Prozent geradezu eingebrochen, während Investitionen in späteren Stadien mit 2,6 Milliarden Dollar mittlerweile fast die Hälfte des gesamten Venture Capitals in den USA ausmachen.

Verschoben haben sich in jüngster Zeit zudem die Sektoren, die Venture Capital erhalten. Das größte Wachstum verzeichnet der Mobilfunk-Sektor, der sich im dritten Quartal 455 Millionen Dollar sichern konnte und damit auf ein Branchenhoch aufgelaufen ist. Auf das ganze Jahr gerechnet sind bereits 984 Millionen Dollar an 114 Mobilfunk-Projekte geflossen. Der Sektor stellt allein die drei größten Einzelprojekte in der jüngsten VC-Studie, darunter FiberTower als Entwickler mobiler Netzwerke und Visto Corp. als Entwickler mobiler Textnachrichtensysteme.

„Das Wachstumspotenzial im Mobilfunk-Bereich scheint geradezu unbegrenzt zu sein“, meint Tracy Lefteroff von PricewaterhouseCoopers. „Die nächste Generation von Hightech wird sich komplett in diesem Bereich abspielen.“

Ein weiterer Gewinner ist hingegen der Bereich LifeScience, der Medizintechnik einschließt. Stark zurück gegangen ist hingegen das Interesse der Geldgeber an Software. Der ehemals wichtigste VC-Bereich ist von 1,3 Milliarden Dollar auf 1,04 Milliarden Dollar im jüngsten Vierteljahr erneut gefallen.

Dafür meldet sich der Loser der Post-Crash-Jahre zurück: Das Interesse der VC-Firmen an Internetdiensten für Verbraucher scheint grenzenlos zu sein. Die Geldgeber „reißen sich um Deals in dem Bereich, wie wir es seit dem Dot-Com-Crash nicht mehr gesehen haben“, meint Michael Greely von IDG Ventures, der aber schon wieder vor negativen Folgen warnt. „Wir sind zur Zeit sehr nervös, weil die Bewertungen in manchen Bereichen der Internet-Geschäfte sind schon wieder so hoch sind wie seit der großen Blase nicht mehr.“

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 26-10-2005 20:49

Wirbel(sturm) um Wal-Mart

Die Hurrikans an der Golfküste haben nicht zahlreiche Menschenleben gekostet und Milliardenschäden angerichtet, sie scheinen auch manchem das Gehirn gründlich durchgepustet zu haben. Lee Scott, der CEO von Wal-Mart, will beispielsweise in der Krise erkannt haben, dass sein Unternehmen ein besserer Partner sein muss. Sein neues Konzept ist allerdings nicht unumstritten.

Es gibt durchaus eindrucksvolle Geschichten, die sich um Wal-Mart während und nach dem verheerenden Wirbelsturm Katrina ranken. So soll eine Filialleiterin in New Orleans den eigenen Laden aufgebrochen haben, um Tausenden Obdachlosen alles mögliche von Schuhen bis zu Toilettenpapier, von Seife bis zu Lebensmitteln (aus den höheren, trockenen Regalen) zuwerfen zu können. „Ich hoffe, das Management hat nichts dagegen“, zitierte CNN die Samariterin – und Wal-Mart hatte nichts dagegen. Angesichts der Katastrophe schrieb man Gewinne für ein paar Tage ab und half den Menschen in Louisianna.

Jetzt soll das Engagement weitergehen. Wal-Mart kündigt in dieser Woche neue Versicherungspläne für die Mitarbeiter an und appelliert an den Kongress, die Mindestlöhne zu erhöhen. Das ist alles schön und gut, doch schlagen die Gegner des weltgrößten Einzelhändlers Alarm. Das ganze Reformpaket des Retail-Multis scheint nämlich nicht mehr zu sein als ein riesiger PR-Gag, mit dem das Management den Ruf des unfairsten Unternehmens der Welt loswerden möchte.

Dass sich Lee Scott gegenüber dem Kongress aus dem Fenster lehnt und eine Erhöhung des seit mehr als zehn Jahren nicht angehobenen Mindestlohnes fordert, sei „einfach lachhaft“, meint Tracy Sefl von der Verbrauchergruppe Wal-Mart Watch. „Das Unternehmen hat eigene Lobbyisten wie Lee Culpepper, die gegen eine Erhöhung des Mindestlohnes kämpfen.“

Auch sonst scheint das Bemühen des Konzerns nicht konsequent zu sein. Denn einerseits könnte Wal-Mart seine Löhne einfach so anheben, wenn man seinen Mitarbeitern plötzlich Gutes tun will. Denn Wal-Mart zahlt vielen seiner 1,3 Millionen Angestellten keinen Pfennig mehr als die vorgeschriebenen 5,15 Dollar pro Stunde, wenngleich das Durchschnittsgehalt beim weltgrößten Einzelhänder 9,68 Dollar beträgt.

Aber es geht Wal-Mart auch nicht darum, seine eigenen Leute besser zu situieren. Vielmehr sorgt man sich um den Kunden aus der Unterschicht. Angesichts hoher Energiepreise spart der nämlich eisern und trägt immer weniger Geld in den Supermarkt. Auf Wal-Mart wirkt sich das stärker aus als auf Konkurrenten wie beispielsweise Target, wo ein hoher Kundenanteil auch aus der Mittel- und Oberschicht stammt.

Nicht besser ist die Wal-Mart-Politik in bezug auf die Krankenversicherung. Man biete ab nächstem Jahr einen „Value Plan“ an, so CEO Scott, unter dem sich Mitarbeiter für 23 Dollar im Monat versichern könnten – ganze 17 Dollar billiger als bisher. Doch der Schein trügt, wie die Kritiker bei WakeUpWalMart.com analysiert haben. Zum einen könnte von den 52 Prozent der Mitarbeiter, die sich für die bisherigen Tarife nicht qualifizieren konnten, auch keiner die Bedingungen für die neuen Tarife erfüllen, meint Chris Kofinis, der auch für die an Wal-Mart laufend scheiternde Gewerkschaft der Lebensmittelhändler tätig ist. Zum anderen sind die Eigenbeteiligungen an Krankenhausaufenthalten, Medikamenten, Arztbesuchen und anderem so hoch, dass der Plan schlicht unrentabel sei.

„Wal-Mart bietet keine verbesserten Versicherungsschutz an“, schimpft Kofinis, „man hat nur den alten Ramsch neu verpackt.“

Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn ganz offensichtlich will Wal-Mart bei den Versicherungskosten auch in Zukunft vor allem sparen. Das belegt ein internes Memo, das der New York Times in die Hände gefallen ist und am Mittwoch für Wirbel sorgt. In einem Schreiben an andere Manager schlägt Vorstandsmitglied Susan Chambers nämlich vor, dass das Unternehmen mehr Teilzeit-Arbeiter anstellen solle, um Nebenkosten zu sparen. Man solle ferner Einzahlungen in die Rentenkasse kürzen und mit Fortbildungsangeboten vor allem junge Leute ködern. Gesundheitlich angeschlagene Bewerber hingegen sollen ferngehalten werden. So sollen Tätigkeitsbeschreibungen dahingehend geändert werden, dass jeder Job ein gewisses Maß an körperlicher Fitness voraussetze. Auch der Kassierer müsse hin und wieder auf dem Parkplatz Einkaufswagen einsammeln. In einem Land, das als erste Volkskrankheit Fettsucht anerkennt, hält das einen Großteil der ungewollten Bewerber ab.

An der Wall Street verfolgt man die neue Debatte um Wal-Mart mit Interesse. Die Aktie notierte am Mittwochmittag im Plus – trotz eines sich abzeichnenden Skandals. Denn Kostensenkungen gefallen Anlegern, egal wie sie zustande kommen. Allerdings wird Wal-Mart als langfristige Anlage nicht interessanter. Dem Unternehmen drohen ohnehin massenweise Klagen von diskriminierten Angestellten, mit den neuen Konzepten wird man seine Standpunkt nicht verbessert haben.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 27-10-2005 20:29

Corporate America verbessert die Volksgesundheit

Mit Ideen für eine neue Personalpolitik hat sich der ohnehin unbeliebte Einzelhändler Wal-Mart wieder einmal voll in die Nesseln gesetzt. Um an der Krankenversicherung zu sparen, hatte ein Vorstandsmitglied vorgeschlagen, unfitte Bewerber einfach abzuwimmeln. Es gibt bessere Konzepte in Corporate America.

Zahlreiche Unternehmen haben bereits vor einiger Zeit damit begonnen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu testen und einen Anreiz zur Vebresserung der körperlichen Fitness zu bieten. Das jüngste Unternehmen auf dem Gesundheitstrip kommt ausgerechnet aus der Pharmabranche: AstraZeneca hat allen Angestellten einen Fragebogen zum Thema Gesundheit zugestellt. Wer diesen nicht beantwortet hat, zahlt seit September monatlich 50 Dollar mehr für seine Krankenversicherung.

Den Mitarbeitern aber, die den Fragebogen ausgefüllt und Auskunft über Krankengeschichte, Ernährung und Lebenswandel gegeben haben, stellt man Gesundheitskonzepte zur Verfügung, die von weiteren Untersuchungen über Vitaminrezepte bis hin zu sportlichen Empfehlungen reichen. Von 12 000 Angestellten bei AstraZeneca haben bisher 10 000 den Service genutzt. Die Proteste halten sich in Grenzen, wenngleich einige Verbraucherschützer die Gefahr von Datenmissbrauch angesprochen haben.

Dass Angestellten mit einem höheren Eigenanteil bei der Versicherung gedroht wird, scheint sich auszuzahlen. Ohne drohende Folgen liege die Teilnahmerate bei Fragebögen und anderen Gesundheitsaktionen bei unter 20 Prozent, berichtet Jennifer Murphy vom Personalberater Hewitt Associates. Ein finanzieller Anreiz oder die Androhung einer Strafzahlung lasse hingegen bis zu 90 Prozent der jeweils angesprochenen Mitarbeiter reagieren – die sich nicht zuletzt selbst einen Gefallen tun.

Einen Bonus statt einer Strafzahlung nutzt der Chemie-Riese Dow Chemical zur Durchsetzung seiner Gesundheitspolitik. Die Performence-Boni zum Jahresende basiert das Unternehmen unter anderem darauf, inwiefern Angestellte gemeinsam abgesprochene gesundheitliche Ziele ereicht haben. Manche specken ab, manche gehen ins Fitnessstudio, manche hören auf zu rauchen.

Letzteres – der Verzicht auf die Kippe – ist zur beliebtesten Methode geworden, die Gesundheit von Angestellten zu verbessern. Erst im vergangenen Monat hat sich Nothwest Airlines unter den Firmen eingereicht, die Nichtraucher-Boni zahlen und Rauchern einen höheren Beitrag für ihre Versicherung abknöpfen. Das selbe Konzept hat der Bundesstaat Georgie für seine Beamten durchgesetzt. Unter den 241 000 Angestellten des Staates sind zur Zeit etwa 50 000 Raucher, die jeweils monatlich 40 Dollar mehr in die Krankenkasse einbezahlen.

Warum man sich bei Wal-Mart nicht etwas mehr mit alternativen Konzepten beschäftigt hat, ist unklar. Das Unternehmen scheint laut einem Memo ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, Angestellte mit gesundheitlichen Problemen einfach nicht mehr einzustellen. Man solle beispielsweise übergewichtige Bewerber damit abschrecken, hieß es, dass sämtliche Positionen beim Einzelhändler ein gewisses Maß an Fitness und Bewegung voraussetzten. So sollten auch Kassierer regelmäßig die Einkaufswagen auf dem Pakplatz einsammeln, was manch übergewichtigem Amerikaner nicht leicht fallen dürfte.

Während sich also Wal-Mart wieder einmal disqualifiziert hat, zeigen zahlreiche US-Unternehmen, dass sich mit guten Konzepten die Gesundheit der Mitarbeiter verbessern lässt. Dadurch sinken Kassenbeträge und Fehlzeiten – und der Gewinn steigt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 28-10-2005 20:43

Kasse machen mit den Geistern

Bu-huuu… an diesem Wochenende geistert es wieder in ganz Amerika. Es ist Halloween, und die Kinder ziehen von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu ergattern. „Trick or Treat“ werden sie rufen, und sich nach ein paar Minuten mit ihren Phantasiegewändern wieder ins Dunkel der Nacht schlagen.

Ein besonderes Treat – ein Schmankerl – ist das Halloween-Fest auch für die Industrie. Die macht das erste Milliardengeschäft des anbrechenden Winters, in schneller Folge kommen dann Thanksgiving und Weihnachten. Halloween ist ein guter Start, wie der Branchenverband der Einzelhändler auch in diesem Jahr feststellt.

Nach Berechnungen der National Retail Foundation (NRF) feiern 53,3 Prozent der amerikanischen Verbraucher Halloween. Sie geben im Durchschnitt 31,88 Dollar aus und sorgen dafür für einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar, den sich die Kostümweber und Bierbrauer, die Partyausstatter und Restaurants und nicht zuletzt die Schoko- und Bonbon-Hersteller teilen.

Kostüme stellen erwartungsgemäß den größten Teil der Ausgaben. Fast ein Drittel der erwachsenen Amis will sich verkleiden, unter den Kindern ist es gut die Hälfte. Diese Zahlen liegen im historischen Mittel, verschoben hat sich indes der Geschmack der Kostümträger. Nachdem beispielsweise der Irakkrieg arg an Popularität eingebüßt hat, will selbst zu Halloween kaum einer Soldat sein. Eines der populärsten Gewänder der letzten Jahre wird heuer nur noch von 1,4 Prozent der Kids angelegt. Feuerwehrmann und Polizist, in den Nachwehen von 9/11 bis letztes Jahr unter den Top-20 der Verkleidungen, sind ganz aus den Regalen verschwunden.

Dafür regieren wieder die Klassiker. 11,8 Prozent aller Kinder – das dürfte jedes fünfte Mädchen sein – wird wohl als Prinzessin um die Häuser ziehen, obwohl das nicht gerade für Angst und Schrecken sorgen dürfte. Erfolgreicher erschrecken werden wohl die Hexen, die einen Antiel von 5,2 Prozent an der Halloween-Parade stellen, sowie die Spidermen, Monster, Star-Wars-Charaktere und Superhelden, die auf jeweils 4 Prozent kommen.

Nur noch 2 Prozent der Kinder verkleiden sich nach NRF-Angaben als Kürbis, dabei ist das doch das typische Halloween-Gemüse und bringt in Fratzen geschnitten und mit Kerzenlicht beleuchtet gruselige Stimmung in die Straßen.

Brave Kostüne wie Prinzessinnen stehen bei den Erwachsenen gar nicht hoch im Kurs, die Älteren suchen den blanken Horror. 16,4 Prozent werden sich als Hexen verkleiden, dazu gibt es massenweise Vampire, Monster, Piraten und „berühmte Personen“ – auch bei deren Anblick graust es einem oft genug.

Exklusiv für Erwachsene gibt es zudem Kostüme als Gevatter Tod persönlich, als Zombie oder Teufel, laut NRF schrecken die Kleinen vor solchen Verkleidungen zurück.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 28-10-2005 20:46

Öl-Nachfrage zieht wieder an - zum Vorteil von Öl-Aktien
Von Joseph Radigan, Standard&Poor's

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1277756.html

Starlight 31-10-2005 21:27

„Case closed“: Abschied von Time Warner

Eine ganze Reihe von Übernahmen macht am Montag an der Wall Street Schlagzeilen, doch eine Personalie von der „Mutter aller mißratenden Merger“ ist Thema Nummer Eins auf dem Parkett: Steve Case, der Ex-Chef von AOL, scheidet aus dem Aufsichtsrat von Time Warner aus – kaum einer wusste, dass er da noch drin saß.

Man kann sich kaum vorstellen, was Time-Warner-CEO Dick Parsons empfunden haben muss, als er am Wochenende das Abschiedszeugnis für seinen scheidenden Aufsichtsrat geschrieben hat. „Im Namen des Vorstands und Managements von Time Warner danke ich Steve Case für seinen jahrelangen hervorragenden Dienst an unserer Firma“, brachte er zu Papier – und dabei werden ihm einige Zahlen durch den Kopf gegangen sein.

Vor allem die 200 Milliarden wird Parsons im Kopf herumgeschwirrt sein – so viel (in Dollar) ist Time Warner seit der Fusion mit AOL an Marktkapitalisierung verloren gegangen. Mit 290 Milliarden Dollar war der Merger beziffert worden, nach massiven Aktienverkäufen und Kurseinbrüchen, nach Milliardenabschreibungen und Investorenklagen wog der damals als AOL Time Warner bekannte Konzern im Januar 2003 nur noch 47 Milliarden. Nachdem der Online-Partner längst aus dem Namen verschwunden ist und das Tickerkürzel an der NYSE von AOL zu TWX gewechselt wurde, beträgt die Marktkapitalisierung des Medienriesen heute wieder 84,5 Milliarden Dollar – eben knappe 200 Milliarden Dollar weniger als damals, als Case und der damalige Time-Warner-Chef Gerald Levin den heißesten Merger der Geschichte zu verkünden glaubten.

Was die Welt heute über die Übernahme denkt, ist klar. Das Projekt hat einige Karrieren zerstört und die Altersvorsorge unzähliger Spekulanten zerstört. Dennoch stimmen nicht alle darin überein, dass Time Warner den Onlinedienst AOL am besten wieder abschieben sollte – Case zuletzt.

„Der Merger war für AOL genau das richtige, und er war für Time Warner genau das richtige“, diktierte er kürzlich einem Reporter von Forbes. Für Time Warner sei es damals vor allem darum gegangen, den Einstieg in das Internet-Geschäft zu finden, denn da habe man die Zukunft gesehen – zu recht, wie auch heute keiner bezweifelt. So war es wohl auch nicht die Idee hinter dem AOL-Time-Warner-Merger, sondern dessen schlechte Ausführung, die den Konzern Milliarden kostete.

Im Time-Warner-Management scheint man das heute ähnlich zu sehen. Immerhin: Von zahlreichen Übernahmeangeboten, die Dick Parsons bereits für AOL bekommen hat, hat er kein einziges angenommen. Immer wieder dringen Gerüchte auf das Parkett, nach denen Time Warner den Online-Arm ausgliedern oder verkaufen wollle – geschehen ist das bisher nicht, wahrscheinlich ist es in nächster Zeit auch nicht.

Und wenn Time Warner doch einmal eine Zukunft ohnen AOL angehen sollte, dann wird Steve Case wohl dazu gehört werden. Nicht nur, dass Dick Parsons ihm in seinem Abschiedsbrief weitere Zusammenarbeit gelobt hat – das ist oft nicht mehr als eine höfliche Floskel. Doch ist Steve Case mit einem Aktienanteil von 0,3 Prozent nach wie vor einer der größten Time-Warner-Aktionäre. Sein Anteil ist halb so groß wie der von CNN-Gründer Ted Turner, der in der Firma allerdings seit Jahren keine aktive Rolle mehr spielt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 01-11-2005 20:36

Viel Spaß mit einer Übernahme

Über Xiufeng Zhang ist nicht viel bekannt, dabei plant der Chinese einen der größten Übernahme-Coups in der Geschichte. Für 450 Milliarden Dollar will Zhang den Öl-Giganten ExxonMobil kaufen, was die Wall Street (und XOM-Anleger) verständlicherweise als Scherz abtun. Dafür gibt es manchen Grund.

Gegen Zhang spricht nicht zuletzt, dass ihn nicht einmal die engsten Nachbarn für einen international ernstzunehmenden Geschäftsmann halten. „Eine Firma?“, fragt ungläubig Frau Zhu, die mit Zhang einen Gang im 14. Stock ihres Wohnhauses am Stadtrand von Peking teilt. Ein Reporter von Reuters hatte sie am Montag aufgesucht, nachdem mehrere Anrufe in Herrn Zhangs Büro/Wohnung unbeantwortet geblieben waren. „Eine Firma kann er hier nicht haben“, meint Frau Zhu. Das Zimmer sei auch sehr klein, koste 150 Dollar im Monat.

Ob Frau Zhus Aussage, Herr Zhang komme „immer sehr spät heim“, für den viel beschäftigten Geschäftsmann oder gegen den unternehmungslustigen Leichtfuß spricht, ist hingegen unklar.

Doch Frau Zhu ist nicht die einzige, die sich Herrn Zhang nicht ernsthaft als Drahtzieher einer Milliarden-Übernahme vorstellen kann. Obwohl die amerikanische Börsenaufsicht SEC das Formular „SC TO-C“ bearbeitet und abgespeichert hat, mit dem die von Herrn Zhang gegründete King Win Laureal Ltd. ihre Übernahmeabsichten für ExxonMobil öffentlich macht, hat man weder dort noch in der Konzernzentrale des Öl-Multis auf das Papier reagiert. Das mag auch daran liegen, dass Herr Zhang in seiner SEC-Erklärung ganz naiv schreibt, die ExxonMobil-Übernahme sei für King Win Laurel „erst der Anfang eines Einstiegs in das Energiegeschäft.“ – Nun, es ist wohl nie zu spät!

Von einem Brief an das Management, den Herr Zhang gegenüber der SEC erwähnt, scheint man bei ExxonMobil gar nichts zu wissen. Und in den Chefetagen bei mindestens zwei anderen Firmen wird man sich an ähnliche Luftnummern erinnern: Vor genau einem Jahr hatte King Win Laurel ein Übernahmeangebot an Telstra gerichtet, den größten australischen Telekom-Anbieter. Ein halbes Jahr zuvor hatte man für Restaurant Brands geboten, eine neuseeländische Holding, die die dortigen Geschäfte von KFC, Pizza Hut und Starbucks betreut.

In beiden Fällen hatte sich schnell herausgestellt, dass Herr Zhang und sein Unternehmen nicht einmal die grundsätzlichsten Formalitäten für eine Übernahme beachtet hatten. Abgesehen von wesentlich wichtigeren Fragen – Woher kommt das Geld? – schalteten sich jeweils die Behörden ein und zogen den Stecker. Damit müsste Herr Zhang wohl auch diesmal rechnen. Man erinnere sich nur an die hitzigen Debatten um den chinesischen Öl-Multi CNNOC, der sich vor einem Vierteljahr bekanntlich vergeblich um den US-Konkurrenten Unocal bemüht hatte. Schon den hatte der Kongress nicht aus dem Land lassen wollen, den Branchenriesen würde der größte Öl-Konsument der Welt schon gar nicht in chinesische Hände geben.

Was der Wall Street aus der Geschichte bleibt, ist eine gute Prise Spaß. Vor allem im Zusammenhang mit den Öl-Multis hatte man zuletzt wenig zu lachen. Zwar haben Exxon und die Konkurrenten dank historisch hoher Ölpreise im abgelaufenen Quartal Rekordgewinne eingefahren. Doch dreht sich in Washington eine nicht unbegründete Debatte um eine Sondersteuer, die die Branche auf die ungewöhnlich hohen Gewinne zahlen solle.

Ob Herr Zhang solche Dinge beachtet hatte, wird wohl nie herauszubekommen sein.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 02-11-2005 18:52

Öl-Branche: Streit um eine Strafsteuer

Öl, wohin man blickt. Nachdem der Markt zuletzt vier Wochen lang auch ein wenig durch die Ertragssaison und außergewöhnliche politische Querelen mitbestimmt wurde, ist man nun wieder beim schwarzen Gold angelangt. Hohe Lagerbestände versprechen weniger steil ansteigende Preise – die Wall Street hebt nach einem schwachen Start ab.

Doch sind es nicht nur die Lagerbestände, um die sich die tägliche Öl-Diskussion trägt. Die jeweils neuesten Zahlen der beiden großen Branchendienste prägen den Handel zwar ebenso wie der regelmäßige Blick auf die Presitafeln an den Tankstellen, doch ist das Kernstück der Diskussion um Öl längst ein anderes: Washington streitet sich über eine Sondersteuer auf die „windfall profits“ der Öl-Konzerne, der unerwartet hohen Gewinne also, die die Branche den historisch hohen Ölpreisen der letzten Monate zu verdanken hat.

Zur Erinnerung: Branchenführer ExxonMobil hat erst vor einer Woche einen Quartalsgewinn von fast 10 Milliarden Dollar gemeldet, was einer Steigerung um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Obwohl nun Sondersteuern auf hohe Gewinne eigentlich dem Prinzip einer freien Marktwirtschaft widersprechen, machen sie in diesem Fall durchaus Sinn. Aus mehreren Gründen:

So widerspricht es scließlich auch dem Prinzip der freien Marktwirtschaft, dass Unternehmen vom Staat bezuschusst werden. Genau das aber passiert in der Öl-Branche immer wieder, zuletzt mittels der von den Republikanern im Senat durchgedrückten Energie-Novelle. Die war von vorneherein umstritten, weil sie weder Geld für alternative Energien vorsieht, noch Konzepte zum Energiesparen – wohl aber 4 Milliarden Dollar in Steuernachlässen und 10,5 Milliarden Dollar in weiteren Zugeständnissen für die Branchenriesen.

Allein dieses Steuergeschenk zurückzugeben, wäre streng genommen keine allzu harte Maßnahme und würde die wirtschaftliche Entfaltung von Unternehmen und Branche nicht hemmen. Doch die Forderungen der Befürworter einer „Windfall“-Steuer gehen noch weiter. Zehn Prozent der Gewinne, so fordern Demokraten und einige Republikaner, sollten die Konzerne in das staatliche Programm LIHEAP einbringen, dass armen Amerikanern – sprich: zahlungsufähigen Kunden – die Heizrechnungen im bevorstehenden Winter bezahlt.

Charles Grassley, republikanischer Senator aus Iowa und Vorsitzender im Finanzkomittee, meint: „Es ist alles andere als unvernünftig zu erwarten, dass Firmen, derem Gewinne um 50 bis 100 Prozent gestiegen sind, magere 10 Prozent davon in soziale Programme wie LIHEAP stecken.“ Grassley fordert weiter eine detaillierte Aufstellung von Spenden, die Unternehmen an karitative Zwecke geben. Anders sehen das die Lobbyisten und Hardliner unter den Republikanern, allen voran Präsident George W. Bush und der Fraktionsführer der Partei im Senat, Bill Frist: „Ich kann diese Pläne nicht unterstützen“, meint letzterer karg.

Dabei gehen manche Pläne durchaus noch weiter. Die Demokraten wünschen sich eine dauerhafte Strafsteuer für die Öl-Industrie, die Unternehmen treffen soll, die nicht in neue Raffinerien investieren und damit das Angebot künstlich niedrig und die Preise hoch halten. Laut einem ersten Konzept von Byron Dorgan, dem Senator aus North Dakota, sollen Unternehmen 50 Prozent der Gewinne abtreten müssen, die mit einem Ölpreis über 40 Dollar pro Fass erzielt wurden.

Der Ansatz der Partei ist stichhaltig. Einerseits haben die Unternehmen in den letzten Jahren immer wieder durchblicken lassen, dass Investitionen in Raffinerien und die Erhöhung der Kapazitäten tatsächlich aus preispolitischen Gründen nicht interessant seien. Und andererseits kommen die Branchengrößen ihren vielfachen Versprechen, in die Entwicklung alternative Energien zu investieren, nicht nach. ExxonMobil erklärt zwar stolz, in diesem Jahr 85 Millionen Dollar in eben diesen Sektor gesteckt zu habe. Das sind allerdings weniger als 1 Prozent des Quartalsprofits oder etwa 0,3 Prozent des Jahresgewinns.

Die Befürworter einer „windfall tax“ haben also starke Argumente, die sich in der nächsten Woche auftischen werden, wenn sich ExxonMobil vor einem eigens eingerichteten Senatsausschuss für seine Preispolitik und in anderen Fragen rechtfertigen muss. Ob es nach den Anhörungen und eingängiger Beratung in Washington letztlioch eine „windfall tax“ geben wird, ist nicht abzusehen. Bis dahin aber werden sich deren Befürworter weiter als „Kommunisten“ beschimpfen lassen – so geschehen im Börsensender CNBC.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 03-11-2005 21:08

Google steht immer noch auf „Kaufen“

In der Konzernzentrale von Google muss man sich fühlen wie in einem Zwei-Fronten-Krieg. Binnen weniger Stunden haben zwei der wichtigsten Hightech-Unternehmen der Suchmaschine verstärkte Konkurrenz angekündigt, nämlich Microsoft und Yahoo. Doch der Nummer Eins im Internet ist solches längst zur Gewohnheit geworden.

So wird man sich zurücklehnen in der Chefetage und ganz gelassen anerkennen, dass sich Bill Gates und seine Software-Experten des schnell wachsenden Internet-Anzeigenmarktes annehmen wollen. Oder dass Yahoo einen Kartendienst plant, der mit technischen Feinheiten und Lokal-Suche aufwartet wie bisher nur Google Earth. Zur allgemeinen Gelassenheit wird beitragen, dass der Erfolg von Google bisher seinesgleichen sucht: Die Aktie klettert rasant, hat sich seit ihrer Einführung vor 14 Monaten um 350 Prozent verbessert und hält auf die 400-Dollar-Grenze zu.

Die Marktkapitalisierung des Online-Giganten liegt damit zur Zeit bei etwa 106 Milliarden Dollar. Damit ist Google doppelt so viel wert wie Yahoo und Ebay, acht Mal so viel wie der Online-Händler Amazon. Auch Hardware-Riesen wie Dell und Hewlett-Packard hat man hinter sich gelassen, bald dürfte Google am Netzwerkriesen Cisco vorbeiziehen. Der hat eine Marktkapitalisierung von 110 Milliarden Dollar und galt einst als erstes Unternehmen, dem Analysten – in rosaroten Zeiten – einen Wert von einer Billion Dollar prophezeiht hatten.

Etwas weiter entfernt, aber durchaus zu toppen, sind die Hightech-Schwergewichte IBM und Intel, doch pirscht man sich langsam an deren Werte heran.

Dabei stellt sich für Anleger immer mehr die Frage: Kann man Google noch kaufen. Interessanterweise ist sich die Analystengemeinde trotz des raketengleichen Aufstiegs des Nasdaq-notierten Papiers einig: Man kann!

Bei sechs Brokerhäusern steht Google in dieser Woche auf „Aggressiv kaufen“, bei weiteren 19 Häusern auf „Kaufen“. Lediglich 9 Analysten haben sich angesichts des hohen Einstiegskurses auf ein „Halten“ festgelegt. Zum Ausstieg rät nur ein einzelner Analyst.

Dieses Übermaß an Optimismus hat einen guten Grund: Experten rechnen auch bei einem Kurs von fast 400 Dollar vor, dass das Kgv von Google gar nicht so absurd hoch ist. Angesichts einer Gewinnprognose von 8,47 Dollar pro Papier für 2006 handelt die Suchmaschine mit einem Kgv von 45. Das ist knapp weniger als das Kgv von Yahoo und liegt deutlich unter den astronomischen Daten, die die Wall Street auf dem Höhepunkt der Internetblase gewohnt war.

Und dass die Gewinnprognosen nicht unbedingt zu hoch gegriffen sein müssen, zeigt ein Blick auf die vergangenen fünf Quartale: Im Schnitt übertref Google die Schätzungen jeweils um 21 Prozent.

Den Einwand, dass viele Einzelanleger angesichts des Aktienkurses von einer Anlage in Google absehen würden, lassen die meisten Analysten nicht gelten. Sicher, wer 5000 Dollar in Aktien investieren will und dafür nur zwölf Scheinchen kriegt, der wird sich lieber bei anderen Erfolg versprechenden Werten umsehen. Doch sei Google längst keine Aktie für Kleinanleger mehr. Aus dem Handelswert sei ein Wachstumswert geworden, meint Martin Pykkonen, der Google für das kleine Brokerhaus Hoefer & Arnett beobachtet. „Die Motivation hinter der Google-Anlage hat sich geändert.“

Das macht durchaus Sinn, denn schnelle Gewinne lassen sich beim aktuellen Einstiegskurs sicher nicht mehr erzielen. Die Konkurrenz von Yahoo und Microsoft oder Internet-Konglomeraten wie InterActive Corp. mache es Google künftig immer schwerer, die bisherigen Wachstumsraten zu halten, meint Scott Kessler von Standard & Poor’s, der Google auf „Halten“ hat. Dass die Entwicklung der Wachstumsraten nicht nach oben offen ist, hätten ja schon Microsoft, Dell und Cisco vor Jahren erfahren.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 04-11-2005 19:34

Eine schreckliche Prognose

Halloween liegt schon fast eine Woche zurück, doch an der Wall Street geht der Schrecken weiter. Diesmal kommt es nicht als gruselig funkelnder Kürbiskopf und nicht als Sensenmann im langen Gewand. Nein, ein einfacher Schrieb von J.P. Morgan ist es, der die Wall Street zittern lässt: Die Analysten erwarten Grausiges für 2006.

Nun könnte man diese Analyse ebenso abtun wie alle übrigen auch, die ja den Markt oft für nicht mehr als eine Stunde oder einen Tag beschäftigen. Immerhin: Es gibt so viele Analysten, dass sich mancher genaz bewusst übertrieben optimistisch oder pessimistisch gibt, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Allein, die Optimisten tut man ja eben nicht ab – daher ein Blick nun auf den Pessimisten der Woche.

Der Schwarzseher von J.P. Morgan heißt Abhijit Chakrabortti und ist der Analyst für den globalen Aktienhandel. Seine Prognose: Die US-Unternehmen werden in 2006 kein Gewinnwachstum sehen. Keines, überhaupt keines. Schuld daran seien die höheren Inflationsraten und Zinsen. Den Börsen stünde entsprechend ein hartes Jahr bevor.

Man erinnert sich mit Grausen an das letzte Jahr (fast) ohne Gewinnwachstum. Das war 2002, als die Unternehmen im S&P-500-Index auf die Profite gegenüber dem Vorjahr um magere 0,1 Prozent gesteigert hatten. Der marktbreite Intex brach in dem Jahr zeitweise um 33 Prozent ein, bis Ende Dezember hatte man sich auf einen Verlust von 24 Prozent gefangen. Wohlgemerkt: Im Jahr zuvor hatte die Börse, bei Gewinneinbrüchen von 18 Prozent für Corporate America, bereits 18 Prozent an Wert verloren.

Heutzutage blickt man an der Wall Street auf einen mittlerweile fast dreijährigen Bullenmarkt zurück, der mit herben Gewinneinbrüchen zu Ende gehen dürfte.

Zwar ist die Prognose von Chakrabortti nicht unumstritten. Zahlreiche Analysten halten es für arge Schwarzmalerei, Corporate America ein Null-Wachstum zu prophezeihen. Doch selbst Chakraborttis Gegner kommen nicht umhin, ihre Erwartungen niedrig zu legen. Mit einem Wachstum im niedrigen bis bittleren einstelligen Prozentbereich rechnet John Burnham von Burnham Securities.

Damit liegt er deutlich unter den noch aktuellen Schätzungen von Thompson Financial, wo man sich auf ein Gewinnwachstum von 12,6 Prozent für 2006 festlegt – und auch dieser Wert dürfte mit der Warnsaison vor Ende des vierten Quartals und möglicherweise auch im Laufe des kommenden Jahres noch gesenkt werden.

Außerden: Nach drei gigantischen Jahren mit 18 Prozent, 20 Prozent und für 2005 geschätzten 14,5 Prozent würde jeder noch so hohe einstellige Wert zu Problemen an der Börse führen.

Einige Sektoren dürften sich nach Einschätzung der Analysten allerdings besser halten als andere. Thompson Financial prognostiziert der Energiebranche ein Plus von weiteren 13 Prozent auf die durchschnittlich 50 Prozent dieses Jahres, und für die Hightechwerte hält man ein Gewinnwachstum von 17 Prozent für möglich. Unklar ist, warum ausgerechnet die Konsumartikler ein Wachstum von satten 20 Prozent sehen sollen, doch dürften diese Prognosen eben noch sinken.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 07-11-2005 21:08

King Kong, Retter der Kinobranche?

Er ist 45 Meter hoch. Er wiegt 45 000 Tonnen. Doch ob King Kong groß genug ist, das dürftige Filmjahr 2005 zu retten, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Der Monster-Gorilla kommt nächsten Monat in die amerikanischen Kinos, wo er mindestens 500 Millionen Dollar einspielen muss, um profitabel zu bleiben.

Filmexperten gehen davon aus, dass King Kong einen Gewinn einspielen wird. Immerhin ist nicht nur der Held ein Garant für volle Kinosäle. An seiner Seite spielen Adrian Brody und Naomi Watts, und hinter der Kamera stand zum zweiten Remake Peter Jackson, der zuletzt die Herr-der-Ringe-Trilogie verantwortet hatte. Gemeinsam wird man wohl einen weiteren Erfolg erzielen, obwohl ein paar Details die Studiobosse zittern lassen. Dass Regisseur Jackson zum Beispiel im letzten Moment die Filmmusik ablehnte und umschreiben ließ, hätte fast den Kinostart verzögert. Und dass das fertige Werk drei Stunden lang ist, reduziert die Zahl der möglichen Vorstellungen pro Kino.

Dennoch: King Kong, produziert von der General-Electric-Tochter Universal Films dürfte ein Erfolg werden – einer von sehr wenigen in der auslaufenden Saison. Mit einem Umsatz von 7,3 Milliarden Dollar bis Ende Oktober ist Hollywood auf dem besten Wege, das magische Jahressoll von 9 Milliarden Dollar erstmals seit 2001 zu verfehlen. An die Vorjahresdaten wird man ohnehin nicht mehr herankommen, die 9,4 Milliarden Dollar, die der Filmbranche unter anderem dank des erfolgreichen Bibelepos „The Passion of the Christ“ gelangen, könnten ein letztes Aufflackern einer Branche gewesen sein, die sich immer höherem Konkurrenzdruck ausgesetzt sieht.

So hält die immer schnellere Verbreitung von DVD und Video das Publikum von den Kinos fern, viele Fans verzichten zudem auf die neuesten Streifen, um wenig später per Play Station direkt im liziensierten Videospiel mitwirken zu können. Das rasante Wachstum von Raubkopien beschneidet die Umsätze zudem, von den oft rasch und einfallslos gestrickten Filmchen gar nicht zu sprechen.

Im Sommer erlebte Hollywood folglich eine bittere Durststrecke: 19 Wochen in Folge blieben die Ticketverkäufe unter den Vergleichszahlen des Vorjahres zurück. Gemessen am gesamten Vorjahr sind die Ticketverkäufe in den USA um 6,1 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zu 2003, in dem kein Bibel-Blockbuster die Statistik verzerrte, fehlen immer noch 3,7 Prozent – und das trotz eines Preisanstiegs seither um knappe 12 Prozent.

Entmutigen lässt sich die Branche aber nicht. In den letzten beiden Monaten des laufenden Jahres steht eine Reihe von Filmen an, die auf Millionen-Publikum hoffen. Darunter Erfolgsgaranten wie der neueste Harry-Potter-Streifen. Nach einem missratenen Ausflug in das Sommerquartal kommen die Abenteuer des Zauberlehrlings nun wieder im November in die Kinos. Potter soll mehr als 700 Millionen Dollar in die Kassen von Warner Bros. zaubern, das Filmstudio aus der Time-Warner-Familie.

Walt Disney schickt gleich zwei Hoffnungsträger ins Rennen. „The Chronicles of Narnia“ könnte – bei Gefallen – der Beginn einer siebenteiligen Fantasyreihe sein. Die Produktionskosten betrugen knapp 100 Millionen Dollar und sind damit vergleichsweisekonservativ. Mit nur 60 Millionen Dollar kam hingegen „Chicken Little“ aus, das erste Animationsabenteuer seit der Trennung von Pixar. Die Kollegen, die hinter Erfolgen wie „Toy Story“ und „Finding Nemo“ standen, werden das Computerküken genauestens im Auge behalten. Ein Flop würde die Karten von Pixar verbessern, wo man sich nach dem Ende der Ära Eisner durchaus eine Erneuerung der Beziehungen mit Diwney wünscht. Am vergangenen Wochenende hat „Chicken Little“ 40,1 Millionen Dollar eingespielt und damit den Spitzenplatz für die Woche erobert, weitere Zahlen müssen aber abgewartet werden, bevor Disney und/oder Pixar die Korken knallen lassen können.

Ein weiterer möglicher Erfolgsfilm ist „Zathura“ aus der Sony-Filmschmiede. Der Abenteuerfilm ist etwa die Fortsetzung des 1995er-Hits „Jumanji“. Die weiteren Filme der auslaufenden Saison, darunter interessante Projekte wie das Golfkriegs-Drama „Jarhead“ oder Musikfilme wie „Rent“ und die Johnny-Cash-Biografie „Walk the Line“ dürften in zweiter Reihe laufen.

Davon abgesehen konzentrieren sich die Filmemacher längst auf 2006. „Nächstes Jahr dürften wie die schwächeren Vorjahresdaten wieder schlagen“, macht sich Paul Dergarabedian Mus, der Präsident des Kinoverbandes Exhibitor Relations. Den allgemeinen Trend werde man aber wohl nicht umkehren können. „Das Konsumverhalten des Publikums hat sich zu sehr verändert.“ Man brauche nicht nur gute Filme, sondern vor allem innovative Ideen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 08-11-2005 17:25

Die Bullen übernehmen die Kontrolle über Wall Street
Von Mark Arbeter

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