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Starlight 19-04-2005 18:50

S&P-Markttechnik
Aktien versagen im entscheidenden Test

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1230478.html

Starlight 20-04-2005 20:28

Sieben Gründe für rote Pfeile

Jim Jubak ist ein sympathischer Mann. Er hat einen Schnurrbart, unter dem er stets verschmitzt lächelt, egal ob er gerade einen boomenden Hightech-Wert oder den Preisanstieg von Öl kommentiert. Jubak ist dank zahlreicher Fernsehauftritte einer der bekanntesten Marktkommentatoren in den USA – und dieser Tage macht er Anlegern nicht gerade Mut.

Wirklich überraschend ist das nicht, zumal die US-Konjunktur in einer angespannten Situation steckt und nicht zuletzt die großen Indizes in der letzten Woche so steil abstürzten wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Auch das magere Aufwärts-Volumen in dieser Woche der überwiegend starken Quartalszahlen und der Kampf des Dow auch um kleinste Zuwächse lassen nicht gerade Euphorie aufkommen.

Umso schockierender ist jedoch, dass Jubak am heutigen Mittwoch gleich sieben Gründe aufzählt, warum der Aktienmarkt auch von seinem aktuell niedrigen Niveau weiter einbrechen wird:

Da wäre zum einen die technische Komponente, der Jubak Beachtung schenkt. Der Dow ist vor einigen Tagen unter seinen 50- und 200-Tages-Durchschnitt gebrochen, fasst der Analyst die jüngsten Bewegungen zusammen. Nachdem die Blue Chips auf dem Weg zum aktuellen Stand diese und mehrere andere Unterstützungslinien gebrochen haben, sieht er erst bei 9750 Punkten wieder Unterstützung für den Dow – damit stünde dem Standardindex gemessen am Mittwochsniveau noch einmal ein Absturz um 4 Prozent bevor.

Wie niedergeschlagen die Börse ist, macht Jubak unterdessen daran fest, dass die Indizes zuletzt auf den fallenden Ölpreis hin nicht klettern konnten – ein Punkt, der in den vergangenen Tagen von Experten mehrfach angesprochen wurde. Zeigt die Entwicklung doch, dass Anleger hinter der Dauer-Ausrede hoher Ölpreise tiefere Probleme für die US-Märkte erkannt haben. Die starken Ergebnisse der Dow-Riesen am Dienstag und Mittag setzen den Punkt indes auf beeindruckende Weise fort: Auch sie veranlasen keine angemessene Rallye für den Leitindex der Wall Street.

Das liegt unterdessen daran – dritter Punkt der Jubak-Liste –, dass die jüngsten Wachstumsprognosen stets abwärts gingen, nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Volkswirtschaften.

Das Verhältnis der USA zu den internationalen Partnern unterdessen ist ein weiteres Problem: Das ohnehin exorbitante Handelsbilanzdefizit dürfte nämlich munter weiter steigen. Schließlich wächst die US-Wirtschaft und damit die hiesige Güternachfrage weitaus stärker als die in Zulieferstaaten wie China und Japan oder auch in Europa. Deren Importe aus den USA dürften mittelfristig nicht zunehmen, was auf lange Sicht den Haushalt und den Markt belasten dürfte.

Mitten in der Konjunkturdebatte darf ein Blick auf die Fed nicht fehlen: Angesichts der jüngsten Preis- und Inflationsdaten dürfte die Notenbank, da ist sich Jubak mit den meisten Experten auf dem Parkett einig, weiter die Zinsen anheben. Wenn sich die Wall Street jüngst angesichts der Fed-Protokolls vom März darüber freute, dass mit einem Zinsanstieg um 50 Basispunkte wohl in nächster Zeit nicht zu rechnen ist, so scheinen doch weitere regelmäßige 25-Punkte-Schritte unausweichbar.

Jubak wirft auch einen Blick in den Hightech-Sektor, um eine Marktprognose zu erschließen. Die schwachen Zahlen aus der Branche, wo IBM enttäuschte und auch die guten Zahlen von Intel angesichts einer gleichzeitig gemeldeten schwachen Auftragslage in der Chipzulieferer-Branche nicht für Euphorie sorgen, drücken den Markt.

Und auch zwei andere Sektoren – Energie und Transport – hätten ihre Führungsrolle im Markt der letzten paar Monate aufgegeben und seien inmitten einer Korrektur. Das sei, so Jubak, an sich nicht ungewöhnlich nach einer Rallye, doch sei nun mit einer Bodenbildung zu rechnen, die von den jüngst steil stürzenden Branchen vorgegeben werde.

Abschließend meint der Mann mit dem Schnurrbart – und dem doch nicht immer verschmitzt lächelnden Gesicht –, dass die Verluste der vergangenen Woche nur der erste Teil einer Abwärtsbewegung waren. Eine weitere steht kurz bevor, bis Dow und Co. ihren Boden finden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 21-04-2005 20:15

Die NYSE schreitet in die Zukunft

Nach beinahe historischen Kursstürzen in den letzten Tagen wird in dieser Woche an der New York Stock Exchange auch im positiven Sinne Geschichte geschrieben: Das Traditionshaus an der Wall Street übernimmt die elektronische Handelsplattform Archipelago und macht damit einen großen Schritt in die Zukunft.

So überraschend die Übernahme am Mittwochabend gemeldet wurde – noch Minuten vor der Pressekonferenz reichten die Gerüchte von einem einfachen Handelsabkommen mit Archipelago bis hin zu einer Übernahme der Chicagoer Optionsbörse –, so sehr hatten Insider doch seit Jahren auf eine Modernisierung der bekanntesten Finanzinstitution der Welt gewartet.

Dort will man wohlgemerkt nicht mit alten Traditionen brechen. So bleibt der Parketthandel mit dem für die Wall Street typischen Spezialisten-System bestehen. Doch gewinnt der elektronische Handel an Bedeutung, was vor allem Kleinanlegern einen großen Vorteil verschafft. Die Kundenbasis für die NYSE dürfte künftig deutlich größer sein, was wiederum die übrigen elektronischen Plattformen wie E-Trade und Instinet, aber auch die Nasdaq und die ebenfalls im Finanzdistrikt am Südzipfel Manhattans beheimatete American Stock Exchange in Bedrängnis bringen dürfte.

Unter Druck wird auch die International Securities Exchange geraten, die ironischerweise erst vor sechs Wochen unter dem Tickerkürzel ISE ausgerechnet an der NYSE notierte.

Die Konkurrenz dürfte die Neuerungen an der NYSE vor allem deshalb zu spüren bekommen, weil sich das Traditionshaus auf breiter Sicht verbessert. Hatte man bereits seit einem halben Jahr über einen früheren Handelsbeginn diskutiert, löst sich dieses Problem beispielsweise in Luft auf: Auf Archipelago wird der Handel auch weiterhin um 4 Uhr früh beginnen, das Parkett wird dennoch erst um 9.30 Uhr geöffnet.

Auch wird die NYSE künftig mehr eigene Produkte anbieten. Hatte sich die Traditionsbörse bislang sehr auf den bloßen Handel mit Aktien spezialisiert, will man nun verstärkt Optionen und Derivate anbieten.

Dass es wiederum künftig Aktien für die NYSE Group – so heißt das neue Unternehmen, das zunächst zu siebzig Prozent den 1366 NYSE-Mitgliedern und zu dreißig Prozent den Archipelago-Aktionären gehören wird – geben wird, verschafft der Börse einen Vorteil, den die Konkurrenz in aller Welt seit langem nutzt. Konkurrierende Börsen in London und Frankfurt, in Sidney und Toronto sind seit mehreren Jahren börsennotiert, und auch die Nasdaq hat eigene Papiere. Die NYSE hingegen litt zuletzt eher unter ihrem Sonderstatus als selbst regulierende Behörde und nicht profitorientiertes Unternehmen, als sie davon profitiert hätte.

Profitorientiertes Arbeiten dürfte das 212 Jahre alte Haus nun auch dauerhaft an der Spitze der internationalen Handelsplätze halten, ist sich NYSE-CEO John Thain sicher. Und mit seiner Meinung ist er nicht alleine, wie ein Blick auf einige Aktien am Donnerstagmorgen zeigt: Abgesehen von satten Zugewinnen um 60 Prozent für das Papier von Archipelago verbessern sich auch die Aktien von LaBranche und Van der Moolen. Die beiden Spezialistenhäuser gehören zu den größten Anteilseignern an der NYSE und sollen mit Bargeld und Aktien an der neuen NYSE Group abgefunden werden. Zumindest kurzfristig dürfte das den beiden Häusern zugute kommen, allein, langfristig ist ihre Zukunft ungewiss. Schließlich kann niemand garantieren, dass sich angesichts der jüngsten elektronischen Verstärkung der NYSE das Spezialisten-System auf dem Parkett ewig halten lässt.

Gegen die neue Unternehmensstruktur dürften sich die Spezialisten dennoch nicht sträuben. Insider erwarten, dass der Merger von NYSE und Archipelago im vierten Quartal des laufenden oder spätestens im ersten Quartal des nächsten Jahres über die Bühne gehen wird. Vorher muss indes außer den Aktionären und Mitgliedern auch die Börsenaufsicht SEC ihre Zustimmung geben.

Geht der Deal schließlich über die Bühne, gehört übrigens Goldman Sachs zu den großen Gewinnern. Das Brokerhaus, dessen Zögling der jetzige NYSE-Chef John Thain ist, war in Vorbereitung einer Partnerschaft von NYSE und Archipelago für beide Seiten beratend tätig und dürfte wohl auch bei einem IPO der Gruppe federführend sein.

Der Wert der NYSE Group ist übrigens nicht offiziell bekannt, Insider schätzen ihn jedoch af 3 bis 3,5 Milliarden Dollar. Die 1997 gegründete Plattform Archipelago hat zurzeit eine Marktkapitalisierung von 885 Millionen Dollar.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 23-04-2005 07:23

Die Rückkehr der "New Economy"?

Dass man mit dem Internet viel Geld verdienen kann, haben im ersten Quartal die Internet-Schwergewichte Google, Yahoo und Ebay wieder eindrucksvoll bewiesen. Für sie ist das Netz zur wahren Goldgrube geworden.


Kündigt sich ein neuer Boom an?


Die Skeptiker sind wieder einmal Lügen gestraft worden. Die drei amerikanischen Internet-Giganten haben bei den in dieser Woche veröffentlichten Quartalszahlen erneut die Erwartungen übertroffen und Rekordergebnisse eingefahren. Von einer Abkühlung des Internet-Booms kann keine Rede sein.



Google und Yahoo profitieren vom Online-Werbeboom
Vor allem der deutlich anziehende Online-Werbemarkt treibt das Wachstum von Google & Co an. "Wir haben das Wachstum im Online-Werbemarkt voll für uns ausnutzen können", sagte Google-Chef Eric Schmidt. Google konnte den Gewinn nahezu versechsfachen auf 369 Millionen Dollar – bei einem knapp so doppelt hohen Umsatz wie im Vorjahresquartal. Konkurrent Yahoo gelang es, den Gewinn auf 205 Millionen Dollar zu verdoppeln.



Ebay bleibt auf Kurs
Etwas bescheidener fiel das Wachstum bei Ebay aus. Das Internet-Auktionshaus steigerte den Gewinn um 28 Prozent auf 256,3 Millionen Dollar. Beim Quartalsumsatz wurde erstmals die Marke von einer Milliarde Dollar geknackt. Lediglich in Deutschland entwickelte sich das Geschäft weniger rasant. Mit einem Plus von 24 Prozent war das Wachstum niedriger als der Gesamtumsatz (plus 36 Prozent).


Was geht noch bei Amazon?
Aus der Reihe der Internet-Giganten tanzte zuletzt lediglich Amazon. Im vierten Quartal verfehlte der Online-Händler trotz Gewinnsteigerung die Prognosen. Die Aktie wurde abgestraft. Man darf gespannt sein, wie die Zahlen zum ersten Quartal ausfallen. Als letzter der vier US-Internet-Giganten präsentiert Amazon seine Zahlen in der kommenden Woche am 26. April.



Aktien hoch bewertet
Die Internet-Euphorie hat längst schon wieder die Börsianer ergriffen. Der Kurs von Google steigt und steigt. Am Freitag kletterte der Kurs auf einen neuen Höchststand von über 218 Dollar. Die Aktien von Google, Yahoo und Ebay sind zusammen rund 150 Milliarden Dollar wert. Die einzelnen Internet-Firmen sind höher bewertet als beispielsweise DaimlerChrysler. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (bezogen auf die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr) haben schwindelerregende Höhen erreicht: Yahoo ist mit einem aktuellen KGV von 69, Google mit 58 bewertet. Etwas niedriger liegt das KGV bei Ebay (43) und Amazon (31,7).

Allerdings wachsen die Kurssprünge nicht in den Himmel. Die Aktie von Ebay ist seit Anfang des Jahres dramatisch eingebrochen. Nachdem Das Papier Ende des Jahres sein All-Time-High mit 58,88 Dollar erreicht hatte, büßte es seither rund 50 Prozent an Wert ein und notiert inzwischen nur noch bei 33 Dollar. Auch Amazon hat seit Jahresbeginn rund 20 Prozent an Wert verloren.

In Deutschland gibt es keine vergleichbaren Internet-Firmen wie Google oder Ebay. Mit T-Online und Freenet tummeln sich vor allem Internet-Provider an der Börse. Wahrscheinlich nicht mehr lange. Denn beide Unternehmen sollen wieder in ihre Mutterkonzerne eingegliedert werden. Auf der Content-Seite ragt der Portal-Betreiber United Internet hervor, der gerade das Portalgeschäft von Web.de übernommen hat. Die Aktie hatte Mitte März ihren höchsten Stand seit Anfang 2000 erreicht, musste seither aber wieder Federn lassen.

Quelle: ARD online

Starlight 25-04-2005 21:06

Defensive Aktien sind bei amerikanischen Anlegern gefragt

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1234104.html

Starlight 26-04-2005 19:19

Kritik am einseiten Kampf gegen das Defizit

Der Chemiker Du Pont ist zwar einer der größten der Branche, und seine Aktie ist im Dow-Jones-Index notiert. Doch gehört das Papier im alltäglichen Handel nicht gerade zu den meist betrachteten. Am Dienstag ist das anders. Du Pont illustriert wie kein anderer Wert, wie sehr Unternehmen und Konjunktur zusammenhängen - und wie problematisch das sein kann.

Dass Du Pont die Ertragserwartungen der Analysten im abgelaufenen Quartal nicht erfüllt hat, dürfte den Markt eigentlich nicht auf ganzer Breite drücken. Tut es aber, weil Du Pont für die schwachen Zahlen einen Grund nennt, der Anleger zusammenzucken lässt: Die Rohstoffpreise sind gestiegen. Das kommt nicht überraschend, wenngleich sich der Konzern nicht nur auf das ohnehin von allen Börsianern verfolgte Öl bezieht. Denn schon in der vergangenen Woche haben die stark angestiegenen Produzentenpreise für Panik auf dem Parkett gesorgt.

Mit dem Dow-Wert Du Pont sollte am Dienstag eigentlich der Focus der Anleger auf Corporate America gerichtet sein. Ausgerechnet dank Du Pont blickt nun aber doch wieder jeder auf die Konjunktur, zumal noch weitere Daten veröffentlicht wurden oder in den nächsten Tagen anstehen:

Da wäre zum einen das Verbrauchervertrauen, das am frühen Dienstagmorgen erneut mit einem deutlichen Abschlag gemeldet wurde und weiter nur im zweistelligen Bereich liegt. Da wären aber vor allem auch die Verbrauchereinnahmen und -Ausgaben, über die die Wall Street am Freitag erfahren wird, oder die Bestellungen langlebiger Güter am Mittwoch.

Zum Wochenende schließlich gibt es einen Blick auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal. Eine erste offizielle Schätzung soll auf ein Wachstum von 3,5 Prozent lauten. Das wäre schwächer als im vierten Quartal des Vorjahres.

Alle diese Zahlen - und vor allem sämtliche Daten im Zusammenhang mit dem BIP - dürften von Anlegern und Analysten in alle Richtungen interpretiert werden, nicht zuletzt mit Blick auf das wachsende Defizit Amerikas. Das hatten zuletzt auch Fed-Chef Alan Greenspan und Finanzminister John Snow wieder angesprochen. Die Lösungswege, die beide Experten vorschlagen, stoßen indes nicht nur auf positives Echo.

So sehr es Zeit wurde, dass ein zumindest offiziell unabhängiger Beobachter wie Greenspan die anhaltend hohen Ausgaben der US-Regierung anprangert, so unzufrieden ist der New Yorker Volkswirt Irwin Kellner mit den Lösungsansätzen. Greenspan, ebenso wie Snow, sähen weiterhin nur einen Weg, das hohe Defizit in den Griff zu bekommen: durch niedrigere Ausgaben.

Nicht minder effektiv wäre es jedoch, die Einnahmen des Staates - Steuern und Anleihen - anzukurbeln. Dass Kellners Vorschlag eigentlich mehr Sinn macht als die Ansätze von Greenspan und Snow, zeigt ein Blick zurück auf die Haushaltsstatistik der letzten Jahrzehnte. Danach liegen die Staatsausgaben von zur Zeit rund 20 Prozent des BIP im historischen Durchschnitt. Die Staatseinnahmen hingegen liegen mit 16 Prozent des BIP deutlich unter den Vergleichswerten der letzten Jahre.

Dass dieses Problem zwei Seiten hat, ist eigentlich offensichtlich. Dass sich Finanzminister Snow dennoch stur gegen die Wiedereinführung der 30-jährigen Staatsanleihen stellt, hält Kellner ebenso für falsch wie Greenspans Konzentration allein auf die Kostenseite.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 27-04-2005 20:24

Amerika sucht neue Energiequellen

Für den Kriegspräsidenten George W. Bush wird es eng: Die Unterstützung der Bevölkerung für Aktionen in Afghanistan und Irak schwindet seit Monaten, und jüngst schaffte die Armee auch ihre Rekrutierungsvorgaben nicht mehr. Immer mehr Kasernen werden eines Tages leer stehen. Dies wiederum ist gut für den Energiepräsidenten Bush, denn der hat die frei werdenden Areale längst verplant.

Bush, das ist bekannt, kämpft an mehreren Fronten. Die Demokratie muss in die Welt hinausgetragen und die Ölzufuhr indie USA sicher gestellt werden. Da die steigende Energienachfrage im Land aber dennoch nicht in den Griff zu bekommen ist, wird gleichzeitig nach neuen Resourcen gesucht. So soll bekanntlich in den Naturschutzgebieten Alaskas nach Öl gebohrt werden, und die verlassenen Kasernen sollen Raffinerien und Atomkraftwerke beherbergen.

Dieses Konzept legt Bush zur Wochenmitte vor – gerade einmal zwei Tage nach einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Abdullah, der seinen Freund und Großkunden auf der Ranch in Crawford, Texas, besucht hatte. Der Kronprinz, einer der einflussreichsten Köpfe auch in der Opec, schimpfte einen Ölpreis von 50 Dollar pro Fass Bush gegenüber als zu hoch, zeigte aber keinen Weg aus der Preiskrise auf.

Damit dürfte die Argumentation Bushs vor dem Kongress klar sein: Amerika sucht weiter nach Unabhängigkeit von ausländischem Öl, was die höchst umstrittenen Bohr-Vorhaben in Alaska vorantreiben soll. Und Amerika muss mehr Öl aufbereiten, da bekanntlich die Produktionsengpässe in den Raffinerien den Benzinpreis zuletzt in konjunkturell gefährliche Höhen getrieben haben.

Dass sich der Kongress nicht einfach auf die Vorschläge aus dem Weißen Haus einlassen wird, dürfte angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre deutlich sein. Die Öl-Politik unter George W. Bush ist höchst umstritten, zumal Energiespar-Modelle noch immer eine untergeordnete Rolle spielen. Um die Kritiker zumindest für ein paar Tage ruhigstellen zu können, fordert Bush auch Steuervergünstigungen von bis zu 2,5 Milliarden Dollar zur weiteren Entwicklung von Fahrzeugen mit alternativ betriebenen Motoren und den so genannten Hybriden.

Abzuwarten sind hingegen die Reaktionen von Abgeordneten und Wählern auf die neue Atom-Offensive aus Washington. Die kommt zwar auch nicht aus heiterem Himmel, wurde aber längst nicht so offen diskutiert wie das Thema Öl. Dass Bush die Lizensierung weiterer Atomkraftwerke vorantreiben will, dürfte auf großen Widerstand stoßen. Das letzte Atomkraftwerk in den USA – insgesamt gibt es 104, die zusammen 20 Prozent des Energiebedarfs in den Staaten decken – wurde 1973 genehmigt. Seit einem Unfall im Kernreaktor Three Mile Island in Pennsylvania im Jahre 1979 steht Amerika der Atomenergie genauso kritisch gegenüber wie andere Ländern.

Während Öl und Atomkraft nun also verstärkt im eigenen Land gewonnen werden sollen, will Bush den Import von Gas vorantreiben. Künftig sollen die Bundesbehörden neue Häfen ausfindig machen, die Flüssiggas-Lieferungen empfangen können. Vier solche Docks gibt es zur Zeit, weitere 32 sind geplant. Nach einer Rechnung des Energieministeriums könnten Gas-Importe bis zum Jahr 2020 ganze zwanzig Prozent der US-Nachfrage decken. Heute sind es nur drei Prozent, obwohl die Importe im vergangenen Jahr auf ein historisches Hoch von 18,5 Milliarden Kubikmetern gestiegen sind.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 28-04-2005 20:25

Warten auf Microsoft

Gegen Ende der Woche bahnt sich Microsoft wieder einmal den Weg in das Anlegerinteresse. Zwar macht die weltgrößte Software-Schmiede ohnehin jeden Tag Schlagzeilen – mal übernachtet U2-Sänger Bono bei Bill Gates, mal startet man eine Kooperation mit SAP –, doch nach Glockenschluss gibt es Handfestes, nämlich die Quartalszahlen.

Im Donnerstagshandel, nur ein paar Stunden vor der Microsoft-Konfernz, verliert die Dow-notierte Hightech-Aktie etwa ein Prozent. Überhaupt hat das Papier ein dürftiges Quartal hinter sich. Kaum hatte Microsoft Mitte November die Sonderdividende von 3 Dollar pro Papier gezahlt, stürzte die Aktie um eben jenen Betrag in die Tiefe. Bei einem Ausgangswert von 30 Dollar kam das einem Einbruch um 10 Prozent gleich. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nun ist Microsoft um weitere 3 Dollar abgestürzt.

Ob sich die Software-Aktie aus der Misere befreien und im Freitagshandel vielleicht wieder ein paar Cent gutmachen kannt, hängt von einer ganzen Menge Zahlen ab. Analysten rechnen damit, dass Microsoft ein Umsatzplus um 7 Prozent auf 9,83 Milliarden Dollar ausweisen wird. Daraus soll ein Gewinn von 32 Cent pro Aktie abfallen. Das wären 2 Cent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres, was interessanterweise wieder mit der Sonderdividende zusammenhängt. Dass Microsoft nämlich den Cash-Berg ein wenig abgetragen hat, drückt nun die Zinseinnahmen.

Was der Aktie in den nächsten Tagen helfen könnte: Die inoffiziellen Flüsterschätzungen der Wall Street übersteigen die offiziellen Prognosen nicht, was vor allem im Hightech-Bereich selten vorkommt. Microsoft muss also gar nicht deutlich schlagen, um unter Umständen schon im Freitagshandel auf dem aufsteigenden Ast handeln zu können. Streng genommen darf das Unternehmen eigentlich nur nicht völlig daneben liegen.

Selbst die eigentlich optimistischen Analysten bei Goldman Sachs und bei der UBS haben ihre Ziele bescheiden gesteckt. Rick Sherlund von Goldman Sachs rechnet nur mit 31 Cent, obwohl er erklärt, dass das Unternehmen durchaus auf dem Rücken starker Unternehmensnachfrage nach Servern und Rechnern positiv überraschen könnte. Auch der Umsatz mit der anhaltend beliebten Spielekonsole XBox könne überraschen.

Am Ende sind es aber auch nicht nur nackte Zahlen, die Analysten und Aktionäre interessieren werden. Mit Blick auf den Rest des Jahres erhofft man sich auch strategische Informationen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit Apple. Der einstige Computerzwerg hat mit dem iPod und einer Windows-Version von iTunes schon zahlreiche PC-Benutzer konvertiert. Ein weiterer immer gefährlicherer Microsoft-Konkurrent ist Google. Die Suchmaschine entwickelt immer mehr Software, hat ein neues Hauptquartier knappe fünf Meilen von der Microsoft-Zentrale entfernt und wirbt der einst unumstrittenen Nummer eins immer mehr Top-Programmierer ab.

Auf Microsoft kommen also weiter schwere Zeiten zu. Die Erwartungen an das abgelaufene Quartal indes sind niedrig, die Aktie hat nach Expertenmeinung zur Zeit durchaus Gewinnpotenzial. Zumal das Unternehmen weitere Aktien zurückkauft. Ganze 30 Milliarden Dollar sollen über die nächsten vier Jahre in eigene Papiere investiert werden.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 29-04-2005 20:31

Die High-Techs verabschieden sich

Wahrscheinlich wäre die Börse heute noch ein Hobby für die finanzielle Elite, hätten nicht in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre die Hightechs geboomt und zwischen New York und Frankfurt, zwischen Houston und Wanne-Eickel jeden für Aktien begeistert, der auch nur ein paar Kröten zu investieren hatte. Das ist lange her, die Hightechs sind längst zum Sorgenkind des Marktes geworden und einige ziehen sich jetzt zurück.

Am Freitag gehört die Aktie von Sun Microsystems zu den Top-Gewinnern an der Nasdaq. Diese Stellung nimmt das Papier nur selten ein. Meist treibt es eher träge hinter Konkurrenten wie IBM, Hewlett-Packard und Dell her – und auch die gehören längst nicht mehr zu den Muntermachern im New Yorker Handel.

Dass der Server-Bastler am Freitag um satte 7 Prozent zulegt, hat einen einfachen Grund: Das Unternehmen verfolgt offensichtlich Pläne, sich bald aus dem öffentlichen Handel zurückzuziehen. CEO und Mitgründer Scott McNealy plant, das Unternehmen mit Unterstützung von Silver Lake Partners zu privatisieren. Zwischen 5 und 5,50 Dollar will er für die Aktie zahlen. Das entspricht einem Aufschlag von guten fünfzig Prozent auf den letzten Schlusskurs und taxiert den Wert des Unternehmens zwischen 16,9 und 18,6 Milliarden Dollar.

Für Experten macht der Deal durchaus Sinn. „Sun war zuletzt ein reines Spekulationsobjekt“, meint Mark Stahlman, Computer-Analyst beim Brokerhaus Caris & Co. „Wenn das Unternehmen privatisiert wird, gewinnt es an Flexibilität und muss sich nicht mehr mit den alltäglichen Sorgen des Aktienmarktes belasten.“

Ein wenig Flexibilität dürfte Sun Microsoft in der Tat gut tun. Denn die Aktie, die auf der Höhe des Hightech-Booms Ende 1999 bei 64 Dollar handelte und in den letzten drei Jahren kein einziges Mal aus der Handelsspanne zwischen 3 und 6 Dollar ausbrechen konnte, spiegelt nicht wieder, welche Unternehmenswerte in Sun Micro liegen.

Immerhin: Das Unternehmen besitzt die Programmiersprache Java und das Betriebssystem Solaris, die nicht nur als innovativ gelten, sonden auch einen festen und loyalen Kundenstamm haben. Außerdem hat Sun gerade eine Serverreihe entwickelt, die mit dem neuen Opteron-Prozessor von AMD arbeitet und für Schlagzeilen sorgen dürfte.

Dass sich solche und weitere Projekte viel leichter entwickeln lassen, wenn sich das Management nicht auf Quartalszahlen und Prognosen und den Kurs einer Aktie konzentrieren muss, liegt auf der Hand. Und Sun Micro ist auch nicht das erste Unternehmen der Branche, das den Weg von der einst verheißungsvollen Börse in private Hände geht: Es gibt mindestens zwei prominente Beispiele, in denen in der Vergangenheit auch Silver Lake Partners als Geldgeber beteiligt war.

So hat erst im März SunGard Data Systems bekannt gegeben, für 11,3 Milliarden Dollar privat zu gehen, und bereits im Jahr 2000 zog der Laufwerk- und Festplatten-Hersteller Seagate Technology Konsequenzen aus dem unattaktiven Börsenumfeld und kaufte sich für 2 Milliarden Dollar frei. Mit Erfolg: Mittlerweile ist das Unternehmen wieder an der NYSE notiert und hat einen Marktwert von 8,3 Milliarden Dollar.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 03-05-2005 18:47

Eine wenig überzeugende Kurserholung
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor's

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...g-1227586.html

Starlight 03-05-2005 19:11

Zwischen Notenbank und Arbeitsmarkt

Nachdem der hektische Teil der Ertragssaison vorbei ist, steht die laufende Woche ganz im Zeichen einiger Konjunkturdaten und Ereignisse. Noch an diesem Dienstag steht die Zins-Entscheidung der Notenbank an, am Freitag aber wird mit dem Arbeitsmarktbericht der wichtigste Datensatz erwartet.

Daher auch nur kurz zur Fed: Die Sitzung des Offenmarktausschusses, die zur Zeit in der Notenbank-Zentrale in Washington im Gange ist, dürfte sein was man an der Börse ein „non-event“ nennt – ein Ereignis, das eigentlich gar keines ist. Greenspan & Co. dürften angesichts der höchst volatilen Märkte nicht für eine Überraschung gut sein, man ist es schließlich auch sonst selten.

Vielmehr ist damit zu rechnen, dass der Zinssatz um 25 Basispunkte auf fortan 3,0 Prozent angehoben wird. Es wäre das achte Mal in Folge, und damit hötte die Fed sicherlich „ein schrittweises Tempo“ verfolgt – ganz wie angekündigt, eben. Der weitere Gang der Zinspolitik wird auch an diesem Dienstagnachmittag wieder anhand der Presseerklärung der Fed erörtert werden. Und wenngleich da vieles offen ist, dürfte der Markt gelassen reagieren. Immerhin: Für weitere Zinsanhebungen spricht genau so viel wie dagegen, Kommentatoren finden sich für beide Seiten.

Umso wichtiger dürfte sein, was die Wall Street am Freitagmorgen über den Arbeitsmarkt erfahren wird. Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Monaten zu einem der wichtigsten Konjunkturfaktoren entwickelt, da der für zwei Drittel der US-Konjunktur zuständige Verbraucher immer mehr unter Druck gerät und allein gute Jobs ihn bei Laune halten können.

Am Dienstag freut sich die Börse über einen positiven Früh-Indikator zum Freitagsbericht. Nach einer Umfrage der privaten Arbeitsmarktforscher bei Challenger, Gray & Christmas ist die Zahl der Entlassungen im abgelaufenen Monat um satte 40 Prozent eingebrochen. Die neueste Zahl liegt damit deutlich unter den Durchschnittswerten der letzten Zeit und lässt auf eine nachhaltige Verbesserung der angespannten Situation hoffen.

Dass man im April auf den niedrigsten Stand an Entlassungen blickt, stimmt CGC-Chef John Challenger umso optimistischer, als man positive Schlüsse für den Sommer ziehen kann. „Im Sommer nimmt die Zahl der Entlassungen normalerweise ab“, weist der Experte auf saisonale Muster hin, die den Arbeitsmarkt weiter entspannen könnten.

Diese Hoffnung bestärkt eine zweite Umfrage. Danach planen amerikanische Arbeitgeber die Schaffung von 22 452 neuen Stellen, was ganze 21 Prozent über dem Vormonatsstand ist.

Ganz durch die rosarote Brille wollen die Arbeitsmarkt-Experten aber nicht in die Zukunft sehen: Schon in der Vergangenheit haben Arbeitgeber optimistischer geplant als später Stellen geschaffen wurden, und auch zur Zeit erwartet Challenger zunächst einmal andere Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität, darunter Investitionen in neue Maschinen und IT sowie eine Häufung von Überstunden.

Daovn ist momentan noch nichts zu spüren, und entsprechend reagiert der Markt auch nicht mit Luftsprüngen auf die Studien. Vielmehr wartet man ab, verlangt nach weiteren Zahlen, die am Freitagmorgen gemeldet und den Handel zum Wochenschluss dominieren werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 04-05-2005 20:25

GM-Anleger applaudieren einem neuen Beifahrer

Eine Frage, über die sich Formel-1-Fans jedes Wochenende streiten, umtreibt am Mittwoch auch die Wall Street: Wenn einer ein Rennen gewinnt, liegt es am Auto oder am Fahrer? Dass General Motors im Handel durchstartet und an die Spitze des Dow-Feldes eilt, liegt an einem neuen Beifahrer: Kirk Kerkorian steigt ein, und die Aktie springt um 17 Prozent ins Plus.

Dass der Multi-Milliardär und Großinvestor Kirk Kerkorian in den zuletzt auf platten Reifen laufenden GM einsteigt, überraschte die Börse am Mittwochmorgen – und entsprechend heftig sind die Reaktionen von allen Seiten. Kein Wunder: Was der größte amerikanische Automobil-Hersteller in den letzten Wochen und Monaten durchmachen musste, macht nicht gerade Freude am Fahren.

Die Probleme des Konzerns einmal zusammengefasst ergibt sich ein trübes Bild: Dem Hersteller laufen die Kunden davon, GMs Marktanteile schwinden mittlerweils selbst im Truck- und SUV-Sektor zugunsten der Konkurrenz aus Asien. Absatzprobleme haben zu teuren Sonderangeboten geführt, die schwer auf die Gewinnmargen drücken. Zahlreiche Rückruf-Aktionen wegen fehlerhafter Gurte oder Antiblockiersysteme schaden dem Ruf der Marke und kosten Millionen. Die Lohnnebenkosten und insbesondere die Kosten für die Krankenversicherung der Mitarbeiter und Rentner sind zuletzt so stark angestiegen, dass GM in Zahlungsnot kommt und eigentlich die Tarifverträge neu vehandeln müsste. Darauf wiederum wollen sich die Gewerkschaften nicht einlassen.

Die Folgen für die Aktie waren zuletzt dramatisch: In den letzten sechzehn Monaten hat GM mehr als die Hälfte des Aktienwertes verloren. Von 55 Dollar im Januar 2004 ging es auf ein Multi-Jahres-Tief von 26 Dollar im April 2005 zurück. Die meisten Analysten hatten das Papier zuletzt trotz des niedrigen Niveaus noch immer auf „Verkaufen“ – die Hoffnung der Börse auf eine Aufholjagd von GM waren gering.

Das ändert Kirk Kerkorian nun. Mit seinem unerwarteten Engagement sorgt der Großinvestor für einen historischen Tagesgewinn bei der GM-Aktie. Und so zahlt sich sein eigener Einsatz schon aus: Der Mann, der 28 Millionen Aktien zu einem Stückpreis von 31 Dollar kaufen will, treibt nämlich den Kurs des Papieres hoch, das er schon in großen Mengen hält. Ganze 3,3 Prozent von GM sind bereits in Kerkorians Händen, und deren Wert steigt allein an diesem Mittwoch um gute 90 Millionen Dollar.

Ein guter Teil der GM-Gewinne am Mittwoch kommt übrigens aus der Eindeckung von Leerverkäufen. Viele Hedgefonds haben die Anleihen des Auto-Konzerns gekauft und im Gegenzug die Aktien geshortet. Kerkorian und seiner Holding Tracinda Corp. können die Papiere hingegen nur gegen physische Lieferung angedient werden. Entsprechend eilig haben es viele Spekulanten, die Shorts einzudecken.

Mit der GM-Aktie legen im Mittwochshandel übrigens auch die Anleihen des Konzern stark zu. Die hatten zuletzt vor allem unter einer drohenden Abstufung gelitten. Seit einiger Zeit fürchtet die Börse, dass die zuständigen Agenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit abstufen und den Anleihen Müll-Status geben würden. Die Gefahr ist gerade etwas kleiner geworden.

Anleger – ob in GM-Aktien oder Anleihen – haben an diesem Mittwoch einmal Grund zur Freude. Eines sollten sie aber nicht vergessen. Egal ob nun das Auto oder der Fahrer über Sieg und Niederlage entscheiden: Kirk Kerkorian sitzt zunächst einmal auf dem Beifahrersitz. Da hält er vielleicht eine Straßenkarte in der Hand. Selbst lenken kann er den Konzern aber nicht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 09-05-2005 20:45

Der Kampf um eine hässliche Braut

Der Montag steht wieder einmal im Zeichen zahlreicher Übernahmen, doch lässt vor allem eine Börsianer die Stirne runzeln. Nicht die beiden neuen Deals im Trading- und im Energiesektor lassen manchen Insider stutzen, sondern eine Nachricht aus dem Telekomsektor, wo der Streit um MCI immer noch weiter geht.

Der Kampf um den Ferngesprächsanbieter MCI – der manchem Anleger unter dem früheren Namen Worldcom viel eher ein Begriff ist – zieht sich schon seit Monaten hin. Zwei Konkurrenten waren an dem Unternehmen interessiert, das zwar durch schlechtes Management und Bilanzbetrug von sich reden machte, dessen Leitungen und Kundendatei aber dennoch viel wert sind. Wie viel? – Darüber stritten sich Verizon und Qwest Communications.

Im Nachhinein ist die Frage schnell beantwortet. MCI ist 8,5 Milliarden Dollar wert. So viel zahlt der Dow-notierte Branchenriese Verizon für das Unternehmen, das von Qwest Communications mehr Geld gesehen hätte. Das Management des Ferngesprächsanbieters blickte allerdings nicht nur auf die Zahlungssumme selbst, sondern auch ein wenig hinter die Kulissen. Und da stellte sich Verizon erwartungsgemäß besser dar: Die Nummer eins auf dem Telekommarkt bot schließlich gegen ein hoch verschuldetes Unternehmen, dessen Zukunft auf einem wackligen Fundament steht.

Analysten stellen nun aber die Frage, ob 8,5 Milliarden Dollar ein angemessener Preis sind. Immerhin: Als Verizon im Februar erstmals ein Angebot für MCI einreichte, hatte dies bei 6,7 Milliarden Dollar gelegen – das hat man nun um fast dreißig Prozent überboten.

Angesichts einer fetten Prämie für MCI-Anleger fällt der Zugewinn für Verizon und seine Aktionäre bescheiden aus. Zumal sich diese mit MCI nicht gerade einen sorgenfreien Gewinnbringer angeeignet haben. Im Gegenteil: Während Verizon zuletzt vor allem auf die satten Gewinne und das gesunde Umsatzwachstum der Handy-Tochter Verizon Wireless hinweisen konnte, geht es im Ferngesprächsbereich abwärts.

Allein in 2005 sollen die Umsätze bei MCI um 10 Prozent fallen, die Tendenz dürfte angesichts der technischen Neuerungen anhalten. Denn Kabelanbieter dringen immer mehr ins Geschäft ein und schnappen sich dank niedriger Gebühren einen Teil des Marktkuchens weg. Und Telefonate über das Internet – VoIP genannt – werden von Firmen wie Vonage mit Erfolg ausgebaut.

Bei Lehman Brothers fürchtet man, dass die schwachen Aussichten bei MCI die gesamte Performance von Verizon drücken dürften. Statt der bisher prognostizierten 4 Prozent Umsatzwachstum, die der Dow-Wert in diesem Jahr ausweisen wollte, dürften mit MCI nur etwa 1,1 Prozent übrig bleiben.

Dazu kommt, dass sich die Investitionen, die Verizon in das um MCI erweiterte Netz stecken muss – man will das neben AT&T größte Sprach- und Datennetz auf Glasfaser umstellen – erst in sieben bis acht Jahren amortisiert haben werden. Langfristig könnte sich das zwar auszahlen, zumal Verizons härtester Konkurrent und Dow-Nachbar SBC Communications AT&T übernehmen wird. Doch ist der Weg für das Unternehmen weit und steinig.

Einige Aktionäre von Verizon dürften also mit dem Deal genauso unzufrieden sein wie die Anleger von MCI, denen Qwest Communications zwar eine schwächere Positionierung gezeigt aber zumindest mehr Cash versprochen hatte. Qwest will nun diese Anleger auf seine Seite ziehen und strebt eine feindliche Übernahme von MCI an. So geht die unendliche Geschichte um ein recht unattraktives Unternehmen und den sich rasch konsolidierenden Telekomsektor in dieser Woche schon wieder in eine neue Runde. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 10-05-2005 20:19

GM bremst Fonds und Börse aus

Die Aktie von General Motors steht am Dienstag auf einer ungewohnten Position, nämlich an der Spitze der Blue Chips. Während der strauchelnde Autobauer einen leichten Tagesgewinn verbucht, notieren 28 von 30 anderen Dow-Werten im Minus – und daran wiederum sind die jüngsten Gewinne bei GM mit schuld.

Zur Erinnerung: Die Aktie von GM, die seit Börsengedenken mit angezogener Handbremse unterwegs ist, hat sich in den letzten Tagen um satte 25 Prozent auf bis zu 33 Dollar verbessert. Das ist schön für ein paar Aktionäre, die das Papier aus Detroit im Portfolio haben. Es ist aber vor allem schlecht für zahlreiche Fonds, die GM auf der Short-Liste hatten.

Schuld an der Geschichte sind der Multi-Milliardär Kirk Kerkorian und die Kredit-Analysten bei Standard & Poor’s. Ersterer hatte in der vergangenen Woche angekündigt, seinen Anteil an General Motors durch den Zukauf von 28 Millionen Aktien auf 8,8 Prozent auszuweiten. Das Papier, das in Kerkorians Portfolio schon zuhauf lag, kletterte steil nach oben und brachte Unruhe in die Reihen der Fond-Manager.

Dass S&P nur einen Tag später – wie bereits im Vorfeld erwartet worden war – die Bonität des Automobilriesen auf „Müll-Niveau“ abstufte, dürfte Manager mit Leerpositionen dann richtig in Schwierigkeiten gebracht haben. Denn die müssen sich unter solchen Bedingungen von ihren Anlagen trennen, was in nächster Zeit vielen nur mit Verlusten gelingen dürfte.

Für einige Hedgefonds scheint die Situation noch etwas angespannter zu sein. Deren Anlage ist in vielen Fällen durch mehrjährige GM-Anleihen abgesichert, die nach der Abstufung durch S&P teilweise dramatisch an Wert verloren haben.

Einige Fonds sollen jetzt in Schwierigkeiten geraten sein, darunter einer unter Führung der Deutschen Bank. Das jedenfalls spukt durch die New Yorker Gerüchteküche, die ihr Gericht am Dienstagmittag allerdings nicht mit allzu vielen Details würzen kann. Während die Deutsche Bank keinen Kommentar abgibt, streiten andere jede Beteiligung ab. Offensichtlich sind am Morgen bereits einige Fonds genannt worden, die weniger GM-Papiere verwalten als angenommen.

Die Aktie der Deutschen Bank verliert jedenfalls mehr als 3 Prozent, und der Dow – da ist sich die Wall Street einig – leidet ebenfalls unter der allgemeinen Unsicherheit im Zusammenhang mit der GM- und Fond-Geschichte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-05-2005 20:38

Ein Flugzeug macht die Börse nervös

Es ist nicht ganz klar, wie sich ein Cessna-Pilot über Washington verfliegen und in den verbotenen Luftraum über dem Weißen Haus eindringen konnte, doch genau das scheint am Mittwochmittag passiert zu sein – mit Folgen für Angestellte im Weißen Haus, im Kapitol und auch für die Börse in New York.

Der Dow-Jones-Index sackte wenige Minuten nach zwölf Uhr mittags innerhalb von ein paar Sekunden um 30 Punkte ab, erholte sich dann aber nach ein paar Minuten wieder. Ein scharfer Zacken im Tages-Chart spiegelt nun wider, welche Hektik sich im Regierungsviertel in Washington, D.C. zugetragen hat.

„Alle raus“, soll der Secret Service durch das Capitol geschrien haben, woraufhin Angestellte – Frauen zogen ihre hochhackigen Schuhe aus – in einen nahegelegenen Park flüchteten. Aus dem Weißen Haus schoss zur gleichen Zeit eine Wagenkolonne mit acht Limousinen, über deren Besatzung nichts bekannt ist. Präsident George W. Bush soll aber zur Zeit der Evakuierung nicht im Weißen Hause gewesen sein. Das Staatsoberhaupt war allerdings bereits vor zwei Wochen von einem Fehlalarm in einen Schutzbunker geschickt worden.

Ein Fehlalarm war es glücklicherweise auch diesmal, etwa eine Viertelstunde nach Beginn der Evakuierung gaben die Behörden Entwarnung. Zwei F-16-Kampfflugzeuge waren zuvor über dem Regierungsviertel aufgestiegen, nun ermittelt die Flugaufsichtsbehörde über die genaue Ursache des Vorfalls.

Unterdessen lässt das Geschehene wieder einmal Rückschlüsse zu. Auf der einen Seite steht die Zufriedenheit in Washington über eine reibungslos funktionierende Evakuierung, die zeigt, dass die Hautpstadt für einem Ernstfall wie vor dreieinhalb Jahren wohl gerüstet wäre.

Auf der anderen Seite steht hingegen die Erkenntnis, dass die Aktienmärkte offensichtlich in einem sehr nervösen Stadium sind. Angesichts des Handels der letzten Wochen ist das zwar keine vollkommen überraschende Einsicht, doch fällt sie an einem Tag, an dem der Markt ohnehin demonstriert hat, dass ihm zur Zeit jedes Durchhaltevermögen fehlt. Dass das Handelsbilanzdefizit am Morgen deutlich niedriger gemeldet worden war als erwartet, konnte dem Markt schließlich keine Kraft geben, und auch auf erneut steigende Öl- und Benzinlager reagierten die Aktien nicht mit dem Aufwärtstrend, der zu erwarten gewesen wäre.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 12-05-2005 20:34

Wal-Marts Wachstum geht zurück - es muss!

Wer an der Spitze fährt hat den meisten Gegenwind. Das merkt an diesem Donnerstag wieder einmal Wal-Mart. Der weltgrößte Einzelhändler ist der große Verlierer im Dow, dabei waren die Quartalszahlen gar nicht so schlecht. Deutlich besser schlägt sich Target, obwohl der Konkurrent von dem gleichen Verbraucher lebt.

Diesem amerikanischen Verbraucher ging es schon besser. Man betrachte nur einmal das aktuelle Umfeld: Der Arbeitsmarkt lässt zu wünschen übrig. Die Preise steigen. Vor allem Benzin ist teuer, doch braucht der US-Konsument ein (möglichst großes) Vehikel, um aus seiner Vorstadtsiedlung überhaupt zum Laden zu kommen.

Diesem amerikanischen Verbraucher ging es allerdings auch schon schlechter: Immerhin ist das Land längst aus der Rezession wieder aufgetaucht. Der Arbeitsmarkt ist wesentlich stärker als noch vor einem Jahr. Die steigenden Verbraucherausgaben belegen den Trend.

Ein großer Teil der Verbraucherausgaben fließt in den Einzelhandel, und da vor allem zum Branchenführer Wal-Mart und dem größten US-Konkurrenten Target. Beide Konzerne haben gerade Zahlen vorgelegt. Für das abgelaufene Quartal blickt Target auf ein Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 11,17 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um 15 Prozent auf 494 Millionen Dollar. Das alles ist besser als erwartet, weshalb die Aktie im grünen Bereich notiert. Targets Zahlen sind aber schwächer als die von Wal-Mart.

Der Branchenführer bilanziert einen Quartalsumsatz von 70,91 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 2,46 Milliarden Dollar. Was die Börse stört: Beide Zahlen liegen unterhalb der Erwartungen, und das Wachstum enttäuscht. Prozentual betrachtet steht Wal-Mart mit einem Zuwachs von 9,5 Prozent nämlich vergleichsweise schwach da.

Dass dies die Aktie am Donnerstag derart belastet ist eigentlich unverständlich. Sicher, Anleger haben tausend Gründe, das Papier von Wal-Mart nicht zu kaufen. Allen voran steht die Unsicherheit, die den Konzern außerhalb der Bilanz plagt. Ermittlungen wegen diskriminierender Personalpolitik, Verbraucherproteste gegen Niedriglöhne, verzweifelte Image-Attacken überrollter Konkurrenten, immer stärkere Versuche von Angestellten, sich doch noch in Gewerkschaften zu organisieren,… nein, Wal-Mart ist kein sorgenfreies Unternehmen, obwohl – oder gerade weil – man die Nummer Eins unter allen amerikanischen Unternehmen ist.

Das vergleichsweise niedrige Wachstum des Konzerns zu kritisieren, macht indes nicht viel Sinn. Immerhin sollte einer solchen Kritik zugrunde liegen, wie die Ausgangsposition des Einzelhändlers ist – und die lässt Wachstumsraten wie in den vergangenen Jahren einfach nicht mehr zu. Das hat nichts mit Wal-Mart und dem Management zu tun, sondern schlicht und einfach mit Resourcen, vor allem mit Platz.

Würde Wal-Mart nämlich in den nächsten 15 Jahren weiter so stark an Verkaufsfläche zulegen wollen wie in den vergangenen 15 Jahren, dann müssten sich die Super-Center unter dem gelben Preis-Smiley bald über 388 Quadratkilometer hinziehen – das entspräche etwa der Größe von Las Vegas, wiederum der schnellst wachsenden Stadt in den Vereinigten Staaten.

Das gleiche Problem stellt sich im Personalbereich: Würde Wal-Mart weitere 15 Jahre mit der gleichen Geschwindigkeit Jobs schaffen wie in den letzten 15 Jahren, dann würden bald 8,2 Millionen Amerikaner im blauen Kittelschurz stecken. Das entspricht nach einer Berehcnung des Wirtschaftsmagazins „Fortune“ der Gesamtbevölkerung von Los Angeles und San Francisco, St. Louis und Cleveland, Miami und Atlanta, Philadelphia und Boston.

Ein solches Szenario ist allerdings so wenig realistisch wie wünschenswert. Die Wachstumsraten von Wal-Mart werden in den nächsten Jahren weiter sinken, die Börse kann sich darauf schon einmal einstellen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 13-05-2005 22:08

Starker Verbraucher, schwacher Verbraucher

Die USA sind ein gespaltenes Land. Das ist nicht unbedingt neu, wird am Freitag aber durch zwei Zahlen binnen einer Stunde erneut belegt. Auf der einen Seite boomt der Edel-Juwelier Tiffany, auf der anderen Seite sinkt das Verbrauchervertrauen auf ein Zwei-Jahres-Tief, was wiederum zu den jüngst schwachen Einzelhandelsdaten passt.

Wer durch die heil’gen Hallen von Tiffany an der Fifth Avenue streift, trifft auf drei Sorten von Menschen: Im ersten Stock werfen Touristen aus aller Welt mit großen Augen einen Blick in die Vitrinen, in denen Gold- und Platinschmuck von internationalen Designern liegt, und in denen selbst vor einem einfachen Ohrstecker Preisschilder stehen, die locker den Wert des ganzen Familienurlaubs oder des eigenen Reihenhauses auf der anderen Seite des Atlantiks widerspiegeln.

Im vierten Stock des Juweliers findet sich dann der untere Teil der amerikanischen Oberschicht und kauft Designerschmuck, Uhren und edle Füllfederhalter, die weitgehend hinter dreistelligen Preisschildern liegen.

Im zweiten und dritten Stock wiederum kauft die Oberschicht des Landes. Hier können Millionäre dem Nachwuchs eine Babyrassel aus Sterlin-Silber kaufen, und hier kümmern sich Kundenberater persönlich um gut betuchte Damen und Herren, die an einem einfachen Shopping-Tag auf der Fifth Avenue gerne mal ein paar Hunderttausend Dollar liegen lassen.

Gemeinsam tragen diese drei verschiedenen Typen – internationaler Tourist, gut verdienender Schmuckkäufer und sorgenfreier Multi-Millionär – ihren Teil zur amerikanischen Konjunktur bei. Und das tun sie gut, wie die Quartalszahlen des Juweliers belegen. Tiffany blickt für die abgelaufenen drei Monate erneut auf erstaunliche Wachstumsraten. Innerhalb der Staaten läuft das Geschäft mit teurem Schmuck sogar derart gut, dass die schwache Performance in Japan ausgeglichen werden kann.

Tiffany gehört zu einigen wenigen Einzelhändlern, die sich über solche Trends freuen können. Man verdankt das der Tatsache, dass die Umsätze nur von den drei genannten Kundentypen abhängen und nicht von der breiten Masse – erst recht nicht von der Konjunktur. Mit dem großen Teil der amerikanischen Verbraucher, der seit Monaten über hohe Spritpreise klagt und deshalb den Gürtel wieder enger geschnallt hat, hat Tiffany wenig bis gar nichts zu tun.

Andere umso mehr, wie nicht zuletzt Wal-Mart immer wieder beteuert. Der amerikanische Durchschnittskunde hat Probleme, wie sich zum Wochenschluss im Verbrauchervertrauen zeigt. Das ist in den letzten Tagen auf ein Zwei-Jahres-Tief gefallen. Die Hoffnungen der Wall Street, dass sich der Indikator nach fünf Monaten im Sturzflug wieder etwas erhole, haben sich nicht bestätigt. Vielleicht werden aber auch einfach die falschen Leute befragt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-05-2005 20:59

Angst vor dem heißen Sommer

Für viele New Yorker war es nur ein Abenteuer, als im heißen Sommer vor zwei Jahren die Lichter ausgingen und der teuerste Stromausfall in der US-Geschichte begann. Viele nutzten den Ausfall von TV und Computer zu spontanen Nachbarschaftsparties – der Stromausfall wurde zum gesellschaftlichen Erlebnis. Das könnte sich in diesem Sommer wiederholen.

Dabei fällt ein Bericht an diesem Montag gar nicht so negativ aus. Im Gegenteil: Der Verband für die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Nord-Amerika schätzt, dass die Industrie in den nächsten Monaten die Nachfrage decken kann. Unkontrollierbare Stromausfälle sollten nicht vorkommen, bilanzieren die Experten, die aber sogleich einschränken „wenn keine extremen Witterungsbedingungen auftreten“.

Extreme Witterungsbedingungen sind indes nicht ganz auszuschließen, und je höher die Temperaturen zwischen Los Angeles und Manhattan klettern, desto mehr Strom fressen die Klimaanlagen, die den an sich nicht sehr temperaturflexiblen Amerikaner kühlen.

Dennoch: Der Bericht stimmt recht optimistisch. Trotz eines wahrscheinlich hohen Nachfrageanstiegs im Nordosten und im Mittleren Westen ist der Verband guter Dinge, zumal die Überlandleitungen solide seien, mit denen große Strommengen über tausende von Kilometern übertragen werden können.

Nur einen Haken hat der Bericht: Der Verband ist von der Energie-Industrie gesponsert, und angesichts eines weniger optimistischen Berichts der Energiebehörden in Washington vor zwei Wochen darf seine Zuverlässigkeit angezweifelt werden.

Zwar glaubt man auch in der Hauptstadt, dass der Strombedarf im kommenden Sommer gedeckt werden dürfte. Doch prognostiziert man neben steilen Preisanstiegen durchaus auch mögliche Stromausfälle vor allem im Westen der USA. Wasserkraft – allein der 2000 Kilometer lange Columbia River sorgt mit 14 Dämmen zwischen Kanada und dem US-Bundesstaat Oregon für 30 Prozent der Energie für den amerikanischen Westen – könnte erneut ein Problem werden, wenn eine prognostizierte Dürre die Wasserpegel absinken und das Potenzial des Flusses zur Stromgewinnung rapide sinken lässt.

Weitere kritische Punkte wollen die Experten in Connecticut festgestellt haben, wo man mit „ungenügenden Vorräten“ in die Saison startet. Mit Connecticut steht und fällt der ganze Nordwesten der USA, und mit Kalifornien bleibt einer der wirtschaftlich wichtigsten Bundesstaaten weiterhin das Sorgenkind Nummer 1.

Der kommende Sommer werde aus Energie-Sicht auf jeden Fall „unter den Durchschnitt“ verlaufen, bilanziert die Energiebehörde. Stromversorger dürften allerdings auf andere Energien ausweichen, wenn ihnen beispielsweise Wasserkraft wegbricht: Wichtigste Alternative dürfte nach Expertenmeinung Erdgas sein, dessen Preise zuletzt aber stark zugelegt haben. Dem Verbraucher steht nach einem teuren Winter mit hohen Ölpreisen einerseits eine teure Ferienzeit mit hohen Benzinpreisen bevor oder ein teurer Sommer zu Hause mit teuren Strompreisen.

Das sind keine guten Aussichten, vor allem vor dem Hintergrund der schon seit Monaten sinkenden Verbraucherdaten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 18-05-2005 07:02

Stürmische Zeiten für die Versicherer

Der Einzelhandel kann über das schlechte Wetter klagen so laut er will, so richtig glaubt doch keiner daran, dass regnerisches Wetter die Amerikaner von den Shopping Malls fernhält. Es gibt allerdings einige Branchen, für die das Wetter sehr wohl über Milliardengewinne und -verluste entscheiden kann.

Zu den bekannten wetterabhängigen Branchen gehört das Baugewerbe, das nach einem schlechten März dank des besseren April- und Mai-Wetters dieser Tage wieder boomt. Mit dem Bau-Gewerbe steht und fällt wiederum der Erfolg der Heimwerkermärkte, wie Anleger zum Wochenbeginn an den Quartalsberichten von Home Depot und Lowe’s ablesen konnten.

Wer beim Hausbau allerdings auf fachliche Beratung verzichtet und seine Hütte mit ein paar Latten aus dem Baumarkt selbst zusammen zimmert, der dürfte unter Umständen noch in diesem Sommer eine Branche zu Hilfe bitten, die ebenfalls wie kaum eine andere dem Wetter ausgesetzt ist: die Versicherungsbranche.

Schlechtes Wetter verursacht in den USA alljährlich Milliardenschäden. Während der Schneeschmelze in einem noch dazu regnerischen Frühjahr waren es zuletzt Überschwemmungen, die hohe Schadenssummen vor allem an der Ostküste gebracht haben. Im Sommer hingegen fürchten sich Versicherer ebenso wie die betroffenen Hausbesitzer vor der Hurrikan-Saison.

Dazu gibt es schlechte Nachrichten: Der kommende Sommer dürfte erneut überdurchschnittlich viele Wirbelstürme bringen, wie die Experten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) bekannt geben. Die verfolgen bereits seit 1995 die Wetterbewegungen und sagen Wirbelstürme voraus, seither hat man allerdings nur zwei Sommer mit historisch unterdurchschnittlichen Hurrikan-Aktivitäten gesehen. Die Gründe sind bekannt: die Erderwärmung mit wärmerem Wasser im Atlantik und leichte Verschiebungen des östlich von Afrika verlaufenden Jet Streams.

Für die Versicherungsbranche sind die Ursachen der Wirbelstürme indes weniger wichtig als deren Folgen. Wenngleich der Hurrikan „Andrew“ aus dem Jahre 1992 noch immer als verheerendster Einzelsturm registriert ist, nehmen diese immer mehr zu. Im vergangenen Jahr sorgten nicht weniger als vier Hurrikans für Milliardenschäden.

Die Bilanz im einzelnen: Im August kostete „Charley“ in Florida und den Carolinas 7,4 Milliarden Dollar, im September brausten „Frances“, „Ivan“ und „Jeanne“ über den Südosten und richteten zwischen Florida, Alabama und Pennsylvania insgesamt einen Schaden von mehr als 15 Milliarden Dollar an.

Die Branche – zu den wichtigsten Hausversicherern gehören AIG und Chubb sowie Allstate – musste im vergangenen Jahr ganze zwei Millionen Schadenersatzforderungen bearbeiten, so viele wie nie zuvor.

Auf ähnliche Arbeit können sich die Experten indes wieder einstellen. Die NOAA rechnet mit 12 bis 15 Tropenstürmen, von denen neun zum Hurrikan und wiederum drei bis fünf zu gefährlichen Hurrikans werden dürften. Diese Vorhersage ist fast identisch mit der für den vergangenen Sommer.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 18-05-2005 21:12

Amerika
Was die Wall Street in Aufruhr versetzt
Von Amey Stone, Chefautorin für BusinessWeek Online in New York

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1230766.html

Starlight 20-05-2005 23:24

Wonnemonat? – Nein, Fernsehmonat Mai!

„Kendra, you’re hired“ – auf diese Worte hatte Amerika sechzehn Wochen lang gewartet. Jedenfalls der Teil von Amerika, der Woche für Woche Donald Trumps Job-Show „The Apprentice“ verfolgte. Das Finale zog sich letztlich über drei ganze Folgen, was weniger mit der höheren Spannung als ganz einfach mit den Werbe-Einnahmen zusammenhing.

Dabei ging es den Programmmachern bei NBC gar nicht so sehr um die Werbeeinnahmen während der laufenden Show. Vielmehr denken die Manager bei der General-Electric-Tochter voraus. Die Anzeigenpreise für die kommende Saison berechnen sich in den USA nämlich aus den Einschaltquoten im Mai, die jedes Jahr von Nielsen Media entwickelt werden.

Dass die Zuschauerbeobachtung in allen 210 lokalen und regionalen Fernsehmärkten der USA so konzentriert in einem Monat stattfindet, hat bizarre Folgen. So wimmelt es im Fernsehprogramm für Mai von unverzichtbaren Shows, neuen und viel beworbenen Serien und tränenreichen Abschiedssendungen langjähriger Erfolgsträger – danach kommt elf Monate lang eine Dürre.

Auf CBS, beispielsweise, verabschiedete sich in der vergangenen Woche der Dauerbrenner „Everybody loves Raymond“. Schauspieler und Manager der Viacom-Fernsehtochter feierten diesen Anlass sogar direkt an der Börse, wo Raymond & Co. jüngst die Schlussglocke läuteten.

Weitere TV-Höhepunkte, Finales und Super-Sonder-Specials: Der Murdoch-Sender Fox aus der News-Corp.-Gruppe startet eine neue Saison der zeichentrick-Serie „Family Guy“, während der Sender UPN eine neue Reality-Show mit den frisch verheirateten Britney Spears und Kevin Federline ausstrahlt. In „ER“ auf NBC verabschiedet sich derweil der beliebte Arzt Noah Wile für immer.

CBS lässt in einer zweiteiligen Mini-Serie das immer wieder spannende Leben von Elvis Revue passieren, auf ABC begeben sich die Muppets auf die „Yellow Brick Road“ und starten zu einem Remake des „Zauberer von Oz“. Kinostar Quentin Tarantino dreht den Saisonabschluss der Krimiserie „CSI“, bevor sich wiederum auf Fox die „Desperate Housewives“ in die Sommerpause verabschieden.

Während CBS den Sieger der letzten Staffel von „Survivor“ kürt und auf ABC aus dem Medien-Imperium von Walt Disney die letzte Folge von „Lost“ ausgestrahlt wird, freut sich America auf Fox über den Sieger der Talent-Show „American Idol“ und eben über die Einstellung von Kendra bei Donald Trump nach Abschluss eines quartalslangen Bewerbungsmarathons.

Der durchschnittliche Zuschauer kann im Mai folglich gar nicht alle Höhepunkte mitkriegen. Die Quoten aber auf jeden Fall stark, die Werbepreise stehen, und am Monatsende wird sich zeigen, wer in der neuen Saison mit wieviel Werbeumsatz planen kann. Fox und CBS gelten unter Experten als hohe Favoriten, wobei der Murdoch-Sender noch etwas über der Viacom-Tochter schließen soll. Schlechte Nachrichten wird vermutlich NBC verbuchen, da ABC in diesem Jahr vorbeiziehen und die GE-Tochter auf den vierten Platz unter den großen Networks drängen könnte.

Die endgültigen Zahlen werden wohl Anfang Juni vorliegen, und dann dürfte auch die Börse reagieren und die Gewinnprognosen für so manchen Konzern umrechnen.


© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 23-05-2005 20:17

Dieser Apfel hat Biss

„Beiß nicht gleich in jeden Apfel“, wurden Schlagerfreunde einst gewarnt. Im Prinzip hat der alte Song auch recht, denn „er könnte sauer sein“. Oder es könnte ein Wurm drin sein. Was am Marktstand ein Problem sein könnte, juckt Steve Jobs indes kaum. In seinem Apfel ist bestimmt kein Wurm drin – zum Anbeißen wird weiterhin geraten.

Dabei ist die Aktie von Apple – der erfolgreichsten Frucht in Corporate America – in den letzten zwei Jahren schon dramatisch gestiegen. Von einst 6,50 Dollar verbesserte sich die Aktie auf zeitweise 45,50 Dollar, und ein Blick auf den Tages-Chart zum Wochenbeginn zeigt, dass die Kletterpartie des Computer- und iPod-Herstellers noch lange nichts abgeschlossen sein muss.

Dass die Aktie so anhaltend stark notiert, liegt an dem erstaunlich cleveren Konzept hinter dem iPod. Der beliebte und äußerst schicke mp3-Spieler hat seine Funktion als „trojanisches Pferd“ voll erfüllt. Bei der allerersten Vorstellung des Gerätes im Rahmen der New Yorker MacWorld hatten Analysten noch darüber gerätselt, ob PC-User mit iPod-Erfahrung vielleicht bei späteren Computerkäufen ins Mac-Lager überwechseln könnten. Man war optimistisch, wenngleich vorsichtig optimistisch … immerhin hatten die Marktanteile von Apple bis dato nie überzeugt.

Nun zeigt sich, dass Apple-CEO Steve recht hatte: Der iPod hat das Apple-Fieber aus der verschworenen Gemeinschaft der Mac-Freaks hinausgetragen in die große weite PC-Welt, und zuletzt gab es nur noch eines, was den interessierten Verbraucher nach ersten Besuchen im Apple-Laden wieder abschreckte: der Preis.

An diesem letzten – und vielleicht bei allen Performance- und Stilfragen wichtigsten – Punkt arbeitet das Unternehmen jetzt. Die Preise sollen runter. Künftig sollen nicht nur vorsichtig kastrierte und pfiffig verpackte Geräte wie der MacMini zu massenfähigen Preisen in die Geschäfte kommen, sondern auch die ganze Reihe von Mac Tischrechnern und Laptops.

Apple wird nun zunächst die Preise für die Komponenten senken, zunächst einmal für Chips. Am Montagmorgen schockiert das Wall Street Journal mit dem Gerücht, dass Apple seinen bisherigen Chip-Zulieferer IBM verlassen und fortan günstigere und schnellere Intel-Chips einbauen will. Ob das stimmt, sei zunächst einmal dahingestellt, es ist nämlich egal.

Zur Zeit zeichnen sich zwei Möglichkeiten ab: Vielleicht will Apple wirklich zu Intel wechseln, dann werden die Chips billiger werden. Vielleicht will Apple aber auch nur Druck auf IBM ausüben, um billiger an die bisherigen Chips heranzukommen. Wie dem auch sei, dem Verbraucher könnten auch bei Erhaltung oder Steigerung der Gewinnmargen ein paar Dollar erlassen werden.

Für zahlreiche User dürfte das den Ausschlag geben, ins Mac-Lager zu wechseln. Ein solcher Schritt wird kaum jemandem leicht fallen, immerhin ist der durchschnittliche PC-Benutzer ausschließlich mit seinem Microsoft-Betriebssystem vertraut, über das er Architektur und Programme beherrscht. Ein Umlernen auf Apple OS scheint nicht gerade reizvoll, vor allem dann nicht, wenn der Kunde auch noch draufzahlen muss.

Wenn jedoch Apple den Preisunterschied zu anderen Herstellern minimiert, dann dürfte eine neue Nachfrage-Welle seitens bisheriger PC- und iPod-Fans über die Firma schwappen. Die Aktie wird dann, um nicht nasse Füße zu bekommen, schleunigst noch ein paar Schritte nach oben klettern.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 24-05-2005 20:10

Die Bullen an Wall Street werden müde
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor's

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1234399.html

Starlight 25-05-2005 23:02

Bei Übernahmen können Anleger mitverdienen

Eigentlich ist die Sache ganz einfach: Wer mit Aktien Geld machen will, der sollte in Unternehmen investieren, an denen in absehbarer Zeit auch ganz viele andere Anleger interessiert sind. Oder deren Bewertung so interessant geworden ist, dass sich Konkurrenten für eine Übernahme interessieren könnten.

So weit, so gut – doch solche Unternehmen zu finden, ist gar nicht so leicht.

Dabei mangelt es nicht an möglichen Übernahme-Zielen. Die amerikanischen Börsen sehen zur Zeit eine Unmenge an Mergern und Übernahmen. In manchen Branchen war und ist eine Konsolidierung überfällig – beispielsweise bei den Internetbrokern oder im Telekom- und im Airline-Sektor. In anderen Branchen schnappt sich lediglich ein dominantes Unternehmen mehrere kleine Konkurrenten, um die Produktpalette zu erweitern und den Vorsprung auf den Rest des Feldes auszubauen. Dies sahen Anleger zuletzt im Software-Sektor.

Glücklich schätzen können sich meist die Anleger, deren Unternehmen aufgekauft wird, denn ihnen winkt eine Prämie. Kein Wunder, dass sich Investoren dafür interessieren, wer demnächst das Ziel einer Akquisition werden könnte. Die Crux dabei: Sichere Informationen gibt es nicht, denn Übernahmeverhandlungen werden so geheim geführt wie kaum ein anderes Gespräch.

Doch haben sich Anleger längst Werkzeuge zurecht gelegt, mit deren Hilfe sich zumindest interessante Kandidaten aus dem Wust aller öffentlich notierten Unternehmen herausfiltern lassen. Nach Ansicht des Investment-Professors Richard Sloan von der Universität Michigan sind es nur eine Handvoll Indikatoren, die eine quantitative Auswahl ermöglichen. Dazu gehören bekannte Faktoren wie ein niedriges KGV oder ein niedriges Verhältnis von Aktienkurs zu den Aktiva oder zum freien Cash Flow.

Diese Maßstäbe hat Sloan jüngst an alle 5875 in den USA notierten Unternehmen angelegt, was ihm eine Liste von 1656 interessanten Kandidaten bescherte. Aus denen filterte er fünfzehn Firmen, die es in den jeweiligen Bewertungs-Kategorien auf Höchstnoten brachten. Fünfzehn Firmen blieben übrig, für die Sloan eine qualitative Analyse erstellte – mit interessanten Erkenntnissen für Anleger.

Mit auf der Liste der möglichen Übernahmekandidaten sieht Sloan American Greetings, den größten Hersteller und Vertreiber von Grußkarten. Der gilt zwar noch immer als Branchenriese und gut funktionierendes Unternehmen, leidet aber zunehmend unter der Konkurrenz von Wal-Mart und Target. Beide Einzelhändler bieten mittlerweile Karten für weniger als einen Dollar an, was American Greetings den Absatzmarkt verdirbt. Beide könnten allerdings an Produktions- und Vertriebsstätten der einst unumstrittenen Nummer Eins der Branche interessiert sein.

Ebenfalls auf Sloans Liste ist Borders Group, der zweitgrößte Buchhändler der USA. Das Unternehmen leidet nicht nur unter der immer stärkeren Konkurrenz aus dem Internethandel, sondern auch unter dem einbrechenden Musikgeschäft, mit dem man 16 Prozent des Umsatzes erzielt. Zum Vergleich: Der Konkurrent Barnes & Noble macht nur 5 Prozent seines Geschäfts mit Musik. Borders hat zudem keinen eigenen Buchverlag und kein interessantes Bonussystem für Kunden, was die Nummer 2 der Branche zunehmend in Schwierigkeiten bringt, ohne jedoch die Attraktivität für eventuelle Käufer zu mindern.

Ein weiterer spezialisierter Einzelhändler, der möglicherweise im Visier von Käufern ist, ist Payless Shoesource. Der größte Schuhhändler der USA macht einen Großteil seiner Umsätze mit Nike. Der Sportartikler verkauft mittlerweile aber auch bei Wal-Mart, was die Aktie der Ladenkette in Bedrängnis gebracht hat. Die Infrastruktur allerdings bleibt interessant.

Ebenfalls von einem großen Partner abhängig ist Freescale Semiconductor. Erst kürzlich aus Motorola ausgegliedert, sorgt der Handyriese noch für 28 Prozent des Umsatzes bei diesem führenden Chip-Hersteller in der Mobilfunkbranche. Motorola indes ist manchem Anleger ein zu wackliger Großkunde, weshalb auch Freescale gemessen an Umsatz und Cash Flow zur Zeit gündtig zu haben ist.

Weitere Unternehmen auf Professor Sloans Liste: US Steel, Micron Technology und die Einzelhändler Jo-Ann Stores und Charming Shoppes. Ob all diese Unternehmen – oder auch nur ein einziges davon – einen Käufer finden, sei bei Sloan und allen anderen seriösen Experten dahingestellt. Ganz offensichtlich ist aber, dass sich Investoren in Zeiten eines Übernahme-Booms unter eventuellen Kandidaten umsehen sollten und mit reizvollen Prämien belohnt werden könnten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

crazy_coco 01-06-2005 14:27

Notenbank: Ist das Ende der Zinsanhebungen nahe?

Die amerikanische Konjunktur hat im März nicht nur ein Schlagloch durchlaufen. Ein ganzes Sammelsurium an Wirtschaftsdaten spricht für ein sehr baldiges Ende der Zinsanhebungen.

Die leitenden Wirtschaftsindikatoren liegen mittlerweile unter dem Niveau des Vorjahres. Ein solches Szenario führte in sieben der letzten zehn Fälle zu einer Rezession oder zumindest zu einer deutlichen Abkühlung. Die leitenden Wirtschaftsindikatoren der OECD sind mittlerweile von 7 Prozent auf nur noch 0,1 Prozent abgesackt. Auf langsameres Wachstum deutet auch die deutlich an Schwung verlierende Industrie in den USA. Der nationale Einkaufsmanager Index ist unlängst auf nur noch 53,3 Prozent abgesackt. Historisch betrachtet hat der Notenbanker immer bei einem Index von unter 50 Prozent von weiteren Zinsanhebungen abgesehen.

Laut der Fond-Gesellschaft Pimco dürfte der Index diese Marke in naher Zukunft nach unten durchbrechen. Und dann wäre da noch das niedrige Geldmengenwachstum. M-2 stieg in den letzten hundert Jahren um durchschnittlich 6,7 Prozent, expandiert aktuell aber nur um magere 1,6 Prozent. Auch an dieser Stelle tritt die Notenbank auf die Bremse.

Kurz: Dass die Renditen der US-Staatsanleihen sinken, ist womöglich kein Zufall. Ganz zur Freude der Wall Street dürfte spätestens nach zwei Zinsanhebungen das Ende der Fahnenstange erreicht sein.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 01-06-2005 21:20

Bereit zum Rückzug?
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...g-1230797.html

Starlight 02-06-2005 20:41

SEC: Der Anti-Donaldson kommt

Das schönste Geburtstagsgeschenk machte William Donaldson nicht sich selbst, sondern Corporate America. Der heute 74-Jährige ist überraschend als Chef der Börsenaufsicht SEC zurückgetreten und macht den Weg frei für einen Nachfolger, der zahlreiche der Donaldson’schen Reformen wohl wieder rückgängig machen dürfte.

Für den Kleinanleger dürften mit Donaldsons Rücktritt wieder schwere Zeiten anbrechen. Die gab es schon einmal, bevor der ehemalige Investmentbanker und Chef der New York Stock Exchange von Präsident George W. Bush an die Spitze der SEC berufen wurde. Sein Vorgänger Harvey Pitt hatte sich in Streitfällen meist auf die Seite der Unternehmen geschlagen, nach den Bilanz- und Börsenskandalen um Enron, WorldCom und Smith Barney gelang es ihm nicht, das Vertrauen der Investoren in die Aktienmärkte zurückzugewinnen.

Donaldson hingegen schien der richtige Mann für den Job zu sein, zumal er ein langjähriger Freund der Familie Bush war und als linientreuer Republikaner galt. Seine Parteigenossen allerdings sahen bald mit Schrecken, dass Donaldson seinen Job nicht so halbherzig ausfüllte wie mancher gehofft hatte. Im Gegenteil: Der SEC-Chef startete einen wahren Kreuzzug gegen den Börsenbetrug im ganzen Land. Seite an Seite kämpfte er mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer, der sich längst einen Robin-Hood-Status unter Investoren erarbeitet hat.

Gemeinsam verklagten Spitzer und Donaldson die TV-Diva Martha Stewart wegen Insiderhandels und den früheren HealthSouth-Chef Richard Scrushy wegen Bilanzbetruges. Die Behörde knöpfte sich Fond-Manager vor und untersuchte deren bis dato recht unkontrollierte Handelspraktiken. Man verklagte erfolgreich Analysten mit Interessenskonflikten wie den einstigen Telekom-Star Jack Grubman und räumte bei den Banken und Bilanzprüfern auf, deren Manager die Machenschaften bei Enron und WorldCom abgesegnet hatten.

Während seiner ganzen Amtszeit machte sich Donaldson zudem für das in Regierungs- und Unternehmenskreisen immer noch umstrittene Bilanzgesetz Sarbanes-Oxley stark, das die Aufstellung des Jahresabschlusses strenger als bisher reguliert und Manager für Fehler direkt und persönlich in Verantwortung nimmt.

Dankbar mögen ihm dafür von Anfang an die Anleger gewesen sein, allein, in Washington war man nicht zufrieden. Unternehmen und damit die Lobbyisten in der Hauptstadt sahen ihre Felle davonschwimmen. Vor allem zwei noch anstehende Projekte Donaldsons sorgten für Aufregung in den Chefetagen. So machte sich der SEC-Chef für eine bessere Offenlegung von Manager-Gehältern stark. Zudem arbeitete er an einem Gesetz, das Aktionären das Recht zugestanden hätte, bei Jahreshauptversammlungen direkt eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat zu nominieren.

So viel Kontrolle ist den Unternehmen zu viel. Ihnen kommt Donaldsons überraschender Rücktritt von der SEC-Spitze nun recht. Denn die jüngsten Vorschriften und Gesetzänderungen sind noch nicht beschlossen und hängen nun an einem seidenen Faden. Dass der bald reißen dürfte, ist spätestens klar, seit US-Präsident George W. Bush wenige Stunden nach Donaldsons Rücktritt dessen voraussichtlichen Nachfolger bekanntgab: Der kalifornische Kongressabgeordnete Cristopher Cox gilt nicht gerade als Freund kleiner Investoren. Bekannt ist der 52-Jährige vor allem durch ein Gesetz aus dem Jahr 1995, das es Anlegern erschwert, Unternehmen wegen Aktienbetruges anzuklagen.

„Alles was wir unter William Donaldson geleistet haben, hängt nun in der Luft“, klagt folglich Harvey J. Goldschmid, einer von zwei Demokraten im Vorstand der Börsenaufsicht. Was die Lage für Investoren noch schlechter macht: Auch Goldschmid wird die SEC im Sommer verlassen und den Platz für einen von Präsident Bush nominierten Nachfolger räumen.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 06-06-2005 20:49

Intel inside: Apfel mit Wurm?

Die Strategie von Apple ist spätestens seit Einführung des iPod klar: Der bisherige Nischen-Anbieter will endlich größer werden. iMac und iBook sollen künftig nicht nur bei eingeschworenen Fans stehen, sondern auch bei den 97 Prozent des Marktes, die bisher Microsoft-gepowerte Maschinen bei Dell, Gateway und Hewlett-Packard gekauft haben.

Der Weg vom Außenseiter mit Kultstatus zum Massenfertiger führt bei Apple über zwei Schritte: Akzeptanz steigern und Preise senken. Dabei hat man die erste Etappe weitgehend hinter sich – mit Erfolg. Der iPod ist der beliebteste mp3-Spieler auf dem Markt, obwohl er in mehreren Tests nicht immer als das beste Gerät abschnitt und auch keinesfalls das billigste ist.

Für den Erfolg des Spielers gibt es mehrere Gründe: die Eleganz des per Drehscheibe gesteuerten Geräts, das poppige Marketing, die gut bestückte und doch einfach zu bedienende Musikdatenbank iTunes. Größter Coup von Apple-Chef Steve Jobs war allerdings die Einführung eines iPod für Windows, der als trojanisches Pferd arbeitete und auch nach Einschätzung mehrerer Analysten immer mehr PC-User ins Mac-Lager holen könnte…wäre da nicht der hohe Preis für die Apple-Computer.

An diesem zweiten Schritt also arbeitet man jetzt. Die Preise für iMac und iBook müssen runtergeschraubt werden. Um die Margen nicht opfern zu müssen, setzt Apple nun auf billigere Komponenten – und kauft Chips von Intel. Das mag für Steve Jobs eine kleine Managementeitscheidung sein, für Apple-User ist es eine Revolution. Eine gefährliche und unerwünschte, allerdings, schließt sich doch der Computerzwerg endgültig der „Achse des Bösen“ an: „Wintel“ heißt das Übel bei Apple-Fans, es beschreibt die Allianz von Intel und dem Microsoft-Betriebssystem Windows, die weltweit den Computermarkt dominiert.

Steve Jobs wird es nun nicht egal sein, wenn sich seine treuen und loyalen Fans ärgern. Zumal es bei Apple oft ganz familiär zugeht. Auf der MacWorld laufen sich zweimal jährlich die immer gleichen Bekannten über den Weg, Manager plaudern mit Bloggern, Steve Jobs fährt in Blue Jeans und schwarzem Rolli stehende Ovationen ein. Allerdings wird sich der Apple-Chef auch keine allzu ernsten Sorgen machen müssen. Kaum ein Fan wird aus Intel-Frust dem Mac den Rücken kehren – außer den „Wintel“-Boxen gibt es schließlich keine Alternativen. Wachstum über die bisherige 3-Prozent-Grenze hinaus ist Jobs hingegen sicher: Mancher Analyst geht davon aus, dass Apple mit günstigeren Preisen seine Marktanteile verdoppeln kann.

Wenn auf den formschönen Apple-Maschinen künftig also „Intel inside“ steht, dann mag damit für manchen eingeschworenen Fan der Wurm drin sein. Für Steve Jobs – und letztlich auch für die Aktionäre – kommt der Intel-Prozessor allerdings einer Kraftspritze gleich, die Apple auf ein neues Umsatzniveau pushen könnte.

Die Verlierer bei dem Deal sind derweil die beiden Unternehmen, die Apple bisher mit Chips beliefert haben: IBM und Freescale. Wirlich sorgen müssen sich die beiden Firmen aber nicht machen. Bei Freescale, der einstigen Chip-Tochter von Motorola, sorgte Apple zuletzt für 3 Prozent des Umsatzes, und auch bei IBM dürfte nach Ansicht von Goldman Sachs die Schlagzeile in der Computerpresse schmerzhafter sein als der Ausfall des Kunden Apple. Nach Abschied des letzten großen Computerkunden dürfte sich Big Blue einfach noch mehr aus seine aktuelle Stärke konzentrieren: Chips für Spielkonsolen. Sowohl die Microsoft Xbox als auch die Sony Playstation laufen mit IBM-Prozessoren.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 07-06-2005 19:09

GM fährt weiter auf steinigen Wegen

Es muss eine eigenartige Stimmung sein beim Aktionärstreffen von General Motors in Wilmington im US-Staat Delaware, wo die Firma aus steuerlichen Gründen ihren Hauptsitz hat. Anleger hören von neuen Modellen und Kostensenkungen, so richtig überzeugend klingt nichts – aber zumindest steigt die Aktie im Dienstagshandel.

GM-Anleger müssen ganz besonders geduldige Leute sein. Oder große Optimisten. Denn was sie in den ersten Stunden der diesjährigen Aktionärsversammlung zu hören bekamen, rechtfertigt nur bedingt ein Plus für das Dow-notierte Papier. Da wären zum einen Kostensenkungen, zum anderen eine Erweiterung der Produktpalette, die man ironischerweise aber nicht ohne Berechtigung so umschreiben kann, wie ein Analyst am Morgen: GM will künftig schöne Autos bauen, die die Leute kaufen wollen.

Das ist ja schon einmal ein Ansatz. Immerhin will man ja den Marktanteil von zur Zeit 26 Prozent gerne anheben, wenngleich man die 47 Prozent wohl nie mehr erreichen wird, die GM vor dreißig Jahren bilanziert hat.

So richtig überzeugt die Idee dann aber doch nicht, wenn man einmal hinter die Kulissen blickt. Denn die Modelle, die über die nächsten dreißig Monate – das sind zweieinhalb Jahre! – auf den Markt kommen sollen, decken weitgehend die Sektoren Trucks und SUV ab, die US-weit langsam an Bedeutung verlieren. Dass GM den durchschnittlichen Benzinverbrauch von 11,9 auf 11,4 Liter auf hundert Kilometer senken will, dürfte die Wagen nicht wesentlich attraktiver machen.

Genauso vage wie die Erfolgsaussichten neuer Modelle sind unterdessen die Ideen, die das GM-Management zum Thema Kostensenkungen anbietet. Bis 2008 sollen zwar 25 000 Mitarbeiter entlassen und dadurch bis zu 2,5 Milliarden Dollar eingespart werden. Doch hört sich dieser Schritt leichter, an als er ausgeführt ist. Weitere Werkschließungen – GM hat in diesem Jahr bereits vier kleinere Produktionsstätten dicht gemacht – empfehlen sich nicht. Laut dem Tarifvertrag muss das Unternehmen danach nämlich 95 Prozent der Löhne weiterzahlen.

General Motors wartet also auf auslaufende Verträge, was den Personalabbau auch über so lange Zeit hinaus verzögert.

Auch die geplanten Kostensenkungen in der Krankenversicherung dürften dem Unternehmen weiter Kopfzerbrechen bereiten, müssen aber irgendwie durchgezogen werden. Pro verkauftem Auto fließen zur Zeit satte 1500 Dollar in die Krankenversicherung für Mitarbeiter und Pensionäre, was GM einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der ausländischen Konkurrenz einbringt. Den Eigenanteil der aktuellen und ehemaligen GM’ler zu heben, wird indes nicht leicht sein. Denn die Gewerkschaft der Automobil-Arbeiter wird ihren sensationellen Deal nicht leicht aufgeben wollen. Immerhin: Während der durchschnittliche Amerikaner 25 Prozent seiner Versicherung selbst bestreitet, liegt der Eigenanteil bei GM bei mageren 7 Prozent.

So gesehen bekommen GM-Aktionäre am Dienstag in Delaware zwar einige Ideen vorgesetzt, aber doch kaum ein duchführbares Konzept und erst recht kein Allheilmittel für den kränkelnden Konzern. Dass sich CEO Rick Wagoner weiterhin weigert, klare finanzielle Ziele für den Konzern oder die 114 Milliarden Dollar schwere Nordamerika-Sparte zu nennen, steigert das Vertrauen nicht. Wagoner will zur Zeit nicht einmal sagen, wann der Konzern, der im zurückliegenden Quartal einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar eingefahren hat, wieder profitabel sein wird.

Was Anleger zudem belasten sollte: Am Abend läuft das Angebot von Großinvestor Kirk Kerkorian aus, der eigentlich weitere 28 Millionen GM-Aktien zu einem Kurs von 31 Dollar übernehmen wollte. Seine Ankündigung hat das Papier jüngst von einem historischen Tief von 24 Dollar auf eben jenen Kurs schnellen lassen – zur Wochenmitte dürfte sich GM folglich wieder in unter die Dreißig-Dollar-Grenze verschieben.

GM notiert im Dienstagshandel mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 30,95 Dollar.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 07-06-2005 19:17

2.100 - der kritische Punkt im Nasdaq
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...q-1234976.html

Starlight 07-06-2005 19:21

Dow-Jones-Chartanalyse


Von Stefan Mayriedl
Die Konsolidierung beim Dow Jones hat ein Stadium erreicht, das es wahrscheinlich macht, dass der Index schon in Kürze wieder nach oben dreht. Eine solide Unterstützungszone in unmittelbarer Nähe untermauert diese These.
Kurzfristige Analyse
Der Markt ist gemessen am Double-Smoothed-Stochastics-Oszillator inzwischen so stark überverkauft, wie seit sieben Wochen nicht mehr. Daher sind die Chancen sehr groß, dass die Unterstützung zwischen 10.375 und 10.420 Zählern Stand hält. Auf dem Niveau befindet sich nicht nur ein horizontaler Verlaufsbereich, sondern auch sämtliche Gleitenden Durchschnitte der letzten 21, 55 und 200 Börsentage.

Dreht der Index daher wieder nach oben, kann ein weiterer Anlauf gestartet werden, den bei 10.585 Punkten beginnenden Widerstandsbereich zu überwinden. Er reicht bis zum Fibonacci-Retracement bei 10.615 Zähler hinauf wo 61,8 Prozent der Abwärtswelle von 10.984 (zyklisches Hoch vom 7. März) auf 10.000 Zähler (Zwischentief vom 20. April) wieder gut gemacht wären.
http://www.boerse-online.de/bilder/c.../dj050607a.gif

Folgende Indikatoren sind im Chart zu sehen (von oben nach unten):

1) grau: Relative-Stärke-Index (RSI-Wilder), 14
2) orange: Double-Smoothed-Stochastics (DSS-Bressert), 10/3
3) schwarz/blau: MACD, 12/26/9
4) türkis: Relative-Momentum-Index (RMI), 13/5
5) rosa: Average-Directional-Movement-Index (ADX), 14
6) grün/rot: Aroon Up-Down, 14


Mittelfristige Analyse


Ein Ausbruch über 10.615 Punkte (siehe Seite 1 der Analyse) würde wohl von einem neuen Kaufsignal des MACD auf Wochenbasis begleitet. Der Dow Jones könnte dann die horizontalen Widerstandszonen bei 11.000 und 11.400 Zählern ins Visier nehmen.

Fällt der amerikanische Leitindex dagegen wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie zurück, bietet eine Aufwärtstrendlinie im Wochenchart Halt, die momentan bei etwa 10.200 Zählern verläuft. Unterhalb der horizontalen Haltezone von 10.000 Punkten reicht das Abwärtspotenzial bis 9600/9700 Punkte. Der dortige horizontale Bereich wird von einem langfristigen Fibonacci-Retracement verstärkt: 38,2 Prozent der Aufwärtsbewegung, die den Dow zwischen März 2003 und März 2005 von 7416 auf 10.984 Zähler hievte, wären auf dem Level wieder verloren.


http://www.boerse-online.de/bilder/c.../dj050607b.gif


Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände


Widerstand 2: 11.000 (horizontaler Bereich)
Widerstand 1: 10.615 (Fibonacci-Retracement)


Dow Jones: 10.523 Punkte (Kurs zum Analysezeitpunkt)

Unterstützung 1: 10.375 - 10.420 (horizontaler Bereich, GD21+55+200)
Unterstützung 2: 10.200 (langfristige Aufwärtstrendlinie)
Unterstützung 3: 10.000 - 10.075 (horizontaler Bereich)

Quelle: BörseOnline

Starlight 08-06-2005 20:43

Airbus und Amerika, eine schwierige Beziehung

In einer freien Marktwirtschaft haben Monopole nichts verloren, und auch in den USA haben sich nur wenige bis heute gehalten. Eines der letzten könnte in naher Zukunft fallen: Die Airbus-Mutter EADS will gemeinsam mit dem amerikanischen Rüstungsunternehmen Northrop Grumman gegen Boeings Vormachtstellung im Pentagon antreten.

Die transatlantische Partnerschaft hat sich mit dem Rüstungs-Bündnis zwischen Boeing und dem Pentagon allerding kein leichtes Ziel ausgesucht. Das amerikanische Verteidigungsministerium arbeitet seit langem sehr eng mit dem Flugzeugbauer zusammen, so eng, dass es in der Vergangenheit immer wieder mal zu illegalen und skandalösen Verwicklungen kam. Erst vor einem Monat wurden die Ermittlungen in einem der aufsehenerregendsten Bestechungsfälle der letzten Jahre abgeschlossen. Darin hatte Boeing einer hochrangigen Pentagon-Mitarbeiterin einen lukrativen Job versprochen, wofür diese dem Unternehmen aufgeblasene Preise für offizielle Militäraufträge durchgehen ließ.

EADS und Northrop Grumman wollen diese allzu engen Beziehungen nun offensichtlich aufbrechen. Das erste Projekt: Airbus will Tankflugzeuge für das US-Militär entwickeln. Das dürfte umso schwieriger sein, als Airbus in den USA zur Zeit keinen guten Ruf genießt. Die US-Regierung hat das Unternehmen samt der unterstützenden EU unlängst wegen Verletzung der internationalen Wettbewebsrechte verklagt. Die Europäische Union zahle unzulässige Subventionen, so der Vorwurf, dank derer Airbus seine Produkte zu Dumpingpreisen anbieten und Konkurrenten wie Boeing schaden könne.

Dank entsprechender Berichterstattung in den meisten US-Medien gilt Airbus in manchen Kreisen als das personifizierte Übel. Das ist nicht gerecht, denn wenn am nächsten Wochenende im Paris der A380 vorgestellt wird, dann freuen sich nicht nur Franzosen, Deutsche und Engländer über den Erfolg des Projektes, sondern auch geschätzte 140 000 Amerikaner, deren Jobs bei 200 Zulieferfirmen unmittelbar an den A380 geknüpft sind.

Allen voran wäre da Alcoa zu nennen, der weltgrößte Alu-Konzern und größte amerikanische Airbus-Zulieferer. Das Management in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania erklärt, das „hunderte von Mitarbeitern in Werken in Iowa und Kalifornien“ an großen Flügelteilen sowie an mehreren Millionen von Schrauben und Verschlüssen arbeiten.

In North Carolina sitzt derweil die Firma Goodrich, die nicht nur das Fahrwerk für den A380 mitentwickelt hat, sondern auch die Notrutschen und die Außenbeleuchtung des Riesenflugzeugs. CEO Marshall Larsen hofft, dass Goodrich durch die Aufträge aus Europa zum Marktführer seiner Branche aufsteigen kann, wie man bereits den Analysten von Merrill Lynch versprochen hat.

Für einige kleinere Unternehmen hängt längst nicht nur die Position im Markt, sondern fast schon die pure Existenz an Airbus. Der Werkzeugbauer Electroimpact aus dem Bundesstaat Washington etwa hat mit den Aufträgen für Produktionsstraßen für den A380 etwa die Hälfte seines Umsatzes in den letzten zwanzig Jahren gemacht.

Unterm Strich hat Airbus allein im vergangenen Jahr Rohstoffe und Bauteile im Wert von 6,9 Milliarden Dollar in den USA bezogen. Für das Unternehmen sei das nicht leicht, so der Branchenspezialist William Alderman von der auf Flugzeugbauer spezialisierten Investmentfirma Alderman & Co. „Airbus musste einen Großteil seines Geschäfts aus Europa in die USA verlagern, möglichst ohne dem dortigen Markt allzu sehr zu schaden.“

Die globale Verteilung der Aufträge könnte sich letztlich aber auch bezahlt machen. Während Airbus in Regierungskreisen zwar ein rotes Tuch ist, weiß Corporate America den europäischen Boeing-Konkurrenten durchaus zu schätzen. Zu den Kunden, die mehrere Transportmaschinen in Frankreich vorbestellt haben, gehören mit UPS und FedEx die beiden weltgrößten Paketdienste – beide sind amerikanische Unternehmen.

Um den wichtigsten amerikanischen Kunden – das Pentagon – muss Airbus hingegen wohl noch eine Weile kämpfen. Die Verbindung mit Northrop Grumman dürfte ein Stück weit helfen, doch kommt Unterstützung wohl auch bald von dritter Seite. Laut einem am Mittwoch vorgelegten Bericht hat das Pentagon in den letzten Jahren unmäßig Geld verschwendet – nicht nur mit Aufträgen an Boeing. Angesichts des hohen Haushaltsdefizits und der immer weiter steigenden Rüstungsausgaben steigt der öffentliche Druck. Günstigere Preise für vergleichbare Ausrüstung sind irgendwann ein Argument, an dem das Pentagon im Sparzwang nicht vorbeikommen wird.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 09-06-2005 20:55

Alan Greenspan redet - und sagt nichts

Einst wurde Alan Greenspan vom Kongress hofiert wie ein König. Gut die Hälfte der jeweiligen Fragezeit verwendeten Republikaner wie Demokraten schamlos für Danksangungen und Lobpreis auf den obersten Notenbanker – der danach kaum noch Stellung beziehen musste. Mittlerweile hat sich der Ton in Washington geändert.

Als Alan Greenspan an diesem Donnerstagmorgen aufgestanden ist, dürfte er sich nicht besonders auf seinen Vormittagstermin gefreut haben. Sein halbjährlicher Rechenschaftsbericht vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongress – einer von vielen Berichten, die der Fed-Chef regelmäßig vor beiden Kammern halten muss – ist längst zu einem drögen Herunterleiern bereits bekannter Wirtschaftsdaten geworden.

Lob und Dank sind Greenspan auch nicht mehr sicher: Außer dem Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses bemüht sich keiner der Abgeordneten und Senatoren um besondere Freundlichkeit. Man grüßt, dankt und fragt, letzteres indes ohne viel Hoffnung auf Erleuchtung. Denn Greenspan ist vor allem dafür bekannt, seine Antworten jeweils so unklar wie möglich zu formulieren. Klüger sind nach seinem Bericht und der anschließenden Fragestunde weder die Abgeordneten, noch die Wirtschaftsexperten vor den Fernsehern… und auch die Wall Street scheint nicht wieter zu kommen. Die großen Indizes handeln vor, während und nach dem Auftritt des legendären „Mr. G“ unbeeindruckt und überwiegend schwach.

Trotzdem ist absolut verständlich, warum US-Präsident George W. Bush noch immer so krampfhaft an Greenspan festhält. In einem Fernsehinterview am Mittwochabend erklärte Bush wieder einmal, wie schwer bis nahezu unmöglich es sei, nach Ende von Greenspans Amtszeit im Jahre 2006 einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden. Sicher, leicht ist eine solche Personalie nicht zu lösen, zumal sich Bush den naheliegendsten Kandidaten selbst weggeschnappt hat: Den langjährigen Greenspan-Vize politisierte Bush, indem er ihn jüngst zum Chef seiner Wirtschaftsberater ins Weiße Haus holte. Für einen parteineutralen Posten an der Spitze der Fed scheidet Bernanke damit für immer aus.

Die Hauptschwierigkeit in der Nachfolgeregelung für Greenspan wird darin liegen, dass man sich im Weißen Haus wieder einen Fed-Chef wünscht, von dem trotz beharrlichen Nachfragens von allen Seiten keine Kritik an der Finanz- und Wirtschaftspolitik des Präsidenten kommt. Greenspan ist über die letzten Jahre zu einem treuen Verbündeten von George W. Bush geworden, der sich zwar immer wieder auch öffentlich einen ausgeglicheneren Haushalt wünscht, aber niemals die absolut verschwenderische Ausgabenpolitik der Regierung direkt schelten würde.

Im Gegenteil: Auch an diesem Donnerstagmorgen ging Greenspan so weit, die von George W. Bush geplanten Steuersenkungen zu unterstützen. Dass diese nicht an das jahrzehntelange Erfolgsrezept „PayGo“ – jede Ausgabe muss sofort bezahlt und nicht über Schuldenaufnahme bilanziert werden – geknüpft sind, ist Greenspan dabei völlig klar. Ebenso klar ist Greenspan, dass der Immobilienmarkt in manchen Teilen der USA auf einem ungesunden Niveau liegt und dass der Durchschnittsamerikaner über Hypotheken höher verschuldet ist denn je. Dies habe auch im Falle einer Korrektur am Immobilienmarkt „keine gravierenden Folgen für die Konjunktur“, meint Greenspan allerdings, nur um Minuten später auf Anfragen einer Abgeordneten aus dem teuersten Immobilienbezirk Orange County (Kalifornien) zu erklären, dass seine Einschätzung natürlich von der Bedeutung des Wortes „gravierend“ abhänge.

Mit solchem Gerede kann die Wall Street nicht viel anfangen. Dass sich die Indizes zur Mittagsstunde ein wenig ins Grüne wagen, hat denn auch nichts mit Greenspan zu tun, zumal der an Zinsanhebungen „in einem schrittweisen Tempo“ festhält und daher nichts neues über die mittelfristigen Aussichten für den Markt sagt. Vielmehr scheinen Anleger mittlerweile auf ein Quartals-Update von Intel zu blicken, bei dem klare Zahlen vorgelegt werden dürften. Nach einem Blick auf die Konkurrenz dürften die recht positiv ausfallen – das, und nicht Greenspan, bewegt die Börse im Donnerstagshandel.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 10-06-2005 21:16

G8 berät über Öl und Yuan

Wenn sich am Wochenende die Finanzminister der G8-Staaten in London treffen, dann wird die internationale Presse vor allem ein Thema in den Mittelpunkt stellen: die Entwicklungshilfe für Afrika. Dieser Punkt beherrscht vorab die Tagesordnung, doch konzentriert sich die Wall Street auf zwei andere Themen: Öl und China.

Letzteres ist ein Thema, das vor allem die Amerikaner interessiert, die seit langem eine Neubewertung des Yuan fordern. Finanzminister John Snow scheiterte zuletzt regelmäßig mit Aufrufen und Drohungen an die Chinesen, die ihre Währung direkt an den Dollar gekoppelt haben und seit geraumer Zeit von Vorteilen in Import und Export profitieren, die der amerikanischen Industrie große Sorgen bereiten.

Ganz wirkungslos sollen die Appelle aus Washington indes nicht verhallt sein: Wie die New York Times am Freitag unter Berufung auf chinesische Quellen berichtet, treffen sich führende Finanz- und Wirtschaftspolitiker zur Zeit beinahe täglich, um über die Zukunft des Yuan zu beraten. Beliebteste Alternative zur Dollar-Kopplung ist demnach eine Kopplung des Yuan an einen Währungs-Korb, in dem neben dem Greenback auch der Euro, der Yen und möglicherweise das britische Pfund vertreten sein sollen.

Während die chinesische Währung gegenüber dem Dollar damit ein wenig flexibler wäre, würde sich an der Bewertung zunächst nicht viel ändern. Chinesische Experten werden sich hüten, den Yuan zu schnell zu teuer zu machen und peilen nach Angaben der Zeitung einen Umrechnungskurs zum Dollar an, der nahe bei dem aktuellen liegt.

Diskussionen am Wochenende könnten durchaus zu einer Entscheidung im Dollar-Yuan-Streit führen, denn China – obwohl nicht Mitglied der G8 – wird an dem Finanzgipfel in London teilnehmen.

Neben den Chinesen dürfte die russische Delegation eine Zeit lang im Mittelpunkt stehen, denn unter den G8-Staaten ist Russland der einzige relevante Öl-Förderer. Mit dem, und später auch mit den arabischen und südamerikanischen Staaten, soll der Informationsfluss geklärt werden, den zahlreiche Experten für die aktuelle Volatilität am Öl-Markt verantwortlich machen.

Tatsächlich gibt es zur Zeit wöchentlich widerwprüchliche Daten von Russland und Opec, aber auch auf Verbraucherseite von den Amerikanern, die eine langfristige Kalkulation für Öl unmöglich machen. Dies zu ändern könnte nicht zuletzt Unsicherheit aus den Aktienmärkten nehmen und den Handel bereits in den Sommermonaten etwas entspannen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 13-06-2005 20:20

Purcell geht, doch der Schaden ist angerichtet

Es ist ja bekannt, das hochrangige Manager grundsätzlich nie gefeuert werden. Selbst in tiefsten Führungskrisen und unter ärgstem Beschuss ist es stets ein freiwilliger Abschied, den Vorstand und Aufsichtsrat bedauernd akzeptieren. Auch bei Morgan Stanley ist das am Montag so, wo CEO Phil Purcell – völlig unaufgefordert – seinen Hut nimmt.

Die Wall Street hat auf diesen Schritt längst gewartet, die Aktionäre sowieso. Deren Papiere haben nämlich in den letzten drei Monaten fast 20 Prozent an Wert verloren, da Purcells umstrittener Führungsstil immer mehr prominente Top-Manager, Händler und andere vielversprechende Talente aus dem Unternehmen und in die Arme der Konkurrenz getrieben haben.

Nun haben die Aktien der Konkurrenz in einem allgemein schwächelnden Marktumfeld in den letzten Wochen zwar auch nicht überzeugt. Doch notiert Lehman Brothers immerhin mit einem leichten Gewinn, Bear Stearns, Goldman Sachs und Merrill Lynch haben deutlich weniger an Wert eingebüßt als das krisengeschüttelte Traditionshaus Morgan Stanley.

Doch in dieser Woche dürfte die Kluft zwischen den Unternehmen noch einmal tiefer werden. Sämtliche großen Investmenthäuser werden in den nächsten Tagen Quartalszahlen vorlegen. Morgan Stanley hat bereits gewarnt: Der Gewinn dürfte um 10 bis 15 Prozent unter dem 1,10 Dollar pro Aktie aus dem Vorquartal liegen – die bisher prognostizierten 1,12 Dollar pro Aktie werden also deutlich verfehlt.

Anleger und Analysten, wie beispielsweise bei der Bank of America, freuen sich nun über Phil Purcells Abschied, doch ist eine rasche Trendwende für die Aktie unwahrscheinlich. Einerseits bleibt der ungeliebte CEO noch im Amt bis ein Nachfolger gefunden wird, was sich längstenfalls bis zur Jahreshauptversammlung im nächsten März hinauszögern könnte. Andererseits sind dem Unternehmen schon derart viele Spitzenkräfte abhanden gekommen, dass Anleger von einem bleibenden Schaden ausgehen können.

Der Abschied von zwölf hochrangigen Mitarbeitern am vergangenen Freitag – den Quellen innerhalb der Firma als letzten Faktor für Purcells Ausscheiden verantwortlich machen – belegt das so deutlich wie kaum eine Personalie in den Wochen zuvor. Acht Derivate-Experten zog es zum Konkurrenten Wachovia, was für Morgan Stanley umso schmerzhafter ist als Purcell den Derivate-Handel erst vor kurzem noch als eine der wichtigsten Stützen für die Zukunft des Unternehmens genannt hat.

Auch der Verlust der Banking-Legende Joseph Perella, der als einer der wichtigsten Experten für Merger-Beratungen gilt, dürfte Morgan Stanley lange schmerzen, ebenso die Personallücken im Energiesektor oder der unerwartete Abschied von Vikram Pandit, dem führenden Experten für institutionelle Wertpapiere.

Doppelt schlimm für das Unternehmen ist, dass sich sämtliche Experten nicht etwa von der Börse verabschiedet oder mit kleinen Läden selbstständig gemacht haben, sondern dass sie ausnahmslos auf der Gehaltsliste von Konkurrenten stehen. Außer Wachovia haben sich in den letzten Wochen auch die Dow-notierten Banken Citigroup und J.P. Morgan, der Versicherer American International Group und die UBS mit Talenten – und Kontakten – aus dem Pool von Morgan Stanley verstärkt.

Mancher der Abtrünnigen wurde in den ersten Minuten nach der Meldung über Purcells Abgang übrigens als potenzieller Nachfolger diskutiert, doch an all diesen Überlegungen scheint nichts dran zu sein. Abgesehen davon, dass für die nun bei der Konkurrenz fürstlich bezahlten Experten ein Rückgang auf das schlingernde MWD-Schiff wohl nicht interessant ist, erteilt Vorstandsmitglied Charles Knight solchen Spekulationen auch gleich eine Absage. Der Chef des Gehaltsausschusses, der gemeinsam mit dem prominenten Headhunter Tom Neff einen Purcell-Nachfolger suchen soll, will sich ausschließlich außerhalb des Unternehmens umsehen. Nur so, meint Knight, könne ein dringend notwendiger Neuanfang geschafft werden.

Soviel Einsicht und Konsequenz gefällt den Anlegern. Die Aktie von Morgan Stanley verbessert sich im Montagshandel – trotz der absehbaren Langzeitschäden – um satte 4 Prozent.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 13-06-2005 21:20

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Starlight 15-06-2005 20:50

Die Öl-Krise an der Wall Street

An der Börse hakt es am Mittwoch wieder einmal. Alles was man bräuchte, um den Lauf der Aktien ein wenig geschmeidiger zu machen, wäre ein Tröpfchen Öl. Dass die Opec am Morgen in Wien die Förderquoten um eine halbe Million Fass pro Tag aufgestockt hat, hilft dem Markt nicht. Denn es bleiben zu viele Unsicherheiten.

Zum einen wäre da die Frage nach den tatsächlichen aktuellen Förderquoten. Am Markt herrscht die Ansicht vor, dass die Opec durch ihre jüngste – und in diesem Jahr bereits fünfte – Anhebung der Förderquoten lediglich den Abstand zwischen den offiziellen und den realen Mengen verkürzt hat. Experten gehen davon aus, dass das Kartell zur Zeit ohnehin nicht 28 Millionen Fass pro Tag auf den Markt bringt, sondern knapp unter 30 Millionen Fass.

Außerdem gehen Experten immer mehr davon aus, dass die Opec damit ihre Kapazitäten erreicht hat. Während sich die Öl-Minister der arabischen Staaten mit steter Regelmäßigkeit darauf berufen, dass man durchaus fast unbegrenzt mehr fördern könnte und nur die Kapazitäten in den Raffinerien beschränkt seien, gibt es immer mehr Gegenstimmen. Zahlreiche Experten glauben, dass die Pumpen der Opec auf allen Zylindern laufen, und selbst die schon immer üblichen Reserve-Kapazitäten für Notfälle ausgeschöpft seien.

Die Analysten bei Cambridge Energy Research Associates (CERA) schätzen die Reserve-Kapazitäten auf höchstens 1,5 Millionen Fass, und damit ware es um die globale Öl-Versorgung wirklich schlecht bestellt. Immerhin steht die Hurrikan-Saison vor der Tür, in der Jahr für Jahr Öl-Plattformen beschädigt und Kapazitäten zumindest zeitweise beschnitten werden. Zudem ist die politische und wirtschaftliche Lage im Irak und in anderen Öl fördernden Ländern alles andere als beruhigt. Versorgungsengpässe können nicht ausgeschlossen, durch die Opec aber offensichtlich auch nicht abgefangen werden.

Dazu kommt, dass die globale Öl-Nachfrage ohnehin so stark zunimmt, dass die Kapazitäten schon auf kurze Sicht nicht mehr ausreichen dürften. Die boomenden Volkswirtschaften in China und Indien haben bereits im vergangenen Jahr für ein Nachfragewachstum von 4,5 Prozent gesorgt – einen solchen Sprung hatte es zuvor nie gegeben. Und selbst in einer konservativeren Schätzung geht CERA davon aus, dass der Bedarf im laufenden Jahr um 1,8 Millionen und in 2006 noch einmal um 1,7 Millionen Fass pro Tag zunehemen dürfte.

Zum Vergleich: Im historischen Mittel ist Nachfrage nach Öl bisher jedes Jahr um 1,4 Millionen Fass pro Tag gestiegen.

Dass die Raffinerien ausgelastet sind und eine – wie auch immer unsichere – stärkere Versorgung mit Rohöl gar nicht verarbeiten könnten, führt langfristig zu zusätzlichen Problemen: Immerhin können Unternehmen und Verbraucher mit Rohöl alleine nichts anfangen, sondern fragen weiterverarbeitete Produkte wie Benzin oder Heizöl nach. Vor allem nach Benzin dürfte die Nachfrage künftig noch schneller wachsen als nach dem Rohstoff selbst: Allein im vergangenen Jahr wurden in China 15,1 Prozent und in Indien 7,2 Prozent mehr Sprit verbraucht.

Damit käme eine weitere Problematik ins Spiel: Der höhere Verbrauch an Benzin sorgt für immer stärkere Emmissionen, die trotz mehrerer beruhigender Meldungen aus dem Weißen Haus die Erderwärmung noch schneller vorantreiben als befürchtet. Doch während das langfristig die größte Sorge für die Menschheit sein dürfte, kümmert sich die Wall Street um diesen Faktor am wenigsten. Zunächst geht es einfach darum, das Öl zu bekommen – und vor dem Hintergrund sinkender Lager und unzureichender Kapazitäten steigt damit der Ölpreis. So notiert das schwarze Gold am Mittwochmittag bei 56,45 Dollar, was die US-Börsen ausbremst.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-06-2005 20:46

Die Kreditfalle am Immobilenmarkt

Es ist bekanntlich nicht leicht, aus den regelmäßigen Auftritten von Alan Greenspan konkrete Hinweise auf konjunkturelle Risiken zu filtern. Dafür drückt sich der Fed-Chef viel zu vage aus. In seiner jüngsten Rede vor dem Kongress findet sich jedoch eine Warnung ausgerechnet mit Blick auf den Immobilien-Sektor, der seit Monaten mitverantwortlich für die allgemein gute Stimmung an der Börse ist.

Greenspan – im allgemeinen sehr auf Seiten der Bush-Regierung – warnte in der vergangenen Woche vor einer bevorstehenden Krise im Immobilien- und Hypothekenbereich, die sein Chef im Weißen Haus noch vor einem halben Jahr gänzlich leugnete. Zugegeben, damals war Wahlkampf. In mehreren Auftritten lobte George W. Bush seinerzeit den neuen Trend am Immobilienmarkt, in dem Amerika immer mehr zu einer Eigentümer-Gesellschaft werde. „Noch nie besaßen so viele Amerikaner ihr eigenes Haus wie heute“, freute sich Bush.

Dabei verschwieg der Präsident freilich ein unter Experten wohl bekanntes Detail: Noch nie gehörte nämlich dem durchschnittlichen Hausbesitzer ein so kleiner Anteil an seinem Haus wie heute. Eine einmalige Kombination von niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienpreisen machte den Häuserkauf zuletzt nämlich immer mehr Amerikanern schmackhaft, nicht zuletzt denen, die vielleicht besser weiterhin zur Miete gewohnt hätten.

Das plötzlich aufflammende Interesse am Immobilienmarkt führte zu einem Phänomen, das die New York Times eine höchst gefährliche „Billionen-Dollar-Wette“ nennt. Zur Erklärung: Auf die neue Lust am Eigenheim reagierten die Hypothekenbanken mit kreativen Kredit-Modellen, über die viele Kunden Häuser finanzieren konnten, die weit außerhalb deren wirklicher finanzieller Reichweite lagen. Die Kunden waren dabei stets die letzten, die das beunruhigte, wie Eric Appelbaum von der Apple Mortgage Corporation in New York erklärt: „Viele Leute sagen uns, sie hätten sich ihr Haus nicht leisten können, gäbe es nicht die Nur-Zins-Modelle. Das ist eigentlich absurd.“

Absurd – und gefährlich. Denn Kreditnehmer übernehmen sich mit Hypotheken, deren Raten für „nur Zins“ sie sich leisten können. Das geht über zwei oder drei Jahre gut. Danach aber schlägt die Gläubigerbank die Abzahlung des Darlehens drauf, und die durchschnittliche Monatsrate für einen 300 000 Dollar schweren Kredit klettert von 1250 Dollar auf satte 2100 Dollar. Manche Familie dürfte mit diesem Aufschlag um fast 70 Prozent zu kämpfen haben.

Im vergangenen Jahr waren die Nur-Zins-Modelle die gefragtesten Hypotheken in Amerika. In diesem Jahr machen sie noch 40 Prozent aus, während ein neues Modell immer wichtiger wird, dessen Fachbezeichnung „option-ARM“ nur Experten erklären und sicherlich nicht alle Kreditnehmer verstehen können.

Beim „option-ARM“ sind die Zinszahlungen für die ersten fünf Jahre auf ein Minimum von 1,25 Prozent festgelegt. Das ist weniger als ein Viertel der zur Zeit marktüblichen 5,25 Prozent, die Kunden für einen 30-jährigen Kredit mit festgelegten Raten zahlen. Nach Ablauf der fünf Jahre allerdings steigt die monatliche Rate dramatisch an, der Kunde zahlt einen vorher nicht festgelegten Zinssatz, der sich am – bis dahin wohl weiter gestiegenen – Leitzins anlehnt.

Bis zu 40 Prozent aller Hypotheken über 360 000 Dollar sind in diesem Jahr „option-ARM“, hat die UBS berechnet. Die Analysten wissen auch, dass sich 70 Prozent der Kreditnehmer jeden Monat für die Rückzahlung des Mindestbetrages entscheiden, obwohl höhere Zahlungen erlaubt und langfristig günstiger sind. Robert Binette, Mortgagehändler bei Hamilton Mortgage im US-Bundesstaat Connecticut, hat die Folgen berechnet: Wer einen Kredit über 400 000 Dollar in den ersten fünf Jahren mit Mindestzahlungen abstottert, erhöht in dieser Zeit seine Schulden auf 427 000 Dollar. Dazu kommt, dass die monatliche Rate nach fünf Jahren von 1718 Dollar auf 2580 Dollar steigt. Auch dieser Sprung um mehr als 50 Prozent birgt Risiken für den Hausbesitzer.

Allgemein betrachtet liegen die Risiken im Übergang von einem günstiegen Einstiegstarif zu den langfristigen Monatsraten. Entsprechend der Bewegungen am Häsuermarkt sind in diesem Jahr Kredite im Wert von 80 Milliarden Dollar davon betroffen, wie die Deutsche Bank berechnet hat. Im nächsten Jahr werden es 300 Milliarden Dollar sein und 2007 – daher der Hinweis der New York Times auf die „Billionen-Dollar-Wette“ – wechseln Kredite im Wert von 1 Billion Dollar zu höheren Raten.

Dennoch dürften die neuen Zinsmodelle für Immobilien-Spekulanten durchaus rentabel sein, wie sich Experten einig sind. Wer nur ein paar Jahre lang in einem eigenen Haus wohnt und die Immobilie mit Gewinn verkauft, profitiert von niedrigen Raten. Die Mehrheit der Amerikaner ist das aber nicht. Die plant vielmehr langfristig und ist sich der Risiken weitgehend nicht bewusst.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind allerdings klar: Wenn der Verbraucher an unerwartet hohen Zinszahlungen zu tragen hat, dürften die Konsumausgaben in anderen Bereichen weiter einbrechen. Die Credit Suisse First Boston geht nicht davon aus, dass die riskanten Kreditmodelle den Verbraucher langfristig in eine Rezession stürzen können. Aber man hat berechnet, dass auf amerikanische Familien bereits in den nächsten zwei Jahren eine Mehrbelastung von 40 Milliarden Dollar zukommen dürfte. Das entspräche in etwa einem Benzin-Aufpreis von 40 Cent. Und die Auswirkungen eines solchen hat man in den vergangenen Monaten gesehen, der Einzelhandel kann ein Lied davon singen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 17-06-2005 20:44

Das Öl-Gespenst geht um

Auch am letzten Handelstag der Woche hat Öl die Märkte fest im Griff. Zur Mittagsstunde im New Yorker Handel ist das Schwarze Gold bereits über 58 Dollar geklettert – das Rekordhoch von vor drei Monaten könnte geschlagen werden. Die Panik am Öl-Markt ist allerdings weitgehend unbegründet.

Experten in New York sind sich einig, dass es unter den aktuellen Meldungen kaum einen Grund für die aggressive Öl-Rallye gibt. Vielmehr dürfte der Preis weiter auf Grund von Spekulation klettern.

Alles andere als neu ist schließlich das Grundproblem des Marktes: Nach Auffassung der meisten Rohstoff-Experten hat nämlich die Opec keineswegs die Öl-Reserven und freien Förderkapazitäten, von denen die Mitgliedsstaaten seit Monaten und auch beim jüngsten Opec-Treffen in Wien gesprochen haben. Vielmehr, so heißt es, fördere die Opec längst am Ende ihrer Möglichkeiten und habe nicht einmal die historisch üblichen Reservekapazitäten, um kurzfristige Ausfälle – zum Beispiel durch Unwetter oder regionale Krisen – abfangen zu können.

Daran dürfte nun durchaus etwas dran sein, auch wenn die Opec weiter behauptet, nan könne beliebig viel fördern und tue das nur mit Rücksicht auf die bereits völlig überlasteten Raffinerien nicht.

Dennoch ist dieser Faktor – und die Sorge um die Deckung einer langfristig steigenden Öl-Nachfrage vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in China und Indien – bereits im Ölpreis enthalten. Jeder weitere Aufschlag am Markt ist weithin unsinnig, wenngleich er den Öl-Firmen nutzt, deren Erlöse für jedes Fass steigen.

Vielleicht ist das ein Grund, warum ExxonMobil am Freitag eine Meldung macht, die am Markt erneut für Panik sorgt und die Kletterpartie des Schwarzen Goldes zum Wopchenschluss mit antreibt. Der weltgrößte Energiekonzern erklärt, man habe in der Raffinerie in Baytown (Texas) ein technisches Problem mit einem Flüssig-Katalysator. Die Kapazität der Anlage werde dadurch zwar nicht beeinträchtigt, aber… ja, aber was? Aber am Markt könne so eine Meldung durchaus noch ein paar Cent pro Fass bringen? Gesagt, getan – die Meldung ist über die Ticker gegangen, der Ölpreis gestiegen.

Auch aus Nigeria kommen Nachrichten. Danach haben Amerikaner und Briten ihre Botschaften aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das mag nun etwas heißen, immerhin ist Nigeria aufgrund anhaltender Unruhen im ölreichen Süden des Landes schon lange ein Krisenherd. Es mag aber auch nichts heißen, denn Amerikaner und Briten liefern keine Begründung für ihre Botschaftsschließungen und sie scheinen nach ersten Meldungen auch kein Personal auszufliegen.

Obwohl Opec-Mitglied Nigeria als größter Öl-Förderer Afrikas und elftgrößter Förderer der Welt durchaus ernst zu nehmen ist und eine Krise sich auf die Förderquoten des Kar6tells natürlich auswirken könnte, ist die Panik am Markt wieder übertrieben.

Zumindest zeigen die Freitags-Ausschläge im Öl-Handel, wie volatil die Situation ist. Sie wird es noch eine Zeit lang bleiben, immerhin lässt sich die Angst vor einer ungenügenden Bedarfsdeckung fast beliebig ausdehnen. Nach der momentan herrschenden Hauptreisezeit mit hohem Benzinverbrauch kommt schließlich der Winter mit hohem Heizölverbrauch… dem Ölpreis ist vor diesem Hintergrund nach oben zunächst keine Grenze gesetzt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 18-06-2005 21:04

Amerikanische Aktien: Sommerloch statt Sommerhoch

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...h-1233027.html


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