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Starlight 09-02-2005 20:44

Berichtssaison
Die starken Gewinnzuwächse halten die Wall Street über Wasser


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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1210221.html

Starlight 10-02-2005 20:35

Immer Ärger mit Wal-Mart

Der Einzelhändler Wal-Mart ist in den USA so etwas wie ein Wirtschaftswunder. Als das Unternehmen vor einigen Jahren zum weltgrößten Konzern aufstieg und die Gewinn sogar Industriegiganten wie General Electric oder ExxonMobil übertrumpften, feierte Corporate America diesen Erfolg. Doch gleichzeitig mehrten sich die Gegenstimmen, denen Wal-Mart ein Dorn im Auge ist.

In diesen Tagen geht der Ärger um den Einzelhandlesriesen in eine neue Runde. Das Unternehmen, sonst für fast grenzenloses Wachstum bekannt, schließt einen ihrer Läden. Das Problem ist indes nicht, dass die Filiale in Jonquiere in der kanadischen Provinz Quebec nicht hoch profitabel wäre. Oder dass die Kunden ausblieben. Vielmehr stehen zweihundert Mitarbeiter nach jahrelangen Bemühungen kurz vor dem Beitritt in die lokale Einzelhandelsgewerkschaft – und die ist Wal-Mart ein Dorn im Auge.

Bislang hat es der Konzern aus Bentonville, Arkansas, geschafft, seine Läden absolut gewerkschaftsfrei zu halten. Und während das bei manchem Unternehmen durchaus ein gutes Zeichen sein und von einem optimialen Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zeugen kann, so liegt die Sache in diesem Fall anders. Wal-Mart verbietet Angestellten schlicht und einfach, sich einer Gewerkschaft abzuschließen. Mitarbeiter mit entsprechenden Ambitionen werden gemobbt und gefeuert.

Ähnlich lief es auch im Jahr 2000, als sich elf Angestellte in der Fleischabteilung im Wal-Mart von Jacksonville, Texas, der Gewerkschaft anschließen wollten. Als alle Gegenmaßnahmen scheiterten, machte das Management kurzerhand die Fleischerei dicht und verlegt sich seither auf den Verkauf von abgepackter Wurst, die von Zulieferern beigesteuert wird.

Auch in Kanada scheint man nun nicht mehr weiter gekommen zu sein und greift zum letzten Strohhalm. Doch Analysten sehen das Unternehmen damit auf dem besten Weg zu neuen Schwierigkeiten.

Zur Erinnerung: Wal-Mart hatte es in den vergangenen Jahren ohnehin nicht leicht. Dass der Konzern Mitarbeiter unter Mindestlohn bezahlt und zu Überstunden zwingt, dass Frauen diskriminiert werden und Konkurrenten durch Preisdumping gezielt ausgeschaltet werden, hat Verbrauchergruppen gegen das Unternehmen aufgebracht. Eine Filiale in Inglewood nahe Los Angeles konnte im letzten Jahr nicht genehmigt werden, nachdem die Wähler in eienr Volksabstimmung gegen Wal-Mart Front machten, und auch in Chicago darf von zwei geplanten Läden nun nur einer gebaut werden.

Die neuesten Schlagzeilen kommen nun aus New York City, wo man Wal-Mart bisher nur von Hörensagen kannte. Während Einwohner aus dem Bundesstaat zwischen dem Hudson und den Niagara-Fällen schon seit Jahren von den „always low prices“ Gerbauch machen, hat sich der Dow-notierte Brachenriese bisher aus vielerlei Gründen aus dem Stadtgebiet ferngehalten. Zunächst standen dem Unternehmen die immens hohen Baupreise und Mieten in der Weltmetropole entgegen, und nicht zuletzt verschreckte auch die Einkaufskultur der New Yorker den Konzern. Denn im Big Apple herrscht eine Deli- und Supermarktkultur, da viele Kunden ohne Auto einkaufen und kleine Stadtwohnungen mit mageren Speicherkapazitäten die Großeinkäufe ländlicher Haushalte auch nicht gestatten.

Woher Wal-Marts plötzlicher Sinneswandel kommt, ist unklar. Tatsache ist jedoch, dass der Konzern einen Bauplatz im Vorort Queens für seine Zwecke entdeckt und damit bereits die erste Welle von Verbraucherprotesten losgetreten hat. Diese dürften sich bis zu den jeweiligen Abstimmungen im Stadtrat und in verschiedenen Wirtschafts- und Planungsgremien so hoch schaukeln, dass Wal-Mart den Standort New York am Ende doch wohl wieder fallen lassen muss.

Solange ist der Einzelhändler in der Stadt am Hudson ein Politikum wie sonst zurzeit nur noch das umstrittene geplante Football- und Olympiastadion an der Westseite Manhattans. Während dies zumindest manchen Lokalpolitiker – darunter Bürgermeister Michael Bloomberg – zu seinen Unterstützern zählen kann, hat Wal-Mart in der Tat keine guten Karten. Bloomberg hält sich mit warmen Worten für Wal-Mart zurück, und seine bereits bekannten Gegenkandidaten für die Wahl im nächsten Jahr haben sich längst auf die Planung aus Arkansas eingeschossen.

Gegen Wal-Mart zu sein dürfte sich in einem Wahlkampf auf jeden Fall als bessere Strategie erweisen. Zuviele Nachteile drohen der Stadt, wenn sich die Aufregung um kleinere Preise erst einmal gelegt hat. So würde die Eröffnung eines der berühmten Supercenters das Aus zahlreicher traditioneller Einzelhändler in der Nachbarschaft mit sich bringen und letztlich ebensoviele Arbeitsplätze und damit auch Steuern vernichten wie schaffen.

Zudem kommt ein kulturelles Problem, das der erzkonservative Konzern aus dem Süden anderswo zwar auch spürt, aber sicherlich nicht so stark wie in New York zu erwarten wäre. Eine überwiegend demokratische Kundschaft nämlich würde sich die Zensur von Magazinen und CDs wohl ebensowenig gefallen lassen wie die diskriminierende Personalpolitik, die Wal-Mart nun in Kanada bereits zum Verhängnis geworden ist.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-02-2005 21:39

Die Gewinne wachsen langsamer

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1213654.html

crazy_coco 14-02-2005 14:18

Wall Street: Umsatzwachstum soll nachlassen

Das Umsatzwachstum von Corporate Amerika wird nach Meinung des Brokerhauses Merrill Lynch in diesem Jahr deutlich an Schwung verlieren. Das Wachstum habe bereits im dritten Quartal des zurückliegenden Jahres den Höchstpunkt erreicht, schätzt der US Investment Stratege Richard Bernstein. Unternehmen dürften ihre Umsätze in 2005 nur um rund 4 Prozent steigern. Behält der Stratege recht, wird sich das Wachstum im Vorjahresvergleich damit halbieren. Mit einer Erholung der Wachstumsraten sei auch kaum zu rechnen. So sei im kommenden Jahr höchstens eine Expansion von etwa 5 Prozent realistisch.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-02-2005 20:03

Valentinstag: Liebe geht durch den Geldbeutel

In konjunkturell noch immer unsicheren Zeiten ist zumindest auf die Götter Verlass. Am heutigen Montag ist es Amor, der auf Erden die Runde macht: Zum Valentinstag lassen die Amerikaner Blumen sprechen und Schmuck und Schokolade… gute 13 Milliarden Dollar werden auf diesem Weg in die Wirtschaft gepumpt.

Dabei merkt der Einzelhandel durchaus, dass ein schwacher Arbeitsmarkt und die allgemeine Verunsicherung in Zeiten einer schwebenden Sozialversicherungsreform die Menschen belasten. Im Jahresvergleich gibt der Einzelne nämlich weniger Geld aus, um dem oder der Liebsten eine Valentinsfreude zu machen. Dafür feiern nach neuesten Umfragen mehr Amerikaner denn je das Fest der Liebe, und das rettet die Bilanz.

Ganze 61,8 Prozent der Verbraucher feiern den Valentinstag, hat der amerikanische Einzelhandelsverband NRF ermitelt. Mit durchschnittlichen Ausgaben von 97,27 Dollar – im Vorjahr waren es noch 99,24 Dollar – machen sie den 14. Februar zum drittwichtigsten Verkaufstag für die Branche, gleich nach Weihnachten und Thanksgiving. Der gesamte Umsatz soll sich auf 13,19 Milliarden Dollar belaufen.

Aufgeteilt werden die Greenbacks unter nur einer Handvoll Branchen. Da wären zum einen die Hersteller von Grußkarten, die immerhin zwei Drittel aller Amerikaner zu verschicken gedenken. Marktführer American Greetings dürfte auch in diesem Jahr den Löwenanteil der Karten verkaufen, die übrigen kommen von den ebenfalls NYSE-notierten CSS Industries und vom privat gehaltenen Unternehmen Hallmark, das auch eigene Karten- und Geschenkläden betreibt.

Einen großen Teil des Geschäfts sichern sich die Floristen: Im letzten Jahr wurden immerhin 175 Millionen Rosen verschenkt.

Für fast die Hälfte aller Amerikaner geht Liebe buchstäblich durch den Magen: 47,4 Prozent gehen am Valentins-Abend essen, während 49,4 Prozent Pralinen verschenken. Allein von den pastellfarbigen Praline-Herzen mit aufgedruckten Liebesschwur sollen acht Milliarden über die Ladentheken gehen.

Immerhin 18,1 Prozent der Amerikaner greifen indes tiefer in die Tasche und überraschen den Partner mit Schmuck. An der Börse dürfte sich das auf die Aktien von Tiffany’s und dem günstigeren Anbieter Zales auswirken, die meisten anderen Juweliere sind privat gehaltene Unternehmen.

Während der teure Schmuck wohl Ehegattinen und Verlobten vorbehalten bleibt, kommen übrigens auch andere in den Genuss eines Valentinsgrusses. Nach NRF-Erkenntnissen gehen nämlich nur rund 60 Dollar an den Lebensabschnittspartner. Der Rest der Tagesausgaben fällt auf Familienmitglieder, auf Freunde, auf Schulkameraden und sogar auf Arbeitskollegen.

Deren Anteil am Valentins-Geschäft dürfte in Zukunft übrigens steigen. Nach einer Studie der Arbeitsmarktforscher bei Challenger, Gray & Christmas ist das Büro im laufenden Jahrzehnt was in den Achtzigern die Singles-Bar und in den Neunzigern das Fitness-Studio war: der Partnermarkt Nummer 1.

Immerhin ist der Anteil der Singles unter der arbeitenden Bevölkerung auf 18,3 Prozent gestiegen. Und dass die Amerikaner immer mehr Zeit im Büro und immer weniger Zeit anderswo verbringen, schlägt sich eben auch auf das Balzverhalten nieder. Fast ein Drittel aller Arbeiter und Angestellten hat oder hatte schon einmal ein Verhältnis im Büro – ganze 44 Prozent dieser Verbindungen führten in den Hafen der Ehe. Amor sei Dank.
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© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-02-2005 07:58

Aktienmarkt
Wall Street-Hausse kommt in die Jahre


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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1208933.html

Starlight 16-02-2005 20:17

Ein zufriedener Alan Greenspan bewegt den Markt nicht

Die halbe Woche lang wartete die Wall Street mit Spannung auf die Rede von Alan Greenspan vor dem Kongress. Jetzt hat der Notenbanker gesprochen, und die Kurse reagieren nicht. Im Gegenteil: Nachrichten aus dem Iran sind es, die Anlegern am Mittwoch Sorgen machen, zumal Greenspan – wieder einmal – nichts Neues zu sagen wusste.

Es ist so eine Sache mit dem Chef der Notenbank. Manches finanz-orientierte Medienorgan hypt die Bedeutung des Rechenschaftsberichts mit allen Mühen. Es sei das erste Mal seit vier Monaten, dass sich Greenspan zur Konjunktur äußere. Doch das stimmt nur halb. Erst vor zwei Wochen hat die Fed schließlich die Zinsen um einen weiteren Viertelpunkt angenommen und die Entscheidung mit einem kleinen Konjunktur-Überblick begründet. Geschrieben wurde das zugehörige Statement vom Offenmarktausschuss unter dem Vorsitz von… eben: Alan Greenspan.

Zwar tagt Alan Greenspans Offenmarktausschuss geheim, doch erzählen Insider, dass der oberste Währungshüter durchaus der wichtigste und über lange Strecken einzige Sprecher im Kommittee ist. Es ist also durchaus davon auszugehen, dass die Einschätzung des Offenmarktausschusses zum allergrößten Teil direkt aus dem Munde von Alan Greenspan kam.

Entsprechend blieb der Rechenschaftsbericht vor dem Kongress am Mittwochmorgen ohne Überraschungen. Unterm Strich laufe die Konjunktur bestens, so der Wirtschaftsweise. Man habe das neue Jahr mit Wirtschaftwachstum begonnen, während die Inflation und die Inflationsrisiken gut unter Kontrolle seien.

Ein wenig Sorgen scheint man sich über die Produktivität zu machen, deren sinkende Tendenz aber auch nicht neu ist. Eine geringere Produktivität schlage sich künftig auf die Arbeitskosten nieder, so Greenspan – auch das wird an der Wall Street seit mehreren Wochen diskutiert.

Überraschungen gab es leider auch da nicht, wo kritische Beobachter gerne welche gesehen hätten. Verschiedene konjunkturelle Indikatoren deuteten darauf hin, dass Amerika mehr und mehr investiere, so Greenspan. Das scheint sich indes in Corporate America nicht herumgesprochen zu haben, wo vor allem der Arbeitsmarkt zwar leicht anzieht, aber nicht die Art Erholung zeigt, die Greenspan, Bush und Konsorten seit geraumer Zeit beschwören.

Auch über die geringen Sparraten und die immer höhere Privatverschuldung der Amerikaner scheint sich Greenspan wenig Sorgen zu machen. Der Immobilien-Boom habe dem Volk mehr Geld in die Taschen gesteckt, und man sehe entsprechend höhere Verbraucherausgaben, so der Fed-Chef. Das könnte man indes auch aus einem anderen Winkel beleuchten. Die Amerikaner beleihen ihre Häuser dank niedriger Zinsen immer stärker und geben das Geld aus. Von der Eigentümergesellschaft in zahlreichen Bush-Reden ist das Land damit weit entfernt – der Konsum wird auf Kosten früherer Ersparnisse finanziert.

Es ist indes nicht ungewöhnlich für Greenspan, seine Meinung der politischen Linie anzupassen. So unterstützte er am Mittwoch erneut die Sozialversicherungsreformen des Präsidenten, obwohl diese zumindest kurzfristig ein weiteres Billionen-Loch in den Haushalt reißen würde und das Problem sinkender Einlagen für immer mehr Rentner gar nicht lösen kann.

Greenspan wird seinen Rechenschaftsbericht am Donnerstag wiederholen. Nach dem Senat spricht er dann vor dem Repräsentantenhaus, der zweiten Kammer des Kongress in Washington. Das Zeremoniell wird das selbe sein: In einer Fragestunde werden demokratische Abgeordnete den Fed-Chef grillen, Republikaner werden sanftere Nachfragen anstellen. Und am Ende werden sich alle beim Chairman bedanken, der für die nächsten drei Monate seine Pflicht getan hat…wären da nicht weitere Fed-Sitzungen, in denen die Zinsen weiter „in schrittweisem Tempo“ angehoben werden dürften. Davon ist auszugehen, da sich Greenspan am Mittwoch zu dem Thema gar nicht äußerte. Die Wall Street nimmt das als gutes Zeichen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-02-2005 20:41

S&P-Chartanalyse
Rally beeindruckend - noch nicht überzeugend

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...d-1209136.html

Starlight 17-02-2005 20:46

Im Konsumland Amerika hat man das Sparen verlernt

Alan Greenspan kann sich noch so sehr bemühen, den Kongress von der steigenden Produktivität und der geringen Inflation in den USA zu überzeugen. Die Fragen an den Fed-Chef drehen sich doch nur um ein Thema: Die Sozialversicherungs- und Rentenreform, die Präsident Bush anstrebt. Die wird nämlich teuer – doch notwendig ist sie nicht.

Das Grundproblem der amerikanischen Rentenversicherung, hierzulande „Social Security“ genannt, ist schnell erklärt: Ähnlich dem Generationenvertrag in Deutschland zahlen auch in den USA jeweils die Arbeiter und Angestellten für die Rentner, das heißt die jüngere Generation für die ältere. Das Konzept hieß seinerzeit „The New Deal“ und gehört zu den größten Erfolgen von Präsident Franklin D. Roosevelt.

Ebenfalls ähnlich wie in Deutschland haben demographische Verschiebungen das einst ideale Abkommen gefährdet. Immer weniger junge Leute müssen für immer mehr Rentner sorgen. Wenn sich die „Baby Boomer“ in wenigen Jahren aus dem Arbeitsmarkt verabschieden, findet sich die Rentenversicherung endgültig auf einem abschüssigen Weg.

Überraschend nun ist das Konzept, mit dem George W. Bush das alte Roosevelt-Modell revolutionieren will. Er will Arbeitern und Angestellten erlauben, einen Teil ihrer Abgaben auf eigenen Konten zu lassen und für den eigenen Lebensabend zu investieren. Gegen diese Privatisierung sträuben sich Gegner in allen Parteien, da selbst die Republikaner nicht einstimmig hinter dem Präsidenten stehen. Das hat mehrere Gründe:

Während die Umschichtung von Geldern in private Konten nämlich den Banken und der Wall Street durchaus nützlich sein und neue Umsätze bescheren könnte, löst es keineswegs das Problem eines rückläufigen Kontostandes der staatlichen Rentenversicherung. Im Gegenteil: Über die nächsten Jahre müsste der ohnehin im Defizit versinkende Staat mehrere Billionen Dollar leihen, um die fehlenden Einzahlungen der Arbeiter und Angestellten auszugleichen.

Die Regierung Bush geht mit alten Mitteln über diese Problematik hinweg, denn sie hat sich die Reform nun einmal in den Kopf gesetzt. Die angespannte Situation um „Social Security“ wird kurzerhand zur Krise erklärt, obwohl sie das nun wirklich nicht ist. Unabhängige Experten haben längst berechnet und bewiesen, dass der aktuelle Topf noch bis weit in die Vierzigerjahre unseres Jahrhunderts reicht, und dass auch darüber hinaus noch 70 Prozent der Leistungen weiter bezahlt werden können.

Wenngleich es also stimmt, dass langfristig umgedacht werden muss, ist Eile doch nicht von Nöten.

Zumal es andere Möglichkeiten gibt, wie die Amerikaner ihre Ängste vor einem Lebensabend in Armut beseitigen könnten. Allen voran steht: Sparen!

Da mögen Bush und Konsorten lange von der „ownership society“ sprechen, einer Gesellschaft also, in der es mehr Eigentümer gebe denn je in der amerikanischen Geschichte. Die historische Aussage stimmt nämlich nicht. Zwar haben die niedrigen Zinsen dazu geführt, dass mehr Amerikaner denn je Häuser kaufen konnten und folglich nicht mehr zur Miete wohnen müssen. Doch haben Mister und Misses America an ihren Häusern weniger Geld anbezahlt denn je zuvor – viele nur fünf Prozent.

Andere Hauseigentümer, deren Hypotheken ganz oder weitgehend abbezahlt waren, haben sich durch die niedrigen Zinsen verleiten lassen, neue Hypotheken-Kredite aufzunehmen. Sie haben in den letzten drei Jahren ihre Häuser beliehen, um – das zeigt ein Blick auf die Verbraucherasugaben – vor allem größere Fernseher, Computer und andere Konsumgüter zu kaufen.

Es ist nicht neu, dass die stetig steigenden Verbraucherausgaben über die wahre Gesundung der US-Konjunktur hinweggetäuscht haben. Genausowenig ist nicht neu, dass der Arbeitsmarkt deutlich schwächer ist als ein rascher Blick auf die Statistik erkennen lässt. Beides aber ist hoch gefährlich, und das wird durch zwei Zahlen deutlich: Hatte die Sparrate der US-Bürger vor zwanzig Jahren noch zwölf Prozent betragen, so liegt sie heute fast bei Null.

Wer sich in Amerika Sorgen um seine Rente macht, der muss sich folglich gar nicht zuerst an die Regierung wenden. Wer heute wieder zwölf Prozent seines Einkommens sparen und in einem defensiven Fond investieren könnte, der würde es in einem durchschnittlichen Arbeiter- und Angestellten-Leben auf durchschnittlich mehr als eine Million Dollar bringen. Und damit dürfte sich der Lebensabend wohl sorgenfrei genießen lassen.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 22-02-2005 20:03

Dollar-Politik: Leitet Südkorea einen Trend ein?

Der amerikanische Präsident George W. Bush ist dieser Tage in Europa unterwegs, um zu Beginn seiner zweiten Amtszeit die Wogen zu glätten. Ganz ohne Partner geht es halt nicht, und so bemühen sich die Konterparts auf beiden Seiten des Atlantiks um gute Stimmung.

Ein erbitterter transatlantischer Streit entflammt derweil auf dem Währungsmarkt.

Während nämlich Bush und seine europäischen Amtskollegen mehr oder weniger friedlich zu Tisch sitzen, zeichnen sich an den internationalen Börsen neue Verwerfungen ab. Der Dollar ist zum verspäteten Wochenbeginn in New York tief gefallen, da manche Zentralbank außerhalb der Staaten immer weniger Interesse am Greenback zeigt.

Südkorea will einen Teil seiner Dollar-Reserven veräußern. Diese Nachricht schockte die Wall Street am Dienstagmorgen, denn Südkorea – im täglichen Geschäft nicht immer beachtet – hält mit 200 Milliarden Dollar immerhin die viertgrößten Vorräte in der US-Währung. Dass zumindest ein Teil davon in andere Anlagen diversifiziert werden könnte, macht den Amerikanern Sorgen, zumal Analysten bereits vor einem Trend warnen.

Dabei kommt ein solcher Trend alles andere als überraschend: Immerhin halten die internationalen Zentralbanken etwa zwei Drittel ihrer Mittel in Dollar. Der Euro als zweitstärkste Währung macht weltweit nur zwanzig Prozent der Anlagen aus, und der japanische Yen und das britische Pfund sind mit fünf beziehungsweise vier Prozent weit abgeschlagen. Weitere sieben Prozent verteilen sich auf die übrigen Währungen.

Angesichts der immer höheren Staatsverschuldung in Amerika ist durchaus vorstellbar, dass Notenbanker außerhalb der USA den hohen Dollar-Anteil im Portfolio nicht für gerechtfertigt halten.

„Die Stabilität des Dollar wird immer mehr in Frage gestellt“, meint JP Morgan am Dienstag und beruft sich auf internationale Umfragen. Und auch der unabhängige Währungsexperte Sean Callow spricht von einer immer höheren Bewertung vor allem für die europäische Einheitswährung.

Sie alle bestätigen einen Wall-Street-Giganten, der es schon immer gewusst hat: George Soros, schon seit Jahren bärisch für den Dollar, sprach sich erst am Wochenende ebenfalls wieder einmal für den Euro aus und rechnet damit, dass die EU-Zone gegenüber dem Dollar aufgewertet wird.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 23-02-2005 20:14

Lunch-Geschäfte in New York

Wenn an der Wall Street der kleine Hunger kommt, muss es meist sehr schnell gehen. Auf dem Parkett ist Zeit bares Geld, und so hauen sich die meisten Trader zu Mittag nur schnell ein Stück Pizza oder ein Sandwich zwischen die Kiemen. Die lokalen Delis wissen um die Hektik ihrer Kundschaft und schicken Lieferanten deshalb gleich bis an den Hintereingang der Börse.

Dem Gourmet mag es ein Graus sein, was sich alltäglich im Finanzviertel New Yorks abspielt. Da wird auf der Straße aus der Hand gegessen und nur manchmal mit Plastikbesteck, mal stehend zwischen den Türen oder – bei wärmerem Wetter – auf dem stählernen Durchfahrtsperren, die die Polizei nach dem 11. September 2001 aufgestellt hat. Von einer Ess-Kultur ist weit und breit nichts zu sehen.

Doch machen die Trader auf dem Parkett nur einen Teil der New Yorker Lunch-Kommune aus. Den anderen Teil bilden die Chefs, die ein Mittagessen weniger zur Befriedigung eines Hungergefühls als zum Abschluss von Geschäften nutzen. Seit einigen Monaten wird diese Gruppe wieder größer, wie die New Yorker Restaurants dieser Tage erfreut berichtet haben.

Mauro Maccioni, einer der Besitzer des New Yorker Nobel-Restaurants „Le Cirque“, denkt nur ungern an die letzten drei Jahre zurück. Die schwache Konjunktur und die Kostensenkungen bei vielen Unternehmen hatten nach Einbruch der Rezession dazu geführt, dass sich immer weniger Top-Manager bei ihm blicken ließen. Meistens habe man zur Mittagszeit gerade einmal vier oder fünf Flaschen Wein verkaufen können.

„Gestern waren es zwanzig“, freut sich Maccioni nun. Unterm Strich seien die Lunch-Umsätze um 20 Prozent gestiegen. Ein Wachstum von bis zu 35 Prozent für das laufende Jahr hält er durchaus für möglich.

Maccionis Zahlen sind durchaus branchentypisch: 53 Prozent der New Yorker Gastronomen hat im letzten Jahr steigende Umsätze und Gewinne verbucht, darunter sind die Schuppen sämtlicher Edelköche von Jean-Georges Vongerichten bis zu Eric Ripert.

Der Trend dürfte anhalten, denn die Restaurants bekommen aller Wahscheinlichkeit nach auch noch Unterstützung aus Washington. Im Rahmen der Steuerreform, über die der Kongress dieser Tage brütet, soll der steuerfreie Anteil am Geschäftsessen von 50 auf 80 Prozent steigen.

Für amerikanische Unternehmen ist das ein schöner Batzen Geld, und vor allem kleine und mittelständische Betriebe könnten wieder mehr Entscheidungen aus dem ungemütlichen Konferenzraum in ein schönes Lokal verlegen. Lee Culpepper, Vizepräsident des Branchenverbandes der Restaurants, rechnet mit drastischen Auswirkungen: Für die Branche könne 2005 zum stärksten Jahr des noch jungen Jahrtausends werden, bereits 2004 habe ja die Erwartungen übertroffen. Am Arbeitsmarkt dürfte das für bis zu 200 000 neue Stellen sorgen.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 24-02-2005 20:16

Dell ist das „meist bewunderte Unternehmen Amerikas“

Beim Computerhersteller Dell gibt es in diesem Jahr einiges zu feiern: Die Firma wird 21 Jahre alt und damit erwachsen, Gründer Michael Dell wird 40 und das Wirtschaftsmagazin „Fortune“ hat Dell Computers soeben mit einer besonderen Ehre ausgezeichnet: Dell gilt als „das meist bewunderte Unternehmen Amerikas“.

Dieser Titel dürfte Dell durchaus einiges bedeuten, immerhin wird die Liste nicht von irgendwelchen Leuten zusammengestellt. Nicht etwa Verbraucher oder Analysten stimmen jedes Jahr darüber ab, wer das meist bewunderte Unternehmen ist, sondern die Chefs in Corporate America. Und die bewundern eine ganze Reihe von Entwicklungen, die Michael Dell, sein heutiger CEO Kevin Rollins und das Unternehmen durchlaufen haben.

Schon dass sich die übrigen CEOs so bewundernd hinter Dell stellen, illustriert die einzigartige Geschichte des Computerbauers. Man erinnere sich nur an die Biographie des Firmengründers. Der hat seinerzeit sein Studium an der Universität von Texas frühzeitig abgebrochen, um Dell zu gründen. Die Kaderschmieden von Corporate America, also die Wharton oder Harvard Business Schools, hatte er nie von innen gesehen. Auch das berühmte Trainingscenter von General Electric nicht, wo zahlreiche Chefs der heutigen Industrieriesen ihr Handwerk unter den Fittichen von Jack Welch gelernt haben.

Michael Dell gilt als Autodidakt, der es acht Jahre nach Gründung seiner Computer-Bastelgruppe in die Fortune-500 schaffte, die Liste der 500 größten Unternehmen Amerikas. In dem erlauchten Kreis fand er sich mit 27 Jahren als jüngster CEO aller Zeiten.

Doch dreht dich die Bewunderung Corporate Americas für Dell nicht nur um die legendären Anfänge der Firma. Im Gegenteil: Ein Blick auf die gegenwärtige Situation verdeutlicht, dass Dell alles richtig gemacht hat, was im nicht immer stabilen PC-Sektor richtig zu machen war. So dominiert das Unternehmen den US-Markt mit einem Marktanteil von gut einem Drittel, während der ewige Branchenriese IBM seinen Computer-Arm gerade an Lenovo verkauft und sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat.

Auch andere Konkurrenten sind fast in Vergessenheit geraten: Gateway gehört zu den Namen, die fast nur noch Insider kennen; die Aktie handelt zurzeit bei rund vier Dollar und damit etwa 95 Prozent unter dem historischen Hoch. Compaq ist längst an Hewlett-Packard verkauft worden, wo man seither erkannt hat, dass die Fusion einer hochprofitablen Druckersparte mit einem strauchelnden PC-Hersteller nicht aufging. Der Deal mit Compaq was mit Schuld daran, dass HP-Chefin Carly Fiorina vor einigen Wochen den Hut nehmen musste.

Bewundernswert findet Amerika auch, so geht aus dem Begleittext in Fortune hervor, wie sich Dell von Anfang an auf sein Kerngeschäft konzentriert hatte. Man ließ sich nicht beirren, als Unternehmen wie IBM Milliarden für die Entwicklung eigener Betriebssysteme und Programme riskierten. Im Gegenteil: Dell hatte als Wintel-Entwickler seine Nische gefunden, stur fertigte das Unternehmen Computer mit Windows-Software von Microsoft und mit Intel-Chips – dieser Vertrag wurde erst am Mittwoch dieser Woche wieder verlängert.

Die solide Taktik hat sich ausgezahlt. Dell ist heute Marktführer in PCs in den meisten großen Absatzmärkten. Weltweit kommt jeder sechste Computer mit der blauen Wortmarke mit den schräg gestellten „E“. Und dabei sind Dell und Rollins bescheiden geblieben. In einem Interview mit Fortune sieht Rollins das meist bewunderte Unternehmen noch immer als Underdog.

Man habe schließlich in den letzten drei Jahren auch in neue Bereiche investiert und baue jetzt Server und Speichersysteme, Drucker und Bildschirme und biete IT-Dienstleistungen an. „Und in all diesen Bereichen sind wir nicht Marktführer“, meint der CEO so bescheiden. Und drückt damit unmissverständlich den festen Willen aus, dies bald zu ändern. Und vielleicht ist auch deshalb Dell die Nummer 1 der diesjährigen Liste.

Anhang: Die bisherige Nummer 1 der Fortune-Liste, Wal-Mart, findet sich in diesem Jahr nur noch auf Platz 4. Vor dem weltgrößten Einzelhändler stehen General Electric und Starbucks. Auf den weiteren Rängen in der Top Ten finden sich Southwest Airline und FedEx, Warren Buffetts Investment-Holding Berkshire Hathaway und Microsoft sowie die Konsumriesen Johnson & Johnson und Procter & Gamble.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 24-02-2005 21:12

"Dividendenaristokraten" bieten einige Vorzüge
Von Amey Stone, Business Week Online


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Starlight 28-02-2005 17:02

Aktienmarkt-Analyse
Hoher Ölpreis bedroht Erholung am amerikanischen Aktienmarkt

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Starlight 01-03-2005 09:49

Zu viele Sorgen belasten die amerikanischen Anleger

Auch an einem Montag, der mit Schwäche in den großen Indizes beginnt, muss man die amerikanischen Börsen doch loben. Wer hätte schließlich gedacht, dass sich die Blue Chips in der vergangenen Woche so deutlich hätten erholen können? Zumal nach wie vor Ängste und Unsicherheiten die großzügige Anlage in Aktien erschweren.

Da mag das Investorenvertrauen laut einer neuen Umfrage vom Gallup-Institut lange gestiegen sein – anhalten dürfte dieser Trend nicht, der als psychologisches Fundament jeder Rallye nötig ist. Im Gegenteil: In einer detaillierten Nachfrage geben Anleger den Meinungsforschern zahlreiche Punkte an, über die man sich Sorgen macht. Und kein einziger dürfte sich auf absehbare Zeit in Wohlgefallen auflösen.

Im Gegenteil: Was Anlegern offensichtlich Sorgen macht, dürfte ihnen noch lange Kopfzerbrechen bereiten und irgendwann auch die Indizes wieder in den Keller knüppeln. Zunächst wären da nämlich geopolitische Sorgen. Der Irak und der Kampf gegen den Terrorismus stehen nach wie vor auf den vorderen Plätzen, wenn amerikanische Investoren künftige Risiken benennen. Und nach weiteren Selbstmordanschlägen zum Wochenbeginn mit mehr als einhundert Toten im Irak und der Ungewissheit über Iran, Libyen und Nordkorea sieht es auch nach den überraschend ruhig verlaufenen Wahlen im Irak nicht nach einer baldigen Entspannung aus.

Und was den Kampf gegen den Terror betrifft: Dass in Afghanistan zurzeit mehr Terror-Camps denn je arbeiten und militante Extremisten den Hass auf Amerika verbreiten, ist längst kein Geheimnis mehr.

Mit der Krise in Nahost hängt die nächste große Sorge der Anleger zusammen: der Ölpreis. Während das schwarze Gold am Montag nahr der 52-Dollar-Marke handelt, sagen 87 Prozent der Befragten, dass die hohen Energiepreise ihren Investments schaden. Mehr als die Hälfte der Befragten halten die negativen Auswirkungen des teuren Öls auf die Börse für signifikant.

Doch tragen nicht nur „die Anderen“ Schuld am schlechten Investitionsklima in den USA. Zu den meist genannten Sorgen der Anleger gehört die anhaltende Dollar-Schwäche. Fast zwei Drittel der Befragten halten den fallenden Greenback für ein Risiko, das schlechte Auswirkungen auf das eigene Portfolio haben dürfte. Eine Trendwende ist indes nicht in Sicht, wofür nicht zuletzt ein weitere Punkt verantwortlich ist, in dem fast achtzig Prozent der Investoren eine Gefahr sehen. Das hohe Defizit im US-Haushalt beschäftigt die Wall Street mehr, als Washington recht sein kann.

Wenige Tage vor dem großen Arbeitsmarktbericht am Freitag rückt auch dieses innenpolitische Thema wieder ins Blickfeld der Wall Street. Fast achtzig Prozent der Anleger sehen in der anhaltenden Verschiebung von immer mehr Stellen ins Ausland eine Gefahr für die eigene Konjunktur und Börse.

Und auch andere Faktoren treiben Anlegern den Schweiß auf die Stirn, darunter die Einwanderungspolitik mit zurzeit recht unkontrolliertem Zuwachs über die schlecht gesicherte mexikanische Grenze, aber auch die steigenden Lebenshaltungskosten und das Zinsniveau.

Die Gallup-Liste über die Unsicherheit unter Anlegern ist so lang und schwer, dass es sich bei einem jüngst gemeldeten Ansteig im Anleger-Optimismus nur um einen statistischen Ausrutscher handeln kann. Die wahre Stimmung unter Investoren lässt eine anhaltende Rallye nicht vermuten, und so ist auch nach der beeindruckenden Rallye der letzten Tage und bei einer Dow-Notierung von fast 10 800 Punkten keineswegs sicher, welche Marke der Standardindex als nächstes erreicht: die 11 000 oder die 10 000 Punkte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 02-03-2005 17:14

Happy Birthday!
Von Martin Weiß

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http://www.deraktionaer.de/aktien-us...y--5099279.htm

Starlight 03-03-2005 20:31

Demokratie für Corporate America!

Dank des uneigennützigen Einsatzes von Präsident George W. Bush tragen die Amerikaner bekanntlich die Demokratie in alle Welt. Im eigenen Land hapert es hingegen noch mit dem Mitbestimmungsrecht aller Beteiligten, vor allem in Corporate America. Doch das soll sich dieser Tage ändern.

In den nächsten Wochen stehen bei einigen der größten Unternehmen Amerikas die jährlichen Generalversammlungen an, und Aktionäre – auch die kleinen – kämpfen immer mehr um ein Mitspracherecht. Immerhin gehört ihnen ein Teil des Unternehmens, und nicht immer können Investoren mit den Entscheidungen des Management einfach so zufrieden sein. Vor allem die fürstliche Entlohnung der Vorstände oder schon deren Berufung in das Führungsgremium sorgen für Unmut.

Da greift eine neue Regel, die die amerikanische Börsenaufsicht SEC im letzten Monat verabschiedet hat. Anleger – im fraglichen Fall die Investoren der Citigroup – haben danach ein Anrecht auf freie Vorstandswahlen. Sie dürfen Kandidaten nominieren, die dann im Mehrheitsverfahren gewählt werden.

Was sich eigentlich ganz selbstverständlich anhört, war bislang nicht mehr als ein demokratischer Traum für die Anleger. Bislang nämlich hatte das Unternehmen stets eine ganze Reihe Aufsichtsratsmitglieder nominiert – üblicherweise genau so viele wie Sitze zu besetzen waren –, und diese wurden en gros gewählt. Wer mindestens eine Stimme hatte, dem war damit auch einer der hoch dotierten Sitze im Gremium sicher. Gegenkandidaten gab es üblicherweise nicht.

Nun müssen sich die Citigroup-Führer, und mit ihnen die Amtskollegen von etwa achtzig anderen Unternehmen aus dem S&P-500-Index, warm anziehen. Erstmals seit vielen Jahren dürfen die Investoren eigene Kandidaten ins Rennen schicken, und die können durchaus im Gremium landen. Das dürfte vor allem auf Kosten einiger Top-Manager gehen, die mit Interessenskonflikten in verschiedenen Aufsichtsräten sitzen.

In Unternehmen wie Ford und Toys R Us oder bei der Pepsi Bottling Group werden die heftigsten Diskussionen erwartet, weiter betroffen sind Merrill Lynch, ChevronTexaco und Motorola. In Panik werden die dortigen Aufsichtsräte indes nicht verfallen. Bis alle angestrebten Reformen verabschiedet und genügend Stimmen im Kreis der Aktionäre gesammelt sind, können noch zwei Jahre vergehen.

Wichtigstes Anliegen der Aktionäre nach der Besetzung der Gremium wird die Vergütung der Mitglieder sein. Zahlreiche Anleger fordern ein leistungsbezogenes System bei der Zuteilung von Optionen und Boni. Im vergangenen Jahr landeten jedoch nur fünf entsprechende Anträge auf den Tagesordnungen, die nach 20 Prozent im Vorjahr immerhin 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnten. Diesmal sollen es mehr Anträge werden, und manch einer könnte eine Mehrheit finden.

Bestes Beispiel für den Strukturwandel ist Lucent. Bei der Versammlung vor zwei Wochen stimmten 48 Prozent der Anteilseigner für eine leistungsbezogene Bezahlung der Chefin Pat Russo. Das war zwar wieder keine Mehrheit, doch hatten sich im Vorjahr nur 20 Prozent der Investoren hinter das revolutionäre Konzept gestellt.

Ebenfalls auf der Tagesordnung mancher Konferenz dürfte der Bereich „Mergers & Acquisitions“ stehen. Denn nicht alle Aktionäre können so zufrieden sein wie beispielsweise die des Einzelhändlers Kmart, die allgemein hinter der Übernahme des Konkurrenten Sears stehen. Bei Qwest Communications fragen sich manche Investoren, wie sinnvoll der Milliarden-Poker um den bereits mit Verizon verlobten Konkurrenten MCI ist.

Dass sich Qwest nach Einspruch der Aktionäre aus den andauernden Verhandlungen mit MCI zurückzieht ist zwar ebenso unwahrscheinlich wie ein Szenario, nachdem sich die CEOs der großen amerikanischen Unternehmen für ihre Kohle plötzlich mächtig ins Zeug legen müssen. Doch könnte mit den kommenden Aktionärsversammlungen zumindest ein Umdenken eingeleitet werden, das über die nächsten Jahre zu mehr Demokratie in Corporate America führen wird.

Ob das im Sinne von George W. Bush ist, bleibt fraglich.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 04-03-2005 23:05


Langes Warten auf eine Erholung im Technologiesektor

Von Joseph Radigan, Leitender Redakteur bei „The Outlook” von S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1212987.html

Starlight 07-03-2005 20:28

Die Wall Street rätselt über die Affäre Stonecipher

So menschlich ist die Wall Street: Harry Stonecipher, der 68-jährige CEO von Boeing, hatte eine Affäre mit einer Mitarbeiterin. Das wurde nach einem anonymen Tipp bekannt. Der gemütliche Fernsehabend mit seiner Ehefrau dürfte am Wochenende wohl ins Wasser gefallen sein, und seinen Top-Job ist Stonecipher auch los.

So einfach könnte das Schicksal eines CEO besiegelt sein. Ein moralischer Patzer muss gesühnt werden, und für einen der wichtigsten Firmenlenker in Corporate America ist ein Rücktritt wohl das probate Mittel.

So einfach ist die Sache aber nicht. Die Wall Street hakt nach. Warum genau muss Stonecipher gehen? Sicher, auch US-Präsident Bill Clinton wäre fast – wohlgemerkt: fast – über eine Affäre gestürzt. Doch ging es seinerzeit um eine Beziehung mit einer jungen Praktikantin. Dann wurde über Monate hinweg die Öffentlichkeit belogen. Und nicht zuletzt hatte der demokratische Präsident die Republikaner gegen sich, die mit ihrem Feldzug gegen den Sittenverfall im Weißen Haus die christliche Rechte hinter sich sammeln und letztlich – mit Erfolg – das Weiße Haus erobern wollten.

Stonecipher hingegen soll ein Verhältnis mit einer Frau gehabt haben, der er im Unternehmen nicht direkt vorstand. Die Affäre soll in beiderseitigem Willen geschehen sein. Die Öffentlichkeit dürften die Bettgeschichten einers CEO eigentlich gar nichts angehen, und angeichts seines hohen Alters hätte man Stonecipher sicher auch eine Rücktrittserklärung unter Angabe ganz anderer Gründe nahelegen können: Einen stillen Rückzug aufs Altenteil hätte man dem 68-Jährigen sicher abgenommen.

Außerdem hatte sich Stonecipher um Boeing verdient gemacht. Nicht zuletzt hat die Aktie unter seinem Vorsitz um rund fünfzig Prozent zugelegt. Unter seiner Führung holte der Konzern trotz der immer stärkeren Konkurrenz durch den europäischen Gegner Airbus noch so manchen Großauftrag, und seit einigen Tagen haben sich auch die Beziehungen zum Pentagon entspannt, die für den Rüstungsarm des Unternehmens so wichtig sind.

Apropos Pentagon: Eine Affäre mit dem Verteidigungsministerium in Washington hatte Stoneciphers Vorsitzenden Gary Condit das Amt gekostet, wenngleich es nicht um außereheliches Vergnügen ging. Zwar hatte nicht Condit persönlich aber immerhin sein Finanzvorstand einer hochrangigen Pentagon-Mitarbeiterin einen lukrativen Job im Unternehmen versprochen, wenn diese Boeings Stand als Rüstungslieferant verbessern könnte.

Der Deal gelang zunächst, flog dann aber auf. Und da solcherlei Mauscheleien nun wirklich ein Skandal sind und die Rechnungsprüfer der Regierung das auch bestätigten, wurde Condits Abschied von der Wall Street als absolut notwendig akzeptiert.

Stonecipher sprang danach ein, die Unternehmensmoral wieder aufzupolieren. Dass man an ihn höhere Maßstäbe anlegen würde, war damit klar. Und doch ist nicht nachvollziehbar, was das Management in der Presseerklärung zu Stoneciphers Abschied am Morgen veröffentlicht. Der Vorstand erkenne, dass „die Affäre ein schlechtes Licht auf Harry’s Urteilsvermögen wirft, und dass seine Fähigkeiten, das Unternehmen zu führen, beeinträchtigt sind.“

Angesichts all der Skandale, die die Wall Street in den vergangenen Jahren beobachtet hat – Milliarden-Diebstahl in Tyco’s Chefetage, Lug und Trug bei Worldcom, Bilanzfälschung bei Enron, Insiderhandel bei Martha Stewart, … – ist das schlicht und einfach Quatsch.

So ist es kein Wunder, dass die Aktie von Boeing am Montag verliert. Aktionäre verurteilen damit nicht das Lotterleben eines Seniors, vielmehr fragen Sie: Was sind die wahren Gründe für Stoneciphers Rücktritt? Wird ein wirklicher Skandal erst in den nächsten Tagen bekannt? Oder zeugt der Vorgang doch nur vom schlechten Urteilsvermögen des Vorstandes und ist damit ein Vorbote für anhaltende Schwäche bei dem Dow-Konzern?

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 08-03-2005 17:59

Selbstkritik beim Orakel von Omaha

Eine drittel Million Dollar zahlte vor einigen Monaten ein New Yorker Aktienfan, um mit dem „Orakel von Omaha“ lunchen gehen zu dürfen. Im legendären Steakhouse Smith & Wollensky’s saß er dann neben einem Mann, der sich in seinem jüngsten Rundbrief gar nicht anhört wie der „größte Investor aller Zeiten“, als den die Welt ihn bisher gefeiert hat.

Doch Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, wenn er nicht zunächst einmal Zahlen sprechen ließe. So habe er Anlegern seiner Investment-Holding Berkshire Hathaway im abgelaufenen Jahr eine Rendite von 10,5 Prozent beschert. Nicht schlecht, eigentlich, doch hat die Wall-Street-Legende damit zum zweiten Mal in Folge schlechter abgeschnitten als der breite Markt. Der S&P-500-Index ist im letzten Jahr um 10,9 Prozent geklettert.

Buffett kennt den Grund für seine schwache Performance: 43 Milliarden Dollar in bar seien einfach „keine glückliche Position“ im aktuellen Markt. Der 74-Jährige hat sich die Bar-Reserven indes nicht so hoch gewünscht. Von Anfang an sei das Ziel gewesen, mehrere Milliarden-Übernahmen durchzuführen, die das Wachstum der Holding noch weiter diversifiziert und gestärkt hätten. Aber: „Es hat sich nichts ergeben“, meint Buffett entschuldigend, „und zudem habe ich auch nicht viele Erfolg versprechende Aktien gesehen, in die ich hätte investieren wollen.“

Angesichts der jüngsten Kursgewinne am Markt ist das durchaus ein Punkt, den Anleger dem Börsen-Guru vorwerfen könnten. Immerhin notieren Dow und S&P 500 zurzeit auf dem höchsten Stand seit gut vier Jahren. Die großen Indizes haben die Verluste nach Rezession und 9/11 wettgemacht. Und während Anleger in aller Welt vor allem auf die 11 000 Punkte für die Blue Chips schauen, gibt es vor allem im Hightech-Bereich zahlreiche Papiere, die ein interessantes Investment gewesen wären: Google beispielsweise, oder Apple.

Doch mit solcherlei Aktien will Buffett nichts zu tun haben: Der Groß-Investor, in dessen Portfolio Finanzwerte und Coca-Cola, die Restaurantkette Dairy Queen und Aktien verschiedener Häuserbauer liegen, hält sich weiter von Hightech fern. Auf dem Höhepunkt des Hightech-Booms anno 1999 hatte ihn diese Entscheidung schon einmal in Bedrängnis gebracht, doch wendete sich das Blatt. „Erst bei Ebbe sieht man, wer nackig geschwommen ist“, feixte Buffett damals und heute, doch erwarten zahlreiche Experten, dass der Börsen-Guru diesmal wirklich in die Röhre gucken wird.

Doch hat Buffett noch andere Anlagetaktiken. Außer dem Hightech-Boom gab es im vergangenen Jahr schließlich noch weitere Trends, und so kommt ein Großteil der Gewinne für Berkshire Hathaway aus der Währungsspekulation. Von der Dollar-Politik der Regierung Bush, die er als Anleger zu nutzen weiß, will Buffett indes nichts wissen. Das hohe Defizit sei unverantwortlich, wettert er in seinem Rundbrief an die Investoren. Dass die Amerikaner zurzeit mehr ernten als säen, komme sie bald teuer zu stehen: Der Durchschnittsbürger dürfe sich darauf einstellen, künftig gute drei Prozent seines Einkommens in die Schuldentilgung des Staates zu stecken.

Bei allem Unmut über andere kommt Selbstkritik bei Buffett aber nicht zu kurz. Angesichts der Rendite der letzten zwei Jahre weiß er: „Wenn ich die Performance von Berkshire Hathaway nicht bald über die des S&P 500 bringen kann, trage ich zum Portfolio meiner Anleger nichts bei, was sie nicht selbst erreichen könnten.“

Harte Worte, doch eine Rücktritterklärung dürften Anleger daraus wohl noch nicht ableiten. Buffett ist zu lange im Geschäft, als dass er sich von zwei schwächeren Jahren – zumal in einem aufwärtsstrebenden Markt – entmutigen lassen würde.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 09-03-2005 16:22

Die amerikanischen Aktien erreichen einen Meilenstein
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1214481.html

Starlight 10-03-2005 17:25

Jubiläum: Vor fünf Jahren platzte die Hightech-Blase

Der Blick der Wall Street geht – das ist bekannt – immer nach vorne, schließlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt. Ganz ohne Vergangenheit ist der Handel aber nicht, und am heutigen Donnerstag blickt so mancher Börsianer wehmütig zurück auf ein historisches Ereignis: Vor fünf Jahren schloss die Nasdaq bei 5 048 Punkten – dann platzte die Blase.

5 048 Punkte… diese Zahl wird so manchem Börsianer ein Leben lang im Kopf bleiben. Im Intraday-Handel hatte der Hightech-Index sogar 5 132 Punkte geschafft. So hoch dürfte die Nasdaq wohl auch in den nächsten Jahren nicht mehr klettern. Zur Erinnerung: Genau zweieinhalb Jahre nach Beginn des Bärenmarktes erreichte die Nasdaq einen Tiefstand von 1 108 Punkten und hatte damit fast 80 Prozent an Wert verloren. Weitere zweieinhalb Jahre später – also heute! – dümpelt der Index gerade mal bei 2000 Zählern, und zwar ohne Aussicht auf plötzlicht, deutliche Kursanstiege.

Fast alle, die heute im New Yorker Finanzviertel arbeiten, haben das Nasdaq-Hoch erlebt und noch gut in Erinnerung. Viele Börsianer sind seither gegangen, kaum welche dazugekommen. Damit ist das Thema heute der Renner auf dem Parkett. Man hat Geschichte erlebt, man hat Geschichte geschrieben. Und man fragt sich, ob sich die Geschichte etwa widerholen könnte.

Und da gehen die Meinungen auseinander. Eine gute Mehrheit der Börsianer glaubt heute, dass sich eine Blase wie damals heute gar nicht mehr entwickeln könnte. Und für diese Ansicht spricht vieles. Immerhin war mit der Erfindung und Kultivierung des Internets ein Marktsegment angeschnitten, das nicht nur neu und unbekannt, sondern auch extrem schwierig zu durchschauen war:

Niemand wusste seinerzeit, wieviel Geld die Internet-Riesen – damals Yahoo, AOL, Amazon und Ebay - wirklich verdienen könnten. Sicher, Anleger hätten stutzig werden können als Aktien der Online-Briefmarkenhändlers Stamps.com eines Tages mit einem Kgv von 83 handelten und Akamai Technologies mit einem Kgv von 509. Auch als Cisco Systems mit einem Börsenwert von 600 Milliarden Dollar die alten Schwergewichte ExxonMobil und General Electric weit abgehängt hatte, hätte sich mancher Geldbeutel schließen müssen.

Doch zeichnete sich der Markt seinerzeit durch einen Mangel an fundamentalem Wissen aus. Je weniger Anleger die Erfolgsaussichten einer Website und eines Netzwerk-Händlers einschätzen konnten, desto einfacher wurde es für Analysten wie Mary Meeker und Henry Blodget, einzelne Aktien zu hypen. Ob Anleger den Analysten gegenüber heute vorsichtiger geworden sind, ist schwer zu sagen. Sicher ist jedoch, dass sich Analysten in ihren Zahlenwerken nicht mehr völlig frei auf Wolke sieben schwingen und auch bei Rekordpreisen noch Kaufempfehlungen aussprechen können.

Andererseits stehen heute die Aktien von Google hoch im Kurs… und zwar sehr hoch. Laut war der Aufschrei, als die Suchmaschine ihre Papiere für 150 Dollar emittieren wollte. Nach einem Börsenstart bei 83 Dollar hat sich die Aktie mittlerweile aber doch auf über 200 Dollar geschwungen, obwohl sich vieles bei Google ganz so anhörte wie bei anderen Firmen vor fünf Jahren. Wachstumsstrategien erklären die Google-Boys nur schwammig, ein hohes Kgv hemmt die Kauflust der Anleger dennoch nur bedingt.

Und doch ist es unwahrscheinlich, dass sich der Hype an der Nasdaq je wiederholen wird. Nicht zuletzt zeigt das ein Blick auf die Branchenriesen, die das Feld dominieren. Unter den Online-Werten mit der höchsten Marktkapitalisierung finden sich mit Ebay, Amazon, Yahoo und der diversifizierten Interactice Corp. alle bewährten Namen der Branche, AOL ist über die Muttergesellschaft Time Warner kein unsicheres Investment, und MSN als eine der meist gefragten Seiten gehört zu Microsoft und damit als einziger Online-Wert sogar zu den Blue Chips.

Einige kritische Beobachter werden indes nicht müde, zu einem Jubiläum wie am heutigen Donnerstag den Mahner zu geben: Der Markt sei vor weiteren Blasen keineswegs gefeit, sagen sie – mit Recht. Man schaue doch nur auf den Ölpreis: Der lag jahrelang in den Dreißigern und schob sich dann gen 40 Dollar. Die Wall-Street-Gemeinde schrie laut auf und warnte vor einem Ölpreis von 50 Dollar. Der ist längst erreicht, jetzt stehen 60 oder gar 80 Dollar im Raum. Die Zahlen sind so willkürlich wie einst die Umsatz- und Gewinnprognosen der Hightechs, und die Gefahr einer Blasenbildung ist ungleich größer.

Immerhin: Die steil steigenden Preise für Hightech-Aktien schadeten seinerzeit keinem. Der weiter kletternde Ölpreis hingegen greift die Konjunktur und Corporate America an, für die sich der wichtigste Rohstoff verteuert. Diese Entwicklung kann und wird nicht lange gut gehen, und so wird eines Tages die Blase auf dem Öl-Markt platzen. Ähnliche Entwicklungen sind auf dem Immobilienmarkt zu beobachten.

Die Geschichte wiederholt sich also doch, denn nicht immer wird man aus Schaden kluf. Auch fünf Jahre nach dem Allzeit-Hoch der Nasdaq und nach schmerzlichen Verlusten für Anleger in aller Welt lassen sich Investoren zu unsinnig hohen Käufen verführen. Manche von ihnen machen damit das Geschäft ihres Lebens, andere werden den Ausstieg verpassen und Kursverluste einfahren, wie man sie zuvor eben nur an der Nasdaq erlebt hatte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-03-2005 23:05



Wo Geld, Öl und gutes Bier fließen

Neidisch blickt die Wall Street über den Tellerrand und über die Grenzen. Denn der heimische Markt bietet dem Anleger nicht, was er sich erhofft. Seit Wochen ziehen die US-Indizes nahezu unkontrolliert auf und ab, doch haben sie sich seit Jahresbeginn nicht wirklich bewegt. Anders im Ausland, wo Milch und Honig fließen.

Nun, Milch und Honig sind es vielleicht nicht einmal, wonach der US-Anleger lechzt. Im Gegenteil: Der köstliche Trunk hat dem Ami viel zu viel Fett, und auch dem Honigtopf wird zwischen all den Syrup-Flaschen auf dem Frühstückstisch nur eine Nebenrolle zuteil. Vielleicht ist es gar nicht das legendäre Schlaraffenland, wohin der sehnsüchtige Blick zieht.

Vielleicht ist es vielmehr der ganze asiatische und europäische Raum, in dem zumindest massenhaft Geld fließt. Amerikanische Investoren haben in der vergangenen Woche gute drei Milliarden Dollar in Aktienfonds gepumpt – achtzig Prozent davon allerdings in Fonds mit nicht-amerikanischem Portfolio. Ähnlich verhielt sich das schon in den vergangenen Wochen. Trotz – oder gerade wegen – der steilen Rallye der US-Aktien in den vergangenen Monaten ist das Vertrauen der Anleger in den eigenen Markt nicht sehr hoch.

Schuld daran ist natürlich der hohe Ölpreis. Ach, wie gut geht es da doch den Saudis, in deren Land zwar auch nicht Milch und Honig, aber zumindest das Schwarze Gold fließt. Und zwar in Unmengen. Die Scheichs und die übrigen Mitglieder der Opec haben die US-Börsen zurzeit fest im Griff. Auch vor dem nächsten Treffen des Kartells im Iran in wenigen Tagen findet der Markt keine Orientierung. Wie sehr wünscht sich Amerika mehr Unabhängigkeit von Import-Öl.

Mehr eigene Öl-Vorräte wären wünschenswert, doch wird man in dieser Hinsicht nicht allzu bald weiterkommen. Präsident und Öl-Fan George W. Bush mag zwar weiter im Amt sein, in den Naturschutzgebieten Alaskas wird dennoch noch lange nicht gebohrt werden. Zwar sind entsprechende Initiativen seit Jahren geplant und in allen möglichen Gesetzesvorlagen eingearbeitet, doch gibt es massiven Widerstand von Bürgergruppen und politischer Seite.

Zu guter letzt müssen die Amerikaner am Freitag noch ertragen, dass nicht nur im Ausland das Geld und in der Wüste das Öl fließen, sondern in Europa auch noch der bessere Gerstensaft. Heineken hat sich auf dem internationalen Biermarkt immer wieder hervorgetan, und mit einem neuen Leicht-Bier sagt der holländische Konzern nun erneut Anheuser-Busch und Coors den Kampf an.

Dem Großbrauer dürfte das nicht allzu schwer fallen. Erstens sind die Biere der beiden großen amerikanischen Hersteller schal und geschmacksschwach, und zweitens bekriegen sich die beiden Unternehmen lieber gegenseitig mit Werbemillionen als sich auf einen neuen Markteindringling vorzubereiten.

Heineken will das „Premium Light“ noch im laufenden Jahr in regionalen US-Märkten testen, und man hat hohe Erwartungen. Immerhin wächst der Light-Markt stetig: Hatten sich im Jahr 2000 noch 44 Prozent der US-Verbraucher für den entschärften Genuss entschieden, waren es nach Branchenangaben im letzten Jahr bereits 47 Prozent. Amstel Light, das erste leichte Heineken-Produkt auf dem US-Markt, hat seinen Umsatz in den letzten zwölf Monaten um 2 Prozent ausgeweitet.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 15-03-2005 21:07

Die Broker geben den Ton an

Die Wall Street steht in dieser Woche ganz im Zeichen… eben, der Wall Street. Das ist nicht narzisstisch gemeint, obschon sich mancher im New Yorker Finanzzirkus gerne im eigenen Glanze sonnt. Doch melden in dieser Woche ein paar Brokerhäuser, allesamt Wall-Street-Legenden, die viel über das aktuelle Geschäft am Markt aussagen könnten.

Nach Lehman Brothers an diesem Mittwochmorgen erwartet die Wall Street für Mittwoch die Quartalsdaten von Bear Stearns und Morgan Stanley. Am Donnerstag legt Goldman Sachs nach. Die Erwartungen sind ausgesprochen hoch. Immerhin: Im letzten halben Jahr haben alle vier Aktien deutlich besser abgeschnitten als der breite Markt. Lehmann, Bear Stearns und Goldman Sachs haben um etwa 18 Prozent zugelegt, Morgan Stanley verbucht ein Plus von immerhin 12 Prozent.

Was dürfen Anleger aus solchen Kursbewegungen schließen? Nun, zunächst deutet alles auf sensationelle Zahlen hin, zumal sich die Brokerhäuser im Vorfeld der Ergebniswoche gegenseitig aufgestuft haben. Ein Blick auf die Bücher von Lehman, wo man besonders im Anleihen-Geschäft abkassierte, bestätigt den Optimismus auch noch.

Und doch: Zahlreiche Analysten geben sich sehr zurückhaltend. Nicht zu unrecht, ist Morgan Stanley doch das einzige Unternehmen, für das der Markt vorab mit einen Gewinnwachstum für das abgelaufene Vierteljahr rechnet.

Bei Bear Stearns und Goldman Sachs dürfte es bergab gegangen sein. Auf dem Parkett spiegelt sich diese Ansicht wieder: Bear Stearns wird unter Analysten mit einem „hohen Risiko“ bewertet, für Goldman Sachs liegen die inoffiziellen Flüsterschätzungen an der Wall Street um drei Cent unter den offiziellen Prognosen – auch das zeugt nicht gerade von Optimismus.

Dass die Aktien des Sektors zuletzt so gut liefen, dürften nicht zuletzt die Spätfolgen eines starken Trends sein, den die Branche im letzten Jahr erlebt hat, als eine breite Erholung des Fixed-Income-Geschäfts für Auftrieb gesorgt hatte. Die aktuellen Vergleichszahlen hingegen – eben mit dem starken Vorjahr – dürften überwiegend negativ ausfallen.

Dass die Brokerhäuser an der Börse keine massiven Gewinne eingefahren haben, dürfte jedem Anleger einleuchten. Die großen US-Indizes notieren seit Jahrebeginn nahezu unverändert. Geld war zuletzt nur noch im M&A-Markt zu holen: Goldman Sachs spielte eine Schlüsselrolle beim Zusammenschluss von Procter & Gamble und Gillette, und Morgan Stanley war bei der Übernahme von Guidant durch Johnson & Johnson federführend.

Unterm Strich ergibt sich damit für viele Beobachter höchstens „ein gemischtes Quartal“. Ein solches sieht zum Beispiel Richard Bove vom Brokerhaus Punk Ziegel. Vor allem die M&A-starken Unternehmen dürten die Nase vorn haben, so der Experte, der mit den starken Zahlen von Lehman jedoch nicht gerechnet hatte.

Alte Zahlen hin oder her, ob sich zurzeit eine Anlage in Brokeraktien lohnt, wird heftig debattiert. Mit einem durchschnittlichen KGV von 12 handeln die Papiere der großen Vier sicher nicht auf einem unangemessenen Niveau. Und doch rechnet die Wall Street erst auf lange Sicht mit wirklich attraktiven Renditen. In diesem Jahr sieht man die Gewinne bei Bear Stearns, Lehman Brothers und Goldman Sachs um 6 Prozent sinken.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 15-03-2005 21:17

S&P-Chartanalyse
Aktienmarkt vor totalem Sturm
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...m-1208693.html

Starlight 28-03-2005 20:58

Die Gefahr eines starken Arbeitsmarktes

Manche Börsenwochen werden am Freitag entschieden. Die laufende gehört dank des bevorstehenden Arbeitsmarktberichts dazu. Der Markt wartet auf einen der wichtigsten Konjunktur-Indikatoren, doch hat man diesmal andere Daten im Blick als die Arbeitslosenquote und die Zahl der neu geschaffenen Stellen.

In Zeichen steigender Inflation hat sich der Fokus gedreht: Ein starker Arbeitsmarkt – einst das Fundament einer gesunden Volkswirtschaft – könnte plötzlich gefährlich für den Markt sein.

Zur Erklärung: Seit Wochen steigen die Erzeuger- und die Verbraucherpreise deutlich, was vor allem mit den höheren Ausgaben für Rohstoffe und besonders Öl zu tun hat. Steigende Personalkosten hingegen haben bislang kaum eine Rolle gespielt. Der bisher wichtigste Faktor im Zusammenhang mit dem Inflationsdruck ist dank eines außerordentlich schwachen Arbeitsmarktes in den Hintergrund getreten.

Seit kurzem bessert sich aber die Lage am Arbeitsmarkt. Eine anziehende Nachfrage nach Arbeitskraft bringt höhere Lohnkosten mit sich. Ein Beispiel: Die Stundenlöhne sind im letzten Jahr nur um 2,5 Prozent gestiegen und damit unterhalb der Inflationsmarke. Für den März erwarten Analysten nun einen Anstieg der Stundenlöhne um 0,3 statt der bisher durchschnittlichen 0,2 Prozent.

Unternehmen dürften versuchen, die höheren Kosten umgehend an den Verbraucher weiterzugeben… eher früher als später müsste sich die Fed einschalten und stärker als bisher an der Zinsschraube drehen.

Vor nichts aber fürchtet sich die Wall Street derzeit mehr. Die Fed hat in ihrer letzten Zinserklärung an der Formulierung festgehalten, die Zinsen weiterhin „in einem schrittweisen Tempo“ anzuheben. Die Sorge, dass der Leitzins im April um satte 50 statt der offiziell erwarteten 25 Basispunkte steigen könnte, hat das nicht vom Parkett gefegt.

Auch eine Statistik, auf die ein Moderator beim Börsensender CNBC am Morgen verwies, taugt nicht eben zur Beruhigung. Danach habe die Notenbank bisher 55 Mal die Zinsen angehoben, allerdings nur 16 Mal um 50 Basispunkte. Damit fällt nur ein Drittel der Zinsschritte so drastisch aus. Bedenkt man aber nun, dass die Fed den Leitzins zuletzt sieben Mal in Folge – eben „schrittweise“ – um einen Viertelpunkt angehoben hat, dann wäre ein größerer Schritt, zumindest statistisch, überfällig.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 29-03-2005 22:19

Benzinpreis drückt auf die Stimmung

Amerika ist ein großes Land, so groß, dass sich ohne Auto nicht viel erreichen lässt. Väter pendeln meilenweit mit dem Auto, während die Mütter mit dem Zweitwagen ihre Kids zum Sport fahren. Am Nachmittag geht es mit dem geräumigen Geländewagen einkaufen… und dabei wird so manche Gallone Benzin verbrannt.

Seit der anhaltend hohe Ölpreis erst richtig auf das Benzin durchgeschlagen ist, machen sich die Amerikaner noch größere Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft. Sicher, ganz so hoch wie in Europa sind die US-Preise noch lange nicht, doch notiert der Sprit in allen Klassen auf einem historischen Hoch.

Das hat Folgen: Das Verbrauchervertrauen ist nun zum zweiten Mal in Folge deutlich gefallen. Sechzig Prozent der befragten Bürger rechnen mit anhaltenden Schwierigkeiten und einem konjunkturellen Umfeld, in dem es vor allem in eine Richtung geht: nach unten.

Die Zahlen in der neuesten Studie vom Umfrageinstitut Gallup geben zu denken, denn sie sind so schlecht wie seit der Zeit vor dem Irakkrieg nicht mehr. Den hat die Regierung Bush vor allem wegen der immensen Öl-Vorräte im arabischen Wüstensand geführt – doch lief bislang nicht alles nach Plan. Weder scheinen die aktuellen und künftigen Öl-Exporte die Kosten von Krieg und Wiederaufbau decken zu können, noch kamen die USA an billigeres Öl. Im Gegenteil: Das schwarze Gold wird teurer und teurer.

Dazu kommt, dass die Nachfrage weltweit und in den USA weiter steigt. Für die Autofahrer ist dieser Umstand noch schlimmer als der hohe Rohstoffpreis, denn die Raffinerie-Kapazitäten zwischen New York und Los Angeles sind erschöpft. Per Schiff und Pipeline kann Öl schicken wer will, es kann einfach nicht schnell genug in Benzin oder andere Destillate wie Heizöl umgesetzt werden.

Dass am Karfreitag eine Explosion auf einer BP-Anlage in Texas die drittgrößte Raffinerie teilweise stillgelegt hat, verschärft die Situation kurzfristig. Langfristig ist aber auch keine Besserung in Sicht, denn Baupläne für neue Raffinerien sind derzeit nicht bekannt und dürften wohl auch in den nächsten Jahren nicht genehmigt oder gar umgesetzt werden.

Die Öl-Lager können sich folglich lange füllen, die Benzinlager bleiben knapp. An der Zapfsäule greifen John und Jane Doe immer tiefer in die Tasche, und das drückt nicht nur auf die Stimmung, sondern indirekt auch auf Konjunktur und Börse.

Denn einerseits sorgen die immer höheren Lebenshaltungskosten – und das Auto samt Benzin gehört dazu – dafür, dass für andere Anschaffungen immer weniger Geld zur Verfügung steht. Und andererseits investiert Otto Normalanleger nicht mehr so gerne wie sonst an der Börse, wenn ihm zuhause das Geld zum Volltanken fehlt. Es überrascht nicht, dass vor allem Investoren mit einem Anlagevolumen zwischen 10 000 und 100 000 Dollar über den hohen Benzinpreis klagen. Folglich dürfte sich aber auch keiner wundern, wenn genau dieser Investorenkreis seine Mittel bald ganz aus dem Markt zieht.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 31-03-2005 21:12

Eine bittere Quartalsbilanz

Die Stimmung an der Wall Street ist gedrückt. In wenigen Stunden ist das erste Quartal zu Ende, und die Bilanz fällt alles andere als gut aus. Die großen Indizes notieren komplett im roten Bereich, Inflation droht, Manager fliegen, der Ölpreis steigt… und statistisch gesehen soll es für den Rest des Jahres auch noch bergab gehen.

Laut dem Börsen-Almanach ist zwar der April der beste Monat für die US-Börsen. In den letzten 55 Jahren hat der Dow im April durchschnittlich um 1,8 Prozent zugelegt, und im April 1999 war es, dass der Dow zum ersten und einzigen Mal überhaupt einen Monatszuwachs von mehr als tausend Punkten einfahren konnte.

Ob die nächste, gerade einmal 21 Tage lange Handelsetappe die Wall Street aber weit nach oben bringen dürfte, ist äußerst unklar. Vieles spricht dagegen, und gerade das bedrückt Anleger. Denn mit dem April geht statistisch die bessere Hälfte des Jahres zu Ende. Ebenfalls laut dem Börsen-Almanach hat sich über das letzte halbe Jahrhundert ein Aktieninvestment zwischen Oktober und April fett bezahlt gemacht, während es die Indizes zwischen Mai und September eher in den Keller zog.

Dass auf solcherlei Statistiken allgemein nicht viel zu geben ist, ist kritischen Beobachtern bekannt. Dass sie nicht als strategische Grundlage für die Portfolioverwaltung herangezogen werden sollten, sowieso. Allerdings ist auch bekannt, wie abergläubisch die Wall Street ist – immerhin vebeißen sich auch durchaus ernst zu nehmende Analysten alljährlich wieder in den statistisch belanglosen Januar-Indikator oder Witz-Barometer wie der Rocksaum- oder den Superbowl-Indikator.

Entprechend bangend wartet man nun auf den April, der nach einem schwachen ersten Quartal einiges wieder gut machen müsste, um die Börse einigermaßen auf die richtige Spur für den Sommer zu bringen. Klappen dürfte das nicht, denn selten war so viel Unsicherheit im Markt wie dieser Tage.

Ein steigender Ölpreis – und ein Horror-Szenario von Goldman Sachs mit einem Barrel-Preis von 105 Dollar – lastet schwer nicht nur auf den Fluggesellschaften, sondern auf der gesamten Börse. Transportkosten steigen und verteuern Konsumgüter, Verbraucher müssen an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen. Dazu kommt, dass der durchschnittliche Amerikaner ohnehin seit Monaten mehr ausgibt als er an Einkommen frei verfügbar hat. So steigt die Verbraucherverschuldung auf historische Höhen.

Die Notenbank beobachtet derweil inflationäre Tendenzen in einem Markt, der sich auf weiter steigenden Zinsen einstellen muss. Das könnte die Bau-Blase zum Platzen bringen, die in regelmäßigen Abständen immer wieder Kauflust an die Börse gebracht hatte.

Dass bei den größten Unternehmen in Corporate America die Köpfe rollen – im ersten Quartal gingen Carly Fiorina bei Hewlett-Packard, Harry Stonecipher bei Boeing, Hank Greenberg bei AIG, Michael Eisner bei Walt Disney, und Morgan Stanley stellt sich gegen Phil Purcell – bringt weitere Unsicherheit an die Börse, ebenso die Ermittlungen der SEC gegen den Versicherer AIG.

Die Aktie von AIG hat im ersten Quartal übrigens 13 Prozent an Wert verloren, getoppt wird dieser Verlust nur durch General Motors. Der Autobauer hat nach einer substanziellen Warnung 26 Prozent abgegeben. Gemeinsam sind die beiden Aktien für gut die Hälfte der Dow-Verluste im ersten Quartal verantwortlich, zu den weiteren großen Verlierern gehören aber Verizon, Home Depot, JP Morgan und Microsoft mit Einbrüchen im jeweils zweistelligen Prozentbereich.

Der Dow notiert am letzten Handelstag von Q1 nahe am Quartalstief, für Nasdaq und S&P 500 gilt dasselbe. Die Hoffnungen der Anleger ruhen auf dem April, der Startschuss – respektive: Glockenschlag – für die nächste Etappe fällt am frühen Freitagmorgen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 01-04-2005 16:54

Finanzmärkte
Schwacher Arbeitsmarkt schwächt Zinssorgen nur kurz

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...z-1227063.html

Starlight 01-04-2005 19:56

Die Vor- und Nachteile eines schwachen Arbeitsmarktes

Jede Medaille hat zwei Seiten, und die Wall Street hat das am Freitag anhand des Arbeitsmarktberichts auch wieder einmal gelernt. Der Arbeitsmarkt hat sich im März deutlich schwächer entwickelt als erwartet – das veranlasste zunächst eine Rallye an den US-Börsen, und dann einen ziemlich steilen Einbruch.

Für beide Kursbewegungen gibt es triftige Gründe. Ein schwacher Arbeitsmarkt, so die Lesart der Insider direkt nach Bekanntgabe der Daten, lässt die zunehmende Angst vor Inflation zunächst einmal sinken. Die Fed dürfte sich von den März-Daten sicher nicht zu unerwartet starken Zinsscritten gedrängt sehen. Den Markt freut das, denn nach sieben Zinsanhebungen um jeweils einen Viertelpunkt hatten viele Experten angesichts der aufziehenden Inflations-Wölkchen einen größeren Sprung um einen halben Punkt im April befürchtet.

Diese Sorge war durchaus berechtigt. Der Zusammenhang gestaltet sich dabei wie folgt: Ein starker Arbeitsmarkt – also ein geringeres Angebot an qualifizierten Bewerbern – könnte zu unerwartet hohen Lohnforderungen führen. Mit den Löhnen steigen die Produktionskosten der Unternehmen, die in einem Umfeld steigender Preiskraft – das hat die Notenbank bereits diagnostiziert – schnell an die Kunden weitergegeben würden. Die Inflationsschraube wäre eine Runde weiter gedreht.

Nun ist das Schreckensszenario erst einmal vom Tisch. Einzelhandel und Produzierendes Gewerbe haben zusammen gut zwanzigtausend Arbeiter entlassen, und auch in anderen Sektoren fielen die März-Zahlen schwächer aus als erwartet. Mit 110 000 neuen Stellen hat die US-Konjunktur nicht einmal die Hälfte dessen erreicht, was erwartet worden war. Und dass die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit September 2001 nicht mehr, beunruhigt wirklich keinen – die Zahl gilt als eine der unzuverlässigsten im Statistikdschungel.

Erst Stunden nach dem Report, nach dem Jubel über sinkendes Inflationsrisiko und einer damit einhergehenden Rallye an den Aktienmärkten fiel der Wall Street auf, wie schlecht der Arbeitsmarkt wirklich dasteht – und welche negativen Folgen das hat. In der Tat fielen die Zahlen nun bereits in acht der letzten zehn Monate schwächer aus als erwartet. Und diesmal wurden nicht einmal die 150 000 Jobs geschaffen, die statistisch als notwendig gelten, um angesichts des Bevölkerungswachstums zumindest Stabilität zu gewähren.

Das gibt zu denken. Ein stabiler Arbeitsmarkt ist schließlich viel weniger das Fundament einer schrecklichen Inflation als vielmehr einer stabilen Volkswirtschaft. Weniger Jobs bedeutet weniger Geld in den Taschen der Verbraucher. Die Nachfrage nach langlebigen Gütern sinkt seit geraumer Zeit, und die Fabrikbestellungen reflektieren den negativen Trend. Die Autoabsätze sind am Boden, und dass Öl und Benzin weiter nahe ihren historischen Höchstständen handeln, verschärft die Situation. Das wiederum lässt sich nicht zuletzt am erneut schwachen Verbrauchervertrauen ablesen.

Völlig klar, also, dass die Börse zum Start des zweiten Quartals im roten Bereich handelt. Ein klarer Indikator für das laufende Quartal mag der Auftakt nicht sein, doch sind die Probleme dieses ersten April-Tages symptomatisch für den aktuellen Markt. Für Kursgewinne fehlt der Börse zurzeit jede Voraussetzung, der statistisch beste Monat für Dow und Co. dürfte diesmal manchen Anleger enttäuschen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 04-04-2005 18:10

Die Berufung von Bruder Ben

Wenn in zwei Wochen die Kardinäle zur Konklave in die Sixtinische Kapelle ziehen, dann werden sie sehen wie schwierig es ist, einen so erfahrenen und weisen Hirten zu ersetzen, wie Papst Johannes Paul II. einer war. Vor ähnliche Schwierigkeiten sieht sich die US-Regierung gestellt, die im nächsten Jahr einen Nachfolger für Alan Greenspan finden muss.

Für die Banker an der Wall Street ist Alan Greenspan durchaus was Johannes Paul II. für die Gläubigen im Rest der Welt war. Wann immer Greenspan spricht – in dieser Woche wird das am Dienstag und Freitag vor verschiedenen Gremien sein – hört der Markt gebannt hin. Interessanterweise sind die faktenreichen Analysen des 79-Jährigen oft weniger verständlich als die religiös-philosophischen Ausführungen des Papstes. Die richtige Zinspolitik scheint eben schwieriger zu finden zu sein als der Weg ins Himmelreich, das aber laut Matthäus 19,24 zumindest den erfolgreichen Spekulanten ohnehin verschlossen bleiben dürfte.

Wie dem auch sei: Das Pontifikat Johannes Paul II. ist zu Ende, und die Konklave muss einen Nachfolger bestimmen. Nach 26 Jahren steht die Kirche vor keiner leichten Aufgabe, länger als der Pole Karol Woityla haben schließlich nur Petrus selbst und Pius IX gedient.

Die Amtszeit von Alan Greenspan geht im Januar nächsten Jahres zu Ende – länger als er hat überhaupt niemand gedient. Greenspan steht der Fed seit 1987 vor und beriet in seiner Funktion als oberster Qährungshüter die Präsidenten Reagan, Bush I, Clinton und Bush II. Was die Personalpolitik in Washington leichter machen dürfte als im Vatikan: Der Fed-Chef wird nicht auf Lebenszeit verpflichtet.

Dennoch ist eine sorgfältige Auswahl angebracht. Als potenziellen Nachfolger für Greenspan nannten Experten in den letzten Jahren immer wieder Ben Bernanke, der seit drei Jahren im Vorstand der Notenbank sitzt. Am Montag macht Bernanke Schlagzeilen, und stellt die Wall Street vor ein Rätsel. Präsident George W. Bush, so heißt es aus dem Weißen Haus, wolle Bernanke zum Vorsitzenden seines wirtschaftspolitischen Beratergremiums CEA machen.

Das ist eine zweifelhafte Ehre für Bernanke. Denn einerseits kann sich niemand vorstellen, dass der Notenbanker einen so angesehenen Posten im Weißen Haus nur als Sprungbrett nutzen und sich nach acht Monaten an die Spitze der Fed verabschieden würde. Andere, wie der New Yorker Volkswirtschaftsprofessor Dr. Irwin Kellner, sehen durch ein Amt in der Bush-Regierung sogar Bernankes zukünftige Glaubwürdigkeit beschädigt. Immerhin ist die Fed nicht der Regierung oder gar einer politischen Partei verpflichtet, sondern streng unabhängig.

Andererseits stellt sich die Frage, welchen Einfluss der angesehene Fed-Mann in einem Gremium hätte, das zuletzt wenig Einfluss auf Präsident Bushs tatsächliche Wirtschafts- und Fiskalpolitik hatte. Regelmäßig wurden die Empfehlungen des CEA nämlich von anderen Beratern in Bushs Gremium übergangen. Bernkanke hingegen dürfte wenig Interesse an einem Posten haben, der ihn von einem der wichtigsten Entscheidungsträger der Fed zu einem Verkäufer für die nicht unumstrittene Politik des Präsidenten degradieren würde.

Dass Bernanke den Job beim CEA aber annehmen will, ließe natürlich auch einen Umkehrschluss zu. Unter einem so prominenten Sprecher könnte der Einfluss der Gruppe steigen.

Ob Bernanke den Posten erhält, wird in den nächsten Wochen von Senat entschieden. Ob Bernanke den Posten annehmen sollte, könnte sich unter Umständen erst viel später erweisen. Für eine Rückkehr zur Fed muss es dann nicht zwingend zu spät sein. Immerhin setzt bei der Notenbank niemand Unfehlbarkeit voraus und, wie gesagt, kein Posten in der amerikanischen Politik- und Finanzwelt wird auf Lebenszeit vergeben.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 05-04-2005 20:27

Phil Purcells Chefsessel wackelt

Der Bulle Wall Street kämpft und tritt und schlägt um sich. Wer je bei einem Rodeo war, weiß, dass es nicht leicht ist, eine solche Bestie zu kontrollieren. Mancher Reiter wird abgeworfen, bemerkenswert ist eigentlich nur, wie lange sich mancher in Fell und Lederriemen verbeißen und seinen Fall herauszögern kann.

Philip Purcell ist dieser Tage einer der hartnäckigsten Reiter. Der CEO von Morgan Stanley sieht sich von allen Seiten Angriffen ausgesetzt, am lautesten von einer selbst ernannten „Achtergruppe“, in der sich frühere Vorstandsmitglieder und Großaktionäre vereinigt haben, die zusammen 11 Millionen Aktien und damit etwa 1 Prozent des legendären Investmenthauses kontrollieren.

Die Achtergruppe hat CEO Purcell Anfang März einen Brief geschrieben. Man sei um die Performance der Firma besorgt, heißt es darin, und flugs werden die wichtigsten Parameter abgehakt – Widerspruch scheint danach eigentlich zwecklos.

Auf Sicht der letzten fünf Jahre hinke Morgan Stanley dem S&P-Branchenindex für Investmentbanken um 40 Prozent hinterher. Über die letzten vier Jahre hat die Aktie von Morgan Stanley 27 Prozent an Wert eingebüßt, während die namhaften Kollegen Goldman Sachs, Lehman Brothers und Merrill Lynch allesamt Gewinne aufweisen können. Die Volatilität der Aktie notiert weit über dem Branchendurchschnitt.

Die „Achtergruppe“ nennt auch gleich die Gründe für das schwache Abschneiden von Morgan Stanley. Das Management sei nicht ausreichend auf Verbesserung der Margen aus, das Ertragswachstum sei vor allem im Brokergeschäft schwach und der Vorstand falsch besetzt. Letzteres ist der Punkt, der an der Wall Street hohe Wellen schlägt. Einerseits, so heißt es im Brief an CEO Purcell, sei dieser selbst fehl am Platz. Der ehemalige Chef von Dean Witter, der nach dem Merger die Führung bei Morgan Stanley übernahm, fokussiere zu sehr auf das Broker- und Kreditkartengeschäft und vernachlässige das hoch profitable Investmentbanking.

Die Folge: Die Männer der „Achtergruppe“ „verlangen einen neuen CEO“. Umso lauter seit letzter Woche, als Purcell zwei auch über Morgan Stanley hinaus anerkannte Top-Manager gehen ließ, um zwei Günstlinge zu Vizepräsidenten zu befördern, die ihm zuvor Loyalität geschworen hatten. Ein solches Vorgehen sei „eine Schande“, heißt es im Brief, allein der „sofortige Abschied“ von CEO Purcell selbst könne die aktuelle Situation noch retten und die verlorenen Manager vielleicht wieder zurückbringen.

Purcell hat sich auf die Vorwürfe der „Achtergruppe“ bislang nicht offen geäußert. Selbst auf wiederholte Bitte wichtiger Branchenmedien gewährte der umstrittene CEO kein Interview, was die weitere Berichterstattung entsprechend einseitig machte und die Situation eher eskalieren als heilen ließ.

Zum Wochenbeginn nun reagiert Purcell, und zwar mit einer eigenwilligen Entscheidung. Ohne große Vorwarnung soll sich Morgan Stanley von der Kreditkartenabteilung Discover trennen, deren Ausgliederung zwischen 9 und 11 Milliarden Dollar bringen könnte. Abgesehen davon, dass diese Reaktion auf ziemlich konkrete Vorwürfe der „Achtergruppe“ ziemlich spät kommt, ist sich die Wall Street nicht einig über den wirklichen Nutzen einer solchen Aktion. Ein Analyst bei Punk Ziegel glaubt nicht, dass die beiden Firmenteile getrennt mehr wert wären als zusammen. Auch die Credit Suisse sieht einen Verkauf von Discover nicht als Gewinn für Morgan Stanley, und die Kredit-Expeten von Moody’s setzen das Unternehmen sogleich auf die Watchlist.

Philip Purcell ist also kein Befreiungsschlag gelungen, im Gegenteil: Der umstrittene CEO ist noch ein wenig umstrittener geworden. Oder anders gesagt: Der Bulle, auf dem er reitet, ist noch ein wenig böser geworden. Vielleicht kommt ja doch bald der Rodeo-Clown angestapft und beruhigt die Bestie. Aus London kamen bereits am Montag Gerüchte an die Wall Street, nach denen der Finanzriese HSBC ein 75 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot an Morgan Stanley erwäge. Von Purcell gab es darauf keine Reaktion, von der „Achtergruppe“ auch nicht.

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Starlight 06-04-2005 19:31

Gewinnprognosen der Wall-Street-Analysten sind gestiegen

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1231408.html

Starlight 07-04-2005 20:53

Pharmazeuten haben erneut Ärger mit COX2-Stoppern

Erst zwei Tage ist es her, dass Pfizer seine Prognosen für das laufende Jahr deutlich zurücknehmen musste und die Aktie abstürzen sah. Dabei hatte es bei einem Analystentreffen auch gute Nachrichten gegeben: Für die umstrittenen Präparate Celebrex und Bextra sah man keine Gefahr. Zwei Tage später sieht sich der Pharmazeut widerlegt – und einen Schritt tiefer in der Krise.

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA, die neue Medikamente prüft und den Markt überwacht, hat Pfizer am Morgen aufgefordert, das Schmerz- und Arthritismittel Bextra vom Markt zu nehmen. Die Risiken und Nebenwirkungen des Medikaments überstiegen bei weitem den Nutzen des Mittels. Darüber hinaus habe Bextra keine Wirkung, die nicht auch andere verwandte Präparate hätten.

Die FDA hat ihre Anweisung übrigens in aller Ruhe übermittelt, und ohne Panik zu säen. Dass die Behandlung von Patienten mit Bextra gefährliche Nebenwirkungen haben und sogar eine tödliche Hautkrankheit auslösen könnte, sei bislang nur durch wenige Fälle dokumentiert. Nur sechs von einer Million Patienten hätten entsprechend auf Bextra reagiert.

Pfizer distanziert sich vom Urteil der FDA, hat Bextra aber mit sofortiger Wirkung in USA und Europa zurückgerufen.

Nicht ganz so drastisch ist der Befund der Ärzte für Celebrex, den zweiten COX2-Stopper. Bei dem seien die Nebenwirkungen nicht so krass, meint das Expertengremium. Celebrex darf weiter verkauft werden, bekommt künftig aber einen schwarz umrandeten Warnhinweis, ähnlich den erschreckenden, aber wenig wirksamen Killer-Aufdrucken auf Zigarettenschachteln.

Obwohl dem Management bei Pfizer am Donnerstagmorgen folglich kaum zum Feiern zumute ist, hätte vieles schlimmer sein können. Der Pharma-Analyst bei Lehman Brothers meint gar, dass Pfizer künftig höhere Umsätze bei Celebrex einfahren könne, da Bextra-Patienten – und die bereits vor einem halben Jahr betroffenen Vioxx-Nutzer – neue Behandlungen suchten. Der dicke Warnhinweis dürfe dabei kein wirklicher Marktnachteil sein, heißt es, denn den trügen bald sämtliche COX2-Stopper.

Lehman Brothers rechnet dennoch damit, dass Pfizer die gerade erst auf 2 Dollar pro Aktie gesenkten Ertragsprognosen noch einmal um bis zu 7 Cent senken muss. Dass das im Donnerstagshandel nicht für größere Verluste sorgt, hat zwei Gründe. Zum einen hat der Markt eben erst vernommen, wie Pfizer über die nächsten drei Jahre restrukturieren und ab 2008 etwa doppelt soviel Kosten sparen will wie bisher angenommen. Die langfristigen Aussichten sind also nicht so schlecht.

Zum anderen kamenm die schlechten Nachrichten für Celebrex und Bextra alles andere als aus heiterem Himmel. Als der Dow-Konkurrent Merck im Oktober letzten Jahres sein Medikament Vioxx vom Markt nehmen musste, standen die beiden Pfizer-Mittel sofort mit in dn Schlagzeilen – immerhin ist die Struktur aller drei Medikamente sehr ähnlich. Die Aktie von Pfizer hat seit dem Aus für Vioxx auch zwischen zehn und zwanzig Prozent an Wert verloren – das Potenzial eines Rückzugs für die eigenen Schmer- und Arthritismittel war also zumindest teilweise eingepreist.

In den nächsten Tagen könnte die Pfizer-Aktie laut Analystenmeinung durchaus nach oben ausschlagen. Dem hohen Verkaufsfdruck am Donnerstag stehen nämlich trotz der schlechten Nachrichten zahlreiche Käufer gegenüber, weshalb die Kursverluste auch im Rahmen bleiben. Technische Experten diagnostizieren damit einen Boden für Pfizer. Zudem gibt es durchaus die Chance, dass Bextra nach weiteren Tests wieder auf den Markt gebracht werden darf – und das ist beim aktuellen Kurs nun bestimmt nicht eingerechnet.

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Starlight 12-04-2005 07:09

Schwerer Blechschaden bei Ford und GM

„Wir haben die automobile Zukunft gesehen, und sie ist wunderbar“, freute sich jüngst ein Kritiker nach der New York Auto Show. In seinem Bericht hebt er auch zwei futuristische Ford-Modelle hervor, doch hat der Konzern zurzeit andere Sorgen als die Zukunft: In der Gegenwart nämlich bleiben Umsätze und Gewinne aus.

Solche Probleme erschließen sich dem Messebesucher im größten Autosalon der Welt natürlich nicht. Der Ford Shelby GR-1 ist ein heißer Schlitten mit 605 PS, den Körper aus poliertem Aluminium zieren Flügeltüren wie Engelsschwingen, und es ist wohl keine Übertreibung, dass – wie der beeindruckte Kritiker schreibt – die Besucher sich lechzend über die Brüstung lehnten und die Speicherkarten ihrer Digitalkameras mit dem GR-1 vollknipsten.

Beeindruckt seien die Massen auch vom GT500 gewesen, „dem heißesten Mustang, den das Ford-Werk je gebar“. Der 450 PS starke 5,4-Liter-V8-Motor treibt einen feuerroten Wagen an mit weißen Rennstreifen und dem Cobra-Logo vorneweg. GT500 und GR-1 sind Fords Vision der Zukunft – doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Am Wochenende hat Ford eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Statt 1,75 bis 1,95 Dollar pro Aktie rechnet man für das laufende Jahr nur noch mit einem Gewinn von 1,25 bis 1,50 Dollar. Damit werden die Prognosen um etwa 25 Prozent gesenkt, und zwar nur drei Wochen nachdem das Management selbige bestätigt hatte, um nicht in den Abwärtsstrudel einer Gewinnwarnung von General Motors zu kommen.

Schuld an den schlechten Aussichten sind, laut Ford-Management, anhaltend hohe Stahlpreise und hohe Sozialversicherungskosten, die vom Ölpreis gedrückte Nachfrage und niedrige Gewinnmargen. Die dürften in der Tat weiterhin leiden, denn die Unternehmen – das befürchtet nicht nur Merrill Lynch – setzen ihre margenerschütternden Sonderangebot fort. Allen voran General Motors: Der Branchenführer verschenkt dieser Tage in seinen Filialen wieder 1000 Wagen im Rahmen einer pressewirksamen Glücksspiel-Aktion. Ford muss bei solchen Spielchen mitziehen, sonst drohen die Marktanteile der strauchelnden Industrielegende weiter zu schwinden.

Apropos Presse: Alles andere als ein geschickter Schachzug ist die Aktion, die sich GM zurzeit mit der Los Angeles Times leistet. Im Ärger über negative Schlagzeilen und die Forderung eines Kolumnisten, CEO Rick Wagoner zu feuern, hat das Unternehmen sämtliche Anzeigen aus dem Blatt zurückgezogen. Das ist ärgerlich für die Los Angeles Times, für die Analysten einen Ausfall von bis zu 1,6 Prozent der Gewinne berechnet haben. Schlimmer könnte die Aktion aber für GM werden: Die Los Angeles Times ist nämlich die größte Zeitung im größten regionalen Automarkt der USA – dort sollte das Unternehmen eigentlich stark repräsentiert sein, auch wenn man sich über eine schlechte Autokritik ärgert.

Analysten und Markenstrategen wie Kelly O’Keefe von O’Keefe Brands nennen GMs Rückzug aus der Los Angeles Times einen „beachtlich dämlichen Schachzug“ und kritisieren das Management des Autoriesen.

Kritik wiederum wird sich auch das Management von Ford anhören müssen. Denn wenn schon Gewinnwarnung Anlass zum Ärger gibt, dann doch umso mehr die Tatsache, dass sich die Chefetage erst vor wenigen Tagen eine satte Gehaltserhöhung genehmigt hat. Für den CEO und Gründerenkel Bill Ford fallen danach für das abgelaufene Jahr 22 Millionen Dollar ab, dem erst vor wenigen Wochen ernannten Präsidenten Jim Padilla überreicht man für dei Zeit vor seiner Berufung ein Paket im Wert von mehr als 6 Millionen Dollar.

So scheint es weniger am hohen Ölpreis zu liegen, dass sich die Wagen von GM und Ford nicht mehr so gut verkaufen wie dereinst. Vielmehr ist die Schuld im Management beider Konzerne zu suchen. In beiden Chefetagen ist in den letzten Jahren unglaublich schlecht gearbeitet und noch viel schlechter für die Zukunft geplant worden:

Der Herausforderung aus Asien, von wo benzinsparende Autos den US-Markt überrollen, hat man sich nie wirklich gestellt. Wozu auch? Die Entwicklung sparsamer Modelle hätte ja Geld gekostet und wahr aus Washington nicht verlangt. Insofern kämpft man heute sehr wohl mit dem hohen Ölpreis, zumal GM und Ford das meiste Geld mit einer Reihe unverschämt durstiger SUV machen wollten. Doch ist das Problem mit dem hohen Ölpreis nicht mehr als die Folge eines internen Problems.

Anleger durchschauen die Situation, und so fahren die Aktien beider Autohersteller auch am Montag auf der Verliererstraße. Für Ford geht es um 6 Prozent bergab, für GM um 2 Prozent. Hoffnung auf Besserung gibt es kurzfristig nicht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 12-04-2005 17:07

Charttechnik
Fehlende Umsätze werfen Schatten auf Kurserholung an Wall Street
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1232046.html

Starlight 12-04-2005 17:13

US-Defizit: 61.000.000.000 $$$$$$$$$$$

Weil die Amerikaner zunehmend Güter aus dem Ausland importieren, klafft in der Handelsbilanz der USA ein immer größeres Loch: Mit 61 Milliarden Dollar erreichte das Defizit im Februar einen neuen Höchststand.


Damit wurde erstmals die Marke von 60 Milliarden Dollar überschritten. Im Januar hatte das US-Handelsbilanzdefizit noch bei 58,5 Milliarden Dollar gelegen.

Mit einer solch dramatischen Entwicklung hatten Volkswirte nicht gerechnet. Sie hatten lediglich einen leichten Anstieg des Defizits auf 59 Milliarden Dollar prophezeit.

Schere zwischen Importen und Exporten geht weiter auseinander
Als Grund für das Rekorddefizit nannte das US-Handelsministerium die anhaltende Konsumnachfrage nach Importgütern. So seien die Textileinfuhren aus China weiter angestiegen. Auch die Ölimporte nahmen deutlich zu. Die Gütereinfuhren erhöhten sich um 1,7 Prozent auf 135,9 Milliarden Euro, während die Exporte nahezu unverändert bei 100,5 Milliarden Euro blieben.

Das Handelsbilanzdefizit mit der EU vergrößerte sich von rund acht Milliarden auf fast 8,5 Milliarden Dollar. Hingegen konnte das Defizit gegenüber China um 1,5 Milliarden Dollar auf 13,87 Milliarden Dollar gesenkt werden.

Volkswirte erwarten in diesem Jahr einen Anstieg des Handelsbilanzdefizits auf über 700 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr war das Defizit um 24 Prozent auf 617,7 Milliarden Dollar angewachsen. Das sind 5,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Dollar legt überraschend zu
An den Devisenmärkten sorgte das neuerliche Rekorddefizit für eine Tal- und Bergfahrt des Dollar. Zunächst geriet der Dollar unter Druck, nach kurzer Zeit legte er aber zu. Gegen 15.15 Uhr fiel der Euro unter 1,29 Dollar.

Analyst Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zeigte sich erstaunt über die Marktreaktion. Da bereits vor der Bekanntgabe der Zahlen eine hohe Dollar-Nachfrage zu verzeichnen gewesen sei, öffne dies Spekulationen um verdeckte Euro-Abgaben von Notenbanken zur Stabilisierung des Dollar Tür und Tor. "Viele Anleger hatten offenbar mit einer deutlichen Ausweitung des Defizits gerechnet", meinte dagegen Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt.

An den Aktienmärkten hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Der Dax weitete seine Verluste geringfügig aus.


Quelle: ARD online

Starlight 12-04-2005 17:19

Der US-Verbraucher steht vor dem Kollaps

Dass die US-Konjunktur nicht auf ganz so stabilen Füßen steht, wie vor allem die Regierung immer wieder glauben macht, ist längst bekannt. Den hohen Verbraucherausgaben steht eine seit Jahren steigende Verbraucherverschuldung gegenüber. Eine neue Umfrage zeigt, wie schlimm die Situation wirklich ist.

Erst eine Woche ist es her, dass sich der Notenbanker William Poole zu den gegenwärtigen Inflationstrends äußerte. Wenn der aktuelle Trend steigender Preise anhalte, werde die Fed vor drastischeren Maßnahmen nicht zurückschrecken, so der Greenspan-Vertraute. Mit anderen Worten: Die Zinsen dürften weiter steigen, und zwar statt einem viertel vielleicht bald um einen halben Punkt. Die Deutsche Bank sieht den Zinssatz zum Ende des Jahres bei 4 Prozent.

Höhere Zinsen dürften dann aber dem Verbraucher zu schaffen machen. Denn der ist statistisch gesehen keineswegs, wie Präsident George W. Bush in seinem Wahlkampf immer wieder lobte, ein gut gestelltes Mitglied im Club der Eigentümer. Im Gegenteil: Während so viele Amerikaner wie nie zuvor etwas besitzen, gehört ihnen daran so wenig wie nie zuvor – das gilt für Immobilien ebenso wie für Autos und Fernseher.

Die niedrigen Zinsen gekoppelt mit einer exemplarischen Verantwortungslosigkeit haben dazu geführt, dass John und Jane Doe ihre Häuser beliehen und Kredite auf alles und für alles aufgenommen haben. Die Kosten für solche Spielereien fallen monatlich an – und in einem Umfeld steigender Zinsen dürften damit viele Amerikaner bald Schwierigkeiten haben.

Die Experten von Gallup gehen von einem Kollaps der Verbraucherausgaben aus.

Die Zahlen hinter dieser Prognose sprechen eine deutliche Sprache: Der Optimismus der Amerikaner gegenüber ihrer eigenen Kreditsituation ist binnen der letzten vier Wochen um 18 Prozent zurückgegangen. Vor allem die Altergruppe der 19- bis 29-Jährigen scheint immer größere Schwierigkeiten zu haben, die monatlichen Raten abzustottern. Aber auch alle anderen Altergruppen mit Ausnahme der Senioren über 65 machen sich zunehmend Sorgen über ihre Liquidität.

Vom Blick in den eigenen Geldbeutel ist es nur ein kleiner Schritt zur Einschätzung des gesamten konjunkturellen Umfelds – immerhin wird die US-Wirtschaft zu zwei Dritteln vom Verbraucher getragen. Und der ist mittlerweile sehr pessimistisch. Während nur noch 35 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass sich die konjunkturelle Lage verbessert, sehen 56 Prozent die Wirtschaft auf dem absteigenden Ast.

In einer solchen Situation klammert sich mancher fest an seinen Geldbeutel und hält die letzten Kröten fest. Nachdem noch im Februar und März mehr Amerikaner mit künftig steigenden Ausgaben gerechnet haben, zeichnet sich eine Wende ab. 24 Prozent der Befragten, die in den nächsten sechs Monaten mehr Geld ausgeben wollen, stehen 25 Prozent gegenüber, die weniger ausgeben wollen.

Das ist umso ärger als sich manche Ausgaben nicht einschränken lassen. Fixkosten wie Miete – oder eben Kreditzinsen – müssen schließlich gezahlt werden. Der Benzinpreis steigt ebenso wie die Kosten für Lebensmittel, und unterm Strich schmilzt das frei verfügbare Vermögen dahin wie Eis unter den ersten Strahlen der Frühlingssonne. Mancher Einzelhändler bekommt das bereits zu spüren. Nicht nur beim Branchenriesen Wal-Mart enttäuschen die Umsatzzahlen seit einigen Wochen. Entgegen der Lesart des Management haben die jüngsten Einbrüche jedoch nichts mit dem Wetter zu tun, sondern vielmehr mit der finanziellen Situation und dem wachsenden Pessimismus des Verbrauchers.

Wenn die Fed der Inflation weiter mit Zinsanhebungen entgegentritt und gleichzeitig die Preise für Lebensmittel und Energie steigen, so die Experten von Gallup, steht der Kollaps des Verbrauchers unmittelbar bevor.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-04-2005 23:49

Reality-Check für den Visionär Bill Gates

Manch ein Unternehmen blickt dieser Tage auf ein starkes Quartal zurück und sieht die eigene Aktie dennoch fallen, nur weil Analysten mit den Aussichten nicht zufrieden sind. Andere Aktien klettern, weil der Optimismus des Managements die schlechten Umsätze der letzten drei Monate übertrahlt. An der Börse wird eben die Zukunft gehandelt.

Umso erstaunlicher, wie eng die Zukunft manchmal definiert ist. Gerade einmal die Aussichten für die nächsten drei Monate sollen Anlegern als Kauf- oder Verkaufssignal gelten. In einem volatilen Markt mit sinkenden Verbraucherausgaben und hohen Rohstoffpreisen traut sich mancher CEO auch gar nicht, weiter nach vorne zu blicken.

Das war einmal anders. Genau zehn Jahre ist es her, dass Microsoft-Chef Bill Gates einen Bestseller auf den Markt geworfen hat. „The Road Ahead“ hieß das Werk, das heute noch im Buchhandel ist, und das nach einer Dekade zum Reality-Check geradezu einlädt. Gates, ganz Visionär, hat sich seinerzeit mit optimistischen bis futuristischen Ideen nicht zurückgehalten. Heute erscheint manche Idee ein wenig spinnert, die meisten sind jedoch weitgehend eingetroffen.

Doch zunächst zu den Ideen, die sich – Gott sei Dank! – nicht erfüllt haben: „Sie werden ,Vom Winde verweht’ ganz neu ansehen können: Mit ihrem eigenen Gesicht und ihrer eigenen Stimme statt der von Clark Gable oder Vivian Leigh“, mutmaßte der Visionär über eine neue Filmkultur. Ein solches Film-Karaoke ist bis heute nicht auf dem Markt und scheint auch nirgends entwickelt zu werden. Das kommerzielle Potenzial ist wohl zu gering.

„Ihre verlorene oder gestohlene Kamera wird Ihnen eine Nachricht schicken und ihren aktuellen Aufenthaltsort aufzeigen“, phantasierte Gates vor zehn Jahren über Anwendungen im GPS- und E-Mail-Bereich. Ganz so ist es nicht gekommen, doch wird andersrum ein Schuh daraus: Wenngleich nämlich nicht das Handy zur Kamera gekommen ist, dann ist doch die Digitalkamera ins Handy gekommen. Und satellitengesteuerte Ortsbestimmung ist so weit verbreitet, dass mancherorts Neuwagen gar nicht mehr ohne GPS ausgeliefert werden.

Auch andere Visionen sind nicht eingetroffen, liegen aber nahe: Der Geldtransfer von einem Taschencomputer zum nächsten – etwa zehn Dollar von Vaters Börse in des Sohnemanns Portemonnaie – klappt nicht, doch ist „electronic banking“ immer mehr Anwendern vertraut. Lesegeräte am Flughafen, die per Mikrochip überprüfen, ob ein Flugticket bezahlt wurde, gibt es auch nicht. Doch arbeiten Einzelhändler schon seit zwei Jahren mit RFID-Technik, die nach einem ganz ähnlichen Prinzip einen ganzen Einkaufswagen erfasst und vom Kundenkonto abbucht.

Sehr futuristisch klang auch Gates Idee, dass Computerprogramme dem User erlauben würden, in eine Landkarte zu springen und durch fremde Straßen zu navigieren. Kartendienste wie Mapquest.com oder andere Anbieter wie Google beamen den Orientierungslosen heute zwar nicht ins Bild, bieten aber außer detaillierten Karten und Wegbeschreibungen auch Satellitenfotos, auf denen einzelne Häuser und Hinterhöfe klar erkennbar sind.

Punktgenau sagte Gates vor zehn Jahren voraus, dass Kunden vor dem Einkauf Produktbeschreibungen und Kundenrezensionen aus dem Internet holen können: Einkaufsseiten wie Amazon.com oder Shopping.com bieten alle Informationen und offenbaren alle Mängel über Bücher, Fernseher, Kühlschränke und Babybetten. Einen Preisvergleich samt Link zum günstigsten Anbieter gibt es dazu.

Dass sich ein Einkauf trotzdem einmal verzögern und Kunden später als erwartet nach Hause kommen würden, war Gates klar. Dass man deshalb in der Zukunft sein Fernsehprogramm nach eigenem Zeitplan und unabhängig vom TV-Heft genießen könnte, schien ihm ebenso logisch. Jahre später hatte sich diese Idee erfüllt: Über Bezahldienste wie TiVo laufen Filme längst zu jedem denkbaren Zeitpunkt – und werbefrei dazu.

Was den Leser rückblickend wundert, ist allerdings nicht die hohe Trefferquote von Bill Gates. Im Gegenteil: Erstaunlich ist, dass viele Visionen in den letzten zehn Jahren nicht von Microsoft umgesetzt worden sind, sondern von Konkurrenten. Darunter diese letzte: Musik, so Gates anno 1995, komme bald nicht mehr von der CD, sondern könne als elektronische Datei aus dem Internet geladen und in speziellen Geräten überall abgespielt werden. Nach genau diesem Prinzip macht dieser Tage ausgerechnet Microsofts Hauptkonkurrent Apple sein Geld – aus Gates’ Vision wurde der iPod, der ironischerweise immer mehr Microsoftkunden ins Apple-Lager führt.

Das wiederum konnte Bill Gates seinerzeit nun wirklich nicht voraussehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 18-04-2005 20:06

Drei Internet-Werte sollen’s richten

Die Ertragssaison ist in vollem Gange: Allein in dieser Woche meldet ein gutes Drittel aller im S&P-500 notierten Unternehmen, darunter zwölf Dow-Werte. Doch die sind es nicht, worauf sich die meisten Anleger konzentrieren: Vielmehr warten zahlreiche Experten auf drei Internet-Riesen, die ab Dienstag ihre Zahlen vorlegen werden.

Ebay, Yahoo und Google sind die Zauberworte dieser Woche. Nicht wenige Experten auf dem New Yorker Parkett glauben, dass Umsatz und Gewinn dieser drei vergleichweise jungen Hüpfer den Markt mehr beeinflussen dürften als Dow-Schwergewichte wie JP Morgan oder Caterpillar, Du Pont oder Altria Group.

Immerhin: Die drei Online-Werte haben eine ganz besondere Stellung zwischen Hightech und Einzelhandel. Mit ihren Daten zum Anzeigenaufkommen gelten sie einerseits als Indikatoren für den Mediensektor und die Marketingfreude Corporate Americas, andererseits spiegeln ihre Umsatzzahlen ganz deutlich die Konsumfreude der Verbraucher wieder.

Was die Quartalskonferenzen der drei großen Internetwerte – Amazon.com als vierter Branchenriese wird eine Woche später melden – noch interessanter macht: Die einzelnen Papiere haben seit Jahresbeginn zumindest teilweise deutlich nachgegeben. Gute Nachrichten aus den Konzernzentralen dürften folglich recht schnell eine Rallye auslösen. Der Einstieg vor allem in Ebay und Yahoo könnte sich durchaus lohnen, doch wartet man auch auf eine Kettenreaktion, die starke Quartalszahlen in anderen Sektoren auslösen könnten.

Zu den einzelnen Werten: Yahoo hat seit Jahresbeginn mehr als zehn Prozent an Wert verloren und notiert einen Tag vor der Quartalskonferenz knapp unter 33 Dollar. Nach bisherigen Aussagen aus dem Management sind die Erwartungen der Wall Street an die Suchmaschine hoch: Der Umsatz soll um 45 Prozent auf 795 Millionen Dollar gestiegen sein, der Gewinn um 70 Prozent auf 11 Cent pro Aktie. Für das bereits angebrochene zweite Quartal hofft man auf Prognosen von mindestens 12 Cent, 52 Cent sollen es für das Gesamtjahr werden.

Einen Tag nach Yahoo meldet am Mittwoch das Internet-Auktionshaus Ebay. Dessen Aktie hat seit Jahresbeginn fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, obwohl Analysten immer wieder auf das gute Management, internationales Wachstum und das verbesserte Geschäft mit dem Bezahldienst PayPal hingewiesen haben. Allein, das Wachstum in den USA lässt zu wünschen übrig, wie Goldman Sachs bemerkt. Die Erwartungen für Ebay lauten auf einen Umsatz von 1,03 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 18 Cent pro Aktie. Für das Gesamtjahr hofft man auf Prognosen von 77 Cent.

Am Donnerstag schließlich stehen die Zahlen von Google an. Die Aktie der Suchmaschine notiert zum Wochenstart bei 186 Dollar und hat seit Jahresbeginn nur dreieinhalb Prozent verloren – vielleicht ist sie schon deshalb nach wie vor nur für Fans interessant. Doch auch die anderen werden sich die Quartalsbilanz anschauen wollen. Vorab rechnet die Wall Street mit einem Umsatz von 731 Millionen Dollar, womit die Vorjahreszahlen fast verdoppelt würden. Der Gewinn soll um 73 Prozent auf 92 Cent pro Aktie steigen.

Für den Online-Händler Amazon nun erwarten Analysten ein Umsatzwachstum von 24 Prozent auf 1,89 Milliarden Dollar. Der Gewinn soll mit 23 Cent pro Aktie allerdings ein Prozent unter dem Vergleichzeitraum ausfallen.

Zum Wochenstart notieren die vier genannten Online-Aktien allesamt im Plus – während der breite Markt weiterhin auf dem absteigenden Ast handelt. Ob Yahoo, Ebay und Google im Laufe der Woche den Trend umkehren können?

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.


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