Wenn alle die Dinge gleich sehen
von Dr. Bernd Niquet Gerade komme ich zurueck von der Internationalen Kapital- anleger-Tagung des ZfU in Zuerich - und mir schwirrt noch der Kopf. Zwei Tage ein konzentriertes Programm. Und immer wieder die selben Dinge. Nur jedes Mal aus einer anderen Sichtweise. Auch in diesem Jahr sind mir einige ganz besondere Dinge auf- gefallen. Erstens: Fast alle Referenten, von den notorischen Optimisten wie Kenneth Rogoff bis hin zu den ewigen Skepti- kern wie Marc Faber, teilen im Grunde genommen ein identi- sches Weltbild. Unterschiedlicher Meinung ist man nur in der Gewichtung der einzelnen Faktoren. Zweitens: Niemand hat auch nur einmal das Wort "Crash" in dem Mund genommen. Drittens: Alle vertreten eine falsche Geldtheorie. Und viertens: Der Trend weiter steigender Rohstoff- und Edelmetallpreise ist so deutlich, dass er an Deutlichkeit nicht mehr zu uebertreffen ist. Wenn an den Boersen jemals "geklingelt" worden ist, dann klingelt es jetzt. Dass die Rohstoff- und Edelmetallpreise (bei aller Volatilitaet) im Trend weiter steigen werden, ja steigen muessen, ist so eindeutig, dass fast kein Zweifel moeglich ist. Bleibt alleine die Frage, ob so etwas eigent- lich moeglich ist. China wird weiter wachsen, Indien wird weiter wachsen, alle Emerging Maerkte werden weiter wachsen. Das wird aufgrund der riesigen Anzahl der Menschen, um die es hierbei geht, die Rohstoffpreise ansteigen lassen. Betrachtet man die Welt als Ganzes, dann geht die Industrialisierung eigentlich erst jetzt richtig los. Was bisher in den bisherigen Industrie- staaten passiert ist, ist nur ein regionales und zumindest selektives Phaenomen. An einem weiteren und langfristigen Anstieg der Rohstoffpreise fuehrt damit kein Weg vorbei. Keiner! Die Loehne in China und Indien betragen nur etwa zwei (!) bis drei (!) Prozent des Lohnniveaus der Industrielaender. Es gibt daher keinen Mechanismus, die Verlagerung der Produktion zu stoppen. Selbst wenn China seine Waehrung um 100 Prozent aufwerten wuerde, waere das nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. Von Lohnzurueckhaltung unsererseits ganz zu schweigen. Spiegelbildlich zu der hohen Produktion und dem vergleichsweise geringen Konsum in den aufstrebenden Laendern steht der hohe Konsum und die geringe Produktion in den USA. Daraus ergeben sich Ungleichgewichte, die nach Anpassung ver- langen. Der Konsens der Meinungen sieht diese Anpassung als langsamen Prozess, von riesigen Verwerfungen bis hin zu einem Crash spricht hingegen niemand mehr. Wirklich niemand. Das macht mich natuerlich etwas besorgt. Denn wenn niemand vom Crash spricht, dann ist es durchaus eine gefaehrliche Situation, die durch den ueberbordenden Optimismus an allen Assetmaerk- ten ebenfalls widergespiegelt wird. Die pessimistischste Meinungen, die ich gehoert habe, kam von Ralph Acampora und lautete, dass die Aktien im Jahr 2006 um etwa 20 Prozent kor- rigieren koennten, dann aber wieder eine treffende Chance fuer die naechsten Jahre boeten. Doch so etwas ist wohl kaum pessimistisch zu nennen. Hintergrund dieser Denkweise ist bei allen Marktteilnehmern die These von der "vagabundierenden Ueberschussliquiditaet", die ueberall hinstroeme, die Kurse treibe und von niemandem mehr recht eingefangen werden koenne. Wer meine Kolumnen re- gelmaessig liest, weiss, dass das Unsinn ist. Es gibt keine Ueberschussliquiditaet. Es gibt nur einen Ueberoptimismus. Hier koennte also eine zweite Achillesferse der Marktein- schaetzung zu finden sein. Was also tun? Ich plaediere dafuer, in die steigenden Aktien- kurse die Aktienbestaende etwas abzubauen und vom Gegenwert den einen Teil sofort in Rohstoffen (nicht aber Rohstoff- aktien) anzulegen und den zweiten Teil zu parken, um auf eine Korrektur der Commodities zu warten, um dann noch staerker dort zu investieren. Auf Sicht von fuenf bis zehn Jahren muesste sich das gut rechnen. Man darf zwischendrin aber nicht zittrig werden und sich durch heftige Preisschwankungen abschuetteln lassen. Es scheint mir an dieser Stelle durchaus angebracht, wieder das alte Kostolany-Beispiel auszugraben und es auf die heutige Zeit umzuwandeln: Rohstoffe kaufen (Endloszertifikate), in die Apotheke gehen, Schlafmittel nehmen, nach fuenf bis zehn Jahren schliesslich aufwachen und sich freuen. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Es gibt keinen Realismus an den Börsen
12:09 30.01.06 Sind es Realisten oder Optimisten, die jetzt die Aktien kaufen? Und beim Gold? Sind es Goldoptimisten, die kaufen? Oder Systempessimisten? Es ist gar kein Pessimismus, der die Leute jetzt ins Gold treibt, schreiben mir viele Leser. Wer jetzt Gold kauft, ist vielmehr ein Realist. Ich komme dann stets mit der Gegenthese: Es gibt an den Märkten sowieso keinen Realismus. Es ist völlig unmöglich, an den Märkten Realist zu sein. Man kann immer nur Optimist oder Pessimist sein. Aber niemals Realist. Jeder Realismus kann sich stets nur auf die Gegenwart beziehen. Ein Realist kann man nur dann sein, wenn man glaubt, dass eine Aussage korrekt wiedergibt, was gegenwärtig der Fall ist. Da es an den Märkten jedoch ausschließlich um die Diskontierung der Zukunft geht, versagt das Realitätskriterium hier schon definitionsgemäß. Außerdem könnten Märkte niemals funktionieren, wenn es hier einen Realismus gäbe. Denn Marktpreise kommen stets nur dann zustande, wenn es zwei Marktseiten gibt. Doch wenn es prinzipiell möglich wäre, zu wissen, was gegenwärtig und zukünftig der Fall ist, wer sollte dann noch die Gegenposition dazu bekleiden. Dann müsste man behaupten, dass bei jedem Handel stets ein Kluger und ein Dummer aufeinandertreffen. Ich halte das für problematisch und sehe daher den Realismus an den Märkten als eine Unmöglichkeit an. Man kann immer nur optimistisch oder pessimistisch sein. Man kann zuversichtlich oder skeptisch eingestellt sein, aber niemals Realist sein. Natürlich ist das ein Schock für viele, wenn sie plötzlich erfahren, dass sie das, was sie immer zu sein glaubten, gar nicht sind. Aber ist es nicht ebenso ein Schock, dass das Prosa ist, was Sie hier lesen? Mit den besten Grüßen! Bernd Niquet berndniquet@t-online.de |
Was ist eigentlich Geld
von Dr. Bernd Niquet Ein Gespenst geht um in den Weltfinanzen - das Gespenst der uebermaessig ausgeweiteten Geldmengen. Und alle Maechte des alten Establishments haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbuendet. Die Financial Community teilt sich in dieser Hinsicht in zwei Gruppen auf: Die eine Haelfte hat eine falsche Geldtheorie. Und die andere Haelfte hat gar keine. Die entscheidende Frage lautet: Was ist eigentlich Geld? Die Ausfuehrungen der Wirtschaftswissenschaften zu diesem Thema sind beschaemend. Es existieren so viele Gelddefinition wie es unterschiedliche Theoriestroemungen gibt. Wenn die Aerzte die Krankheiten genauso definieren wuerden wie die Oekonomen das Geld, dann waeren wir alle schon laengst tot. Im Endeffekt erleben wir damit eine Anti-Objektivierung und Demokratisierung der Wissenschaft: Dem groessten gemeinsamen Nenner wird die Regentschaft auf Zeit verliehen. Was Geld ist und was nicht, ist nicht Resultat einer Sachentscheidung, sondern ein Kompromiss der verschiedenen Auffassungen. Das Geld regiert die Welt, doch keiner weiss eigentlich so genau, was darunter zu verstehen ist. In der Tyrannei kannte man den Unterdruecker noch sehr genau. In der Geldwirtschaft hingegen bleibt der Regent ein Phaenomen - und der Einzelne der sub- jektiven Spekulation ueberlassen. Was fuer ein Befund. Und dann passiert auch noch das Schlimmste vom Schlimmen. Ueber die Geldmenge M3, auf die sich zwischenzeitlich ein grosser Konsens als relevante Gelddefinition geeinigt hat, werden ab sofort von der US-Notenbank keine Zahlen mehr ver- oeffentlicht. Nun droht also der absolute Blindflug. Zeter und Mordio werden gerufen, und die Verschwoerungstheorien spriessen aus dem Boden: Jetzt gehe es unserem Geldwesen an den Kragen. Doch wie kann man eigentlich glauben, dass es dem Geld an den Kragen geht, wenn gar nicht klar ist, was Geld ist? Ein Phantom laesst sich doch nicht so einfach aufknuep- fen. Das Schwierige am Geld ist, dass es eine Doppelfunktion aus- uebt. Geld ist einerseits der Wertstandard, in dem alles, was selbst nicht Geld ist, bewertet wird. Und andererseits selbst ein Aktivum. Wenn ich fuenf Aepfel besitze, die jeder einen Euro wert sind, dann habe ich ein Vermoegen von fuenf Euro. Aber ich habe kein Geld. Hier beginnt das grosse Missver- staendnis des Geldes. Und es setzt sich fort, wenn man von Aepfeln zu weit liquideren Anlageformen kommt. Nehmen wir zuerst eine Staatsanleihe. Ist sie Geld? Nein, denn ich kann mit ihr nicht bezahlen. Sie ist zwar in Geld bewertet und zudem jeden Tag zu Geld zu machen, doch sie ist selbst kein Geld. Was ist mit einer Spareinlage? Ist sie Geld? Das ist schon schwerer, denn um sie fuer Zahlungen einzusetzen, muss ich sie nicht am Markt zu Geld machen, denn sie ist ja schon irgendwie Geld. Allerdings kein richtiges Geld und ein "Geld", das nicht heute, sondern erst spaeter verfuegbar ist. Spareinlagen sind also kaum als Geld zu bezeichnen. Und jetzt wird es ganz schwierig. Was ist mit den Sichteinla- gen bei einer Geschaeftsbank? Sind sie Geld? Denn sie sind taeglich verfuegbar und unbeschraenkt zu Zahlungen einsetz- bar. Wo ist jetzt noch der Unterschied zu Bargeld, also zu Geldscheinen oder Guthaben bei der Zentralbank? Das Fatale ist, dass in normalen Zeiten hier kein Unterschied zu merken ist. Im Gegenteil, Sichtguthaben erfuellen eigentlich viel besser die Geldfunktion als das Bargeld, weil sie viel besser zu transferieren und damit fuer Zahlungen zu benutzen sind. Und dennoch ist es unsinnig, Sichteinlagen als Geld zu be- zeichnen. Denn es gibt einen entscheidenden Unterschied: Geldscheine und Guthaben bei der Zentralbank sind Forderungen gegen die Zentralbank. Und Sichtguthaben bei Geschaeftsbanken sind stets Forderungen gegen eine Geschaeftsbank. Geht die Geschaeftsbank pleite, ist das Sichtguthaben futsch. (Und man muss auf den Einlagensicherungsfonds hoffen.) Das Bargeld und das Guthaben bei der Zentralbank bleiben davon hingegen unbe- ruehrt. Die Auswirkungen einer derartigen Interpretation unseres Geldwesens fuer das Verstaendnis der gegenwaertigen Lage der Weltfinanzen sind enorm. Aus Platzgruenden werde ich sie Ihnen jedoch erst am naechsten Wochenende an dieser Stelle naeher ausfuehren koennen. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Alles in Ordnung mit unserem Geld
von Dr. Bernd Niquet In der letzten Woche habe ich versucht, Ihnen eine passable Gelddefinition zu praesentieren. Sie lautet: Nur Bargeld ist Geld, also Geldscheine und Guthaben bei der Zentralbank. Denn nur sie sind Forderungen gegenueber derjenigen Stelle, die als einzige Bargeld emittieren kann. Sichtguthaben hingegen sind immer Forderungen gegenueber einer Privatbank. Sie er- fuellen zwar die Geldfunktion genauso gut wie Bargeld - manchmal vielleicht sogar besser -, doch sie sind stets dem Bonitaetsrisiko der Geschaeftsbank ausgesetzt. Sichtguthaben und alle weiteren geldnahen Aktiva wie Termin- guthaben und Spareinlagen koennen also stets nur in einem be- stimmten Verhaeltnis zum Bargeld entstehen oder von den Ge- schaeftsbanken "geschoepft" werden. Sie sind Forderungen fuer den Halter und Verbindlichkeiten fuer die Bank - und damit prinzipiell nichts anderes als die sonstigen Derivate. Hier existiert ein ganz aehnlicher "Turm" von Forderungen und Ver- bindlichkeiten, der auf einer streng limitierten Menge von Zentralbankgeld errichtet wurde. Das ist prinzipiell das Gleiche, wie es in der Finanzmaerkten bei Derivaten auf Ak- tien, Rohstoffe oder sonstige Kontrakte der Fall ist. Nun ist die Situation beim Geld jedoch einerseits einfach, andererseits verzwickter. Denn da das Geld (im Gegensatz zu den Aktien) der Wertstandard einer Geldwirtschaft ist (alle Waren werden in Geldpreisen ausgedrueckt und nicht in Aktien- preisen), ergibt sich fuer die Besitzer von Geldderivaten (also Sichtguthaben etc.) ein Vorteil und ein Nachteil: Der Vorteil ist, dass das Halten von Geldderivaten kein Kurs- aenderungsrisiko beinhaltet (der Preis von einem Euro Geld- derivat ist stets eins, also ein Euro). Der Nachteil ist allerdings, dass der Halter jedoch stets dem Systemrisiko ausgesetzt ist. Das bedeutet, wenn das Geldwesen als Ganzes zusammenbrechen wuerde, dann leidet der Besitzer von Geld- derivaten selbst dann darunter, wenn die Geschaeftsbank, ge- gen die er seine Forderungen hat, eigentlich die beste Boni- taet besitzt. Halter anderer Aktiva hingegen koennten davon unberuehrt bleiben. Aktien, Devisen und Rohstoffe haben bei einer Geldkrise sicherlich gute Chancen als Mittel zur Wert- erhaltung zu fungieren und daher in ihrem Kurs deutlich zuzu- legen. So - das war jetzt ganz schoen kompliziert. Und was laesst sich daraus folgern? Die wichtigsten Punkte sind fuer mich die folgenden: Die Zentralbankgeldmengen sind weltweit nicht sehr stark angestiegen. Was hingegen deutlich zugelegt hat, sind die hoeheren Aggregate wie M3. Das jedoch heisst: Der Geldumlauf hat sich keineswegs besorgniserregend gesteigert. Es wird nur ein immer groesserer "Turm" darueber gebaut. Muss uns das Sorgen machen? Einerseits denke ich nicht, denn die institutionellen Veraenderungen des Finanzwesens haben dazu gefuehrt, dass heute viel staerker mit Derivaten gear- beitet wird. Mann muss dazu nur einmal einkaufen gehen und beobachten, wie wenig Menschen ueberhaupt noch Geld benutzen. Aber auch der Anlagesektor bietet geldnahe Aktiva in Huelle und Fuelle, was bis vor einigen Jahren alles noch nicht der Fall war, so dass alle Statistiken, die Vergleiche zu den Siebziger und Achtziger Jahren anfuehren, deutlich hinken. Auf der anderen Seite ist jedoch auch nicht zu verleugnen, dass hier mittlerweile ein derart grosses Rad gedreht wird, dass einem schwindeln kann. Die Buecher der Banken und Fi- nanzinstitutionen blaehen sich immer staerker auf. Forderun- gen und Verbindlichkeiten explodieren wie die Pilze nach ei- nem warmen Regenguss. Ich muss nur an mein eigenes Depot den- ken, bei dem die ABN Amro ueber die ganzen Rohstoffzertifi- kate mittlerweile zum groessten Risiko geworden ist. Wenn hier irgendein Unfall passieren wuerde ... Doch das sind nur dumpfe Aengste ... Wer allerdings Bargeld direkt haelt, braucht sich tatsaech- lich keinerlei Sorgen zu machen. Man sollte beispielsweise nur daran denken, dass die Zentralbankgeldmenge in den USA zu mehr als hundert Prozent durch Gold gedeckt ist. Da sieht man einmal, wie sehr der Augenschein doch oft taeuschen kann. Dollarscheine sehen zwar aus wie Fetzen Papier, sind letzt- lich jedoch hart wie Gold. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
100 Jahre André Kostolany
Von Bernd Niquet Vor einer guten Woche wäre er hundert Jahre alt geworden, der „Altmeister“ der Börse, André Kostolany. Auch ich gehöre natürlich zu seinen Schülern – und auch mir ist es so gegangen wie vielen, dass ich schon in den frühen achtziger Jahren mit dem Buch in der Hand sehnsüchtig gestanden und auf ein Autogramm gewartet habe. Und natürlich, um vielleicht doch irgendwie eine ganz persönliche Einschätzung zu erhalten. Kosto, der erste und vielleicht einzige echte Popstar, den die Börse in den vergangenen Jahrzehnten herausgebracht hat. Ich habe damals im Zeitschriftenarchiv alle alten „Capital“-Nummern herausgesucht, die Kosto-Kolumnen kopiert und zu einem dicken Buch binden lassen. Und natürlich die Bücher gelesen. Viele Dinge sind bis heute unübertroffen – und werden es wohl auch auf ewig sein. Alleine die Geschichte des Vergleiches von Wirtschaft und Börse mit dem Spaziergang von Herrchen und Hund. Beide kommen auf jeden Fall zur gleichen Zeit zu Hause an. Doch was zwischenzeitlich passiert, ist weder kalkulierbar noch wichtig. Denn man braucht sowieso die vier großen „G“, um an der Börse Erfolg haben zu können: Gedanken, Geduld, Geld und Glück. Fehlt nur eines davon, dann sieht es schlecht aus. Kostolany hat das sogar auf eine Formel gebracht. Auch hier wieder unübertroffen. „An der Börse ist zwei Mal zwei stets fünf minus eins: 2*2=5-1.“ Ohne Berücksichtigung des Zeitfaktors ist also alles paradox. Die Gleichung geht erst dann auf, wenn genug Zeit verstreicht, um die Gedanken zur Geltung kommen zu lassen. Am meisten geschätzt habe ich stets Kostos Geisteshaltung. Den Kapitalismus zu verteidigen und ihn trotzdem kritisch zu sehen. Den Leuten etwas beibringen zu wollen, sich selbst aber nicht zu wichtig zu nehmen. Natürlich war er für die Tagesspekulanten nur ein alter Geschichtenerzähler. Doch wer bei Kostos Tod im Jahr 1999 ein Trader war, ist heute pleite. Und wieder hat der Altmeister Recht bekommen. Ja, Kostolany war ein begnadeter Geschichtenerzähler. Und genau darin lag seine Größe! Schließlich steht eine explizite Theorie dahinter. Sie lautet: „Der Finanzmarkt ist eigentlich ein Theater, an dem immer wieder das selbe Stück gespielt wird, allerdings jedes Mal unter einem anderen Namen.“ Besser kann man das nicht sagen. Doch genau an dieser Stelle beginnt die Schwierigkeit beim Verstehen von Kostolanys Weisheiten. Und nicht nur dieser; es ist vielmehr ein allgemeines Problem: Es gibt grundsätzlich zwei Arten des Verstehens – ein inneres und ein äußeres Verstehen. Unsere Wissenschaft reduziert sich auf das äußere Erkennen der Dinge. Hier werden Gesetzmäßigkeiten aufgestellt, welche zwischen den Dingen gesetzmäßige Beziehungen herstellen. Hierüber Bescheid zu wissen, ist wichtig. Es ist jedoch erst der erste Schritt. Der zweite Schritt ist es, dieses Wissen innerlich erlebbar zu machen. Und das geht nur durch eigene Erfahrungen. Das heißt: Kostolany kann man eigentlich erst dann wirklich verstehen, wenn man selbst erlebt hat, worüber er schreibt. Das ist natürlich paradox, weil seine Texte eigentlich schon beim ersten Lesen durchaus nicht einfach zu verstehen sind. Doch wie sollte eine Lektüre über etwas Paradoxes wie die Börse diese angemessen beschreiben und selbst nicht paradox sein. Das ist völlig unmöglich. Genau an dieser Stelle unterscheiden sich denn auch die Kenner von den Anfängern: Das Schwere leicht nehmen, das kann jeder Dummkopf. Doch um das Leichte schwer zu nehmen, dafür braucht man mindestens zwanzig Jahre Börsenerfahrung. Quelle: Instock.de |
Alles nur ein Spiel?
von Dr. Bernd Niquet Manchmal kommen mir Zweifel, wie lange das eigentlich noch gut gehen kann so. Meistens passiert das dann, wenn ich mein Depot durchgehe und die jeweils neuen Kurse eintrage. Irgend- etwas geht da immer beinahe senkrecht in die Hoehe. Derzeit kraenkelt der Dax etwas - zudem habe ich hier fast gaenzlich Kasse gemacht - da schnellen die Rohstoffaktien in die Hoehe als gaebe es kein Morgen mehr. Und unten auf der Strasse, da schuften der Baecker, der Handwerker und der Besitzer des Lebensmittelladens beinahe rund um die Uhr, um ihren Lebens- unterhalt zu bestreiten. Wer mit den Finanzen zu tun hat und sie einzusetzen weiss, der wird immer reicher. Und wer nur seine Arbeitskraft hat, wird immer aermer. Das ganze Leben ist nur ein grosses Spiel ums Geld und mit dem Geld. Wir gleiten anscheinend nicht nur mental, sondern auch wirtschaftlich und finanziell in die Spielphase zurueck. Kann so etwas gut gehen? Eine Antwort darauf ist nur schwer zu geben - und vor allem in den gaengi- gen Kategorien gar nicht zu erfassen. Der groesste Fehler der oekonomischen Theorie ist es aus mei- ner Sicht, dass sie stets am arbeitenden, konsumierenden und investierenden Haushalten und Unternehmen ansetzt. Dabei ent- steht ein idealistisches Zerrbild, denn in Wirklichkeit ist es wohl eher die Anhaeufung und Mehrung der Vermoegen, die unser Wirtschafts- und Finanzsystem antreibt. Ich habe dazu einmal geschrieben, dass frueher - vor den Weltkriegen sowie in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg - die Versor- gung der Menschen mit Guetern das primaere wirtschaftliche Problem darstellte, das sich heutzutage jedoch radikal umge- kehrt hat: Frueher wurden wir von einem Guetervakuum gezogen, heute hingegen werden wir von einem riesigen Vermoegensberg nach vorne getrieben. Die herrschende Meinung verkennt in diesem Zusammenhang, dass es sich hierbei um ein ganz normales Systemphaenomen handelt und nicht um einen temporaeren Spezialfall, wie uns immer wieder vorgegaukelt wird. Dahinter steckt natuerlich erneut ein Theoriedefizit. Die gaengige Lehre verkuendet uns naem- lich, dass es nur die Zentralbanken sind, die durch ihre lockere Geldpolitik den Anlagebedarf schaffen, den wir gegen- waertig beobachten und der die Kurse treibt. Doch nichts koennte falscher sein. Es ist nicht das Geld, das die Kurse treibt, sondern es ist das Vermoegen. Je hoeher das Vermoegen der Leute, umso hoeher die Kurse. Und umso hoeher die Kurse, umso hoeher die Vermoe- gen. Man sieht sofort, dass wir es hier mit einer sich selbst verstaerkenden Bewegung zu tun haben. Das System schaukelt sich immer weiter nach oben - und zwar weitgehend ohne das Zutun der Notenbanken. Das wird allerdings nicht verstanden, weil fast alle Menschen das Bild im Kopf haben, dass es das Geld ist, was die Kurse antreibt. Sie glauben, das Geld be- faende sich auf der Suche nach Anlage. Dass dem allerdings nicht so ist, zeigt bereits das einfache Gedankenspiel, dass jedem Kauf immer ein Verkauf oder eine Neuemission gegenueber steht. Und das heisst: Das Geld sucht zwar eine Anlage, aber es kann aus prinzipiellen Gruenden keine finden, weil Geld immer Geld bleibt und ein Asset immer ein Asset. Transforma- tionen sind dabei prinzipiell ausgeschlossen. Aus Geld kann nie eine Aktie werden und aus einer Aktie niemals Geld, Steigt jedoch das Vermoegen, steigen also beispielsweise die Aktien, dann zieht das Diversifizierungstendenzen nach sich, was dazu fuehrt, dass anschliessend auch alle anderen Aktiva ansteigen. Das Geld ist dabei nicht mehr als das "Medium of Exchange", also das Mittel, in dem diese Transaktionen abge- wickelt werden muessen. Seine Menge ist relativ egal, da sei- ne Umlaufsgeschwindigkeit voellig flexibel ist. Wie ist diesem Zirkel nun zu entkommen? Auf jeden Fall nicht durch eine Reduktion der Geldmenge, weil dadurch das Vermoe- gen nicht verkleinert wird. Sondern nur durch eine grosse Vermoegensentwertung. In Gleichgewichten gesprochen: Das Ver- moegen muesste so weit entwertet werden, bis sich die Arbeit wieder lohnt. Doch welche Kraft koennte eine derartige Anpas- sung erreichen? Eigentlich geht es nur, wenn der Konsens der dauernden Ver- moegensmehrung von innen her durchbrochen wird. Wenn aus dem "Reichwerden" ploetzlich eine "Rette-sich-wer-kann-Strategie" wird. Und hier spielen die Notenbanken natuerlich sehr wohl eine Rolle. Im Jahr 2000 ist so ein ploetzlicher Bruch des Konsenses passiert, und es grenzt an ein Wunder, dass nicht ein oder zwei Generationen vergangen sind, bis man wieder Vertrauen gefasst hat. Vielleicht kommt der richtige Knack- punkt ja erst in den naechsten Jahren. Ostern jedoch werden sicherlich noch keine Eier zerplatzen. In diesem Sinne ein frohes Fest! ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Berlusconi-oder: Woher der nächste Diktator ?
von Dr. Bernd Niquet
Ueber das Osterfest habe ich einen bemerkenswerten Aufsatz von Jan Henrik Stahlberg gelesen, der gerade seinen neuen Film "Bye, bye, Berlusconi" herausgebracht hat. (Quelle: Die Welt, 15.4.2006). Was waere, so fragt Stahlberg, wenn Berlus- coni nur ein Vorreiter einer generellen Entwicklung waere? Natuerlich ist ein Mann wie Berlusconi, vergleicht man Deutschland und Italien, wohl nur in Italien und nicht bei uns moeglich. Doch das Prinzip besitzt auch bei uns Gueltig- keit. Worum geht es beim "Prinzip Berlusconi"? Die etablierte Poli- tik hat ihre Handlungsfaehigkeit und vor allem ihre Glaub- wuerdigkeit verloren. Niemand vertraut mehr darauf, dass die Politik unsere Probleme loesen und das Auseinanderdriften unserer Gesellschaften verhindern kann. Die Menschen haben den Eindruck, alles bleibe im Dickicht des Parteidenkens ste- cken. Nichts geht mehr. Und dann, so Stahlberg, kommt ploetzlich einer daher, der sagt: Schluss damit! Jemand, der selbst kein Politiker ist, sondern jemand, der sich von ganz unten nach ganz oben hoch- gearbeitet hat, es also bewiesen hat, dass so etwas geht. Jemand, der sich nicht beschneiden laesst und sich nicht ein- flechtet in den politischen Proporz, sondern der genauso die Schnauze voll hat wie der Buerger selbst. Und selbst wenn er irgendwo Dreck am Stecken hat: Ist er nicht dennoch viel glaubwuerdiger als die Sesselfurzer, Be- denkentraeger und Selbstbereicherer in der Politik? Und was, wenn er sogar keinen Dreck am Stecken hat? Wenn er vollkommen untadelig ist? Hier nun beginnt das Gedankenexperiment. Und ploetzlich sind wir in Deutschland. Stahlberg weist darauf hin, dass un- laengst der Fernsehmoderator Guenther Jauch in einer "Volks- umfrage" zum "liebsten Bundeskanzler" gekuert worden ist - und schreibt: "Und was waere, wenn dieser Kandidat, der also ganz anders waere als Berlusconi, aber eben neu und unver- braucht, wenn er versprechen wuerde mit diesem ganzen politi- schen Filz aufzuraeumen? Wenn er vorgeben wuerde, endlich auch dem kleinen Mann die Fesseln zu lockern? ... Was waere, wenn da ein unglaublich erfolgreicher Mann sagen wuerde, er ginge in die Politik, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen? Und was waere, wenn dieser Mann dann auch noch den Medien genehm waere?" Ich denke, man kann gegenwaertig wohl kaum relevantere Fragen stellen. Wer jetzt allerdings versucht, noch weiter zu den- ken, begibt sich auf eine extreme Gratwanderung. Ein zerfal- lendes System laesst sich sicherlich nicht von innen, sondern nur von aussen reformieren. Das Nervendste unserer aktuellen Gegenwart ist das andauernde Hick-Hack, der ewige Streit zwi- schen ewig gleichen Protagonisten, der entweder nie aufhoert oder aber in einem faulen Kompromiss fuer alle Seiten endet. Doch wie saehe dagegen eine darueber stehende Vernunft aus? Und vor allem: Was passiert mit denjenigen, die eben nicht der Meinung sind, dass das, was die Mehrheit fuer vernuenftig haelt, vernuenftig ist? Je weiter man vordringt, desto groesser werden also die Fra- gen. Das Stellen der richtigen Fragen bringt keine Antworten, sondern nur noch weitere Fragen. Doch die Menschen wollen Antworten. Wahrscheinlich ist dieser Themenkreis daher fuer unsere Zukunft wichtiger als die Demografie, die Rente, die Krankenkassen, der Iran und vielleicht sogar als die Roh- stoffpreise. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Die Finanzierung unseres Lebens
von Dr. Bernd Niquet Fuer mich ist es ein grauenvoller Befund: Heutzutage kann man nicht einmal mehr irgendwo auf die Toilette gehen, ohne dabei von einem Grossunternehmen gesponsert zu sein. Nichts geht heute mehr ohne den Zuspruch von oben. Musikbands werden von Konzernen wiedervereint und finanziert, der Sport hat sich vollends den Unternehmen unterworfen, Film und Fernsehen wer- den von der Werbung ebenso dominiert wie die Stadtbilder. Ohne das alles geht nichts mehr. Graffiti wird angeprangert, Werbeplakate hingegen nicht. Und jetzt macht man nicht einmal mehr vor dem Klo Halt. Koennen wir so etwas eigentlich wol- len? Nicht nur unsere Gesellschaft driftet immer staerker ausein- ander, den einen geht es immer besser, die anderen hingegen werden immer aermer. Auch unsere gesamte Oeffentlichkeit spaltet sich entzwei. Auf der einen Seite werden die Dinge staendig gigantischer, die Filme aufwaendiger, die Sportler immer teurer, die oeffentliche Aufmerksamkeit groesser und das Publikum zahlreicher - und auf der anderen Seite gibt es stetig wachsende Nischen, in denen jeder alles machen und sagen kann, in denen die Aufmerksamkeit jedoch aeusserst be- grenzt ist. Wir haben es also mit zwei sich eigentlich widersprechenden, aber dennoch parallel laufenden Tendenzen zu tun: Hier eine weitgreifende Gleichschaltung, dort eine unglaubliche Hetero- genisierung. Auf der einen Seite wird uns eine immer giganti- schere Einheitsglocke uebergestuelpt, andererseits waren die Freiheiten und Chancen, etwas Eigenes zu machen, noch niemals so gross wie heute. Was ist nun der entscheidende Unterschied zwischen beiden Entwicklungen? Bezogen auf den einzelnen Menschen ist die eine aussengesteuert, die andere hingegen von innen gesteu- ert. Der sich allem bemaechtigende oeffentliche Einheitsbrei wird uns vorgesetzt, ob wir wollen oder nicht. Die Nischen hingegen koennen und muessen wir uns selbst schaffen und ent- decken. Um diesen Sachverhalt einmal zu verbildlichen, koenn- te man sagen: Auf unserem Lebensweg fliegt uns taeglich zu- nehmend lauter Mist um die Ohren. Es wird immer schwerer, sich durch diesen Hoellensturm aus Irrelevantem, Billigem, Imitiertem und Willkuerlichem durchzukaempfen und darueber nicht zu vergessen, was man an wirklich Wertvollem in sich traegt. Beinahe alles, was uns in der Welt der grossen und breiten Oeffentlichkeit um die Koepfe schwirrt, hat mit wirklichem Wert nichts zu tun. Es sind Konsumprodukte, darauf getrimmt, besonders gut und problemlos verbraucht zu werden. Ob wir sie in den Mund nehmen, in die Nase pusten, in die Ohren schwin- gen, in unser Wertpapierportfolio aufnehmen oder in den Hin- tern stecken ist letztlich egal. Alle derartigen Produkte sind nichts anders als eben Produkte. Bezeichnenderweise kommt das Wort "Produkt" vom lateinischen "producere = vor- fuehren"; das Produkt ist also das Vorgefuehrte, die Vorfueh- rung. Es ist zeitgemaess, sonst wuerde es sich nicht verkau- fen, und es ist deshalb stets dem Verfall ausgesetzt. Und manchmal muss man sich in der Tat fragen, wer denn hier nun vorgefuehrt wird, das Produkt oder der Konsument und der In- vestor. Heute laufen die Aktien, gestern die Bonds und morgen die Zertifikate. Alles in Gang gesetzt von einer riesigen Werbe- maschine. Bezahlt wird mit Papiergeld, doch die Aktien, Bonds und Zertifikate gibt es nicht einmal auf Papier. Wer mit- macht, der wird reich. Doch kann er seinen Reichtum ueber die Zeit sichern? Zweifel sind sicherlich angebracht und gehoeren zum System. Doch nicht nur die Zweifel, auch die temporaeren Entwertungen gehoeren zum System. Der Ballon bleibt nur im Gleichgewicht, wenn er ab zu einmal Luft ablaesst. Vielleicht sollte man dem allen doch etwas Zeitloses, Echtes und Bestaendiges entgegen setzen. Auch wenn damit die Sinkge- schwindigkeit sukzessive zunimmt. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Nichts als neue Buerokratie
von Dr. Bernd Niquet Jetzt hat die Koalition also das Elterngeld beschlossen. Wer Kinder bekommt und dafuer im ersten Jahr zur Kinderbetreuung zu Hause bleibt, erhaelt Geld vom Staat. Von der Intention her sicher eine richtige Massnahme. Ob sie viel bringt, steht freilich auf einem anderen Stern. Doch das Entscheidende ist: Wir alle versinken durch das Elterngeld noch tiefer im Stru- del der Buerokratie. Es ist so hoffnungslos, dass man eigent- lich nur noch weinen kann. Ich erinnere mich noch an die Feststellung der Entgelthoehe fuer den Kindergartenplatz unserer Tochter. Beitragseinstu- fung nach dem Kita- und Tagespflegekostenbeteiligungsgesetz heisst das, und es bedeutet die Einreichung von Gehaltsab- rechnungen und wenn nicht vorhanden des Einkommensteuerbe- scheids, dann das Anlegen einer Akte, das Verwalten einer Akte, das Legen auf Wiedervorlage ... und die Frage, wie das nur alles beim Elterngeld werden soll? Da brauchen wir sicherlich eine voellig neue Behoerde. Also her mit der Elterngeldbehoerde! Was wird man da wohl alles einreichen muessen fuer den Bezug des Elterngeldes? Die Ge- burtsurkunde des Kindes, Anmeldung beim Einwohnermeldeamt, Bescheinigungen des Arbeitgebers, schriftliche Festlegung des temporaeren Ausstiegs aus dem Job, Gehaltsabrechnungen, die letzten drei Einkommensteuerbescheide, eidesstattliche Versi- cherung, dass man tatsaechlich zur Kinderpflege den Job ruhen laesst, Bankverbindung und sicherlich noch jede Menge anderer Unterlagen dazu. Berge von Frageboegen werden zu beantworten und von der Behoerde computermaessig zu erfassen, zu kontrol- lieren, nachzupruefen und auf die Fristigkeiten zu ueberwa- chen sein. Sind wir eigentlich alle vollkommen verrueckt geworden? Warum gewaehrt man Eltern nicht einen steuerlichen Freibetrag oder eine Steuersubvention. Oder setzt die Steuersaetze fuer Eltern herab. Hier wird doch wieder nur der naechste Wasser- kopf geschaffen, mit neuen Buerokraten und vielleicht sogar einem neuen Gesetz und einer neue Behoerde. Bald koennte es also kommen, das Elterngeldgewaehrungsgesetz. Und dann das erste Korrekturgesetz des Jahres 2007 zum Elterngeldgewaeh- rungsgesetzes des Jahres 2006. Und immer so fort. Waehrend wir uns immer tiefer im selbstfabrizierten Dschungel verstricken, verbringen viele anderen Nationen ihre Zeit mit produktiver Arbeit. Das scheint mir ein viel wichtigerer Punkt unserer Konkurrenzprobleme zu sein als dieses andauern- de enervierende Gerede ueber die vermeintlich so hohen Loehne in unserem Land. Ich selbst denke immer mit einigem Grauen an den Mai. Denn da heisst es die Einkommensteuererklaerung zu fabrizieren. Tau- sende von Zahlen, Hunderte von Belegen, und wenn ich gut und schnell bin, schaffe ich es an einem Wochenende. Hinzu kommt natuerlich die Umsatzsteuererklaerung - und hier die besonde- re Schwierigkeit, die vierteljaehrlichen Voranmeldungen nun in einer Gesamterklaerung zusammenzufassen und das Ganze dann auch noch mit der Einkommensteuererklaerung abzugleichen. In diesen Tagen im Mai denke ich dann nicht nur, sondern bin mir voellig sicher, dass wir alle kollektiv den Kopf verloren haben. Das Gleichnis mit dem Seefahrer Stoertebeker draengt sich auf, der mit abgeschlagenem Kopf und nur noch einem Ziel durch die Gegend wankt, wenigstens noch einige der Seinigen zu retten. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Das Bildnis unserer Gesellschaft
von Dr. Bernd Niquet Eigentlich mag ich es ja nicht, Entwicklungen von Nationen und Gesellschaften mit den Entwicklungen einzelner Menschen zu vergleichen - doch hier draengt sich der Vergleich in ei- ner Art und Weise auf, dass ich ihn nicht mehr umgehen kann. Wie ist es eigentlich, wie laeuft das Leben eines Menschen ab? Meine Beobachtungen sehen folgendermassen aus: In der Jugend ist man frei und risikolustig. Alles ist moeglich und nichts ist wirklich gefaehrlich. Alles ist erlaubt - und wer viel verbietet und erschraenkt, ist nur ein alter Spiesser. Regeln sind nur fuer das ganz Grobe und fuer die wenigsten Dinge erforderlich, ansonsten schraenken sie einen nur ein und ver- hindern den Spass und die Kreativitaet. Dann wird man aelter, steigt in die Berufswelt ein, lehnt sich erst gegen das ganze neue Regelwerk auf, arrangiert sich dann aber frueher oder spaeter und mehr oder weniger damit. Und dann spielt man mit - und wird selbst aktiv. Auf der be- ruflichen wie auf der persoenlichen Ebene. Frueher war es egal, ob man auch bei kaltem Wetter nur ein T-Shirt anhat oder sich auf einen kalten Stein setzt. Mit zunehmendem Alter ist das jedoch alles nicht mehr so leicht, weswegen man Regeln und Gesetze fuer sich selbst erfindet: Wer zu duenne Sachen anhat, bekommt eine Erkaeltung! Setz dich nicht mehr auf kalte Unterlagen, sonst passiert etwas mit der Blase oder der Prostata! Essen muss man jetzt ebenfalls regelmaessig. Vorher war es egal, wann und was man zwischen die Kiemen bekam. Beim Alko- hol ebenfalls. Doch heute gibt es festgelegte Zeiten, festge- legte Orte, festgelegte Mengen und festgelegte Inhalte und Zutaten. Man fuehlt sich so wohler, man liebt die selbst ge- setzten Regelmaessigkeiten - und zwar gleich aus zwei Gruen- den: Einerseits geht es einem dadurch besser und andererseits ist man damit zudem leistungsfaehiger. Bald jedoch kommt ein weiterer Schritt: Bestimmte Dinge kann man nicht mehr tun, andere muss man jetzt tun fuer die Ge- sundheit. Dann muss man zum Arzt und zur Kur - und alle diese Unternehmungen rauben einem so viel Zeit, dass man zu den wichtigen Dingen gar nicht mehr kommt. Man muss ja auch nichts wirklich Wichtiges mehr tun, denn im Grossen und Gan- zen ist man abgesichert und ob und was man jetzt tut, sind doch beinahe nur noch Marginalien. Es geht um nichts mehr wirklich. Es geht nicht mehr um Kopf und Kragen wie in der Jugend, um grosses Glueck und himmelschreiendes Elend, son- dern nur noch um matte Schattierungen von Pastelltoenen. Eigentlich wuerde man ja noch einmal einen grossen Angriff wagen, doch andererseits geht es einem doch viel zu gut da- fuer. Warum also dir Aufregung. Langsam verstrickt man sich immer mehr - und zwar sowohl in aeussere wie selbstgesetzte Verordnungen, was man tun darf oder muss und was auf jeden Fall zu unterlassen ist. Und das Ende der Tage verbringt man dann damit, dass das Schreiben einer einzigen Postkarte zur tagesfuellenden Beschaeftigung wird. Es ist ja auch sehr muehsam und kompliziert, schliesslich muss man die Karte kau- fen, sich auf der Post fuer die Briefmarke anstellen, die Adresse heraussuchen, sich einen Text einfallen lassen und dann auch noch zum Briefkasten gehen. Irgendwann stirbt man - und neue, juengere Menschen ueberneh- men das Zepter. Diese Tatsache ist das Einzige, denke ich, was verhindert, dass das eben geschilderte Beispiel eine hun- dertprozentige Uebereinstimmung mit der Entwicklung unseres Landes aufweist. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Es lebe die grosse Koalition
von Dr. Bernd Niquet Das Leben ist ja sonst nicht so lustig, da sollte man schon ab und zu mit lustigen Menschen sprechen, sagt der lustige Mensch, mit dem ich in diesem Moment spreche. Denn alle Vor- stellungen, die wir uns machen, sind doch immer falsche Vor- stellungen, es sind immer Vorstellungen von Vorstellungen und niemand kann sich so recht vorstellen, dass man sich schon falsch vorstellt, wovon man hinterher erst recht eine falsche Vorstellung hat. Das Tatsaechliche ist also tatsaechlich im- mer anders, oft sogar das Gegenteil von dem, was man sich tatsaechlich die ganze Zeit ueber vorgestellt hat. Unsere Regierung muss jetzt also die Steuern erhoehen, sagt der lustige Mensch, mit dem ich in diesem Moment spreche, und zwar deswegen, um den Menschen, die dadurch weniger Geld in der Tasche haben, wieder mehr Geld in die Taschen zu geben. Das kann man nun verstehen oder nicht, wobei es voellig egal ist, was man sich vorstellt oder was man sich nicht vor- stellt, denn die Tatsachen sprechen doch tatsaechlich immer fuer sich selbst. Wir haben die groesste Steuererhoehung seit 1949. Jetzt nimmt man den Reichen das Geld weg, um es den Armen zu geben, weil man es vorher und jetzt auch noch einmal den Armen genommen hat und nimmt, um es den Reichen zu geben - und ausserdem hat die Mehrheit der Bevoelkerung ja klar fuer die grosse Koali- tion gestimmt. Man muesse sich da nur die Wahlergebnisse an- schauen, sagt der lustige Mensch, dann sehe man, dass das richtig ist und dass es natuerlich voelliger Unsinn sei, dass letztlich niemand fuer die grosse Koalition gewesen waere, da doch das Wahlergebnis eben tatsaechlich etwas ganz anders aussage, und zwar voellig egal, ob man sich das jetzt nun so vorstelle oder nicht. Und wenn man nicht mehr nehmen koenne, dann muesse man eben an anderer Stelle weniger geben, um eben an der richtigen Stelle das Richtige geben zu koennen. Wenn man jetzt das Kin- derkriegen foerdern wolle, dann waere das beschlossene El- terngeld natuerlich die richtige Massnahme, meint er. Schliesslich koennen die Kinder selbst mit dem Geld nichts anfangen, weswegen es auch durchaus folgerichtig ist, wenn man zur Finanzierung des Elterngeldes das Kindergeld kuerzen wuerde. Wenn das schliesslich nicht reichen wuerde, meint er, und die grosse Koalition ist da ganz mit ihm einig, dann muesse man den Eltern eben an anderer Stelle Geld wegnehmen, um ihnen dann zielgerichtet das Elterngeld gewaehren zu koennen. Na- tuerlich sei es vorstellbar, meint er weiter, dass das El- terngeld, dass der Staat fuer das Elternsein gewaehrt, letzt- lich zweckentfremdet werden koennte und zur Begleichung der Steuerschuld benutzt werden koennte, welche die Steuererhoe- hung zur Finanzierung des Elterngeldes im Budget der Eltern geschlagen habe. Doch daraus einen geschlossenen Kreislauf abzuleiten, bei dem das Elterngeld komplett wieder zum Staat zurueckfliessen wuerde und sich so letztlich selbst finanzie- ren wuerde, waere natuerlich in Anbetracht der Kinder, die ja nun zusaetzlich mit der Kuerzung des Kindergeldes zurechtkom- men muessten und der nachfolgenden Generationen, von denen man nun nicht mehr genau wisse, ob sie durch diese Massnahmen nun zahlreicher oder weniger werden wuerde, eine gaenzlich falsche Vorstellung, ueber die man wirklich nur lachen koen- ne. Weiterhin lachen solle man ueber die Mehrwertsteuer, die Ver- sicherungssteuer, den Sparerfreibetrag, die Pendlerpauschale, das Arbeitszimmer, den Spritaufschlag und die geldwerten Leistungen, weil einem ja sonst sowieso nichts anderes uebrig bleiben wuerde. Schliesslich muessen die Subventionen fuer die Unternehmen, die man eigentlich streichen wollte, aber nicht streichen konnte, weil sich niemand mehr im Dickicht zurechtgefunden hatte, nicht einmal der groesste Koalitio- naer, ja irgendwie finanziert werden. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Wie entsteht eigentlich Vermoegen?
von Dr. Bernd Niquet In den vergangenen zwei Wochen hat es an den Maerkten heftig eingeschlagen. Interessant daran ist, dass damit genau spie- gelverkehrt die Ereignisse des Vorjahrs konterkariert wurden: 2005 ist alles gestiegen, Aktien, Bonds, Renten und Devisen. Es war egal, was man gekauft hatte, es ist alles gestiegen. Im jetzigen Mini-Crash ist hingegen alles gefallen: Aktien, Bonds, Renten und Devisen. Es war egal, was man gekauft hat- te, es ist alles gefallen. Viele Leute mag erstaunt haben, dass es die Rohstoffe und insbesondere die Edelmetalle dabei am meisten erwischt hat. Hatte man nicht gerade Gold und Silber als Versicherung gegen den Crash angeschafft? Und nun musste man erleben, dass gera- de diese Versicherungen im Mini-Crash am staerksten unter die Raeder kamen. Ich denke, wir muessen das alle als eine Lek- tion betrachten: Sollte es wirklich einmal hart auf hart kom- men, also ein wirklicher Crash oder Schlimmeres anstehen, wie ja viele Leute heute so vehement befuerchten, dass sie dieses Ereignis schon beinahe herbei sehnen, dann gibt es nur eine Vermoegensanlage, die nicht an Wert verliert - und das ist das Geld! Bargeld! Cash! Was anschliessend, nach dem Crash dann passiert, steht in den Sternen. Doch wer sich fuer den Ausbruch des Schlimmsten wappnen will, fuer den gibt es nur eines: Genug Bargeld hal- ten! "Nach dem Gelde draengt, am Gelde haengt doch alles", muss man folglich auch Goethe heute korrekt in die Gegenwart uebersetzen. In den vergangenen zwei Wochen ist viel Vermoegen vernichtet worden. Doch was ist das eigentlich fuer Vermoegen? Wie ist es entstanden? Oder noch allgemeiner: Wie entsteht eigentlich Vermoegen? Im Grunde genommen gibt es zwei verschiedene Wege der Entste- hung von Vermoegen: Einerseits, indem in einer Gesellschaft mehr erwirtschaftet wird als anschliessend verbraucht wird. Es wird eine bestimmte Menge an Guetern (und Dienstleistun- gen) hergestellt und ein identisch hohes Einkommen erwirt- schaft, doch es werden nicht alle Einkommen in dieser Periode fuer den Konsum verausgabt, sondern gespart und investiert. Dies ist der muehsamere der beiden Wege, da jedem Vermoegens- zuwachs ein Verzicht an Konsum entspricht. Man rackert sich ab, kann jedoch die Fruechte der Arbeit nicht verspeisen, also nicht direkt geniessen, weil man diese Fruechte trocknet und fuer die Zukunft aufbewahrt. Natuerlich gibt es auch ge- nussvolle Ersparnisse und Investitionen, wenn man sich bei- spielsweise ein Haus baut. Doch konsumieren kann man diesen Betrag dann nicht. Der zweite Weg der Vermoegensentstehung ist derjenige der Bewertungsaenderungen. Fuer diese Vermoegensaenderungen muss nur bedingt gearbeitet werden (Mehrleistungen in Aktienge- sellschaften zur Gewinnsteigerung, die anschliessend die Ak- tienkurs erhoehen) und kein Verzicht bei der Verwendung von Einkommen zu Konsumzwecken geleistet werden. Doch es muss ein anderer Verzicht geleistet werden, was aus den Vermoegens- aenderungen ein wahrlich teuflisches Spiel macht. Denn jedes Investment in Aktien, Bonds, Rohstoffe oder Devisen ist nur moeglich, wenn man gleichzeitig auf die Liquiditaet des Ver- moegens verzichtet. Realisierungen von Vermoegenszuwaechsen sind daher fuer die einen nur dann moeglich, wenn die anderen gleichzeitig auf ihre Liquiditaet verzichten. Die Boersen und Finanzmaerkte sind nichts anderes ein Ringel- spiel. Wie gewonnen, so zerrinnen die Vermoegenszuwaechse hier immer wieder. Man sollte also nicht zu viel Vermoegen, das durch Konsumverzicht entstanden ist, den Spielereien der- jenigen aussetzen, die auf nichts weiter als temporaere Li- quiditaet verzichten. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Sigmund Freud und der Aktienmarkt
von Dr. Bernd Niquet Aus gegebenem Anlass zu Sigmund Freuds 150. Geburtsjahr moechte ich heute einmal auf eine regelrecht gespenstische Parallele zwischen unserer zeitgenoessischen Betrachtung des Werkes von Sigmund Freud und unserem aktuellen Verstaendnis des Aktienmarktes hinweisen. Interessant ist dies besonders in Hinsicht auf unseren Fortschrittsglauben, auf unseren Glauben, mit unseren Theorien und Erklaerungen uns immer wei- ter der "Wirklichkeit" anzunaehern, also immer klueger zu werden, denn an diesem Glauben kann und darf man durchaus Zweifeln. Lassen Sie mich zur Vereinfachung einerseits von "frueheren Zeiten" andererseits vom "Heute" reden. Machen Sie sich ein- mal den Spass und nehmen Sie einen Boersenbericht aus einer Zeitung des Jahres 1926 zur Hand und vergleichen Sie ihn mit demjenigen des Jahres 2006. Was sind die Unterschiede? Im Jahre 1926 taucht in jedem Boersenbericht auf, dass sich an der Boerse immer zwei Parteien gegenueber stehen, die Haus- siers und die Baissiers. Dadurch wird verstaendlich, dass die Boerse stets ein Gleichgewicht bildet zwischen den Erwartun- gen beider Parteien. Heute hingegen lesen Sie stets ueber "die Anleger". "Die Anleger kaufen wieder Aktien" oder "Die Anleger kehren dem Markt den Ruecken". Gegen die Marktberich- te von frueher muten die heutigen steinzeitlich an. Oder le- sen Sie das aelteste Buch ueber die Boerse, "Die Verwirrung der Verwirrungen" aus dem Jahr 1688, das von André Kostolany 1994 neu herausgegeben worden ist. Es bestaetigt diesen Be- fund sehr deutlich. Frueher haette zudem niemand gewagt, die Boerse oeffentlich prognostizieren zu wollen, wie das heute tagtaeglich pas- siert. Hier wurden die Argumente beider Seiten dargestellt und das Urteil dem jeweiligen Leser ueberlassen. Man war sich einfach der Schwierigkeiten besser bewusst. Heute hingegen wird mit den ausgefeiltesten mathematischen Modellen noncha- lant die Kursentwicklung prognostiziert, womit allerdings kaum ein Erkenntnisgewinn, sondern nur das Erezeugen einer Illusion verbunden ist. Das bringt uns zu Sigmund Freud. Freuds bahnbrechende Er- kenntnisse waren unter anderem, dass der Mensch in weiten Teilen von Unbewusstem und Verdraengtem gesteuert wird, dass diese Verdraengungen aus der fruehesten Kindheit resultieren und im Rahmen einer psychoanalytischen Behandlung aufgedeckt und beseitigt werden koennen. Heute hingegen ist man der Mei- nung, dass das alles gar nicht mehr notwendig ist, weil es zu lange dauert, zu teuer ist und der Erfolg nicht durch eine naturwissenschaftliche Theorie garantiert ist. Heute misst man Hirnstroeme und untersucht Nervenzellen. Da- mit wird der Mensch nahtlos in die naturwissenschaftliche Theorie eingemeindet. Alles, was nicht in naturwissenschaft- lichen Gesetzmaessigkeiten fassbar wird, ist ploetzlich un- wissenschaftlich oder bestenfalls halbwissenschaftlich. Der Mensch wird nicht mehr als ein Wesen verstanden, dass durch die Innerlichkeit seiner Erlebnisse und Erfahrungen determi- niert ist, sondern wird dem rein aeusserlichen Messen, Zaeh- len und Wiegen preisgegeben. Die Analogie zur oekonomischen Theorie und zur heutigen Analyse und Prognose der Boerse koennte nicht deutlicher zu Tage treten. Was dabei schliesslich konkret heraus kommt, ist in der Psy- chologie teilweise noch haarstraeubender als an den Maerkten. So haben Psychologen beispielsweise Messungen durchgefuehrt, dass bereits eine halbe Sekunde bevor ein Mensch den Ent- schluss fasst, seinen Arm zu heben, Nervenzellen aktiv wer- den, die den Arm steuern. Daraus wird geschlossen, dass es nicht der Wille sein kann, der uns Menschen steuert, sondern wir voellig unserer Hirnchemie und unserer Hirnstroeme unter- worfen sind, die es noch zu untersuchen gilt. Der autonome und eigenstaendig entscheidende Mensch verschwindet damit aus der Psychologie ebenso wie aus der Theorie der Maerkte. Und der Triumph der Naturwissenschaft ist vollkommen, die Natur- wissenschaft hat den Menschen abgeschafft. Doch dann ploetzlich krachen die Maerkte zusammen und Men- schen laufen Amok. Und die Naturwissenschaft mit ihren mathe- matischen Modellen, Hirnchemie und Hirnstroemen bleibt ratlos zurueck. |
Irrtümer der Anlegerpsychologie
09:58 03.06.06 Die Anleger sind dumm und frech, hat der alte Berliner Bankier Carl Fürstenberg vor weit über hundert Jahren gesagt, dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann auch noch eine Dividende haben wollen. Heute hat sich diese Wahrheit deutlich verändert. Heute fällt der zweite Punkt weitgehend weg, weil kaum mehr jemand eine Dividende verlangt, dafür beobachten wir gewaltige Multiplikationsprozesse in Hinsicht auf den ersten Punkt. Zu Fürstenbergs Zeiten besaß man noch die Demut, einen Markt als einen Markt zu betrachten, als ein unüberschaubares Ganzes, dass sich der vollständigen Beschreibung und damit auch jeder detaillierten Prognose naturgemäß entzieht. Heute hingegen sind überall unerfüllbare Erwartungen eingezogen, selbst dort, wo man es kaum vermutet. Kaum ein Anleger wird sich der Behauptung entziehen, dass ein Grossteil der Börsenentwicklung Psychologie ist. Doch das ist natürlich völlig falsch und zeigt nur wieder einmal, wie oft doch die Menschen ungeprüft Dinge nachplappern und wie wenig selbst nachgedacht wird. Denn die Psychologie ist die Wissenschaft von der menschlichen Psyche, die wiederum als die Gesamtheit der bewussten und unbewussten seelischen Vorgänge und geistigen Funktionen des Menschen definiert ist. Die Börsenentwicklung kann also in großen Teilen durch die Psyche bestimmt werden, kann aber niemals Psychologie sein, weil das eine Berechenbarkeit unterstellt, die jedoch mit dem Marktverhalten unvereinbar ist. Zu meiner großen Verblüffung gibt es jedoch tatsächlich Menschen, die an eine derartige Berechenbarkeit glauben. In der neuen Ausgabe des „Smart Investor“ schreibt beispielsweise Diplom-Psychologin und Master Certified Coach Monika Müller: „Heute steht fest: Ja, es ist möglich, den Markt mit Hilfe der Psychologie besser zu erfassen.“ Abschließend werden ein paar Idealtypen, die schon seit dem Untergang der Historischen Schule zu Fürstenbergs Zeiten, Gott hab´ sie selig, das Zeitliche gesegnet haben, konstruiert, Monika Müller spricht von Ankereffekt, Framing, Primacy- und Regency-Effekt, Endowment-Effekt, Dispositionseffekt und Prospect-Theorie, und das wird dann „Psychologie“ genannt und geschrieben „Finanzpolitische Erkenntnisse geben dem Anleger wertvolle Hinweise für erfolgreichere Entscheidungen“ und „Freuen Sie sich auf unsere Tipps und Tricks in den nächsten Ausgaben“ und ich denke dann nur „Prost Mahlzeit“ und kann kaum noch an mich halten und denke kopfschüttelnd daran, wie man tatsächlich in Wirklichkeit so einfach denken kann, dass alles so einfach wäre und warum niemand auf die Idee kommt, dass das doch nicht so einfach sein kann und warum trotzdem so viele Leute einfach ihr Geld für so viel Einfachheit hergeben, doch dann habe ich es glücklicherweise auch alles schnell wieder beiseite gelegt und vergessen, weil es doch einfach viel zu dümmlich ist, um sich darüber noch weitergehende Gedanken zu machen. Mit den besten Grüßen Bernd Niquet berndniquet@t-online.de |
Jetzt wieder Buy-and-Hold
11:07 11.06.06 „Falls Sie genau wissen wollen, was aktuell passiert ist“, schrieb Jochen Steffens neulich im „Investor´s Daily“: „Das war eine bearishe Bullenfalle gefolgt von eine bullishen Bärenfalle. Ich erlaube mir nun, drei Gedankenstriche folgen zu lassen - - -.“ Ich erlaube mir, noch ein weiteres Zitat anzufügen. Es stammt vom Chefstrategen der Credit Suisse Deutschland und ist wirklich etwas zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen: „Perspektivisch dürfte der seit Anfang 2003 andauernde Bullenmarkt für längere Zeit auslaufen.“ Ist das nicht wunderbar?! „Perspektivisch dürfte“, das heißt, es könnte auf längere Sicht, es könnte aber auch nicht und könnte doch, selbst kurzfristig, muss aber keineswegs, „der Bullenmarkt für längere Zeit auslaufen“, also der Bullenmarkt langfristig zu Ende sein, die Kurse aber nicht sinken, vielleicht doch, oder eben weiter steigend, aber eben doch auslaufend, das Kursniveau nicht abstürzend und auch nicht ausufernd, weder nach oben noch nach unten, sondern eben auslaufend. Die Formulierung „auslaufend“ sollte man sich merken, denn sie ist mitnichten ein Auslaufmodell. Früher sagte man noch, was man dachte. Heute hingegen sagt man „perspektivisch auslaufend“. Ich kann es gut nachvollziehen, wie Jochen Steffens Traderkollegen zu schwitzen haben: „„Ich hör’ nun aber endgültig auf mit der Börse, ich habe keinen Bock mehr!“, so ein Kollege heute. Die Kommentare eines anderen in zeitlicher Reihenfolge: „Wir sichern uns jetzt ab, das reicht. Nein, wir sichern uns nicht ab. So, jetzt haben wir uns doch abgesichert – Schei...., hätten wir doch nicht!“....“ Ich halte es hier lieber mit dem „perspektivisch auslaufend“. Denn hier ist man immer auf der sicheren Seite. Wie hat der alte Kosto gesagt: Wenn man nicht weiß, dann verkauft man die Hälfte. Dann hat man immerhin zur Hälfte alles richtig gemacht. Und die anderen Hälfte hält man stoisch durch. Dann lebt man ganz ruhig, muss nicht dauernd hingucken und reibt sich nicht auf. So habe ich es auch 2000 bis 2003 gemacht – und ganz gut überlebt. Mal sehen, wie es dieses Mal wird. Schlimmer geht ja kaum. Das bringt mich zu meinem neuen Buch, das Ende der Woche erscheint und über das ich zu gegebener Zeit noch etwas mehr dazu ausführen werde. Mit den besten Grüßen Bernd Niquet berndniquet@t-online.de |
Boersenerfolg: Ein Leidfaden!
von Dr. Bernd Niquet Wer an den Boersen und Finanzmaerkten Erfolg haben will, muss gegen den Strom schwimmen. Nur wer sich von der Masse deut- lich abhebt, besitzt die Chance auf den grossen Erfolg. Doch der Preis ist hoch, denn alles anders zu machen als alle an- deren Leute, bedeutet nichts weniger als unsere vertraute Welt zu verlassen: Keine Zeitung, kein Radio und kein Fernse- hen mehr, die Freunde verlassen, ein Einsiedler werden, den Sex vergessen und vor allem: alle Gefuehle dauerhaft und restlos beseitigen! Wollen Sie das? Nein, das wollen Sie ganz sicher nicht! Also vergessen Sie am besten die Boerse und kuemmern Sie sich wie- der um ihren ureigensten Beruf. Spielen Sie ein bisschen her- um mit der Boerse, so wie man es frueher mit anderen Dingen getan hat, doch nehmen Sie es nicht zu wichtig. Und setzen Sie nicht zu viel Geld ein, denn Sie werden das meiste davon verlieren. Was? Sie wollen doch den konsequenten Weg gehen? Ich kann Sie nur warnen! Doch wenn Sie sich wirklich nicht abbringen las- sen wollen, dann darf ich Ihnen einen Reisefuehrer anbieten, einen Leitfaden, der jedoch recht eigentlich eher ein Leidfa- den ist. Er heisst "Die Romantik der Finanzmaerkte", ist ge- rade an diesem Wochenende erschienen, und was das beides mit- einander zu tun hat, die Romantik und die Finanzmaerkte, das muessen Sie auch noch selbst herausfinden. Ich kann Sie also nur warnen, gleich im doppelten Sinne - vor dem Weg und vor der Beschreibung des Weges. Andererseits wohnen manchmal der Humor und die Erkenntnis auch genau dort, wo man sie beide am wenigsten vermutet. Also Schluss mit der Ruehrseligkeit! Hoeren Sie auf, sich ueber ihre Verluste oder verflossenen Gewinne zu beklagen. Sie haben Ihr halbes Leben im Kofferraum verbracht. Es wird Zeit, endlich heraus zu klettern. Alles faengt jetzt von vor- ne an. Ihr Verstand ist wieder eine unbeschriebene Tafel. Nehmen Sie noch einmal die Kreide in die Hand und machen Sie es anders als beim letzten Mal. Die Masse hat tendenziell immer Unrecht, sagt man an der Boerse. Also stellen Sie sich dagegen. Und hoeren Sie endlich auf mit den Gefuehlen. Ge- fuehle waren gestern. Heute regiert das Rationale. Die Welt dreht sich um Total-Return-Konzepte, um rationale Risikoermittlung, rationales Risikomanagement und das ratio- nales Risikocontrolling. Und nicht darum, was Sie denken. Und schon gar nicht, was Sie fuer Gefuehle haben. Die anderen richten sich auch nicht nach ihren Gefuehlen. Wir Deutschen muessen endlich wieder Weltniveau haben. Total-Return- Konzepte, um rationale Risikoermittlung, rationales Risikoma- nagement und das rationales Risikocontrolling, darum geht es. Also: Entledigen Sie sich endlich Ihrer Gefuehle! Die Ent- scheidung ist ueberfaellig. Reissen Sie sie heraus wie eine faule Wurzel. Wer alles anders machen will als alle anderen, kann keine Gefuehle mehr brauchen. Zerreissen Sie den schoe- nen Schleier von Trunk und Unbeschwertheit. Genau an dieser Stelle beginnt die Radikalitaet. Denn keine Revolution ohne das Radikale. Jetzt muessen Sie schnell wieder nuechtern wer- den. Und kappen Sie alle Verbindungen. Wir leben im Zeitalter der Vernetzung. Doch die Vernetzung hebt Sie auf keine hoehere Stufe, sondern faengt sie ein wie einen Fisch. Daher: Entnet- zen Sie sich! Das ist ihre einzige Chance. Seien Sie dankbar, denn Sie haben wenigstens eine Chance. Ergreifen Sie sie! ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Die kleinen Moritze
von Dr. Bernd Niquet Neulich war ich wieder einmal auf einem Seminar. Wie steht es um die Welt und um die Weltfinanzen? Ein junger Mann ergreift sein Notebook und bringt eine PowerPoint-Praesentation: Ja- pans Waehrungsreserven haben sich zwischen Januar 2003 und Maerz 2004 fast verdoppelt, Chinas Waehrungsreserven reichen trotzdem schon beinahe daran, insgesamt liegen ueber 52 Pro- zent der US-Staatsanleihen im Ausland, die US-Schulden betra- gen ueber 300 % der Wirtschaftsleistung - kurzum, das kann alles nicht mehr lange weiter gehen und ist zum Untergang verurteilt. Der junge Mann ist ein sehr junger Mann. Wenn es lange ist, wird er vielleicht fuenf oder sechs Jahre sich aktiv mit der Materie befasst haben. Er erzaehlt von der Zwangslage des US- Notenbankpraesidenten, die aus obiger Situation resultiert. "Egal was dieser machen wird", so der sehr junge Mann, "er kann dabei nur scheitern." Erhoehe er die Zinsen weiter, wuerge er die Wirtschaft ab und dadurch wuerden die Probleme nur noch groesser werden. Damit stabilisiere man zwar den Dollar, aber dann gehe die Wirtschaft in die Knie. Erhoehe er die Zinsen jedoch nicht, dann gehe der Dollar in den Kel- ler und reisse das gesamte System aus den Angeln. "Wenn man mich fragen wuerde", schliesst er, "ob ich den Job von Ben Bernanke machen wuerde, ich wuerde "nein" sagen!" Der junge Man, der wirklich noch sehr jung ist, hat in den fuenf oder sechs Jahren, die er sich jetzt mit der Materie beschaeftigt, gelernt, das Weltfinanzsystem als eine Maschine zu sehen, die vor ihm steht und die wie ein mechanisches Sys- tem funktioniert. Dieses System kann man erkunden und weiss dann, wie es funktioniert. Fuer diesen sehr jungen Mann ist das Weltfinanzsystem eine kleine mechanische Maschine, deren Funktionsweise er in Gaenze uebersieht und beurteilen kann. Und da das Weltfinanzsystem nur eine kleine mechanische Ma- schine ist, glaubt der noch sehr junge Mann, dass er spiegel- bildlich dazu sehr gross sei, weil er eben vor dieser mecha- nischen Maschine steht und sie und ihre Funktionsweise in Gaenze ueberblicken und ihren Mechanismus mit apodiktischer Richtigkeit erkennen und beurteilen kann. Das wirkliche Problem unserer Gegenwart und Zukunft ist je- doch: Die Welt wird ueberschwemmt von kleinen Moritzen, die sich selbst nicht fuer kleine Moritze halten und folglich erstaunt darueber sind, warum die anderen (kleinen Moritze) das, was sie selbst sagen, nicht verstehen, nicht sehen, nicht begreifen wollen, koennen oder duerfen - und daher auch nicht die notwendigen Schluesse und Handlungen daraus ergrei- fen wollen, koennen oder duerfen. Die ganze Welt wird von kleinen Moritzen ueberschwemmt, die glauben, die Dinge dieser Welt waeren kleine Maschinen, die man in kleine Schachteln stecken und die man in Gaenze ueber- blicken und verstehen koennte, weil sie ja allesamt nur nach mechanischen Gesetzen funktionieren wuerden. Wobei allenfalls das richtig ist, dass man die kleinen Moritze, die sich als gross und die mechanischen Maschinen weit ueberblickend ver- stehen, selbst als mechanische Maschinen begreifen kann, die stets nach vorgegeben Gesetzmaessigkeiten funktionieren, was allerdings nicht allzu viel heisst. Was einen aber auch vor den groebsten Formen der Selbstueberschaetzung und den gigan- tischsten Anfaengerfehlern bewahren sollte. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Sie wollten es nicht einmal hören
von Dr. Bernd Niquet
Dies ist die Geschichte von einem Mann, der den Kosten unse- res Gesundheitssystems etwas entgegen setzen wollte. Der sei- nen kleinen, bescheidenen Beitrag leisten wollte. Der sich nicht um die grossen Dinge kuemmern wollte (um dann letztlich doch nichts zu bewirken), sondern der in seinem kleinen Be- reich Verantwortung zeigen wollte (um dann wenigstens etwas zu bewirken). Unser Mann ist ein Privatpatient und damit gleich in dreifa- cher Weise privilegiert, einmal, weil er eine bessere und schnellere Behandlung bekommt, und zweitens wie drittens, weil seine Kasse dafuer mehr Geld bezahlt und er ueberdies die Abrechnungen der Aerzte einsehen kann. Unser Mann ver- spuert schon seit langem Rueckenschmerzen, die nicht recht weggehen wollen. Der Arzt schlaegt vor, es mit ein paar Spritzen zu versuchen. Na ja, denkt unser Mann, man kann es ja mal versuchen. Zehn oder zwoelf Mal geht er zu diesem Arzt, wartete jeweils eine halbe Stunde und bekommt dann in einer oder zwei Minuten hier und da einen kleinen Pieks. Und fertig - bis zum naechs- ten Mal. Als anschliessend eine Pause vereinbart wird, kommt die Rechnung des Arztes. Sie belaeuft sich auf 1.600 Euro, nach guter, alter Rechnung also etwa 250 DM pro Ein-Zwei- Minuten-Sitzung. So geht das doch nicht, denkt unser Mann und schreibt einen Brief an seine Krankenkasse. Er schreibt, was der Arzt kon- kret mit ihm gemacht hat und er bittet um Pruefung, dass so etwas doch wohl nicht sein kann. Die Bedeutung dieses Briefes ist also: "Kommt, lasst uns gemeinsam etwas machen, dass uns beiden nicht das Fell ueber die Ohren gezogen wird." Die Antwort seiner Krankenkasse erschreckt ihn. Sie besteht in der kommentarlosen Ueberweisung des Betrages von 1.600 Euro auf sein Konto. Sie haben es also nicht einmal hoeren wollen! "Nein!", haben Sie damit gesagt, "nein, wir wollen nicht diskutieren oder verhandeln, wir wollen lieber zahlen!" Wenig spaeter durfte unser Mann der entscheidenden ge- schaeftspolitischen Vorstandssitzung seiner Privaten Kranken- kasse beiwohnen. Hier ist sein Protokoll: Der Vorstand-Vorsitzende: "Ich begruesse Sie zur Sitzung. Herr Controlling-Vorstand, wie haben sich unsere Einnahmen und Ausgaben entwickelt?" Der Controlling-Vorstand: "Die Ausgaben sind stark gestiegen und liegen jetzt um 20 Prozent ueber den Einnahmen plus Ge- winnsumme." Der Vorstand-Vorsitzende: "Gut, dann erhoehen wir unsere Ta- rife fuer das naechste Jahr um 20 Prozent. Noch Fragen?" Der Vertriebs-Vorstand: "Ja, und was machen wir dann im naechsten Jahr?" Der Vorstands-Vorsitzende: "Genau das Gleiche natuerlich. Ich danke Ihnen, die Sitzung ist geschlossen." Fuer das schwere und verantwortungsvolle Geschaeft der Lei- tung einer Privaten Krankenkasse beziehen die Vorstaende durchschnittlich bestimmt 300.000 Euro pro Jahr. In Hinsicht auf die Gesetzlichen Krankenkassen tragen die Chefs der Kas- senaerztlichen Vereinigungen fuer etwa das gleiche Salaer die schwere Verantwortung. Und da wird man doch wohl wahrlich einmal fuer 1.600 Euro (herum) spritzen duerfen, wird sich der Arzt unseres Mannes gesagt haben. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Geniale Strategie der Moderne
von Dr. Bernd Niquet Meine Guete war das wieder eine Woche. Am Freitag versucht die Telekom, das Telefon in der Wohnung unter mir anzu- schliessen. Ob es geglueckt ist, weiss ich nicht. Doch seit- dem ist meine Leitung tot. Was fuer ein Erfolg! Nun beginnt wieder der Leidensweg durch die Callcenter. Da kann man etwas erleben, das weiss jeder, der das schon einmal durchgemacht hat, und das hat jeder schon einmal durchgemacht. Ich denke, dass es durchaus einmal einen allgemeinen Blick wert ist, denn hinter den Callcentern der grossen Unternehmen verbirgt sich meines Erachtens nichts weniger als das gesamte Wesen unserer heutigen Zeit. In keinem Moment ist der moderne Mensch so ohnmaechtig und so machtlos wie in dem Moment, in dem er mit einem Unternehmen ueber ein Callcenter kommunizieren muss. Man kann reich sein, kann maechtig sein, kann erfolgreich sein, Dinge blitzartig begreifen, persoenlich ueberzeugend sein, Menschen fuer sich einnehmen koennen, hyperintelligent sein - alle diese Eigen- schaften nuetzen bei einem Callcenter nichts, aber auch gar nichts. Hier wird jeder in die Norm gepresst. Der moderne Mensch mit seiner ganzen Freiheit und seinen historisch voel- lig einmaligen Moeglichkeiten - hier muss er von allem Ab- stand nehmen. Hier ist er nur noch eine Nummer. Es handelt sich um die voellige Entpersonalisierung der Kom- munikation. Hier redet man nicht mehr mit einem Menschen, sondern mit einer Maschine. Teilweise redet man wirklich fak- tisch mit Maschinen, meistens jedoch mit auf Maschinenfunkti- on reduzierte Menschen. Die schlimmen Zukunftsraeume von Or- well und Huxley sind hier bereits Wirklichkeit geworden. Am gravierendsten ist jedoch der Rueckstau der Gefuehle. Das klingt erst einmal laecherlich, bietet aber meines Erachtens sogar ein Verstaendnis selbst fuer die Politikverdrossenheit der Gegenwart. Beim direkten Kontakt zwischen Menschen kann man seinem Unmut Luft machen. Schmeckt das Essen in Restau- rant nicht, kann man des dem Kellner sagen oder sogar den Chef kommen lassen. Ist man mit dem, was die Autowerkstatt gemacht hat, nicht zufrieden, hat man dennoch einen persoen- lichen Ansprechpartner. Das wird zwar objektiv nicht viel nuetzen, weil auch dieser keine Zugestaendnisse machen wird, aber subjektiv schon, denn es ist ein menschlicher Kontakt, so wie die Kontakte zwischen den Menschen seit Hunderttausen- den von Jahren abgelaufen sind. Heute hingegen kann man seinem Aerger keine Luft mehr ver- schaffen. Was soll es, die nette Dame in der Stoerungsstelle der Telekom anzubruellen? Sie kann doch nichts dafuer! Und genau hier liegt der Schluessel zum Verstaendnis des allge- meinen Prinzips. Denn Callcenter sind ja nur eine Auspraegung der allgemeinen Entwicklung unseres modernen Lebens. Und die- ses allgemeine Urteil lautet: Heute kann ueberhaupt niemand mehr etwas dafuer! Niemand kann heute ueberhaupt noch etwas fuer irgendetwas! Fuer die Unternehmen ist das eine beinahe geniale Strategie, den Kundenfrust abzuwimmeln. Natuerlich haette ein Unterneh- men mit persoenlichen Ansprechpartnern ungeahnte Marktchan- cen, doch die Gesetze des Marktes sprechen dagegen. Doch auch bei der Politik ist es nicht anders: Wer traegt beispielswei- se die Verantwortung dafuer, wenn die Gesundheitsreform jetzt scheitert? Wem sollte der Buerger bei einem Scheitern das Vertrauen entziehen? Diese Frage ist nicht zu beantworten. Durch das Gewusel der Tintenfischarme dringt niemand mehr durch. Wie bei einem Callcenter. Mit dem Effekt, dass die Menschen sich ganz zurueckziehen. Wer nicht mit der Telekom zu tun haben muesste, wuerde sich freiwillig der Bestrafung, mit dieser zu kommunizieren, auch nicht aussetzen. Und das ist der entscheidende Unterschied: Der Einzelne braucht das Telefon zum sozialen Ueberleben. Die Gesellschaft als Ganzes koennte hingegen darauf verzichten. Bei der Politik ist es umgekehrt: Die Gesellschaft als Ganzes ist in ihrem Ueberle- ben an die Politik gekoppelt. Der Einzelne hingegen kann die Politik abwaehlen. Das jedoch heisst: Wir befinden uns in hochgefaehrlichem Territorium. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Demenzstation Deutschland
von Dr. Bernd Niquet "Wo finde ich denn bitte die Station 4?" frage ich den Pfoertner am Eingang. "Das vierte Reich?" antwortet er mit einem Zwinkern in den Augen, "diesen Weg dort, immer gerade aus. Dann kommen Sie direkt zum Schwesternzimmer." Im Tagesraum sitzt der Praesident der Industrie- und Handels- kammer in einem Rollwagen, der eher an das Gefaehrt des Paps- tes als an einen Rollstuhl erinnert. Mit ausladenden Gesten redet er auf seinen Sohn ein, der neben ihm sitzt: "Ich sage dir, wir muessen das Land weiter reformieren. Das habe ich schon immer gesagt, und das werde ich auch weiter sagen." "Ja Vater, es ist ja gut", beschwichtigt sein Sohn. Der Praesident der Industrie- und Handelskammer faehrt mit seinem Rollwagen einen halben Meter zurueck, dreht die Raeder zur Seite und wirkt kurzzeitig irritiert. "Wo bin ich hier eigentlich?" fragt er seinen Sohn. "Du bist im Krankenhaus", luegt dieser ihn an. "Ach so. Und was habe ich?" "Nichts Schlimmes. Es ist nur dein Gedaechtnis. Und hier ver- sucht man deine Medikamente noch etwas besser einzustellen." "Mein Gedaechtnis ist sehr gut!" entgegnet der Praesident der Industrie- und Handelskammer und fuegt mechanisch hinzu: "Ich habe schon immer gesagt, dass wir mit den Reformen weiter machen muessen. Ich habe das schon immer gesagt, und ich wer- de es auch weiterhin sagen." "Ich weiss Vater." "Na bitte, dann sind wir doch klar, oder?" "Ja Vater, es ist alles in Ordnung. Wir machen mit den Refor- men weiter." In diesem Moment betritt eine Schwester den Raum und wendet sich an den Sohn des Praesidenten der Industrie- und Handels- kammer: "Ist Ihr Vater eigentlich Selbstzahler?" "Natuerlich nicht!" entruestet sich der Sohn. "Gut", sagt sie, "dann muessen Sie diese Rechnung hier beim Bezirksamt zur Begleichung einreichen." Und drueckt ihm einen Umschlag in die Hand. Der Praesident der Industrie- und Handelskammer hat den Blick starr geradeaus gerichtet, wird ploetzlich jedoch neugierig. "Was ist denn das?" fragt er und zeigt auf den Briefumschlag in den Haenden seines Sohnes. "Vater, das ist eine Rechnung. Aber das jetzt genau zu erklaeren, ist sicherlich ein bisschen zu kompliziert. Er- zaehl mir doch lieber, was es heute zum Mittag gab." "Ich habe dir schon immer gesagt und werde es dir auch immer weiter sagen, dass wir mit den Reformen weiter machen mues- sen", erregt er sich, zeigt nervoes mit der Hand auf die Rechnung und versucht, aus seinem Rollwagen aufzustehen. "Ich weiss Vater", entgegnet sein Sohn sichtlich genervt. "Wir machen ja weiter mit den Reformen. Schon morgen werde ich die Rechnung beim Bezirksamt zur Begleichung einreichen." Jetzt kommt eine weitere Schwester in den Raum. Sie haelt einen winzigen Messbecher in der Hand, in dem sich ein Schluck einer durchsichtigen Fluessigkeit befindet. "So, jetzt trinken wir das fein aus", sagt sie und drueckt dem Praesidenten der Industrie- und Handelskammer den Becher in die Hand: "Jetzt trinken Sie nur Ihren Reformsaft aus und danach wird ganz bestimmt alles gut." ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Die Schuld der US-Notenbank?
Von Bernd Niquet Meine große Privatdiskussion auf der Internationalen Kapitalanleger-Tagung in Zürich in der vergangenen Woche: Darf man tatsächlich der US-Notenbank die Schuld für die Exzesse an den Finanzmärkten zuweisen? Felix Zulauf berichtet von seinem vielfachen Zusammentreffen mit Alan Greenspan. „Greenspan hatte sehr große Angst vor eine Wiederholung der Deflation in den Dreißiger Jahren“, sagt Zulauf. „Er wusste alles darüber und hat versucht, alles zu tun, um eine Deflation zu verhindern.“ Ich denke, dass Greenspan richtig gehandelt hat. Und ich denke, dass die Probleme, mit denen wir gegenwärtig konfrontiert sind, nichts mit einem Fehlverhalten einer oder mehrerer Notenbanken zu tun haben. Wir leben in einer liberalisierten Geldwirtschaft – und das bedeutet: das Geld regiert die Welt. Doch gesteuert wird das Geld von den großen Vermögen. Sie setzen allen Marktteilnehmern aller Marktwirtschaften den Schwitzkasten an. Den Nationalstaaten, den Arbeitnehmern, den Unternehmen – und auch den Notenbanken. Und freie Märkte tendieren zu Konzentrationsprozessen und Massenverhalten. Das, was wir gegenwärtig erleben, ist damit ein völlig systemimmanentes Geschehen. Folker Hellmeyer widerspricht mir vehement: „Die Fed hat die Marktmechanismen außer Kraft gesetzt“, sagt er. „Wenn den Finanzmarktteilnehmern die Einsicht verloren geht, dass man bei Fehlverhalten in Konkurs geht, können Märkte nicht funktionieren. Und die Fed hat mit dem „Greenspan Put“ eben genau das getan.“ Ich sehe das Argument, und ich glaube, dass Hellmeyer Recht hat. Und dennoch darf man die Weltwirtschaft nicht in die Talfahrt schicken, um Spekulanten zu bestrafen, denke ich. Greenspan hat deshalb Recht getan. Ralf Flierl bringt den Vergleich mit der Kindererziehung: „Wenn man einem Kind nicht rechtzeitig „eine Watschen gibt“, dann lernt es nicht, seine Grenzen zu finden.“ Ich erkenne in diesem Plädoyer ein ganz anderes Bild: Die Greenspan-Gegner wollen, dass dann, wenn einzelne Kinder kokeln, zur Strafe das ganze Jugendzentrum abbrennt – mitsamt aller Insassen. In der Pressekonferenz frage ich Marc Faber, wo denn nun genau Greenspans Fehler lag. Wo war es konkret falsch, gegenzusteuern? Nach 2000? Oder 1998 bei LTCM, Russland- und Asienkrise? Vielleicht gar bereits 1987? „Tja“, sagt Faber, „so leicht lässt sich das nicht sagen. Deshalb hätte ich auch lieber einen internationalen Goldstandard, in dem das Geld an das Gold gebunden ist und nicht willkürlich von den Notenbanken gedruckt werden kann.“ Erleichtert lehne ich mich zurück. Was für ein Segen, dass sich trotz allgemeiner öffentlicher Verwirrung für die konkrete Geldpolitik immer wieder große Geister gefunden haben – und wir sie nicht den Laien überlassen mussten. Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet. [30.01.2007 13:41:40] Quelle: instock |
Ende der alten Regeln
Von Bernd Niquet Viele Leute wundern sich über den vehementen Anstieg und das enorme Niveau der Aktienkurse in unserem Land und auf der ganzen Welt. Dass es so etwas überhaupt innerhalb einer Generation noch einmal geben konnte. Nach diesem Crash vorher. In Deutschland hatten wir nur wenig vorher einen Abstieg erlebt, der extremer war als in den Jahren 1929 bis 1933. Doch es dauert nur wenige Jahre und wir stehen wieder am Top (wenn wir die Telekommunikation herausrechnen). Alles sieht danach aus, als ob geschichtliche Regelmäßigkeiten keine Rolle mehr spielen. Die alten Regeln gelten nicht mehr. Allerdings nicht nur an der Börse, sondern überall. Und wer die Börse begreifen will, muss sie stets als in die generelle zeitliche Entwicklung eingeordnet begreifen. Im Juni 2000 habe ich dazu ein Buch mit dem Untertitel „Euphorie und Crash der Technologieaktien im Spiegel des Zeitgeistes“ veröffentlicht (1000 Prozent Gewinn – Euphorie und Crash der Technologieaktien im Spiegel des Zeitgeistes, FinanzBuch Verlag, München 2000). Langsam wird es Zeit für ein weiteres. Ich mache es einmal mit dem Holzhammer: Was taten Gesellschaften historisch, um ihren Bestand zu sichern? Sie gingen sparsam mit Ressourcen um, waren sparsam, legten in guten Zeiten für schlechte zurück, hielten im Inneren eine stabile Ordnung, beseitigten Kriminelle und töteten ihre Feinde. Und was machen wir heute? Wir tun in allen Punkten genau das Gegenteil! Und was ist das gemeinsame Moment aller dieser Punkte? Es ist die Zeit! Alle unsere Aktionen sind nicht mehr auf die Bewahrung eines stationären Gleichgewichts gerichtet, sondern auf eine Maximierung der Bedürfnisbefriedigung im Hier und Heute. Völlig parallel dazu verläuft das Geschehen an den Finanzmärkten. Denn große Vermögen gab es schon immer. Doch wie setzte man früher die großen Vermögen ein? Sie ließen ihre Besitzer zu „Rentiers“ werden. Ein „Rentier“ ist jemand, der seinen Lebensunterhalt aus einer festen Rente erzielt, also aus einem garantierten Zinseinkommen. Das Vermögen wird wirtschaftlich eingesetzt und garantiert einen jährlichen Zins. Heute hingegen ist aus dem immer wiederkehrenden Zinsstrom ein großes Spiel um die Bestandswerte geworden. Regelmäßige Zinseinkommen genügen niemandem mehr. Heute ist Dynamisierung erforderlich. Es reicht nicht mehr, einen Wechsel auf die Zukunft zu ziehen, der ein fixes Jahreseinkommen garantiert, heute muss der Wechsel selbst noch an Wert zulegen, sonst ist er uninteressant. Wir legen also alles, was wir haben, auf den großen Spieltisch – und los geht das Spiel. Und da die überwiegende Mehrheit sich einig ist, dass es besser ist, reich als arm zu werden, bringt dieses Spiel – von wenigen temporären Unterbrechungen abgesehen – ganz wunderbare Früchte hervor. Es geht aufwärts und aufwärts in jedem Jahr. Wir steigen in die Lüfte. Wie die Schwefeldüfte. Und kein Ende in Sicht. Ist ja auch niemand drauf erpicht. Doch plötzlich ungeheuer, nein, es ist kein Feuer, sondern etwas völlig Neues. Doch darauf reimt sich nichts. Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet Quelle: instock |
Erstaunliche Geschehnisse
von Dr. Bernd Niquet Der hoechste Mann unseres Landes trifft sich mit einem verur- teilten Terroristen, der nicht gestaendig ist, um sich ein Urteil ueber dessen Begnadigung zu bilden. Der oberste Mann unseres Staates trifft sich mit einem Terroristen. Die Frau ein paar Haeuser weiter hat sieben Kinder grossgezogen. Ihre Rente ist jetzt spaerlich. Sie wird vom Bundespraesidenten nicht besucht. Der Bundespraesident trifft sich jedoch offi- ziell mit einem Terroristen. Was muss dieser Mensch fuer ein verstuemmeltes Urteilsvermoegen haben, um so eine Entschei- dung nicht aus sich selbst heraus zu treffen. Und welch ein kolossaler Verfall der Sitten. Der hoechste Mann im Lande trifft sich mit einem Terroristen. Aber natuerlich: Er musste sich mit dem Terroristen treffen, um denjenigen, die den Terroristen aus dem Gefaengnis haben wollten, keine zusaetzliche Munition zu geben. Also auch der oeffentliche Kompromiss ein zunehmender Verfall der Sitten. Wer wird hofiert in unserem Lande? Die Krawallmacher und die- jenigen, die Geld haben. Gerade geht es in die letzte Runde der Abgeltungssteuer. Bald koennte sie beschlossene Sache sein. Die Abgeltungssteuer bedeutet, dass Kapitalertraege, egal wo und wie sie anfallen, nach einem pauschalen Abgel- tungssatz von 25 % besteuert werden. Damit sind die letzten Reste der Steuergerechtigkeit beseitigt. Die Politik hat sich vor dem Kapital in den Staub geworfen. Der Praesident trifft sich mit dem Terroristen, und der Politiker macht den Diener vor dem grossen Geld. Doch koennte der Bundespraesident sich durchaus anders ver- halten, so kann die Politik das gar nicht. Die Globalisierung mit ihren voellig liberalisierten Kapitalmaerkten und dem total freien Kapitalverkehr zwingt sie dazu. Was fuer eine geniale Idee der weltweiten Lobby der grossen Vermoegen, die Nationalstaaten in eine Konkurrenzsituation zu zwingen, so dass die Besteuerung der Finanzertraege immer geringer wird. Wer heute in der Bundesrepublik arbeitet, muss fuer jeden Euro, den er ueber 52.000 Euro verdient, 42 Prozent Einkom- mensteuer bezahlen. Wer hingegen von seinen Kapitalertraegen lebt, muss kuenftig nur noch 25 Prozent zahlen. Und wer ein international agierendes Unternehmen besitzt, bekommt fast schon Geld geschenkt dafuer. Die einzige Kritik, die man an der Abgeltungssteuer hoert, ist jedoch nicht, dass sie ungerecht sei, sondern ganz im Gegenteil, dass der Steuersatz zu hoch waere. Es ist ja auch wahr: Wer ein paar Millionen im Jahr verdient, fuer den macht es schon einen Unterschied von mehreren Hunderttausenden, ob die Abgeltungssteuer bei 25 Prozent oder nur bei 20 Prozent liegt. Notfalls geht er eben nach Luxemburg oder nach Belgien oder sonst wo hin, wenn man ihn nicht ausreichend hofiert. Der Bundespraesident geht ja auch zu Terroristen. Warum soll da der Vermoegende nicht nach Luxemburg gehen? Aber wenigstens geht es hier um bewusste Entscheidungen. Die wirklichen Verbrechen sehen anders aus. Junge Maedchen in Koffer zu sperren und sie dann bei lebendigem Leib zu verbrennen. Oder das, was der beruehmte Spekulant Jim Rogers mit seiner Tochter macht. Sie ist vier Jahre alt und muss bereits chinesisch sprechen. Um spaeter einmal bessere Chan- cen zu haben. Fernsehen schauen wie andere Kinder darf sie nicht. Nur chinesische DVD´s sind ihr erlaubt. Eine normale Kindheit wird sie nicht haben. Eigene Entscheidungen darf sie nicht treffen. Von anderen Kindern wird sie stets getrennt sein. Selbst und gerade dann, wenn sie ihren Vater spaeter einmal aus dem Weg geschafft hat. ++++++ |
Crash, Notenbanken und Liquidität
Von Bernd Niquet Die Situation an den Welt-Aktienmärkten ist wirklich nicht ohne Brisanz. Ich gebe zu, solchen Chart wie den des Dax vorher noch nie gesehen zu haben, nicht einmal im letzten Emerging-Market. Erst senkrecht bergauf, dann senkrecht bergab, dann wieder senkrecht bergauf. Und das, obwohl sich in der Weltpolitik und der Wirtschaft nur wenig getan hat. Da sage wirklich noch einer, Märkte wären rational. Märkte sind vielmehr genauso verrückt wie die Menschen. Und hier liegt exakt das Problem. Denn die Menschen sind sich ihrer Verrücktheit nur selten bewusst - und versuchen vielmehr, stets neue rationale Begründung für das verrückte Geschehen heranzuziehen und zu erfinden. Zwei von ihnen möchte ich heute behandeln. Es sind zwei ganz wichtige, nämlich die beiden Begründungen, die stets dahingehend angeführt werden, dass ein möglicher Crash nicht gravierend wäre beziehungsweise gar nicht kommen könne. "Angenommen, die Börsen fallen um 20 oder sogar nur um 10 Prozent, dann werden die Zentralbanken natürlich fleißig Geld drucken, um Liquidität zu schaffen, durch die dann die gefallenen Vermögenswerte wieder steigen werden", sagt beispielsweise Marc Faber. Und die andere - und damit sehr verwandte - Interpretation lautet, dass weiterhin viele Milliarden auf Anlage warten und daher den Märkten kaum Gefahr drohe. An dieser Stelle muss man zwei Dinge klar auseinander halten und so kategorisch voneinander trennen, dass man niemals - und wirklich niemals - die beiden miteinander vermischt. Auf der einen Seite müssen wir die Einschätzungen der Anleger betrachten, also deren Erwartungen und deren Psychologie. Hier kann es tatsächlich sein, dass beide sich positiv darstellen und den Märkten aus diesem Grunde wenig Gefahr droht. Das ist möglich, doch hierüber kann man keine verlässliche Aussagen treffen, da Zukunftserwartungen und Psychologie sich weder objektiv ergründen noch quantifizieren können. Hierüber kann man folglich nur spekulieren. Und auf der anderen Seite stehen die Dinge, über die man sehr wohl exakte quantitative und verlässliche Aussagen treffen kann - wie über die Notenbank, die Geldmenge und das liquide Vermögen - doch daraus kann und darf man keinerlei Folgerungen ziehen! Das ist der wichtigste Satz über die Börse überhaupt! Warum ist das so? Natürlich können Notenbanken Aktienmärkte stabilisieren. Das haben wir schon oft gesehen, teilweise wissend und teilweise sicher auch unwissend. Doch das hat nichts mit umlaufendem oder geschaffenem Geld zu tun, sondern mit Marktteilnehmern, die Aktien aufnehmen und keiner Budgetrestriktion unterliegen, weil sie entweder selbst eine Notenbank sind oder aber von der Notenbank von möglichen Verlusten freigestellt werden. Wenn die Notenbank selbst kauft oder beispielsweise Goldman Sachs auffordert, zu kaufen, und verspricht, sie von Verlusten freizustellen, dann ist es dieser Akt und nicht die Schaffung des Geldes, welches die Kurse stabilisiert. Der Unterschied mag jetzt zwar marginal vorkommen, doch er ist entscheidend, denn er zieht dem zweiten Argument den Boden unter den Füßen weg. Der Hinweis auf Geld, das Anlage sucht, ist ein sinnloser Hinweis und nichts anderes als irritierend für die rasende Masse. Nehmen wir einmal an, die reichsten Männer der Welt böten plötzlich für alle Aktien dieser Welt den doppelten Preis - und bekämen dafür alle Aktien. Dann hätten sich die Märkte verdoppelt, doch das Geld selbst hätte sich nicht um einen Euro oder einen Dollar verändert. Es wäre nur von den Konten der Käufer auf diejenigen der Verkäufer gewechselt. Die Menge anlagesuchenden Geldes wäre damit trotz verdoppelter Kurse genauso hoch wie vorher. Erinnert sich jemand noch an die Jahre 2000 bis 2003? Der Dax-Crash dieser Jahre war schlimmer als der Crash der deutschen Aktien von 1929 bis 1933. Und trotzdem hat sich die Geldmenge und die damit die Menge "anlagesuchenden" Kapitals in dieser Zeit nicht vermindert, sondern erhöht. Es hat nur niemand davon gesprochen. Aber so ist es halt mit den Argumenten an der Börse, sie werden immer nur dann hervorgeholt, wenn sie passen. Das ist an der Börse nicht anders als im normalen Leben oder im Irrenhaus. Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet Quelle: instock |
Die Verbitterung ueber unseren Staat
von Dr. Bernd Niquet
Auch an diesem Morgen hat die Mutter ihre Kinder in die Schu- le gebracht. Im Park neben der Schule sind die Drogenhaendler bereits wach. Zwei Polizisten kommen vorbei, und es ergibt sich ein kurzes Gespraech. Schon ueber zwanzig Mal haben die Polizisten die Drogenhaendler – teilweise unter Gefaehrdung der eigenen Person und der eigenen Gesundheit – festgenommen. Doch exakt genauso oft, naemlich ueber zwanzig Mal, sind sie von der Justiz anschliessend sofort wieder auf freien Fuss gesetzt worden. Die Verbitterung und Verzweiflung ist verstaendlicherweise gross. Irgendetwas hat sich veraendert. Frueher war das nicht so. Anschliessend faehrt die Frau ihren Vater im Pflegeheim besu- chen. Alle zwei Tage geht sie dort vorbei, denn ihr Vater hat Alzheimer und niemand weiss, wie lange er sie noch erkennt. Der Pfoertner wartet bereits und drueckt ihr einen dicken Briefumschlag mit Arztrechnungen in die Hand. So ist das je- des Mal. Fuer jede Stunde, die die Frau bei ihrem Vater ist, muss sie in etwa die gleiche Zeit aufwenden, um den Papier- krieg mit den Aerzten und der Krankenkasse abzuwickeln. Ir- gendetwas hat sich veraendert. Frueher war das nicht so. Vor kurzem ist entschieden worden, dass die Frau zur gesetz- lichen Betreuerin ihres Vaters ernannt wird. Damit darf sie seine Rechte gegenueber Aerzten, Krankenhaeusern, dem Pflege- heim und den Behoerden vertreten. Wirksam wird das allerdings nur, wenn sie dem Gericht eine lueckenlose Vermoegensaufstel- lung ihres Vaters vorlegt. Das bedeutet, von drei Banken und zwei Fondsgesellschaften auf den Stichtag terminierte Be- scheinigungen anzufordern, die Kosten zu tragen, sowie andere Wertgegenstaende aufzulisten und notariell beglaubigen zu lassen. Auch hierfuer sind die Kosten zu tragen. Doch was geht das Gericht das eigentlich an? Irgendetwas hat sich ver- aendert. Frueher war das nicht so. Die Frau weigert sich, diesen Dingen nachzukommen. Dem Rich- ter gegenueber gibt sie an, sich persoenlich dafuer zu ver- buergen, dass ihre Angaben korrekt sind. Aber sie will keinen Notar und keine kostenpflichtigen Vermoegensaufstellungen. Der Richter erklaert daraufhin schriftlich, dass in diesem Falle das Gericht einen anderen Betreuer bestellen wuerde, um sich um die Vermoegensfragen ihres Vaters zu kuemmern. Ir- gendetwas hat sich veraendert. Frueher war das nicht so. Die Drogenhaendler werden freigelassen, und am normalen Buerger wird der Kontrollzwang ausgelebt. Als die Frau nach Hause kommt, ruft sie beim Finanzamt an. Den letzten Einkommensteuerbescheid hatte sie nur kurz durch- geschaut und dann weggelegt, weil es wichtiger war, sich um ihren Vater zu kuemmern. Jetzt hat sie gesehen, dass ihre Werbungsausgaben nicht anerkannt worden sind, obwohl sie sie korrekt angegeben hat. Leider jedoch sei der Termin fuer ei- nen Einspruch bereits vergangen, sagt die Dame aus dem Fi- nanzamt. Ja, sagt unsere Frau, aber sie wolle ja jetzt nicht nachtraeglich etwas einreichen, sondern das, worum es gehe, stehe ja von Anfang an klar auf dem Papier. Trotzdem, beharrt die Finanzbeamtin. Resigniert beendet unsere Frau das Telefo- nat. Natuerlich muss es Fristen geben, aber ist das nicht irgendwie Betrug? Das Finanzamt hat einen Fehler gemacht, doch es muss diesen Fehler nicht korrigieren, weil der Buer- ger es erst spaeter als einen Monat gemerkt hat? Irgendetwas hat sich veraendert. Frueher war das nicht so. Und unsere Frau spuert ein Gefuehl, das vielleicht ungerecht ist, aber es ist ein vehement starkes Gefuehl, dass es sich kaum noch unterdruecken laesst: Wenn schon sie selbst, der es doch eigentlich rundherum sehr gut geht, so einen Hass auf diesen Staat hat, was soll dann eigentlich mit all den ande- ren sein, die hier leben und denen es nicht so gut geht wie ihr selbst? ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
Gefühlte Wirtschaftsdaten
von Dr. Bernd Niquet
Was für ein Wetter ist das im Moment. Der Westen versinkt im Gewitterregen, während es sich bei uns im Osten anfühlt wie in der Sahara. Die Hitze staut sich wie im Hochsommer, und der Rasen wird zur staubigen Steppe. ?So viel wie in diesem Jahr habe ich in meinem ganzen Berufsleben noch nicht gegossen?, sagt der alte Friedhofsgärtner. Und man nimmt ihm das durch- aus ab. Jetzt ein kühles Bier. Unter 3,50 Euro ist der halbe Liter allerdings heute an guten Orten nicht mehr zu bekommen. Drei- fuffzig, das klingt jedoch nicht viel. Doch das sind sieben Mark. Und die Pizza dazu kostet einen Zehner. Das sind zwanzig Mark. Hätten wir heute noch die D-Mark, würde sich niemand trauen, diese Preise zu nehmen, da bin ich ganz sicher. Sieben Mark für ein Bier, so viel kostete es nicht mal im Kempi oder im Edel-Puff. Doch mittlerweile ist ja die ganze Republik so geworden. Die gefühlten Preise sind also nicht hoch ? und trotzdem sind die Leute Pleite wie noch nie zuvor seit dem Krieg. Die Preise fühlen sich niedrig an, weil die Menschen in ihrem Bezugssystem weiterhin auf DM-Preise geeicht sind, doch in Wirklichkeit sind sie so hoch, dass sie die Menschen in großer Zahl in den Ab- grund treiben. Das Phänomen des Unterschieds zwischen den objektiven Daten und der subjektiven Wahrnehmung, also den gefühlten Werten, ist ein weithin bekanntes Thema. Doch normalerweise läuft es anders herum. Da kommt es zu einer Überschätzung und nicht zu einer Unterschätzung, wie beispielsweise beim Wetter, wenn es sich durch Wind wesentlich kälter anfühlt als es eigentlich ist. Auch sei das so bei der Inflation, sagen die Statistiker. Die gefühlte Inflation liege über der wirklichen. Doch jeder Mensch, der noch recht bei Verstand ist, weiß, dass das nicht stimmt. Andere gefühlte Zahlen habe ich in dieser Woche so mitbekommen, frisch zur bald anbrechenden Reisezeit: 42 Prozent der Deutschen fühlen sich im Auto am sichersten von allen Verkehrsmitteln. Nur knapp 25 Prozent haben dieses Gefühl in der Bahn und gerade einmal 16 Prozent im Flugzeug. Die objektiven Zahlen hingegen lauten: Europaweit starben im Jahr 2005 bei Bahnunfällen 62 Menschen, bei Flugzeugunfällen 135, im Auto jedoch 5.361. Und selbst für den Kilometer zurückgelegte Wegstrecke verändern sich die Zahlen kaum: Je Milliarde zurückgelegter Personenkilometer starben 2005 im Schnitt 0,2 Bahnpassagiere, 0,4 Fluggäste, aber immerhin 6 Autoinsassen. Auch in diesem Bereich scheint sich also der Mensch, der recht bei Verstand ist, in der Minderheit zu befinden. Kann man daraus viel- leicht sogar ein allgemeines Gesetz ableiten? So, wie an der Börse, in der ja auch die Mehrheit stets falsch zu liegen scheint? Darüber sollte man einmal nachdenken, abends, wenn es im Biergarten etwas kühler wird. Bei einem schönen Halben für dreifuffzig. Denn ob man nun ein Bier für 3,50 oder ein Mineralwasser für 3 Euro trinkt, man zumindest finanziell auch keinen Unterschied mehr. Auf jeden Fall: Schöne Wochenendgrüße in die Regengebiete sollte man keinesfalls vergessen. |
Sind Maerkte tatsaechlich irrational?
von Dr. Bernd Niquet Neulich schrieb mir ein Leser, die Kurse an den Maerkten be- faenden sich derzeit auf einem laecherlichen Niveau. Darauf- hin fragte ich zurueck, was er denn konkret damit meine, laecherlich hoch oder laecherlich niedrig? Als Antwort bekam ich die folgende Liste: Standardaktien USA: grotesk hoch, Standardaktien EUR: zu hoch, Rohstoffaktien: deutlich unterbewertet, Edelmetalle: viel zu niedrig, Leit- zinsen USA: zu niedrig, Leitzinsen EUR: zu hoch, Langfrist- zinsen weltweit: grotesk zu niedrig, USD: grotesk ueberbewer- tet. Das ist wie ein Blick in ein Gehirn, denke ich. Auch ohne diesen Menschen naeher zu denken, kann ich jetzt genau sagen, wie er denkt, woran er glaubt und was er befuerchtet. Doch mir geht noch etwas anderes dabei im Kopf herum: Anscheinend glauben wir heute alle, klueger als der Markt zu sein. Nach der Effizienzmarkttheorie bringt der Markt stets die vorhandenen Informationen in bestmoeglicher Weise hervor, und niemand kann prinzipiell klueger als der Markt sein. Darueber mag man anlaesslich vielfach zu beobachtender Marktkapriolen schmunzeln und daran mag man auch zweifeln. Doch niemand sollte vergessen, dass hier die Wurzeln unserer gesamten Wirtschaftsverfassung und Demokratie liegen! Ziel jeder frei- en Wirtschaftsverfassung ist es naemlich, die dezentral ver- streuten Informationen sich in optimaler Weise ueber einen Abstimmungsprozess (=Markt) buendeln zu lassen. Dahinter steht der Glaube, dass das Ergebnis dieses Prozesses jeder Einzelmeinung ueberlegen ist. Doch was fuer ein merk- wuerdiger Befund, dass wir das zwar so entschieden haben und dies auch immer wieder vertreten, es jedoch anscheinend selbst nicht glauben. Weil wir uns ueberlegen fuehlen. Und ich schliesse mich keinesfalls aus, schliesslich gehe auch stets davon aus, dass viele Dinge entweder ueber- oder unter- bewertet sind - und es von daher lukrativ ist, sie zu kaufen oder zu verkaufen. Doch ist es eigentlich legitim, das zu tun? Je laenger ich darueber nachdenke, desto ehe tendiere ich dazu, diese Frage zu verneinen. Natuerlich koennen wir stets versuchen, die Wahrnehmung der Millionen von Haendler und Marktteilnehmer zu hinterfragen, die sie dazu treiben, die Kurse so festzuset- zen, wie sie sie gerade festsetzen. Doch erinnert das nicht eher an den Witz vom Insassen in der Psychiatrie, der sich selbst fuer den Pfleger und den Pfleger fuer den Insassen haelt? Kann es nicht vielleicht wirklich sein, dass der Verlauf der Maerkte in der gegenwaertigen Finanzkrise gar noch so irrati- onal ist. Zuerst hat man nicht an die Groessenordnung der Kalamitaeten geglaubt. Menschen sind jedoch so. Natuerlich waren einige schlauer. Doch was ist eigentlich mit denjeni- gen, die in den Jahren 2000 bis 2003 dem Dax den groessten Verlust in seiner Geschichte beschwert haben, einen Verlust, der sich groesser zeigte als sogar derjenige in den Schick- salsjahren von 1929 bis 1933? Da waren anscheinend auch viele vermeintlich "schlauer". Doch deren Schlauheit hat sich im Endeffekt als Dummheit heraus gestellt. Maerkte bilden also - im Unterschied zur konventionellen Weisheit - niemals die Faktenlage ab, sondern stets und immer den Glauben von Menschen. Und wenn Menschen an Untergang glauben, dann ist Untergang. Das ist rational. Ich akzeptiere daher den heftigen Kursrutsch zum Ende dieser Woche. Die Men- schen glauben jetzt an Schlimmeres. Und ich akzeptiere diese Weisheit. Doch ob es sich nun um eine Ueber- oder Unterbewertung han- delt, darueber akzeptiere ich, keine Aussage machen zu koen- nen. Denn dazu muesste ich ja glauben, dass der Markt die Fakten abbildet, was jedoch nicht der Fall ist. Das Einzige, was ich also gegenwaertig recht sicher weiss, ist, dass Men- schen gemeinhin recht schnell wieder die Lust am Untergang verlieren. Und dass man wirtschaftliche Untergaenge an den Finanzmaerkten zwar antizipieren, aber niemals direkt herbei fuehren kann. |
Teufelskerle
von Dr. Bernd Niquet
Die abgelaufene Woche hat es wirklich in sich gehabt. Und sie ist noch nicht ganz zu Ende als ich diese Kolumne schreibe. Viele neue Risiken sind aufgetreten, aber wohl auch viele Chancen, denn kein deutscher Anleger darf vergessen, dass es nur noch in diesem Jahr moeglich ist, sich fuer die eigene Alterssicherung ein auf Lebenszeit steuerfreies Portfolio zusammen zu stellen. Ich selbst habe einiges gekauft und darueber hinaus die Marktturbulenzen zum Anlass genommen, meine Satellitenprogramme im Fernseher neu einzustellen, wo- mit ich ab sofort auch wieder CNBC sehen kann. Und ich muss sagen: Diese Amis sind wirklich Teufelskerle. Das merkt man erst, wenn man lange mit ihnen keinen Kontakt gehabt hat - so wie ich. Und wenn man deshalb voellig auf die europaeischen Eiertaenze geeicht ist. Und wie muss es erst sein, denke ich, wenn man aus den totalitaeren Gesellschaften des Ostens kommt. Denn mit welcher Offenheit diese Marktge- sellschaft ihre Situation und Probleme kommuniziert, ist wirklich einmalig. Hier regiert die Pluralitaet der Meinun- gen, im Markt, aber auch in den Gespraechen ueber den Markt. Hier kann jeder sagen und machen, was er fuer richtig haelt. Und deswegen haben die meisten auch eine erstaunliche Kompe- tenz. Bei uns wird ja gegenwaertig ueberall die These vom Untergang der US-Fuehrungsmacht herum gereicht. Doch das ist weit ge- fehlt! Trotz der heftigen Krise, die die USA gegenwaertig erleiden. Jedenfalls werden die geschlossenen Gesellschaften Chinas, des sonstigen Ostens oder auch Europas kaum eine Chance haben, diesem Fuehrungsmodell etwas entgegen zu set- zen. Da bin ich sehr sicher. Und dann auch noch dieser eklatante Unterschied im oekonomi- schen Wissen. Machen Sie einmal den Test: Schauen Sie die Tagesschau und ntv, lesen Sie "Der Spiegel" und "Die Welt" - und dann schalten Sie auf CNBC. Der Unterschied macht nicht nur Welten aus, es ist regelrecht ein Universum, was uns hier trennt. Ich denke, in ganz Europa gibt es nicht mehr Oekono- mieverstaendige als alleine im Umkreis von CNBC existieren. Leider jedoch arbeitet bei uns niemand davon im Bereich der Medien. Wenn hierzulande beispielsweise immer zu lesen ist, dass die Zentralbanken "Geld in das System pumpen", dann ist das eine Kindervorstellung und trifft den Sachverhalt keineswegs. Ueberall diese Vorstellung von Pumpen, als ob wir alle noch Vorschueler waeren. Bei CNBC hingegen redet man ganz normal von "the Fed is expanding their balance sheets". Das ist kor- rekt. Die Fed verlaengert ihre Bilanz. Sie nimmt temporaer illiquide Papiere in ihr Portfolio und gibt dafuer Geld. Und genau das ist ihre Aufgabe. Doch mit Pumpen hat das gar nichts zu tun. Die entscheidende Differenzierung muss zudem gemacht werden zwischen Ueberschuldungs- und Liquiditaetsproblemen. Sind die angeschlagenen Banken ueberschuldet oder haben sie "nur" ein Liquiditaetsproblem? Das ist die entscheidende Frage. Doch einem deutschen Wirtschaftsjournalisten diesen Unterschied klar machen zu wollen, ist sicherlich vergeblich. Er hat sei- ne Pumpen im Kopf und dabei wird es bleiben. Was fuer Teufelskerle dagegen diese Amis sind. Mitten in der Krise wird ploetzlich vom Prinzip abgegangen, die angeschla- genen Multis zu retten. Und dann versagt die Fed auch noch die Zinssenkung. Das ist todesmutig und gleichzeitig weise. Denn die Fed stellt sicher, jeglicher Illiquiditaet stets entgegen zu wirken, aber keine Zinssubventionen zu gewaehren. Doch das versteht man hierzulande natuerlich nicht. Wer also wirklich etwas begreifen und weiterkommen will, muss auch weiterhin nach Amerika. Zum Glueck reicht dafuer heutzu- tage in vielen Faellen eine intakte Satellitenschuessel. |
Wer ist Schuld an der Krise?
von Dr. Bernd Niquet
Hat man nicht seit Ewigkeiten immer auf die Politik ge- schimpft? Dass sie nichts zuwege bringt? In Normalzeiten ist das sicherlich wirklich oft der Fall. Doch jetzt, in den ex- tremen Zeiten der Finanzkrise, hat die Politik wirklich her- vorragend reagiert. Ich bin erneut an die Zeit nach dem Mau- erfall erinnert. Auch damals gelang es, die Herausforderung der Geschichte in einzigartiger Weise zu bewaeltigen. Entsetzlich finde ich nur die Medien, nicht die Politik. Die Politik glaenzt, doch die Medien suhlen sich im Dreck. Hier sehnt man den Tumult in der Welt stets von Neuem herbei. Koennte man den Untergang herbeischreiben, wuerde man es so- fort tun. Alle Schlagzeilen sind heute tendenzioes. Die Mana- ger sind Verbrecher, die Wirtschaft wird abstuerzen und die Aktien werden auf null sinken. Aber wer hat nun wirklich die Krise herbei gefuehrt? Die Ban- ken haetten in unverantwortlicher Weise Kredite vergeben an Menschen, die eigentlich gar nicht kreditwuerdig waren, erre- gen sich jetzt alle diejenigen, die vorher die Banken stets fuer das Gegenteil kritisiert haben, naemlich aufgrund re- striktiver Kreditvergabe die Wirtschaft zu behindern. Und dann diese Risikopapiere. Da spulen sich in den Internet- foren gruene Jungs auf, die einen intensiveren Derivatehandel als Geschlechtsverkehr absolvieren, was die Banken hier alles emittiert haetten. Doch waere das denn alles gegangen, wenn die Nachfrage (gerade von ihnen selbst) nicht so immens gross gewesen waere? Die fuer mich umfassendste und beste Erklaerung finde ich in dem, was ich vom Deutschen Soziologenkongress lese, der die- ser Tage in Jena stattgefunden hat: Nicht unersaettliche Manager waren die Hauptverantwortlichen der Krise, heisst es da, sondern es ist eine Krise der Mittelschicht. Und das gleich auf vielen verschiedenen Ebenen: Die Ueberhitzung des US-Immobilienmarktes sei keinesfalls das Resultat einer fatalen Politik des billigen Geldes oder der angelsaechsischen Eigenheimideologie. Vielmehr haette die US- Mittelschicht kaum anders gekonnt als sich fuer Haeuser in guten Gegenden zu ueberschulden. Denn nur in jenen Gegenden seien die Schulen so, dass auch die Kinder dieser Leute noch die Chancen auf ein Leben nach Art ihrer Eltern haben. Und weil der oeffentliche Sektor in den USA fuer die Weitergabe des Mittelschichtstatus wenig leistet, mussten die Leute es auf eigene Faust auf den Immobilien- und somit Kreditmaerkten versuchen. Und hier wird das Bindeglied zu einer weiteren Ebene deut- lich, denn was der Staat hier nicht hergab, das mussten eben die Finanzmaerkte hergeben. Was sie im Endeffekt jedoch eben- so wenig getan haben. Und bei uns ist das ja auch nicht anders. Die umlagenfinan- zierte Rente, so hat man immer wieder gesagt, sei eine Fehl- konzeption. Und hat ganz auf das Ansparmodell und die Kapi- talbildung gesetzt. Hat die Menschen kalt in voellig ueber- hoehte Renditevorstellungen entlassen. Ploetzlich sollte die Eigenvorsorge alles sein. Jeder Eigenvorsorger war damit auf einmal ein kleiner Koenig, der den Maerkten seine Renditevor- stellung in der gleichen Weise vorgab, wie Josef Ackermann es bei seinem Unternehmen tat. Und jetzt muss der Staat sie alle wieder heraushauen. Der ungeliebte und gehasste Staat muss es jetzt machen. Ein Glueck, dass wir ihn haben. Und wir sollten alle gemeinsam auf die Knie fallen und dem Himmel danken, wie gut unsere Demokratie in Krisenzeiten funktioniert. Denn wenn die Fi- nanzkrise etwas lehrt, dann das. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. +++ BRANDAKTUELL +++ +++ DAS NEUE BUCH IST DA +++ Bernd Niquet, Der MADchester-Kapitalismus. Das Buch zur Krise, 143 Seiten, Volk Verlag, Muenchen 2008, 12 Euro. ISBN 978-3-937200-49-1. Hier bestellen: http://click.be3a.com/click_de.html?...103.2.0634923. |
12:03 03.11.08
Noch mehr schockiert als über die Finanzkrise bin ich über das, was über die Finanzkrise so alles gesagt und geschrieben wird. Und vor allem über das, was nicht gesagt und nicht geschrieben wird. Warum beispielsweise lese ich nirgendwo das Wort „Liquiditätsfalle“? In der Japan-Krise hat noch jeder pubertierende Ökonom darüber lamentiert. Doch da gab es so etwas gar nicht. Denn die Liquidität wurde schließlich nicht von den Japanern gehalten, sondern im Wege der Carrytrades in den Rest der Welt exportiert. Jetzt jedoch haben wir eine klassische Liquiditätsfalle. Die Geldmengen in den westlichen Industrieländern explodieren regelrecht. Man schaue nur auf die Geldbasis in den USA, die sich binnen weniger Monate schlichtweg verdoppelt (!) hat. Doch parallel dazu müssen Nationalstaaten wie Österreich und Spanien die Auktionen ihrer Staatsanleihen absagen, weil keine Nachfrage da ist. Daher jedoch von der Möglichkeit von Staatspleiten zu reden, ist unverantwortlich und unsäglich dumm. Die Anleihen der großen Staaten stehen so hoch – und die Renditen sind spiegelbildlich so niedrig – wie beinahe noch nie in der Geschichte. Da ist nichts von einem Vertrauensverlust, ganz im Gegenteil. Denn warum sind die „Spreads“ der Anleihen der Industrie und der Finanzinstitute so hoch? Genau, auch deswegen, weil die Renditen der Staatsbonds so niedrig stehen. Wir befinden uns in der klassischen Liquiditätsfalle. Niemals in der Neuzeit war sie so exemplarisch zu besichtigen. Die Geldmengen werden extrem ausgedehnt, doch das Geld wird nicht an den Märkten angelegt, sondern gehalten. Keynes hat die Liquiditätsfall bereits 1936 in seiner „General Theory“ ausführlich thematisiert. Im Vergleich zu den Dreißiger Jahren sind wir jedoch in einer ungleich besseren Situation. Denn damals gelang es nicht, die allgemeinen Zinssätze zu senken, so dass die Wirtschaft ins Trudeln kam. Heute hingegen befinden sich die Zinsen fast auf einem Allzeittief. Jeder Vergleich der gegenwärtigen Krise mit der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre ist daher ebenso dumm und dreist wie das Gerede von den Staatspleiten. Mögen diejenigen, die das machen, doch nur einmal ein einziges Buch über die damalige Zeit zur Hand nehmen. Dann würden sie sehen, dass sich damals der Welthandel von 1929 bis 1933 mehr als gedrittelt (!) hat. Heute reden wir um Rückgänge der Zuwachsraten (!) von zwei Dritteln – und damals wurde tatsächlich um zwei Drittel geschrumpft. (Das wäre heute unvorstellbar. Dann müsste, um die Proportion zu den bisherigen Entwicklungen zu halten, der Dax auf etwa minus 50.000 Punkte fallen.) Das möge sich also tatsächlich jeder einmal selbst ausmalen, ein Schrumpfen um zwei Drittel! Doch so etwas passiert natürlich nicht. Dafür schreiben dann Journalisten selbst renommierter Zeitungen und Magazine, wenn sie hören, dass irgendein chinesischer Importeur einem Reeder mitteilt, ein Schiff könne bereits auf hoher See umkehren, weil er die Waren nicht abnehmen würde, von derartigen Vergleichen. Die Menschheit ist wirklich ein Wunder. Man kann immer nur von Neuem staunen, dass wir mit diesem ungenügenden Material überhaupt so weit gekommen sind. Mit den besten Grüßen! Bernd Niquet berndniquet@t-online.de |
Eine kurze persoenliche Zwischenbilanz der Krise
von Dr. Bernd Niquet Die Krise hat heftig zugeschlagen, auch bei mir. Immerhin nicht ganz so schlimm wie die vergangenen Krisen, denn ich bin schon vorgewarnt in sie hinein gegangen. Und jetzt sitze ich vor meinem Portfolio und sinniere darueber, was ich rich- tig und was ich falsch gemacht habe. Im Februar 2007 habe ich zum ersten Mal in meinem Leben fast alle Aktien verkauft und nur noch ein paar Rohstoffaktien und Rohstoffzertifikate gehalten. Daneben Cash und Anleihen von Schuldnern bester Qualitaet, Nationalstaaten und oeffentli- chen Banken. Weil ich eine Krise erwartet habe. Da stand der Dax bei 7.000 Punkten. Anschliessend musste ich erleben, dass meine Aengste vor einer grossen Krise anscheinend unbegruen- det waren. Und musste mit ansehen, wie der Markt neue histo- rische Hoechststaende erreichte und ich nicht dabei war. Ab Mitte 2008 habe ich dann angefangen, Aktienpositionen auf- zubauen. Die Krise wird nicht mehr kommen, dachte ich. Und wenn Sie mein neues MADchester-Buch gelesen haben, wissen Sie ja auch, dass ich die wirkliche Krise erst fuer die Jahre nach 2010/2011 erwarte. (Daran hat sich im Uebrigen auch durch die jetzigen Kalamitaeten nichts geaendert.) Und dann sind da natuerlich die steuerlichen Aenderungen, die ein Engagement in 2008 unbedingt erforderlich machen. Insgeheim habe ich sogar auf einen Crash im Herbst gehofft, um mich dann richtig fett einzudecken. Denn das, was ich in 2008 kau- fe, gebe ich sowieso erst in fuenfzehn oder zwanzig Jahren wieder heraus, um mein Alter zu finanzieren. Natuerlich war ich etwas frueh, doch bei jedem Rutsch habe ich nachgekauft. Bei jedem! Erneut 10 % Kursverlust im Dax an einem Tag? Wunderbar, bei derartigen Sonderangeboten greife ich zu! Und das Ergebnis sieht gar nicht schlecht aus, finde ich. Wenn man weit in die Ferne schaut, kann man also auch ruhig ein fallendes Messer fangen. Faengt man es naemlich nicht, mag es sein, dass man anschliessend mit leeren Haenden da steht. Per letztem Wochenende, als der Dax bei 5.000 Punk- ten lag, besteht bei mir ein Minus von 16 % auf die in 2008 gekauften Aktien. Das geht. Herunter gerissen hat mich, dass ich sehr frueh angefangen habe, Banken zu kaufen. Gut hinge- gen war, dass ich auch am absoluten Low gekauft habe und mit Eon und BASF bereits ueber 30 % im Plus liege. Was mir meine Gesamtperformance verhagelt hat, sind die Roh- stoffaktien, die ich durchgehalten habe und auch durchhalten werde. Schlechteste Aktie ist Anglo American, die von 42 Euro zu Jahresbeginn auf 19 Euro gefallen ist. Da ich sie jedoch bereits im Jahr 1991 zu 3,80 Euro gekauft habe, bringt mich das nicht um. Groesste prozentuale Verlustposition ist der PEH Q-Goldminenfonds von Martin Siegel mit 55 % Verlust, der mich gleich doppelt aergert, weil hier naemlich dauernd mit einer Krise kokettiert und diese regelrecht herbeigesehnt wurde, dann aber niemand eine Vorsorge dafuer getroffen hat. Was mich natuerlich in meinem Urteil trefflich bestaetigt, den Urteilen der Goldlobby auch weiterhin keine Aufmerksam- keit zu schenken. Gold selbst habe ich gleich Anfang Januar dieses Jahres hef- tig aufgestockt. Einfach als Versicherung fuer den fall der Faelle. 10% meines Portfolios habe ich seitdem in Gold, in Form eines waehrungsgesicherten Zertifikats und einem ETF. Und konnte so den Durchbruch durch die 1.000er Marke mit vol- len Taschen geniessen. Der ETF steht jetzt etwa plus minus null, da der Goldpreisverfall durch die Dollarsteigerung wettgemacht wurde. Das Quantozertifikat hingegen, das ich vorher als ueberlegen betrachtet hatte, ist zweistellig im Minus. So kann man sich irren. Aber auch hier bleibe ich dabei. Duemmste Fehler meinerseits waren, im Bondbereich auf kleine Waehrungen gesetzt zu haben. Islaendisches Pfund, Schwedische Krone und Neuseelaendischer Dollar. Ich habe erwartet, dass es Waehrungskrisen gibt und die Investoren dann die kleinen Waehrungen aufsuchen, die besser knapp gehalten werden koen- nen als die grossen, die jetzt gnadenlos entknappt werden, wie der Dollar oder der Euro. In dieser theoretischen Ver- blendung habe ich jedoch nicht gesehen, dass in der Krise das Vertrauen nur in die Grossen bestehen bleibt. Ein Fehler, der viel Geld gekostet hat. Aufgefangen werden diese Verluste allerdings durch eine grosse Position an Yen-Bonds, in der ich meine Erloese aus den Aktienverkaeufen 2007 angelegt ha- be, und die seitdem waehrungsbedingt 30 % zugelegt hat. Und jetzt? Jetzt weise ich in diesem Jahr ueber alles gerech- net knapp 12 % Verlust aus. Angesichts dieser epochalen Krise geht das eigentlich. Obwohl dadurch natuerlich die gesamten Zugewinne der letzten zwei Jahre vor der Krise verzehrt wor- den sind. Ich stehe also wieder da, wo ich Anfang 2006 stand. Nun gut. Meine Akteinquote liegt derzeit bei 40 %. Geht es weiter herauf mit den Aktien, gebe ich etwas. Sehen wir hin- gegen neue Tiefs, nehme ich noch etwas. Meine Cashquote liegt derzeit immer noch bei 10 %. Und zu Guter Letzt: Im Bondbereich habe ich alle Kurzlaeufer des Bundes verkauft, die saemtlichst wunderbar ueber pari standen, und dafuer eine extrem langlaufende Bundesanleihe gekauft - als Schutz gegen einen weiteren Crash sowie die Wirtschaftsabschwaechung - sowie 10 % meines Portfolios in diverse Bankschuldverschreibungen und Pfandbriefe investiert, die Renditen von 10 % bis 30 % p.a. bringen. Auch eine Ukrai- ne-Anleihe habe ich gekauft. Dass die Rueckzahlungen hier nicht erfolgen werden, davor habe ich keine Angst. Speziell bei Bankschuldverschreibungen, die in 2009 faellig werden. Kann man nun aus diesem Erfahrungsbericht etwas lernen? Ich habe in jedem Fall etwas gelernt, alleine dadurch, dass ich es aufgeschrieben habe. Aber vielleicht sehen Sie hieraus, dass man mit guter Diversifikation und unaufgeregtem kontinu- ierlichen Agieren auch in schwerster See zwar Schlagseite bekommt, aber dennoch nicht untergeht. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
hallo paul,
wenn ich das von dem niquet so lese, dann erinnere ich mich daran, dass wir ja im eigenen haus mal einen experten hatten. http://www.highperformance-aktien.de/ :rolleyes: eigentlich könnte der jörg uns mal ein paar exclusiv tipps geben oder? http://www.mastertraders.de/trader-l...ergmeyer21.jpg |
Hi Simplify,
entweder ist Jörg aufgestiegen oder wie müssen ihn einmal unter einer Brücke besuchen, weil man so gar nichts mehr von ihm hört. Ob er es aber besser weiß wie wir? Da bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht muss er ja davon leben, von dem was er verkauft und das sind bekanntlich immer die eigenen Empfehlungen. Gruß 621Paul |
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