Traderboersenboard

Traderboersenboard (http://www.f-tor.de/tbb/index.php)
-   Amerika, Asien (http://www.f-tor.de/tbb/forumdisplay.php?f=13)
-   -   Inside Wall Street -- Hintergründe und Analysen (http://www.f-tor.de/tbb/showthread.php?t=8653)

Starlight 15-03-2006 20:34

Big Brother is googling you

Der riesige Informations- und Datenfluss ist der größter Vorteil des Internet – und dessen größte Gefahr. Wo Informationen für jedermann zugänglich sind, fallen sie auch in falsche Hände. Die Diskussion um Datenschutz ist so alt wie das Internet selbst. In den nächsten Tagen wird ein US-Gericht entscheiden, wie sicher die Privatsphäre der User künftig sein wird.

Um es vorweg zu nehmen: Die Datenschützer haben im Fall „Google gegen USA“ nicht die besten Karten. Vor allem weil der Fall eigentlich „Google/Yahoo/Microsoft gegen USA“ heißen sollte. Die US-Regierung hatte nämlich alle drei Unternehmen aufgefordert, Millionen von Suchbegriffen und Webseiten auszuliefern, die amerikanische Internetbenutzer in einem bestimmten Zeitraum getippt und geklickt hatten.

Yahoo und Microsoft gehorchten, nur Google besann sich auf sein Motto „Don´t do evil“. Du sollst nichts Böses tun – private Daten an die Regierung zu liefern sah man als Böse an, zumal die Forderung aus Washington nur sehr vage begründet war.

Die Regierung hat sich wieder einmal dem Thema Internetpornographie und Jugendschutz angenommen. Man fürchtet, dass die allgemein verbreitete Internet-Software nicht ausreicht, Jugendliche vor Pornographie und ähnlichen Inhalten zu schützen. Würde sich das bestätigen, will Washington ein entsprechendes Jugendschutzgesetz verschärfen um gegen die Anbieter entsprechender Inhalte vorgehen zu können.

Die Absicht der Regierung in allen Ehren, doch lassen sich laut amerikanischer Verfassung Unterlagen und Dokumente über unbescholtene Bürger nicht einfach beschlagnahmen, wenn kein dringender Tatverdacht vorliegt. Und den sehen weder Google noch der auf Datenschutz spezialisierte Rechtsanwalt Andrew Serwin. Obwohl die Regierung ihre Forderung an Google auf nur noch 5000 Suchbegriffe heruntergescharubt hat, kritisiert er, es gebe keinen Vorwurf gegen die Bürger, die diese Suchbegriffe eingetippt hätten. Dem Staat fehle die rechtliche Grundlage für eine Vorladung von Google und die gewünschte Akteneinsicht.

Das Gericht scheint das ähnlich zu sehen, wie am ersten Prozesstag deutlich wurde. Doch zeigte sich die Justiz vor Beginn der Urteilsfindung auch erfreut darüber, dass die Regierung die gewünschte Datenmenge reduziert hat. Das indes beeindruckt die Datenschützer bei Google und beim liberalen Cato Institute nicht. „Es geht um´s Prinzip“, meint Cato-Direktor Jim Harper. „Sie stecken jetzt nicht mehr den Kopf in unser Zelt, aber noch immer die Nase.“

Während Google dem Ausgang des Verfahrens gelassen entgegensieht – im schlimmsten Fall müsste man einige Dokumente freigeben, aber nicht so viele wie anfangs gefordert –, kann die Regierung nur verlieren. Seit Präsident George W. Bush das heimliche Abhören von Telefongesprächen durch seinen Geheimdienst genehmigte, ohne die verfassungsmäßig vorgeschriebene richterliche Genehmigung einzuholen, steht er ohnehin in dem Ruf, die Privatsphäre seiner Bürger zu verletzen. Verliert man nun gegen Google, wäre ein weitere Versuch Daten zu sammeln in aller Öffentlichkeit fehlgeschlagen. Gewinnt man den Prozess, wird man die Daten ausgeliefert bekommen – was dem auf Privatsphäre bedachten Wähler wieder nicht passen dürfte.

Ein Urteil im Prozess „Google gegen USA“ wird in der nächsten Woche erwartet.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-03-2006 18:37

Angst um´s Öl

Nur wenige Faktoren bewegen den amerikanischen Aktienmarkt so stark wie der Ölpreis. Da mag es an manchen Tagen starke Quartalszahlen und Aufstufungen am laufenden Band geben – wird Öl teurer, geben die Märkte ab. Andererseits hat ein fallender Ölpreis die Indizes schon oft trotz schlechter Nachrichtenlage aus der Versenkung befreit.

Wie volatil die Börsen regelmäßig ausschlagen, wenn sich allein der Ölpreis bewegt, zeigt wie angespannt die Lage auf den Energiemärkten und die Stimmung im Land sind. Das schwarze Gold beschäftigt Anleger, Analysten und natürlich auch John and Jane Doe mehr als jedes andere Thema – Amerika fürchtet eine Krise, wie eine aktuelle Umfrage des Gallup-Instituts für CNN belegt.

Danach befürchten 77 Prozent , dass das Öl-Angebot in Zukunft mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten kann – ein Drittel der Befragten glaubt, dass der Rohstoff bereits in 25 Jahren ausgehen werde.

Da ist es kaum tröstlich, dass die Energie-Informationsbehörde, der die offiziellen Öl-Statistiken für die Regierung führt, optimistisch dagegenhält und postuliert, dass das Angebot selbst dann noch reichen werde, wenn die Nachfrage binnen der nächsten 20 Jahre um gewaltige 40 Prozent steigen würde.

Im Gegenteil: Wie optimistisch sich die Behörden geben, unterstreicht nur was viele fühlen. 71 Prozent der in der jüngsten Studie Befragten sagen, dass die Bush-Regierung nicht genug tut, um aktuelle Probleme auf dem Öl- und Energiemarkt in den Griff zu bekommen. Bushs Warnung bei der Rede zur Lage der Nation, die USA seien „süchtig nach Öl“, kommen den meisten nur wie heiße Luft vor – zu Recht.

Die Energiekonzepte der Regierung sehen bekanntlich bis heute weder eine Senkung des Benzinverbrauchs bei Autos noch andere Maßnahmen zur Eindämmung des Verbrauchs vor. Die Forschung im Bereich alternativer Energien wird mit einer Milliarde Dollar unterstützt – nicht einmal Hundertstel der Gewinne, die die Öl-Konzerne im vergangenen Jahr eingefahren haben.

Die Öl-Konzerne werden unterdessen nicht mehr nur als Abzocker angesehen, sondern sind für eine breite Mehrheit der Amerikaner an der aktuellen Krise mit schuld. 89 Prozent der Befragten sagen, dass die Branche noch mehr hinter der Öl-Knappheit steckt als das Weiße Haus. Etwa 30 Prozent der Befragten sehen einen Großteil der Schuld auch bei den Öl fördernden Ländern, 27 Prozent deuten auf die Automobil-Industrie, die ja nicht überraschend der prominenteste Umwelt- und Energiesünder ist.

Soweit die Öl-Industrie indes eine Krise überhaupt eingesteht, hat man einen Schuldigen gefunden, den unter den Befragten der Gallupp-Studie sonst keiner auf der Liste hatte: Hurrikan Katrina. In dem Unwetter des letzten Herbstes sieht Shell-CEO John Hofmeister die Wurzel aller Probleme. Der Hurrikan habe das Angebot gekürzt, während die Nachfrage gleich geblieben sei… dass so nach den gesetzen der Marktwirtschaft die Preise steigen , weiß indes jedes Kind.

Umso weniger nimmt man Hofmeister seine belehrenden Worte ab. Denn auch die Tatsache, dass die USA nur einen minimalen Anteil seines Öl-Verbrauchs im und vor dem eigenen Land gewinnt, ist viel zu bekannt, als dass sich irgendjemand durch derart billige Tricks ablenken lassen würde.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 20-03-2006 19:54

Der frühe Vogel… legt sich wieder hin

Seit der Fusion der New Yorker Börse mit Archipelago ist die Stimmung an der Wall Street gemischt. Für die nun selbst gelistete NYSE Group ist der Merger mit der elektronischen Handelsplattform ein wichtiger Schritt in die Zukunft – für Nostalgiker und Parketthändler der Anfang vom Ende.

In dieser Woche kocht auf dem Parkett ein Thema hoch, dass mindestens so lange diskutiert wird wie der Merger: die Öffnungszeiten. Zur Zeit beginnt der Handel in New York um 9.30 Uhr, die Schlussglocke läutet um 16 Uhr. An diese Zeiten hat sich die Branche gewöhnt, man möchte gerne am bisherigen Stundenplan festhalten.

Doch im Sinner des Unternehmens ist solches Festhalten an alten Regeln oft nicht. Mit der Struktur der NYSE Group sollte sich von Anfang an noch viel mehr ändern. Dass Händler künftig eine Stunde früher aufstehen sollten, schien zunächst eine der kleineren Veränderungen zu sein – doch die hitzigen Diskussionen der letzten Monate widerlegen das.

Es geht ja auch nicht um die eine Stunde in New York. Zwar mag ein früherer Handelsstart für den Händler mit Wohnsitz auf Long Island ärgerlich sein, der bis zur Börse immerhin eine gute Stunde pendelt. Doch noch ärger trifft es den Händler in Kalifornien, dessen Kunden natürlich erwarten, dass der Mann – aufgrund der dreistündigen Zeitverschiebung zwischen Ost- und Westküste – in Zukunft um 5.30 Uhr früh am Schreibtisch sitzen wird. Den Weg ins Büro eingerichtet, würde bei manchem Börsianer zwischen Seattle und Los Angeles folglich schon um 3 Uhr morgens der Wecker klingeln.

Und wozu das Ganze? – Darum eigentlich dreht sich der Streit. Die New Yorker Börse würde mit früheren Öffnungszeiten gerne näher an die europäischen Häsuer rücken. An denen nämlich handeln do genannte „Event-Aktien“ schon, während das Parkett noch ruht. Der Impuls dazu kommt wohlgemerkt meist aus den USA. Beispiel: Eine Fluggesellschaft spricht eine Stunde vor Handelsbeginn eine Quartalswarnung aus – das „Event“ schlägt sich im vorbörslichen Handel nieder, da die Aktie in New York noch ruht.

Immer mehr Experten bezweifeln nun, dass sich ein solcher Ablauf ändern würde, wenn New York früher eröffnen sollte. Statt um 8.30 Uhr – eine Stunde vor der Glocke – würden Unternehmen wichtige Pressemitteilungen einfach um 7.30 Uhr machen – wiederum eine Stunde vor der Glocke, meint etwa Jerry Putnam von Arca, der seit dem Merger Co-Präsident der NYSE Group ist. Schließlich wolle das Unternehmen den elektronischen Handel gezielt nutzen.

Putnam bringt seine jüngste Stellungnahme übrigens in eine ungewohnte Position: Galt der Arca-Mann früher als Feind des Parketts, hat er nun die Händler plötzlich auf seiner Seite. Denn die sind es schließlich, die am Morgen eine Stunde länger liegen bleiben dürfen, wenn die Wall Street an den bisherigen Öffnungszeiten festhält.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 21-03-2006 18:22

Chiphersteller als Dividendentitel?

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...l-1278692.html

Starlight 22-03-2006 20:07

Wohin mit Uncle Sam´s Scheck?

Schock für die Konsumbranche: Einer der lukrativsten Anlässe könnte in diesem Jahr ausfallen. Den Herstellern von Fernsehern, Computerspielen und Fahrrädern drohen Millionen zu entgehen, der Tourismusbranche auch. Zwar hat die US-Regierung nicht etwa Ostern abgesagt, doch dürften viele Amerikaner ihre traditionell im April fällige Steuerrückerstattung nicht so sorglos verpulvern wie in der Vergangenheit.

Das Konsumland USA ist hoch verschuldet, das ist bekannt, und die Sparrate von John und Jane Doe ist so niedrig wie nie zuvor. Viel zu lange haben die Amerikaner auf Pump gelebt und sich auch in finanziell angespannten Zeiten alle Wünsche per Kreditkarte erfüllt. Eine Trendwende könnte jetzt einsetzen, wie eine Umfrage des US-Einzelhandelsverbandes NRF zeigt.

Danach dürfte mit 47 Prozent fast die Hälfte der Amerikaner ihre im April fällige Steuerrückzahlung dazu nutzen, bestehende Schulden abzuzahlen. Weitere 35 Prozent der Amerikaner wollen ihren Scheck direkt aufs Sparkonto bringen. Unterm Strich plant jeder Vierte, dass die einmal im Jahr fällige Zahlung bei alltäglichen Ausgaben helfen wird, die vor allem aufgrund hoher Energie- und Lebensmittelkosten für viele deutlich gestiegen sind.

Nur noch 10 Prozent der Verbraucher hingegen wollen sich von ihrer Steuer-Rückzahlung etwas Außergewöhnliches gönnen – einen neuen Plasma-Fernseher, einen Computer oder eine Urlaubsreise.

Das ist neu. In der Vergangenheit hat die Mehrheit der Amerikaner den Scheck von Uncle Sam direkt in den Einzelhandel getragen und damit manchem Elektronik-Geschäft oder dem Reisebüro um die Ecke einen starken Start ins zweite Quartal ermöglicht.

Es geht schließlich um gewaltige Summen: Der durchschnittliche Scheck, den die US-Regierung in diesem Jahr als Steuer-Rückzahlung ausstellen wird, beläuft sich auf 2423 Dollar. Zumindest einen Teil davon würde sich Corporate America gerne sichern. Einzelhändler dürften in den nächsten Tagen mit ersten Sonderaktionen starten, glaubt NRF-Präsidentin Tracy Mullin und beruft sich auf Erfahrungen der letzten Jahre, in denen mancher Einzelhändler abenteuerliche Lock-Angebote entwickelt hatte. Das geht so weit, dass Kunden bei Wal-Mart direkt mit ihrem Steuer-Scheck zahlen können.

Angesichts der Schuldenlast, die auf dem durchschnittlichen Amerikaner drückt, raten Experten in diesem Jahr aber besonders laut, dass unerwartetes Einkommen – keiner verlässt sich wirklich auf die Rückzahlung, zumal deren Höhe je nach Steuerklasse und Abschreibungen stark schwankt – nicht unbedingt verschleudert werden sollte. Wer teuer verzinste Kredite abzahlt, täte sich den größten Gefallen, meint der Branchenverband der Vermögensberater. Auch eine außerordentliche Ratenzahlung am Haus oder die Einlage in den Sparstrumpf machten sich bezahlt.

Interessant dürfte es werden, wenn im Mai eine neue Umfrage vorliegt, aus der sich schließen ließe, wie die Amerikaner den Scheck von Uncle Sam wirklich eingesetzt haben. Denn dass eine Mehrheit dem Konsum heute abschwört heißt noch lange nicht, dass jeder angesichts scharfer Sonderangebote bei Autos und Fernsehern widerstehen kann.



Keine Angst vor der Vogelgrippe

Angst ist ein nicht zu unterschätzender Faktor an der Börse. Wer Aktien kauft, also in die Zukunft investiert, reagiert hin und wieder nervös, wenn auch nur die leiseste Gefahr droht – für ein Unternehmen, die Konjunktur oder das ganze Land. Umso erstaunlicher, dass sich eine der aktuell größten Gefahren nicht auf die Wall Street auswirkt: Die Vogelgrippe belastet Aktien so gut wie gar nicht.

Das ist umso erstaunlicher als Experten mittlerweile klar ist, dass die Vogelgrippe Amerika genauso erreichen wird wie sie Europa erreicht hat. Erst zu Beginn dieser Woche warnte das amerikanische Gesundheitsministerium, das Virus sei in den nächsten sechs Monaten zu erwarten. Die Auswirkungen sind bisher nicht abzuschätzen – Wissenschaftler halten Einzelfälle ebenso für möglich wie eine Epidemie.

Letzteres wäre eine Katastrophe für das ganze Land. Nach Berechnungen von Experten könnte eine Epidemie hunderttausende Menschenleben kosten und das Bruttoinlandsprodukt dramatisch senken. Schlimmste Szenarien sehen das Land in eine Rezession rutschen, wenn eine weite Ausbreitung der Vogelgrippe Unternehmen lahm legt.

Allzu wahrscheinlich ist dieser schlimmste vorstellbare Fall nicht, kein seriöser Analyst würde die Vogelgrippe zur Zeit in irgendwelche konjunkturellen Prognosen einrechnen. Doch manche Unternehmen können sich mit Sicherheit auf Probleme gefasst machen, allen voran die Hühner-Industrie.

Was auf die Züchter zukommen dürfte, zeigt ein Blick auf die Statistiken aus bereits von der Vogelgrippe betroffenen Ländern. Der Verzehr von Hühnerfleisch ist in Italien um 70 Prozent eingebrochen, seit dort der erste infizierte Schwan gefunden wurde. In Frankreich hat man Umsatzeinbrüche von 30 Prozent gemessen, in Indien von 40 Prozent.

Entsprechend besorgt sollten Anleger der amerikanischen Hühnchen-Konzerne reagieren: Tyson Foods, Pilgrim's Pride und Gold Kist verarbeiten zusammen 13 Millionen Tonnen Hühnerfleisch. Doch während die Aktien in den letzten Monaten alles andere als stark gelaufen sind, scheint das Risiko dramatisch einbrechender Umsätze und Gewinne doch nirgends eingepreist zu sein.

Noch weniger ist das bei den beiden größten Kunden der Züchter der Fall. Die Fastfood-Aktien laufen wie geschmiert: McDonald´s hat in den letzten zwölf Monaten um 60 Prozent zugelegt, Wendy´s um 10 Prozent. Die beiden Ketten verkaufen etwa 45 Prozent des Fleisches, das die drei großen Hersteller auf den Markt bringen.

Anleger lässt das, wie gesagt, kalt – die meisten Experten auch. Angesichts der hohen Kurse liegt für den Börsen-Experten Mark Hulbert die Empfehlung nahe, die Aktien zu shorten. In 190 großen Börsenbriefen, die Hulbert verfolgt, ist davon aber nirgends die Rede, lediglich in einem einzigen Brief steht Wendy´s auf der Liste empfehlenswerter Leerverkäufe.

Die Sorglosigkeit der Analysten spiegelt die der Konsumenten wider: Erst vor kurzem befasste sich eine Umfrage damit, was den Amerikanern schlaflose Nächte bereite. Die Vogelgrippe landete fast unbeachtet auf Rang neun und damit noch hinter relativ harmlosen Gefahren wie Übergewicht.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 23-03-2006 18:47

Gottes Portfolio

Es ist manchmal nicht einfach, seine Werte auf die Reihe zu kriegen. Vor allem der Dauerkonflikt der Republikaner, die im Namen des Herrn allerlei Unheil anrichten, bringt manchen in eine moralische Zwickmühle. An der Börse besteht dieser Konflikt nicht: Wer streng auf seine Werte achtet, kann davon profitieren – mit speziellen Fonds.

Immer mehr Anleger spricht das Konzept an. In den letzten fünf Jahren hat sich das Anlagekapital in moralisch sauberen Fonds versiebenfacht: 15,9 Milliarden Dollar sind zur Zeit nach christlichen und islamischen Werten in US-Fonds investiert, wie die Fond-Spezialisten bei Morningstar berechnet haben.

Damit hat die moralgestützte Anlage an der Wall Street schneller an Schwung gewonnen als erwartet, vielleicht auch, weil sich das Konzept in ähnlicher Form schon einmal bewährt hat. Bereits in den Neunzigerjahren tauchten die ersten „grünen Fonds“ auf, die Kapitel nur in Unternehmen steckten, die umweltbewusst handelten und zumindest teilweise auf erneuerbare Resourcen setzten.

Der Umwelt-Aspekt taucht nun auch einigen religiösen Fonds auf. Kein Wunder, betrachtet man die Welt ja als Teil der Schöpfung. Zudem suchen christliche Fonds Firmen, die Familienwerte unterstützen. Mancher Pharmazeut mit Verhütungsmitteln in der Pipeline ist damit ebenso ausgeschlossen wie Verlage mit pornographischen Publikationen oder Unternehmen, die durch Bilanzbetrug aufgefallen sind. „Tyco und Enron finden sich in diesen Fonds nicht“, weiß der Finanzberater Thomas Curtis, der mit christlichen Fonds handelt.

Dass ein Investment im moralisch sauberen Bereich durchaus lohnt, ist nicht wirklich überraschend. Schließlich haben auch Bilanzbetrug und ähnliche Unsauberkeiten schon manches Unternehmen langfristig mehr gekostet als man jemals hätte Profit machen können.

Für die religiös gewählten Fonds hat Morningstar für das vergangene Jahr eine Durchschnittsrendite von 9,7 Prozent ermittelt. Damit haben die moralisch bewussten Manager den breiten Markt geschlagen, der ein Plus von 6,5 Prozent schaffte.

Zu den überdurchschnittlichen Performern gehören laut der Morningstar-Statistik zwei christliche Fonds: Der Ave Maria Catholic Values Fund und der Timothy Plan Aggressive Growth mit Renditen von 10,95 beziehungsweise 20,77 Prozent.

Dazwischen liegt mit dem MMA Praxis International Fund ein Fond, der nach den strengen Regeln der Mennoniten angelegt ist. Danach gelten für die Auswahl der Aktien sechs Kriterien, die von Umweltschutz bis zur sozial bewussten Behandlung der Mitarbeiter reichen. Der Fond bilanzierte im vergangenen Jahr ein Plus von 14,25 Prozent.

Stärkster religiöser Fund ist indes der Amana Trust Growth Fund, ein Fond mit islamischer Aktien-Auswahl. Weitgehend decken diese sich mit den christlichen Werten, man vermeidet aber zudem die Anlage in Unternehmen, die mit Schweinefleisch zu tun haben. Auch von der Finanzbranche, die zu einem großen Teil von Zinsen lebt, hält man Abstand. Zinsen zu nehmen entspricht den islamischen Wertvorstellungen nicht – gute Rendite machen aber schon, wie man sieht.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 28-03-2006 00:06

Was macht Ben Bernanke?

Am Anfang schien alles so einfach. Wenn Ben Bernanke erst einmal am Ruder wäre, würden die Zinsanhebungen sogleich stoppen, hatte die Wall Street lange geglaubt. Schließlich könnte sich der neue Fed-Chef so am eindrucksvollsten aus dem Schatten seines Vorgängers Greenspan lösen. Jüngste Konjunkturdaten haben dem obersten US-Notenbanker einen Kurswechsel nun aber erschwert.

Zumindest für diesen Dienstag rechnet man nicht mehr damit, dass Bernanke das Ruder herumreißen könnte. Die Zins-Futures lassen nur einen Schluss zu: Der Leitzins wird noch einmal angehoben, und zwar mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um weitere 25 Basispunkte auf 4,75 Prozent. Das wäre dann die fünfzehnte Anhebung in Folge, seit die Fed vor zwei Jahren bei 1,0 Prozent gestartet war.

Anders als noch vor wenigen Monaten rechnen einige Experten an der Wall Street sogar damit, dass Bernanke den Leitzins um ganze 50 Basispunkte anheben könnte – wahrscheinlicher als eine Zinspause findet man das allemal.

Woher kommt´s? – Für die Fed, so sind sich Beobachter einig, ist eben die Inflationsgefahr noch immer stärker als zu rasches Wachstum. Die rasant steigenden Verbraucherpreise, deren Trend natürlich vor allem auf den hohen Energiekosten fußt, haben das zuletzt unterstrichen, ebenso die steigende Kapazitätsauslastung und die Entwicklung am Arbeitsmarkt, wo man zumindest auf dem Papier die niedrigste Arbeitslosenquote seit fünf Jahren misst.

Den Leitzins weiter anzuheben hat noch einen weiteren Vorteil für Bernanke: Der neue Mann könnte sich am Rentenmarkt beliebt machen. Insider fürchten seit geraumer Zeit, dass der Führungswechsel von einem Zins-Signal begleitet werden müsste, um Anlegern klar zu machen, dass Bernanke ein würdiger Nachfolger für den legendären Greenspan sei. Bernanke dürfte das wissen und schon allein um der Stabilität und Vertrauensbildung willen gar nicht darüber nachdenken, die Zinsen unverändert zu lassen.

Von enormer Wichtigkeit ist allerdings die Presseerklärung, mit der die Fed die Zinsentscheidung begleiten wird. Wenn schon die Politik der Notenbank gleich bleiben dürfte, so muss sich Bernanke zumindest in der Wortwahl ein wenig von seinem Vorgänger unterscheiden, nicht zuletzt um eine eigene Persönlichket zu etablieren. Dazu kommt natürlich, dass sich die Fed unabhängig von der direkten Zinsentscheidung am Dienstag generell einem Ende der Anhebungen nähert – das muss im Pressetext deutlich werden.

Traditionell handelt die Börse vor Bekanntgabe einer Zinsentscheidung schwach und unmotiviert. Das ist an diesem Montag angesichts des Generationswechsel nicht anders.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 29-03-2006 20:54

Wie hoch steigen die US-Zinsen?

Die Wall Street erholt sich am Mittwoch vom Zins-Schock des Vortages. Dabei ist nicht ganz klar, was für einen Schock man überhaupt erlitten hat. Immerhin war von vorne herein klar, dass die Fed die Zinsen auf 4,75 Prozent angeben würde. Und auch die Möglichkeit weiterer Anhebungen war in den Zins-Futures reflektiert.

Was die Wall Street letztlich so aus der Bahn geworfen hat – die Blue Chips fielen aus dem grünen Bereich immerhin dreistellig ab –, war letztlich nicht mehr als der zugegenermaßen unbequeme Schritt vom Traumland zurück in die harte Realität.

Trotz aller Vorzeichen, der bisher gelesenen Fed-Erklärungen und zahlreichen Reden von verschiedenen Währungshütern, trotz starker Konjunkturdaten und wiederholter Hinweise auf anhaltende Inflation, hatten sich zuviele Anleger der Hoffnung hingegeben, dass sich Ben Bernanke um jeden Preis aus dem Schatten von Alan Greenspan heraus als eigenständige Person etablieren wolle. Dass er schon deshalb den Zinsanhebungen ein Ende machen würde, um zeitgleich mit seinem Amtsantritt eine neue Zinspolitik und gleichsam eine „Ära Bernanke“ einzuleiten.

Das alles sind Phantasien, die natürlich wenig Sinn gemacht hätten. Die Fußstapfen von Alan Greenspan mögen groß sein, doch dürften Ben Bernanke auf seinem neuen Posten keine Selbstzweifel plagen. Der Mann kommt ja nicht aus dem Nirgendwo, sondern war lange Jahre Fed-Gouverneur und zuletzt Wirtschaftsberater im Weißen Haus. Aus dieser starken Position heraus kann sich der neue Notenbank-Chef durchaus Zeit lassen, seine Politik zu finden, und muss nicht etwa den vorgegebenen Pfad verlassen – zumal wenn der recht unumstritten der richtige ist.

Das wiederum belegt ein Blick zurück: Auch mit 4,75 Prozent notiert der US-Leitzins noch deutlich unter seinem historischen Mittelwert von 5,85 Prozent. Allein um diesen zu erreichen wären noch ganze vier Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte fällig. Nun mögen Kritiker – zu recht – sagen, dass der historische Mittelwert durch zweistellige Zins- und und Inflationsraten in den Achtzigerjahren verwässert ist.

Doch auch diese Unreinheiten deutet aus der Vergangenheit nichts darauf hin, dass die Fed schon bald auf die Zinsbremse drücken müsste. Man blicke nur auf die Realzinsen, also den Leitsatz minus der Inflationsrate. Deren Mittelwert liegt für die letzten 50 Jahre bei 1,75 Prozent und aktuell bei 1,1 Prozent.

Wer nicht ganz so weit zurückblicken will, mag sich die Jahre 1994 bis 1998 anschauen. Die Fed hatte nach Zinsanhebungen den richtigen Ausstieg gefunden um Wirtschaftswachstum optimal anzukurbeln – der Realzins-Durchschnitt liegt in den maßgeblichen Jahren bei 3,1 Prozent und damit volle 200 Basispunkte über dem aktuellen Stand. Wollte die Fed dahin zurück, wären noch acht Anhebungen fällig.

Nun muss man hoffen, dass sich die Wall Street von solchen „Horrorszenarien“ nicht in Panik versetzen läßt. Schließlich ist keineswegs gesagt, dass die Notenbank sich an historischen Werten orientiert – man will vielmehr, so der Pressetext der jüngten Entscheidung, die weitere Zinspolitik anhand anstehender Konjunkturdaten festmachen. Doch ist eines klar: Bernanke wird nicht unter allen Umständen einen Kurswechsel herbeiführen. Für Mai ist eine weitere Zinsanhebung durchaus zu erwarten und entsprechende Ankündigungen für die nächsten Monate dürfen den Markt nicht schocken.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 30-03-2006 21:54

Neue Bedrohung für GM

Es vergeht kein Tag, ohne dass General Motors Schlagzeilen machen würde. Das ist kein gutes Zeichen, zumal sich die Meldungen aus Detroit allzu oft widersprechen. Mal soll GMAC verkauft werden, mal findet sich kein Käufer… bei allem Hin und Her scheint man wieder einmal das Kerngeschäft zu vernachlässigen. Analysten sehen bereits die nächste Gefahr auf den Autohersteller zurollen.

Was GM – und dem Konkurrenten Ford – erneut Umsatz und Gewin streitig machen dürfte, kommt wieder einmal aus Asien. Die dortigen Hersteller haben sich auf ihre Wurzeln besonnen und bringen eine neue Generation von preisgünstigen Kleinstwagen auf den Markt, die angesichts dauerhaft hoher Spritpreise reißenden Absatz finden fürften.

Die amerikanischen Hersteller haben dem nichts entgegen zu setzen, das heißt: fast nichts. General Motors hat den Chevrolet Aveo im Sortiment, der in Korea gebaut wird und dem man das auch ansieht. Der zumindest für amerikanische Verhältnisse kleine Hüpfer, der aber immer noch als Viertürer kommt, kostet in seiner billigsten Version ab 11 000 Dollar. Damit würde GM eigentlich nicht schlecht fahren, doch macht man wenig Werbung für den Kleinen und hat bisher gerade einmal 68 000 Stück verkauft.

Kein Wunder, denn die Konkurrenz bietet mehr. „Der Aveo ist so schlicht, es ist fast ein Nutzfahrzeug“, urteilt der Automobil-Analyst Ed Hellwig von Edmunds.com. „Der Toyota Yaris hingegen fühlt sich wie ein Mittelklassewagen an. Man kommt sich darin gar nicht vor wie in einem billigen Modell.“

Doch gerade in Amerika ist das Feeling für den Wagen wichtig. Schließlich fehlt dem Kunden weitgehend der Sinn für Umweltschutz, so dass ein niedriger Verbrauch allein noch nicht ausreicht, John und Jane Doe in die kleinste Klasse zu bekommen.

Die einzige Möglichkeit, in Amerika Kleinst- als Zweitwagen zu verkaufen, geht über Design und Komfort – bei niedrigem Preis. Bei Edmunds.com ist man sich einig, dass GM nicht nur hinter Toyota, sondern auch hinter dem Suzuki Aerio, Hyundai Accent, Honda Fit und Nissan Versa zurück liegt. „Der Aveo wird sich nicht durchsetzen können, wenn GM keine bessere Werbestrategie hat“, so die Experten.

Dass es von alleine nicht läuft, meint auch Marc McCready von CarsDirect. Das Kleinstwagen-Segment wachse zwar weiter, „aber nicht so stark, dass alle Hersteller kräftig mitverdienen könnten.“ Um bis zu 25 Prozent dürfte die Sparte im laufenden Jahr wachsen, wird geschätzt. Wenn GM davon profitieren will, sollte man sich dem Projekt Aveo & Co. rasch annehmen. Von Kostensenkungen und dem Teilverkauf obskurer Kreditsparten allein lebt der Konzern schließlich nicht.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 31-03-2006 19:16

Technische Analyse
Der Dow auf Rekordkurs
Von Wieland Staud

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...s-1300224.html

Starlight 31-03-2006 19:28

Ölkonzerne sind die Gewinner

Von Ulf Sommer, Torsten Riecke

Die Top-Konzerne der USA schreiben 2005 Rekordgewinne. Vorallem die Ölkonzerne zählen zu den Gewinnern. Mit ihrer Hilfe läuft die US-Wirtschaft wie geschmiert. Mit Wachstumsproblemen kämpfen dagegen die Medien - und die Pharmabranche.

...

http://www.handelsblatt.com/unterneh...r/2635810.html

Starlight 03-04-2006 18:59

Weitere Sorgen um GM

Aufatmen bei General Motors: Ein 14-Milliarden-Deal mit einer privaten Investorengruppe, die sich einen Mehrheitsanteil an der Finanzsparte GMAC sichert, hilft dem Automobilriesen, die laufende Restrukturierung zu finanzieren. An der Wall Street indes hält sich die Begeisterung in Grenzen, die GM-Aktie verliert 3 Prozent.

Der Grund für den schwachen Handel mit der Aktie ist in einer ganz kurzen Analyse von Moody´s zu finden. Die Kreditexperten halten nämlich an ihrem Rating für GMAC fest und sehen die Kredite des Finanzriesen ungeachtet der jüngsten Entwicklungen weiterhin auf „Müll-Niveau“. Nicht einmal weitere Abstufungen schließt man aus, General Motors stehe weiterhin finanziell unter Druck.

Das stimmt: Zwar hat der geplante Verkauf von GMAC die Schlagzeilen der letzten Wochen beherrscht. Doch zum einen ist die Finanzsparte ja gar nicht ganz verkauft, sondern nur ein Mehrheitsanteil. Entsprechend kassiert GM statt der geschätzten rund 30 Milliarden Dollar zunächst auch nur 14 Milliarden Dollar, und selbst davon einen Teil erst über die nächsten drei Jahre gestreckt.

Und zudem hat man durchaus noch andere Probleme, die sich auch mit einer nun doch anstehenden Finanzspritze nicht einfach beheben lassen. Da wäre zum einen das Hauptproblem, dass General Motors mit dem Konkurrenten Ford teilt: Für beide US-Hersteller sind die Absatzzahlen seit Jahren rückläufig. Noch zum Wochenstart stehen die neuesten Auto- und Truck-Verkaufsstatistiken an, und Experten stellen sich auf weitere Rückgange ein und darauf, dass die einheimischen Hersteller weiter Marktanteile an Toyota und andere Konkurrenten aus Asien abgegeben haben.

Und unabhängig von der Nachfrage bleibt das Problem Delphi bestehen. Sah es eine Zeit lang so aus, als hätten sich GM und der Zulieferer mit der Automobilgewerkschaft UAW über Lohnkürzungen und Entlassungen geeinigt, wurde erst Ende der vergangenen Woche ein unerwarteter Rückschritt bekannt: Delphi hat einen Richter aufgefordert, die Arbeitsverträge aufzulösen – genau was GM eigentlich hatte verhindern wollen.

Delphi hat durchaus einen Grund, die Arbeitsverträge aufheben zu wollen. Die Stundenlöhne in dem Unternehmen sind dreimal so hoch wie anderswo in der Branche, und massive Lohneingeständnisse will die UAW nicht machen. So ist ein Streik nun doch nicht abgewendet – und das sorgt GM-Investoren.

Ein Streik beim Zulieferer, das wissen Insider schon lange, könnte die Produktion bei GM still legen und das drittgrößte Unternehmen Amerikas in den Konkurs stürzen. Doch auch abgesehen vom worst-case-scenario droht Ärger mit Delphi. Selbst wenn sich ein Streik vermeiden ließe ist davon auszugehen, dass das Unternehmen einige Teile für GM nicht mehr herstellen will. Nicht alle Produkte seien produktiv, heißt es aus dem Management von Delphi, und entsprechend soll das Sortiment im Rahmen der eigenen Restrukturierung verknappt werden. – Die Restrukturierung bei GM ist damit erneut direkt gefährdet.

General Motors hat mit dem Teilverkauf von GMAC am Montag einee große Hürde auf dem Weg in einer gesunde Zukunft genommen. Es stehen aber noch weitere Hürden an, und Anleger wollen zur Zeit nicht darauf setzen, dass General Motors alle nehmen wird.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 06-04-2006 07:59

Spannung vor der US-Berichtssaison

Während in Deutschland noch nicht alle Firmen ihre Jahreszahlen vorgelegt haben, läuft in den USA bereits wieder die Quartalssaison an. Zu Beginn der kommenden Woche eröffnet Alcoa traditionell den Zahlen-Reigen.
Gespannt schauen die Anleger über den großen Teich. Ab Montag wird es spannend: Die "earning season" startet. Sie wird Aufschluss darüber geben, wie das neue Jahr 2006 angelaufen ist. Allgemein wird mit einer Abschwächung der Gewinndynamik gerechnet. Nach einer Analyse von Morgan Stanley haben die 500 S&P-Unternehmen im 1. Quartal um 10,8 Prozent mehr verdient. Im vierten Quartal 2005 hatte das Gewinnwachstum noch bei 14,4 Prozent gelegen.

Die letzte Quartalssaison sorgte für zahlreiche Enttäuschungen. Vor allem Technologiefirmen wie Intel, Yahoo und Google verfehlten die hohen Erwartungen.

Halten die 11.000 Punkte?
Dennoch haben die US-Börsen bisher eine ordentliche Jahresbilanz vorzuweisen. Der Dow Jones kletterte wieder über die 11.000 Punkte-Marke und legte rund vier Prozent zu. Mit 11.337 Punkten erreichte er vor kurzem den höchsten Stand seit Mitte 2001. Die Nasdaq schaffte mit 2153 Punkten ebenfalls ein Fünfjahres-Hoch.

Aktienexperten sind optimistisch, dass die US-Börsen in diesem Jahr aus der Seitwärtsbewegung ausbrechen. Im vergangenen Jahr büßte der Dow 0,6 Prozent ein. Das Ende des Zinserhöhungszyklus könnte dem Markt neuen Auftrieb geben. Dann könnte auch die im Jahr 2000 erreichte Marke von 11.722 Punkten fallen. Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Landesbank Rheinland-Pfalz, hält gar einen Sprung des Dow Jones auf 12.000 Punkte für möglich.

Nur Intel warnt
Die Aussichten für den Jahresauftakt sind verheißungsvoll. Zuletzt gab es kaum Unternehmen, die für das Auftaktquartal eine Umsatz- oder Gewinnwarnung ausgaben. Lediglich Intel musste Anfang März die Umsatzprognose für das erste Jahresviertel herunterschrauben und verdarb den Börsianern die Laune.

Vor Ostern sind von der US-Quartalssaison noch keine großen Impulse zu erwarten. Spannend wird es erst nach den Feiertagen. In der dritten April-Woche legen die Hightech-Konzerne Intel, Motorola, Yahoo, Ebay und die Autobauer General Motors und Ford Quartalszahlen vor. In Deutschland läutet SAP die Quartalssaison am 20. April ein.

Quelle: ARD online

Starlight 06-04-2006 08:00

Der Wolf im Schafspelz

Vier Jahre lang war Wal-Mart der größte Konzern der USA, doch in der aktuellen Fortune-500-Liste hat ExxonMobil den Spitzenplatz zurück erobert. Teure Ölpreise haben ExxonMobil geholfen und Wal-Mart geschadet, doch litt der Einzelhändler zunehmend auch unter seinem schlechten Image. Das soll sich jetzt ändern.

Wal-Mart will zurück an die Spitze der amerikanischen Top-500. Wenn in knapp einem Jahr die Liste der größten US-Unternehmen für 2007 vorgelegt werden wird, dann will der Einzelhändler aus Arkansas wieder ganz oben stehen. Leicht wird der Weg an die Spitze nicht werden. ExxonMobil profitiert von hohen Ölpreisen so sehr wie Wal-Mart darunter leidet, denn der Verbraucher steckt immer mehr Geld in seinen Tank und immer weniger in die Kasse im Supermarkt.

Daran kann Wal-Mart nichts ändern, doch gibt es einen zweiten großen Faktor, der das Unternehmen Millionen gekostet hat: Wal-Mart ist so unbeliebt wie kein anderer in der Branche. Während Target durch einen gewissen Schick und gute Marken von sich reden macht und J.C. Penney mit frischen, aufgeweckten Werbespots, kommt Wal-Mart immer wieder im Zusammenhang mit Hungerlöhnen, Diskriminierung am Arbeitsplatz, mangelndem Versicherungsschutz für Mitarbeiter und Zensur in der Musik- und Magazinabteilung in die Schlagzeilen.

In einer aktuellen Umfrage haben zwischen 2 und 8 Prozent der Befragten erklärt, früher oft bei Wal-Mart eingekauft zu haben und mittlerweile aufgrund schlechter Nachrichten über den Konzern einen großen Bogen um die Supercenter zu machen.

Das kostet Wal-Mart eine Stange Geld, und deshalb steht jetzt ein Image-Wandel bevor. Der Wolf zieht sich einen Schafspelz über und versucht mit allen Mitteln, nicht mehr als Rowdy aufzutreten, sondern als freundlicher Nachbar. Diese Maßnahmen sind wohlgemerkt nicht nur an den Kunden gerichtet, sondern vor allem an Städte und Dörfe in den ganzen USA, in denen Wal-Mart weitere Läden eröffnen will aber bisher auf Protest gestoßen ist.

Der Protest in Städten wie Chicago und Los Angeles richtete sich vor allem gegen Wal-Mart als schlechten Einfluss auf das lokale Geschäftsumfeld und die regionale Konjunktur. Längst ist bekannt was passiert, wenn Wal-Mart in eine neue Gegend zieht: Der Branchenprimus macht mit Niedrigpreisen die Konkurrenz platt und vernichtet mehr Arbeitsplätze als er schafft.

Da Wal-Mart massiven Druck auf Zulieferer ausübt, die Preise zu senken, sinkt das Lohnniveau in Wal-Mart-Kommunen um 2,5 bis 4,8 Prozent, wie eine Studie von unabhängigen Volkswirten ergeben hat. Ein solches Image zu reparieren ist nicht einfach, doch Wal-Mart ist kreativ. Abgesehen davon, dass man sich durch eine geschickte Auswahl von Lokalotäten bei den Gemeinden anbiedern will – das Unternehmen kann sich Supercenter in verkommenen Stadtvierteln mit hoher Arbeitslosigkeit ebenso vorstellen wie Filialen auf biologisch oder chemisch verunreinigten Grundstücken –, addressiert man auch lokal-konjunkturelle Probleme direkt.

Wal-Mart bietet in einem neuen Konzept an, lokale Geschäfte – sogar direkte Konkurrenten – zu unterstützen. Man wolle den Kollegen Zuschüsse und Darlehen zahlen, heißt es, zudem biete man Seminare an, in denen Ladenbesitzer lernen könnten, wie man sich im Schatten eines Branchenriesen wie Wal-Mart am besten schlage.

Um Unterstützung nicht nur von lokalen Geschäften, sondern auf breiter Basis zu sichern, will Wal-Mart 500 000 Dollar an lokale Handelskammern überweisen, die mit dem Geld ihre Mitgliedsunternehmen beim Aufbau von Webseiten und ähnlichen Projekten unterstützen sollen.

Die Anti-Wal-Mart-Lonbby ist von den Vorschlägen aus der Zentrale nicht begeistert. „Wal-Mart schafft genau die Probleme, die es jetzt lösen will“, schimpft Chris Kofinis von der gewerkschaftsgestützten Bürgerbewegung „Wake-Up Wal-Mart“. Die Image-Aktion sei „ein weiterer Werbe-Gag in einer langen Reihe von Werbe-Gags“. Das ist schwer von der Hand zu weisen. Und ob sich die lokalen Unternehmen von Wal-Mart einlullen lassen und in ihrer größten Bedrohung doch plötzlich auch ein wenig Hilfe sehen, ist zu bezweifeln – ebenso, dass Wal-Mart allzubald den Öl-Multi von der Spitze der Fortune-500-Liste ablösen wird.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 06-04-2006 19:43

Das „Pig Book“ von Washington

Dass die US-Regierung mit Steuergeldern äußerst großzügig umgeht, ist ebenso bekannt wie ärgerlich. Doch einmal im Jahr legen die Verbraucherschützer von Citizens Against Government Waste (CAGW) ihr „Pig Book“ vor, in dem die schlimmsten Fälle von Steuergeld-Verschwendung gelistet sind.

Die (einzige) gute Nachricht zuerst: Die Zahl der „pork projects“ – also der Projekte, für die bestimmte Beträge zweckgebunden in den Haushalt geschrieben werden – ist in diesem Jahr um 27 Prozent auf nur noch 9963 gesunken. Leider heißt das nicht, dass Washington gespart hätte: Die Summe der finanzierten Projekte ist um 6,2 Prozent gestiegen und liegt mit 29 Milliarden Dollar wieder einmal so hoch wie nie zuvor.

Das ist umso erschreckender, als die Politiker angesichts zahlreicher Pflicht-Projekte durchaus Anlass zum Sparen gehabt hätten. Immerhin müssen die USA zur Zeit nicht nur die immens teuren Kriege in Afghanistan und Irak finanzieren, sondern auch den Wiederaufbau der Hurrikan-geschädigten Küstenregionen von Louisiana und Texas.

Das ist schwierig genug, da die USA von einem Handels- und Haushaltsdefizit geplagt ist. Letzteres beläuft sich für 2006 auf 371 Milliarden Dollar, insgesamt ist Amerika mit 8,4 Billionen Dollar verschuldet. Doch diese düsteren Zahlen scheinen die Abgeordneten bei der Behandlung einiger höchst umstrittener Projekte ebenso wenig belastet zu haben wie die Verurteilungen von mehreren Lobbyisten und der steile Absturz des einstigen Fraktionsführers der Republikaner, Tom DeLay, im Zusammenhang mit Bestechung und Veruntreuung.

Zumindest ein Skandal jedoch hatte positive Folgen für den US-Haushalt: Nachdem der republikanische Senator aus Alaska, Ted Stevens, im vergangenen Jahr mit der Finanzierung einer 223 Millionen Dollar teuren Brücke vom Festland zu einer von 50 Einwohnern bewohnten Insel gescheitert war, verlor er auch bald seinen Posten als Vorsitzender des zuständigen Ausschusses. Weniger nahe an der Macht konnte Stevens seinem Bundesstaat für 2006 nur 325 Millionen Dollar sichern und damit weniger als die Hälfte dessen, was er ein Jahr zuvor abstauben konnte.

Nicht dass sich die Wähler in Alaska nun beschweren könnten: Stevens sicherte ihnen noch immer den höchsten Pro-Kopf-Betrag unter allen Staaten zu: Ganze 489,87 Dollar fallen auf jeden Bürger im hohen Norden. Auf Platz Zwei schneidet Hawaii ab mit 378 Dollar pro Kopf vor dem Stadtstaat Washington, D.C. mit 182 Dollar. Wie ungerecht die Gelder verteilt sind, zeigt ein Blick auf die Verlierer in der Haushaltsrunde: Die Bürger in Georgia bekommen mit 12 Dollar pro Kopf am wenigsten.

Noch interessanter als die ungleiche Verteilung der Gelder sind indes die absurden Projekte, für die Abgeordnete staatliche Mittel durchgesetzt haben – meist um einflussreiche Lobbygruppen im eigenen Wahlkreis zufrieden zu stellen. So gehen 13,5 Millionen Dollar an den International Fund for Ireland, der unter anderem den Welt-Toiletten-Gipfel finanziert. Mit 1 Million Dollar unterstützt man die Anschaffung von Pissoirs ohne Wasserverbrauch.

Dass nicht nur gepinkelt, sondern auch getrunken wird, weiß der Besucher eines Teekessel-Museums in North Carolina, das mit 500 000 Dollar unterstützt wird.

6,4 Millionen Dollar fließen in Untersuchungen über Holzverarbeitung, etwas mehr als eine Million bekommt Alaska jeweils zur Forschung über Waldbeeren und über Lachs – mit beidem müsste man zwischen Cugach Mountains und Yukon eigentlich schon mehr als vertraut sein.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 07-04-2006 10:52

Wie sind die Aussichten für das zweite Quartal?
Von Sam Stovall, Chefstratege von S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...l-1305746.html

Starlight 07-04-2006 19:49

Warnung vor dem Goldrausch

Es ist das alte Lied: Je höher die Rallye führt, desto mehr Anleger wollen dabei sein. Doch lohnt sich ein später Einstieg noch? Dieselbe Frage stellen immer mehr Privatanleger mit Blick auf Gold. Das Edelmetall ist in den letzten Jahren in die Höhe geschossen und notiert vor dem Wochenende auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren.

Es ist noch nicht lange her, da lag Gold wie Blei in den Regalen. Keiner wollte es im Portfolio haben, die Wachstumschancen des bei 250 Dollar festsitzenden Edelmetalls schienen bei Null zu liegen – ganz im Gegenteil zu Aktien und anderen Wertpapieren. Seither aber ist die Wall Street durch turbulente Zeiten gegangen, durch eine Rezession, zahlreiche Skandale an Börse und in Unternehmen, und irgendwann setzte sich Gold wieder durch als Wachstums-Anlage.

In fünf Jahren ist der Wert der Feinunze nun von 250 auf 600 Dollar gestiegen, damit kostet Gold so viel wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Allein auf die letzten zwölf Monate gerechnet hat das einst verschrieene Metall um 38 Prozent zugelegt und damit sämtliche anderen Anlagen hinter sich gelassen.

Wer jetzt noch in Gold einsteigen will, hat damit grundsätzlich nicht ganz Unrecht. „Solange die Konjunktur von einem schwachen Dollar und einem hohen Ölpreis bedroht ist, ist Gold immer eine interessante Sicherheit“, meint der Rohstoff-Analyst Jim Quinn von A.G. Edwards. Doch warnen mehrere Analysten, die Anlage in Gold sei komplexer als in Aktien, und Spezialisten bräuchten jahrelange Erfahrung auf dem Rohstoff-Markt, um teure Fehler zu vermeiden.

Was tun also? – Des Rätsels Lösung sind wohl am ehesten die Gold-ETFs, die „exchange traded funds“. Diese Fond kombinieren die Anlage in dem Edelmetall selbst mit Gold-Aktien, also den Papieren von Minen und Verarbeitern. Wie gut die Fonds zur Zeit laufen, belegt Andrew Clark, Analyst vom Rohstoff-Haus Lipper. „Die Gold-Fonds sind erst seit gut einem Jahr auf dem Markt, verwalten aber schon mehrere Milliarden Dollar.“

Einer der wegen seines erfahrenen Managements und niedriger Gebühren attraktivsten Fonds, der „Vanguard Precious Metals and Mining“, wurde kürzlich sogar für Neu-Investoren geschlossen – die Verwalter sahen das Investmentvehikel am Rande der Kapazität.

Andere Fonds, darunter der American Century Global Gold, der iShares Comex Gold Trust und der streetTracks Gold ETF, die im letzten Jahr zweistellige Wachstumsraten gesehen haben, nehmen noch Kapital auf. Ohne Risiko seien diese Fonds auf den aktuellen Ständen aber nicht, warnt Karen Wallace von Morningstar, zumal es durchaus Alternativen gäbe, sich beispielsweise gegen Inflation abzusichern, was immerhin der Hauptgrund hinter manchem Gold-Investment ist.

Den Experten bei Morningstar scheinen Immobilien die bessere Anlage für Kleinanleger zu sein. Denn Gold, darüber dürfe auch ein Preis von glänzenden 600 Dollar nicht hinwegtäuschen, sei äußerst volatil. „Früher bewegte sich Gold in einer Woche um bis zu 6 Dollar“, warnt Jim Quinn von A.G. Edwards. „Heute sehen wir das an einem Tag.“

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-04-2006 21:15

Sorgen um stürmischen Sommer

April, April, der macht was er will… in Amerika ist das nicht anders als in Deutschland, wo die Bauernregel in aller Munde ist. Auch die Wall Street schaut dieser Tage wieder verstärkt auf´s Wetter, wenngleich nicht auf das von heute oder morgen. Man interessiert sich für die langfristigen Vorhersagen – und macht sich Sorgen.

Die Meteorologen sind sich weitgehend einig, dass der schrecklichen Hurrikan-Saison 2005 eine noch schlimmere folgen dürfte. Das heißt: Amerika muss sich wohl auf weitere Stürme der Kategorie „Katrina“ und „Rita“ gefasst machen. Denn Wetter-Gau sehen einige Experten mit einem Anstieg der Hurrikans um 30 bis 40 Prozent, die betroffenen Gegenden sind die selben wie immer: Der Nordosten entlang der Atlantikküste und natürlich der Süden von Florida entlang dem Golf von Mexiko über Louisiana bis nach Texas.

Vor allem an der Golf-Küste ist man zurecht besorgt: Die Dämme, die den Hurrikans des letzten Sommers zum Opfer gefallen sind, sind nicht ausreichend repariert und verstärkt schon gar nicht. Der Wiederaufbau in Regionen wie Biloxi und New Orleans läuft gerade erst, ein großer Teil der von „Katrina“ vertriebenen Einwohner ist nie zurückgekehrt. In einem solchen Umfeld können weitere Stürme der Region den Todesstoß geben. Die wirtschaftlichen Folgen wären dramatisch, vor allem auf dem Energiesektor.

An der Golfküste läuft der größte Teil der amerikanischen Öl-Produktion. Dass Hunderte von Bohrinseln und fast alle Raffinerien im letzten Herbst über Wochen und Monate sturmgeschädigt brach lagen, trieb die Öl- und Benzinpreise nachhaltig in die Höhe. Dass der Ölpreis, nicht zuletzt vor dem Hintergrund geopolitischer Krisen, zur Zeit nahe der historischen Höchststände handelt und Benzin trotz einer Kapazitätsauslastung von 86 Prozent in den Raffinerien einen saisonal ungewöhnlich hohen Tankstellen-Preis von 2,67 Dollar pro Gallone erreicht, lässt erahnen, wohin die Rallye in diesem Sommer noch gehen könnte.

Dabei sind die Sorgen um das Sommerwetter nicht die einzigen, mit denen sich Analysten abmühen. Auch die Umstellung in vielen Raffinerien, die statt dem bisher verwendeten Additiv MTBE auf das sauberere Ethanol wechseln, dürfte zu Produktionsengpässen führen. Die könnten umso schwerwiegender ausfallen je weiter die Raffinerien von den Mais-Feldern entfernt sind – die Infrastruktur zwischen Feld und Ethanol-Verarbeitung muss sich erst noch bewähren.

Analysten sind sicher, dass die Amerikaner während der Hauptreisezeit im Sommer für mehr als 3 Dollar pro Gallone tanken und damit in diesem Jahr erneut mehr als doppelt so viel zahlen wie noch vor zwei Jahren üblich gewesen war.

Diese hohen Preise dürften den Tourismus direkt betreffen, da viele Urlauber ihre Reisen stornieren oder kürzer halten könnten. Die Fluggesellschaften, eben erst zumindest teilweise aus der tiefsten Krise erstiegen, dürften erneut in massive Schwierigkeiten kommen. Und darüber hinaus wäre, wie immer, der Verbraucher auf breiter Front betroffen. Dessen Sparrate notiert ohnehin unter Null, umso eher werden steigende Ausgaben für Benzin direkt mit weniger Ausgaben für andere Dinge ausgeglichen.

Amerika droht erneut ein stürmischer Sommer – meteorologisch und wirtschaftlich gesehen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-04-2006 20:47

Corporate Amerika begeistert

An der Wall Street ist Katerstimmung angesagt.

Die stetig anziehenden Rohstoffpreise, kombiniert mit einer anhaltend robusten Konjunktur fachen die Angst vor weiteren Zinsanhebungen weiter an.

Schon jetzt scheint festzustehen, dass die amerikanische Notenbank auch am 10. Mai die Zinsen um 25 Basispunkte anheben wird. Doch selbst wenn die Leitzinsen von derzeit 4,75 auf 5,25 Prozent steigen sollten, sei mit keinem größeren Schaden für die Finanzmärkte zu rechnen, gibt Morgan Stanley Entwarnung. Ernst wird die Lage erst ab einem Zinssatz von mindestens 5,50 Prozent.

So verunsichert Börsianer auf dem Parkett der New Yorker Aktienbörse auch sein mögen, dürfte Corporate Amerika den Bullenmarkt doch am Leben halten. Das Ertragswachstum der Werte im S&P 500 Index verliert zwar an Schwung, dürfte im ersten Quartal aber dennoch bei rund 10,4 Prozent liegen, schätzt das Researchhaus Thomson Financial. Zu Quartalsbeginn wurde noch eine Wachstumsrate von 12 Prozent angepeilt.

Letztendlich kann Corporate Amerika zufrieden sein. Schliesslich liegt das Ertragswachstum seit vierzehn Quartalen im zweistelligen Prozentbereich. Stellt sich jedoch die Frage, wie das zukünftige Wachstum gesichert werden kann. Mit den Gewinnmargen auf einem historisch hohen Niveau, könnten Unternehmen versuchen durch Preisanhebungen die solide Ertragslage zu sichern. Eine aus Sicht der Notenbank ungewollte Entwicklung, wird dadurch doch das Inflationsrisiko angefacht.

Können die Preisanhebungen hingegen nicht durchgesetzt werden, drohen die Gewinne fortan deutlich langsamer zu wachsen, mahnen die Skeptiker. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Dass Ertragswachstum dürfte in diesem Jahr auf rund 7 Prozent abkühlen, womit der Aktienmarkt aber durchaus leben kann. Vorausgesetzt die Notenbank pausiert bald an der Zinsfront.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 17-04-2006 21:02

Ein erster Blick auf die Quartals-Gewinne
Von Sam Stovall, Chefstratege von S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1300118.html

Starlight 17-04-2006 21:13

Wegweiser im Internet

Die Ertragssaison ist in vollem Gange. In dieser Woche werden ein gutes Dutzend Dow-Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal auf den Tisch legen, dazu einige Hightech-Werte. Mit am wichtigsten, weil zukunftsgewandt, dürfte für manchen die Internet-Troika aus Google, Yahoo und Ebay sein.

Wenn die Internet-Werte zum Quartal melden, sind die Reaktionen jeweils ganz anders als bei den Unternehmen der „old economy“. Obwohl Plattformen wie Yahoo seit Jahren tätig sind, Ebay längst kein Geheimtip mehr ist und Google sowieso durchgekaut ist, stellt sich stets eine Frage, die wichtiger ist als die nach Umsatz und Gewinn: Wohin führt die Strategie der Unternehmen, deren Assets auch nach Jahren im Hightech-Umfeld kaum greifbar sind?

So wichtig ist der Blick auf die Strategie, auf die Ideen der Internet-Unternehmen, dass eine Aktie trotz enttäuschender Zahlen durchaus klettern oder auch nach starken Zahlen im Handel nachgeben kann.

Im Mittelpunkt der Berichte von Yahoo und Google dürfte in dieser Woche wieder einmal ein Gadget stehen, über dessen genaue Ausrichtung sich die Experten noch immer nicht einig sind: die Karten. Beide Suchmaschinen haben Millionen investiert, die Welt Strich für Strich zu kartografieren. Längst finden beide nicht nur den letzten Bauernhof, sondern liefern auch noch ein vernünftig scharfes Satellitenfoto mit.

Wozu das ganze? Langfristig nur, um die Inhalte direkt in bare Münze zu verwandeln, meinen die einen. Und liegen nicht ganz falsch. Immerhin haben Google und Yahoo in ihren Karten-Programmen längst alle möglichen Anzeigen untergebracht. Per Mausklick zeigt Google Restaurants in den Satelliten-Karten an, die großen Ketten zahlen für günstige Platzierung ebenso wie einzelne Häuser.

Yahoo hat unterdessen Verträge mit Holiday Inn und Washington Mutual abgeschlossen und zeigt deren Filialen besonders deutlich an.

Und doch scheint es den Unternehmen nicht nur darum zu gehen, mit dem Kartendienst sofort Kasse zu machen. „Es ist viel wichtiger, die Internet- und Sucherfahrung aufregend und informativ zu gestalten“, meint der Online-Analyst Neal Polachek. So gehe es Yahoo und Google in erster Linie darum, Kunden im eigenen Portal zu halten, in dem schließlich an anderer Stellee – vor allem mit bezahlten Suchbegriffen – Geld gemacht wird.

Was die bisherigen Kundenzahlen angeht, liegt der Kartendienst von Yahoo mit 20 Millionen im März knapp vor Google mit 19,1 Millionen. Beide liegen aber weit hinter AOL zurück, wo ein quasi konkurrenzloses Komplettangebot im abgelaufenen Monat 46,4 Millionen Besucher anzog. Diese Zahl gilt es einzuholen, und entsprechend werden sich Anleger bei den Quartalskonferenzen von Google und Yahoo vor allem darauf konzentrieren, mit welchen Mitteln, mit welchen technischen Spielereien und Design-Elementen die Unternehmen den Online-Aufenthalt des Kunden verschönern wollen.

Diese nur auf den ersten Blick nebensächlichen Informationen dürften den Kurs der Aktien letztendlich stärker beeinflussen als die nackten Gewinn- und Umsatzzahlen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-04-2006 20:41

Warme Worte aus China

Selten hat ein Staatsbesuch die Wall Street so interessiert wie in dieser Woche: Chinas Präsident Hu Jintao ist zwischen Seattle und Washington unterwegs. Gesprächsstoff gibt es genug, doch versprechen sich Experten nur wenig handfeste Lösungen zu den zahlreichen Problemen in der Partnerschaft der beiden Staaten.

Viele sehen den Besuch von Hu mehr als eine freundliche Geste und nicht so sehr als den Beginn einer Trendwende. So dürfte auch Bill Gates empfinden, nachdem er den Gast aus China am Dienstagabend in Seattle empfangen, durch die Zukunfts-Ausstellung auf dem Firmengelände von Microsoft und anschließend zum Dinner zuhause geladen hatte.

Microsoft gehört zu den großen Leidtragenden der konplexen Beziehungen zwischen den USA und China – das Land der aufgehenden Sonne ist nämlich auch das Land des intelektuellen Diebstahls. Nirgendwo sonst werden so viele Waren gefälscht, darunter neben Uhren und Designertaschen immer mehr CDs, DVDs und natürlich auch Software. Erst im letzten Jahre gelang es Reportern von CNN, mitten im Regierungsviertel von Peking das gesamte Windows-Paket und sämtliche einigermaßen wichtigen Software-Pakete für ein paar Dollar auf dem Schwarzmarkt zu kaufen.

Hu versprach nun Gates und dem Rest Amerikas, mit seiner Regierung kümftig schärfer gegen Fälscher im eigenen Land vorgehen zu wollen. Doch der Microsoft-Chef wird wissen, dass auf dieses Versprechen nicht allzu viel folgen wird. Immerhin ist das Problem nicht neu, China tut seit Jahren nichts und dürfte den Produktpiraten auch künftig nicht verstärkt das Handwerk legen wollen. Immerhin würde ein solcher Schritt einen gut laufenden Zweig der eigenen Wirtschaft lahmlegen.

Umso netter eine Geste des Präsidenten: Hu hatte sein Scheckbuch mit nach Seattle gebracht und kaufte lizensierte Windows-Software für mehrere hundert Millionen Dollar. Sein Vize-Premier Wu Yi hatte bereits vor einer Woche 80 Boeing-Flugzeuge gekauft und weitere Verträge mit US-Lieferanten für insgesamt 16 Milliarden Dollar abgeschlossen, was einige China-Kritiker zumindest für kurze Zeit versöhnlich stimmen dürfte.

Binnen weniger Monate dürften amerikanische Politiker aber weitere Schritte fordern. Immerhin ist intelektueller Diebstahl nicht das einzige Problem im Wettbewerb der beiden Staaten. Größtes Problem für Washington, wo Hu heute mit seinem Amtskollegen Bush zusammentrifft, ist die Kopplung des Yuan an den Dollar. Die wurde zwar vor etwa einem Jahr etwas gelockert. Doch halten Konjunkturexperten die chinesische Währung noch immer für 40 Prozent unterbewertet. Dieser Umstand benachteiligt US-Unternehmen im Wettbewerb mit der chinesischen Konkurrenz und ist mit Schuld an einem wachsenden Handelsbilanzdefizit, das für das vergangene Jahr mit 202 Milliarden Dollar gemessen wurde.

Vor Beginn der Gespräche zwischen Hu und Bush erwarten Experten wiederum eine Annäherung, freundliche Zugeständnisse des Gastes an den Gastgeber im Weißen Haus. Mehr aber nicht. Mit Blick auf das eigene Wirtschaftswachstum und die Stabilität im Land könne China schließlich nicht mehr tun, als den Yuan langsam und vorsichtig aufzuwerten. Und damit wird man den Forderungen einiger Senatoren nicht gerecht.

Der New Yorker Demokrat Chuck Schumer und sein republikanischer Kollege Lindsey Graham aus South Carolina haben bereits angekündigt, einen zur Zeit ad acta gelegten Gesetzentwurf spätestens im September wieder vorzubringen. Danach sollen chinesische Importe mit einem Strafzoll von satten 27,5 Prozent belegt werden, bis der Yuan gemessen am Dollar angemessen bewertet ist. Nach einem China-Besuch in der vergangenen Woche und dem Einkaufsbummel von Vize-Premier Wu haben die Senatoren ihr Projekt aufgeschoben – auf keinen Fall aber aufgehoben.

Präsident Hu weiß von dem Gesetzentwurf und dürfte sich entsprechend bemühen, in Washington durch nette Gesten aufzufallen. Wie weit er freundlichen Worten Taten folgen lässt wird die geschäftlichen Beziehungen zwischen USA und China mittelfristig prägen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-04-2006 22:45

Rückschlag für amerikanische Aktien
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1305203.html

Starlight 19-04-2006 22:52

Die Risiken nehmen zu

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...u-1327578.html

Starlight 20-04-2006 20:34

Die Wall Street trotzt der Öl-Krise

Auf einem dicken Ölfilm ist schon mancher ins Schleudern geraten, der amerikanische Aktienmarkt aber interessanterweise nicht. Trotz rasant steigender Ölpreise klettert die Wall Street schon den dritten Tag in Folge, obwohl sich auch Corporate America bereits lautstark Sorgen macht.

Wal-Mart, zum Beispiel, klagt am Donnerstag über die Gefahr steigender Energiepreise. Die lässt sich dieser Tage auch kaum übersehen. Der Juni-Kontrakt für ein Fass Rohöl handelt gerade über 74 Dollar, an Tankstellen im ganzen Land hat Benzin die 3-Dollar-Marke wieder überschritte. Wenige Wochen vor Beginn der Hurrikan-Saison ist man nun da, wo man zuletzt unmittelbar nach „Katrina“ und „Rita“ im letzten Jahr war.

Das ist umso bedenklicher, weil die meisten Marktbeobachter die Hurrikan-Saison in ihre Preisberechnungen noch gar nicht mit einbezogen haben. Die jüngsten Preisanstiege beruhen einerseits auf den sinkenden Lagerbeständen an Öl, Benzin und Destillaten in den USA, andererseits auf den geopolitischen Sorgen des Marktes:

Die Lage im Iran ist äußerst kritisch und die Produktion von zur Zeit 900 Millionen Fass Öl täglich alles andere als langfristig gesichert. In Nigeria kämpfen Rebellen weiter gegen die Öl-Konzerne und haben erst Mitte dieser Woche neue Drohungen ausgesprochen. Wenn dich die Konzerne beugen und „abhauen solange sie noch können“, würden weitere 340 Millionen Fass Öl täglich fehlen. Weitere 330 Millionen Fass produziert Venezuela, und auch um die Stabilität der Branche in diesem Staat macht man sich Sorgen.

Wird nun die Hurrikan-Saison so stark wie Meteorologen befürchten – nach Expertenmeinung sollen die Stürme des letzten Jahres keine historischen Ausnahmen bleiben –, könnten auch die 340 Millionen Fass Öl wegfallen, die täglich in den USA und größtenteils vor der Golf-Küste gefördert werden. Insgesamt sorgt man sich also zur Zeit um 2,1 Milliarden Fass Öl, die in den nächsten Monaten nicht unbedingt vom Markt verschwinden werden, aber durchaus könnten.

Die Preise werden also weiter steigen, den Verbraucher trifft das in der eben beginnenden Reisezeit besonders hart. Bei Wal-Mart rechnet man entsprechende Umsatzeinbußen an, zumal der weltgrößte Einzelhändler größtenteils von Kunden mit eingeschränktem Budget lebt. Die schränken sich umso drastischer ein, je höher die fixen Ausgaben klettern. Entsprechend ist die Aktie des Branchenriesen wieder einmal kein unbedingter Kauf-Wert, vergleichsweise besser dürften sich im aktuellen Umfeld die höherpreisigen Ketten schlagen, deren Kunden mehr finanzielle Flexibilität haben und hohe Spritpreise nicht unbedingt an anderer Stelle durch Einsparungen ausgleichen.

Hilfe in der aktuellen Zwangslage erhofft sich Wal-Mart übrigens aus dem Kongress – auf ungeahnte Weise. In Washington will man in den nächsten Wochen eine immer wieder mal auftauchende Gesetzesvorlage erneut besprechen, die eine Anhebung des Mindestlohnes vorsieht. Erstmals ist der Einzelhändler voll dafür. Zwar muss man selbst dann mit höheren Lohnkosten rechnen, doch profitiert eben vor allem der Wal-Mart-Kunde, der zu einem großen Teil aus der Mindestlohn-Klasse stammt.

Allzu schnell ist mit einer Durchsetzung der neuen Lohn-Regelung aber nicht zu rechnen, wie auch Wal-Mart weiß. So sind die Aussichten für das Unternehmen gedämpft, was Anleger interessanterweise nicht betrübt. Die Aktie handelt am Donnerstag unverändert und bleibt in ihrer fast schon traditionellen Handelsspanne. Doch auch das ist nicht halb so erstaunlich wie die Stärke des breiten Marktes. Der zieht im Eiltempo weiter aufwärts und will von allen Sorgen um Öl und den Verbraucher nichts wissen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 21-04-2006 20:39

Ein heißer Kampf im Internet

Was für eine Woche: Starke Ertragszahlen aus allen Branchen, vor allem aus dem Hightech-Sektor. Die Internet-Riesen übertrafen sich zur Freude der Anleger, doch im Hintergrund der Quartalsfeiern kriselte es. Eine Freundschaft ist zerbrochen. Ebay, einst enger Partner von Google, such jetzt den Kampf gegen die Suchmaschine.

Ebay führt nach Informationen des Wall Street Journal schon seit Monaten Gespräche mit anderen Google-Opfern, allen voran Yahoo sowie Microsoft als Betreiber von MSN. Das Ziel: Google in die Schranken zu weisen, der unangefochten dominierenden Suchmaschine eine konkurrenzfähige Kooperation entgegenzusetzen.

Ebay selbst als Rädelsführer findet sich in einer eigenartigen Position. Denn so sehr man sich künftig gegen Google behaupten will, so behält man offiziell die Partnerschaft mit dem Konkurrenten bei. Zu beiderseitigem Nutzen. Denn während Ebay zu den wichtigsten Anzeigenkunden von Google gehört, führt die Suchmaschine einen Großteil der Kunden zu den zeitnahe aktualisierten Auktionen.

Wäre die Beziehung der beiden Unternehmen damit hinreichend dargestellt, hätte man wohl nie ein Problem mit dem Partner gehabt. Doch Google hat seinen Umsatz in den letzten Quartalen vor alllem dadurch gesteigert, dass man das Programm ausgeweitet hat. Auf Kosten von Ebay. So ist Google Base ein Anzeigenmarkt, der mit dem Festpreis-Programm von Ebay direkt konkurriert. Und auch wer steigern will, soll künftig bei Google Schnäppchen finden. Damit nicht genug: Wer im Internet bequem und sicher Geld versenden will, braucht bald nicht mehr auf die Ebay-Tochter PayPal zu setzen, sondern findet bei Google einen eigenen Service.

Allein diese rasante Ausbreitung von Google in alle Beeiche des Internet bringt Ebay in eine schwierige Situation. Einerseits muss man das Unternehmen als Konkurrenten betrachten und bremsen. Andererseits kann man in engen Kooperationen mit Google an dem Erfolg der schnell wachsenden Suchmaschine teilhaben. Kurzfristig könnte Google die größte Chance für Ebay sein, fasst ein Internet-Analyst zusammen, langfristig aber die größte Gefahr.

Was tun also: Während man weiter mit Google arbeitet, will sich Ebay mit einem der Konkurrenten zusammentun, die gegenseitige Werbung und den Linkaustausch verbessern und Verbraucherdaten teilen. Ob und wie viel Geld in einer Kooperation mit Yahoo und MSN stecken würde, ist zur Zeit nicht abzuschätzen. Erste Spekulationen von Internet-Experten reichen von einer Kooperation ohne finanzielle Aspekte bis hin zur Übernahme von Aktienpaketen, die zwei zusammenarbeitende Firmen eng aneinandderschweißen könnten.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 24-04-2006 20:27

Nächste Runde im Dollar-Streit

Eigentlich ist es ja nicht sehr erstaunlich, dass die Woche an der Wall Street schwach begonnen hat. Immerhin klettert der Ölpreis weiter, und die Börsen haben sich nach einer zwei Quartale dauernden Kletterpartie eine Pause verdient. Doch pausieren die Märkte aus einem ganz anderen Grund: Der Dollar macht dem Markt wieder einmal Sorgen.

Sorgen um die eigene Währung dürften nur ein kurzzeitiges Problem sein. Doch immerhin verdrängt die Frage nach der Bewertung verschiedener internationaler Währungen zumindest am Montag einmal die anderen Themen. Dass der Greenback auf einmal im Mittelpunkt des Interesses steht, hat zwei Gründe. Zum einen erklären immer mehr Länder ihr Interesse, Währungsanlagen zu diversifizieren. So wollen die Vereinigten Arabischen Emirate und Qatar verstärkt in Euro gehen, und auch die schwedische Zentralbank ist der Appetit auf den Dollar vergangen – man reduziert.

Und dann wäre da nach wie vor der Streit mit China. Wenige Tage nach dem Besuch des chinesischen Präisdenten Hu in Washington, bei dem sein US-Kollege Bush zwar erneut eine Neubewertung des Yuan gefordert aber keinerlei Versprechen oder auch nur eine Absichtserklärung erhalten hat, haben sich die G-7-Staaten gemeinsam an den asiatischen Partner gewandt. Allein dieser neuerliche Appell an China stärkte nun den japanischen Yen, die nach Expertenmeinung vermutlich wichtigste Leitwährung in dem streng geheimen Währungsindex, an den der Yuan angelehnt ist.

Diese Bewegung dürfte aber nur kurzzeitig sein, denn China macht den Amerikanern und den Partnern in der G-7 unmissverständlich klar, dass man an eine Neubewertung nicht denkt. Ein kleine wenig könne der Yuan wohl klettern, meint zwar Zhou Xiaochuan, der Gouverneur der chinesischen Notenbank. Grundsätzlich werde man auf Druck von außen aber nicht nachgeben.

Zhou geht noch einen Schritt weiter: Die internationale Gemeinschaft solle sich gar nicht so sehr um den Yuan sorgen, sondern vielmehr den Dollar im Auge behalten. Die Volkswirtschaften zahlreicher Länder seien zu sehr Dollar-dominiert. Doch „aktuell günstige Bedingungen an den Finanzmärkten können einen raschen Stimmungswandel nicht verhindern.“ Zhou warnt vor hoher internationaler Volatilität für den Fall, dass der Dollar an Stabilität verlieren würde.

Etwas provokativ fordert Zhou die Industriestatten auf, diesen Moment starken Wachstums zur Rekonstruierung zu nutzen und die Partnerschaft mit China und anderen Zulieferern auszubauen. China habe seine Binnennachfrage und den Konsum ausgeweitet und den internationalen Handel verbessert.

Dass man über die Rahmenbedingungen dieses Handels geteilter Meinung sein kann, scheint Zhou zu übersehen. Aus amerikanischer Sicht jedenfalls wäre der Handel und eine Rekonstruierung der Import-/Export-Struktur mit China interessanter, wenn man sich dort erneut dem Yuan annehmen statt eine Überwachund des Dollar fürdern würde.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 26-04-2006 20:33

Der Bulle gibt sich noch nicht geschlagen

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1303547.html

Starlight 27-04-2006 20:54

Nichts Genaues weiß man nicht

Ob der schwache Markt am Donnerstag auf Pessimismus oder Ratlosigkeit beruht, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall aber geht es auf dem Parkett um nichts anderes als um Ben Bernankes Rede vor dem Senat, in der er weitere Zinsanhebungen nicht näher ankündigte als bisher, und überhaupt wieder wenig Konkretes sagte.

Dass beispielsweise die hohen Energiepreise der wichtigste Grund für die anhaltenden Inflationssorgen sind, hatten wohl Anleger und Politiker auch vor Bernankes Auftritt erkannt. Und doch war dies eine der Kernaussagen des Fed-Chefs. Schließen konnte man nun daraus nichts Neues, denn das Dilemma der Notenbank in bezug auf Inflation und Öl ist ja ohnehin bekannt: Die hohen Ölpreise könnten sich durchaus erst im Herbst richtig inflationär auswirken, wenn die Notenbank mit ihren Zinsanhebungen längst fertig sein sollte und dem neuerlichen Trend nichts mehr entgegenzusetzen hätte.

Das legt nun den Schluss nahe, dass die Notenbank in den nächsten Monaten weitere Zinsanhebungen aussetzen und weitere Schritte abwarten könnte. Diese Möglichkeit bestätigt Bernanke auch, wenn er erklärt: „Es besteht die Möglichkeit, dass die Fed zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht handelt“ und ferner warnt, dass die Aktionen einer Sitzung ja keine zwingenden Rückschlüsse auf die weiteren Sitzungen zulassen müssten.

Klartext: Sollte die Notenbank im Mai oder Juni auf eine weitere Anhebung des Leitsatzes verzichten, kann man sich an der Wall Street durchaus auf weiter steigende Zinsen einen oder mehrere Monate später und vermutlich bis in den Herbst hinein gefasst machen.

Allein, die endgültige Anzahl der ausstehenden Zinsschritte bleibt auch nach Bernankes Auftritt am Donnerstag unklar. Auf ein bis zwei hat sich der Markt eingestellt, wie präzise diese Einschätzung ist, lässt sich heute nicht klarer erkennen als gestern und in der vergangenen Woche.

Bernanke fasst zusammen: Die weitere Zinspolitik hänge „vor allem von weiteren Konjunkturdaten ab“. Das klingt, als hätte man bisher gelost oder Hölzchen gezogen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 01-05-2006 20:37

Amerikanische Aktien kommen wieder

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1329306.html

Starlight 02-05-2006 19:03

Transparenz erhöht die Volatilität

Zwei Missverständnisse über die künftige Fed-Politik haben die Wall Street binnen weniger Handelsstunden schwanken lassen. Am Dienstagmittag scheint wieder alles beim alten, und Börsenexperten reflektieren über eine abenteuerliche Geschichte, die zeigt, dass Transparenz manchmal nicht Sicherheit, sondern Volatilität in den Markt bringt.

Was ist passiert? – Das jüngste Zins-Theater beginnt mit Ben Bernankes Rechenschaftsbericht vor dem Senat in der vergangenen Woche. Da sagte der Chef der US-Notenbank, dass ein baldiges Ende der laufenden Zins-Anhebungen durchaus eine Pause sein könne und nicht auf Dauer das letzte Wort. Der Markt richtete sich danach auf nur noch eine weitere Zinsanhebung ein und eben auf eine Pause im Juni.

Dann traf beim Korrespondenten-Dinner am Wochenende in Washington die CNBC-Moderatorin Maria Bartiromo auf Bernanke und hakte nach: Hat der Markt die jüngsten Aussagen richtig interpretiert. Der Chairman meinte: Nein! Er habe weniger eine Pause angekündigt als dem Markt die unveränderte Flexibilität der Fed erklären wollen. Es könne durchaus weitere Anhebungen geben, er sei nicht als Friedenstaube an die Spitze der Notenbank berufen worden.

Kaum hatte Bartiromo am Montagnachmittag von ihrer Dinner-Konversation berichtet, brach der Markt ein. Völlig zu unrecht, wie man heute meint. Mit einer baldigen Zinspause sei nach wie vor zu rechnen, sind sich Analysten weitgehend einig – der Markt legt wieder zu.

Was will uns die Geschichte lehren: Zuviel Transparenz beunruhigt den Markt. Zumal, da sich die Fed traditionell vage ausdrückt und verschiedene Interpretationen einer Zinsentscheidung oder eines Sitzungsprotokolls stets möglich sind.

Das wiederum kommt daher, dass auch der beste Experte im Fed-Gremium nur vermuten kann, wie stark oder schwach die Wirtschaftsdaten in den jeweils kommenden Wochen ausfallen werden. Wissen tut das niemand. Dennoch will keiner unwissend scheinen, wenn nach der nächsten Sitzung – bis zu zwei Monate später – der alte Pressetext hervorgekramt und die Entwicklung verglichen wird. Entsprechend sorgt man vor: Die Presseerklärung zur Zinsentscheidung wird so schwammig formuliert, dass sich im Prinzip doch jeder seine eigene Meinung zurechtinterpretieren kann.

So dauerte es eine ganze Zeit, bis sich der Markt vor knapp zwei Jahren auf eine Interpretation der „wahrscheinlich schrittweisen Anhebungen“ geeinigt hatte. Und genauso dauert es auch jetzt eine Zeit, bis der Markt weiß, was mit einem „möglicherweise baldigen Ende“ der Zinsschritte gemeint ist, das sowohl im Protokoll der letzten Sitzung als auch in Äußerungen von Bernanke vor dem Senat sowie seiner Kollegen bei verschiedenen Ansprachen erwähnt worden ist.

Denn was ist ein „baldiges Ende“? Angesichts des aktuellen Zinssatzes liegt es nahe, auf einen Zielsatz von 5,0 Prozent zu spekulieren, denn das wäre ein schöner, runder Wert. Doch darauf allein achtet die Fed nicht. Sie sagt am ehesten, dass vielleicht noch mit ein, zwei oder drei Schritten zu rechnen ist. Selbst mit vier ausstehenden Schritten wäre ein Ende relativ nahe, bedenkt man, dass der Markt schon 15 Anhebungen hinter sich hat.

Eine Aussage, die die weiteren Entscheidungen der Fed recht präzise vorweg nimmt, stand übrigens auch im jüngsten Protokoll: „Die weitere Zinspolitik hängt von künftigen Konjunkturdaten ab“, heißt es dort. Das taugt Anlegern als Prognose nicht, ist aber wenigstens ehrlich. Und deshalb hätte sich der Markt damit zufrieden geben sollen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 03-05-2006 20:41

Der Kampf gegen Fett und Zucker

Amerika mag vom Öl abhängig sein, wie Präsident George W. Bush jüngst angesichts der angespannten Situation auf den Rohstoff-Märkten erklärte. Amerika ist aber noch von viel mehr Stoffen abhängig. Unter anderem von Fett und Zucker, und auch das geht ins Geld. Doch Corporate America ergreift jetzt erste Maßnahmen:

Gleich zwei Meldungen kommen am Mittwoch von PepsiCo, dem am breitest diversifizierten Unternehmen in der Konsumbranche. Zum PepsiCo-Imperium gehört die Snack-Tochter Frito-Lay mit den Kartoffel-Chips der Marken Lay´s, Ruffles und Doritos, den beliebtesten und meist verkauften unter Coach-Potatoes zwischen New York und Kalifornien.

Um denen die Freude am Knabbern zu lassen und dennoch gegen die zunehmende Fettleibigkeit anzukämpfen, soll sich nun bei einigen Produkten das Rezept ändern. Die Lay´s-Chips, die im letzten Jahr mit einem Umsatz von 2,5 Milliarden Dollar immerhin ein Viertel des Frito-Lay-Geschäfts ausgemacht haben, werden ab sofort in Sonnenblumen-Öl fritiert, was den Fett-Anteil um zwei Drittel senken soll.

Während Ernährungs-Experten den Schritt begrüßen – insgesamt zieht PepsiCo geschätzte 30 000 Tonnen Fett aus dem Speiseplan der Nation –, ist das wirtschaftliche Risiko für PepsiCo nicht zu unterschätzen. Kunden mögen es im Allgemeinen nicht, wenn das Rezept eines lange etablierten Standardprodukts verändert wird. Diese Erfahrung musste Konkurrent Coca-Cola machen, als man vor Jahren die Mischung für Coke ändern wollte.

Ein Testlauf in Kanada allerdings stimmt das Management optimistisch: Dort sind die Umsätze der Lay´s-Chips nach Umstellung auf Sonnenblumen-Öl um 10 Prozent gestiegen. Ob das Gesundheitsbewusstsein, das durchaus hinter der gestiegenen Nachfrage stehen dürfte, in den USA schon so hoch ist wie beim Nachbarn im Norden, wird sich nun zeigen.

Eines allerdings steht fest: Ohne das Engagement der Firmen wäre das größte langfristige Gesundheitsproblem der USA nicht in den Griff zu kriegen. Denn der Verbraucher selbst ist kaum bereit, seinen Speiseplan zu ändern. Appelle von Ernährungsberatern, einfach weniger (gesunde oder ungesunde) Chips zu essen, stoßen bei Konsumenten auf taube Ohren. Nicht zuletzt bei den Kids, die den Experten immer mehr Sorgen machen.

Daher greifen PepsiCo und der Konkurrent Coca-Cola gemeinsam mit Cadbury-Schweppes und der American Beverage Organisation nun gemeinsam da durch, wo schon lange um Maßnahmen der Unternehmen gebeten wird: in der Schule. Die größten Getränke-Lieferanten haben sich in einer Initiative unter der Leitung des früheren US-Präsidenten Bill Clinton bereiterklärt, in den nächsten vier Jahren die Automaten an den meisten Schulen Amerikas umzustellen. Bis zu 35 Millionen Schüler sollen dann zumindest auf dem Schulgelände keine Cola und Sprite mehr finden, sondern Wasser und Tee, Saft und Milch.

Das Engagement der Branche kommt nicht ganz freiwillig. Mehrere Schul-Bezirke haben in den letzten Monaten von sich aus die Regeln für Getränke-Lieferanten verschärft und mit dem Ausschluss von Firmen gedroht, die ihre Produktpalette nicht umstellen würden.

Große finanzielle Einbußen sind für die Getränkefirmen nicht zu befürchten. Zum einen stellen sie ja gemeinsam um und haben somit keine Verschiebung von Marktanteilen zu erwarten. Zum anderen haben gesunde Drinks in den vergangenen Jahren ohnehin an Beliebtheit gewonnen. Während im abgelaufenen Jahr zwar Softdrinks wie Coke und Sprite noch immer für 45 Prozent des Umsatzes gesorgt hatten, nahm deren Anteil gegenüber Wasser, Tee und Saft stetig ab.

Welche finanziellen Vorteile die gemeinschaftliche Umstellung bringen wird, lässt sich derweil an den Prozessen gegen die Tabakindustrie erkennen. Während Philip Morris & Co. seit Jahren gegen Milliarden-Klagen kämpfen, haben mehrere Verbraucherschützer bereits ähnliche Schritte gegen die Hersteller von Zucker-Drinks angekündigt, deren Konsum das amerikanische Gesundheitswesen nachweislich Milliarden kostet. Durch die erkennbare Kooperation der Unternehmen mit den Schulen dürfte die Gefahr solcher Klagen gesunken sein.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-05-2006 20:28

Pferde, Hüte, Aktionäre

Ja, wo laufen sie denn? – An diesem Wochenende weiß das in Amerika jeder. Das ganze Land fiebert dem Kentucky Derby entgegen, dem prestigeträchtigen Pferderennen und Auftakt zur Triple-Crown-Serie. Das Rennen auf „Churchill Downs“ wird in diesem Jahr von Yum! Brands präsentiert, was auch die Wall Street interessiert.

Auf den ersten Blick ist kaum ersichtlich, warum ausgerechnet Yum! Brands die Präsentation des Rennens übernommen hat. Es ist überhaupt das erste Mal in der Geschichte, dass ein Unternehmen im Namen des High-Society-Events auftaucht. Und wer eher Edelmarken wie Bentley oder Tiffany erwartet hättet, wird sich fragen: Warum ausgerechnet eine Fastfood-Holding?

Dass zu Yum! Brands neben Pizza Hut und Taco Bell auch Kentucky Fried Chicken gehört, wird die Veranstalter kaum überzeugt haben, wenngleich beide Parnter als prominenteste Botschafter ihres Staates gelten. Die Zuschauer vor Ort wiederum wird es eher zum traditionellen Mint Julep ziehen als zu Pizza und frittiertem Hühnchen. Auf der Rennbahn vergnügt sich schließlich die Oberschicht.

Doch genau deshalb präsentiert sich der Konzern auch nicht unter einem der Restaurant-Namen, sondern mit der offiziellen Firma. Man will gar kein Produkt bewerben, sondern die Aktie. Von 272 Millionen ausstehenden Papieren seien nur 20 Prozent in der Hand von Privatinvestoren, meint Yum!-Sprecher Jonathan Blum. Das ist deutlich weniger als bei anderen Unternehmen der Branche.

Die Strategen bei Yum! Brands wissen angesichts ihrer Klientel, dass sie nicht allzu plakativ auftreten dürfen, sondern ihrerseits Klasse zeigen müssen. Man habe die Logos von Konzern und Marken TV-gerecht auf manchen Banden platziert sowie auf den Trikots der Pony-Reiter, die die Rennpferde und deren Jockeys zur Startbox begleiten. Die traditonellen Shirts der Jockeys selbst bleiben unberührt.

Das ist auch im Interesse der Veranstalter. Die müssen den Eindruck vermeiden, dass eine der nobelsten Veranstaltungen des Landes ihre Seele verkauft habe.

Mehr Werbung soll der gemeine Zuschauer ertragen, der das Rennen nicht als VIP, sondern als Fernsehzuschauer verfolgt. 16 Millionen Amerikaner erreicte NBC im vergangenen Jahr, unter solchen Massen hofft das Management von Yum! Brands auf den ein oder anderen interessierten Aktionär.

Anderherum interessieren sich wiederum zahlreiche Anleger für das Kentucky Derby, und zwar nicht nur wegen des Engagements des neuen Partners. Auch andere Aktien dürften sich im Zusammenhang mit dem Rennen bewegen, darunter die Papiere der größten Kasinos und Wettbüros Harrah's und Pinnacle Entertainment, MTR Gaming Group und Penn National Gaming. Auch die Rennbahn „Churchill Downs“ selbst ist an der NYSE notiert. An der Bar schenkt Furtune Brands den offiziellen Whiskey aus, ein Bourbon von Brown Forman ist Hauptbestandteil im Mint Julep.

Weitere Hauptsponsoren sind die Dow-Werte Verizon und AT&T sowie AMR als offizielle Airline.

Ach ja, da es am Wochenende nicht nur um Aktien geht: Die Favoriten für das Derby sind Brother Derek vor Barbaro und Lawyer Ron. Das Feld ist aber in diesem Jahr so stark, dass sich auch Szene-Kenner anders als in den Vorjahren nicht auf einen Tip einigen können. Für gewiefte Anleger sind aber ohnehin die Außenseiter interessanter, schließlich haben diese die höchsten Wettquoten.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 09-05-2006 07:43

Entertainer und Orakel

Hollywood-Stars, Shopping beim Edel-Juwelier, das größte Barbecue Amerikas… die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway ist unter Insidern als „Woodstock des Kapitalismus“ bekannt. Jüngst pilgerten 24 000 Anleger auf nach Omaha, Nebraska, um die Holding zu feiern und deren Chef, Investment-Guru Warren Buffett.

Buffett, stets assistiert von seinem Vize Charlie Munger, hat auf der Versammlung zwei Funktionen: Orakel und Entertainer. Er erfüllt beide mit völlig unterschiedlicher Maxime. Als Entertainer gibt er sich kreativ: Dieses Jahr trat Buffett im Berkshire-Film mit den „Desperate Housewives“ auf und schaltete Arnold Schwarzenegger zu, in der Vergangenheit spielte er mit Bill Gates den „Zauberer von Oz“ nach und ließ seinen entfernten Cousin auftreten, den Country-Musiker Jimmy Buffett.

Und obwohl das ganze Theater für Stimmung sorgt, ist es die andere Seite des Berkshire-Chefs, die Fans mehr als 80 000 pro Aktie hinblättern lässt. Als Investor nämlich gelingt es Buffett, seine kreative Ader völlig abzustellen. Hightechs und Gadgets haben den Meister noch nie interessiert, er konzentriert sich auf „low-tech“, auf Basis-Branchen, in denen kein schnelles Geld zu machen ist, die langfristig aber für Wert sorgen.

Iscar heißt der neueste Zuwachs in der Berkshire-Hathaway-Gruppe. Der israelische Metallarbeiter für die Automobil- und Luftfahrtindustrie ist bisher so wenig in Erscheinung getreten, dass Analysten am Wochenende mit dem Namen nichts anfangen konnten. „Was machen die?“, war die meist gestellte Frage in Omaha, das meist gefällte Urteil positiv: Wenn das Unternehmen so obskur ist, dann müsse wohl der Preis gut gewesen sein.

Iscar passt gut in das Portfolio der Investment-Holding. Neben Metall werden da bereits Backsteine, Glaswolle und Beton in verschiedenen Tochter-Unternehmen verarbeitet. Weitere Berkshire-Ableger stellen Möbel und T-Shirts her, verkaufen Zeitungen und Lexika oder servieren HotDogs und Milkshakes.

Dennoch ist die jüngste Übernahme eine kleine Sensation: Nicht weil sie so spektakulär unspektakulär ist, sondern weil Buffett erstmals im Ausland anlegt. Mit großer Sicherheit will Buffett den Iscar-Deal als Wegweiser in das globale Investment interpretiert sehen, zumal ein 4-Milliarden-Dollar-Geschäft alleine angesichts eines zehn mal so hohen Cash-Bergs bei Berkshire Hathaway alles andere als sensationell wäre.

Interessanter könnte da schon eine 15-Milliarden-Dollar-Idee sein, die Buffett am Wochenende ankündigte. Diese werden Anleger nun nicht länger innerhalb der USA suchen, sondern in Europa oder Japan. „Wir würden uns freuen, von interessanten Unternehmen aus Übersee zu hören“, lud Buffett folglich ein. Man würde sich gerne ein paar Firmen näher ansehen, „die unsere Kriterien erfüllen.“

An diesen Kriterien könnten übrigens Firmen aus Großbritannien scheitern. Dort müssen sämtliche Investitionen in ein Unternehmen ab der Übernahme von 3 Prozent der Aktien veröffentlicht werden, was Buffett beunruhigt. „Das passt uns nicht, da es Akquisitionen teurer machen kann“, so die Kritik.

Viel Geld hat der Mann schließlich nicht, weil er es gerne ausgibt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 09-05-2006 18:02

Gewinn-Ausblick


S&P blickt verhaltener auf das zweite Quartal

Von Howard Silverblatt, Senior Index Analyst bei S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...l-1329075.html

Starlight 09-05-2006 20:49

Autos: Transatlantische Freundschaft

Deutsche, die schon lange in den USA leben, müssen sich alle möglichen Produkte privat importieren lassen. Ob Schokolade oder Taschentücher, deutsche Marken finden sich kaum zwischen New York und Kalifornien. US-Produkte in Deutschland zu integrieren war hingegen stets einfach. Ob dies auch auf Autos zutrift, ist allerdings fraglich.

So geht Chrysler durchaus ein Risiko ein, wenn man in Kürze den Dodge Caliber in Deutschland auf den Markt bringen wird. Der amerikanische Konzern plant, die Marke Dodge in Deutschland zu etablieren und strebt einen Produktstatus an, wie ihn traditionelle US-Marken wie Coca-Cola, McDonald´s und Levi´s haben – oder Harley-Davidson, um dem Automobilsektor einigermaßen nahe zu bleiben.

Ganz leicht dürfte das nicht sein, denn auf dem Automarkt gelten die Amerikaner nun einmal nicht als weltweit führend wie in so vielen anderen Bereichen. Vor allem in Deutschland nicht, wo heimische Autos international erstklassig sind. Dass die US-Konkurrenten seit Jahren in einer Krise stecken und selbst im eigenen Land Marktanteile an Europäer und Asiaten verlieren, macht das Projekt nicht aussichtsreicher.

Chrysler ist trotzdem zuversichtlich, den Dodge Caliber an den Mann zu bringen. Und zwar an den etwa 39-jährigen Mann mit einem Hang zu Late-Night-TV und Importmarken sowie einem verfügbaren Einkommen von 41 700 Euro. Ach ja, ein gutes bis überzogenes Selbstbewusstsein gehört auch dazu, wenngleich die Chrysler-Marktforschung auf diesen Aspekt nicht direkt eingeht. Doch gibt sich der Caliber wuchtiger als alle Konkurrenten seiner Klasse (VW Golf, Audi A3, Ford Focus, Toyota Corolla) und will wahrgenommen werden.

Trotzdem weiß Chrysler, dass es nicht einfach sein wird, einen Wagen zu verkaufen, mit dessen Marke und Logo kaum ein Kunde vertraut ist. Zumal Dodge auf dem US-Markt zu den legendären Marken gehört und der Widder am Kühlergrill (Slogan: „Pack das Leben bei den Hörnern“) so bekannt ist wie der Swoosh von Nike oder der Apfel von Apple. Entsprechend bescheiden sind die Ziele: 20 000 Stück will man vom Caliber zunächst absetzen.

Bei einem ähnlichen transatlantischen Projekt sind 20 000 Stück die Mindesterwartung: General Motors will nämlich den Opel Astra in die Staaten bringen, und dort unter der Saturn-Marke anbieten. Der Astra soll mit den technischen Daten des deutschen Modells und einem Preis von 16 000 Dollar das Modell Ion am unteren Ende der Saturn-Modelle ersetzen.

Hinter dem Astra-Import steckt eine größer angelegte Strategie: GM will Saturn als europäisch angehauchte Marke präsentieren. Und das dürfte leichter sein als andersherum, immerhin schauen immer mehr Amerikaner auf die effizienten Kleinwagen in „old Europe“, mit denen sich vor allem in Zeiten exorbitanter Benzinpreise viel Geld sparen ließe.

Auch spricht eine aktuelle Umfrage dafür, dass GM vielleicht auch die optimistischer geschätzten 40 000 Astra absetzen kann: Um Benzin zu sparen sind Amerikaner nämlich mehr denn je zu Verzicht bereit, wie die Auto-Experten bei Kelley´s Blue Book herausgefunden haben. Erster Faktor, bei dem die Amerikaner zu Einschränkungen bereit sind: die Größe des Fahrzeugs. Für 5 Meilen mehr pro Gallone würde sich die Hälfte der Kunden in einen kleineren Wagen setzen als bisher. 35 Prozent würden auf den gewohnten Markennamen verzichten, 31 Prozent auf ein paar Pferdestärken (Mehrfachnennungen möglich).

Nur 22 Prozent der amerikanischen Autofahrer würden auch bei hohen Benzinpreisen auf nichts verzichten. Damit aber wäre der Markt dennoch groß genug, um zwischen Trucks, SUV und Limousinen mehr Kleinwagen zu platzieren.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-05-2006 21:05

US-Werbung: Jodler, Plattler und ein Crash

Auf dem Rücksitz eines Nissan Optima sitzt ein Bayer in Festtracht und jodelt. Aus voller Brust. Dann beugt er sich vor, lauscht – und hört nach ein paar Sekunden das Echo schallen. So groß ist der Nissan Optima, so leise. Und so beliebt ist das Klischee vom jodelnden Bayern, dass es in der amerikanischen Werbung immer gerne genutzt wird.

Auch bei Pepsi. Der Brausekonzern lässt in einem 60-Sekunden-Kurzfilm eine Fußball-Weltauswahl mit David Beckham, Roberto Carlos und Ronaldinho beim Oktoberfest auflaufen und gegen die lokale Schuhplattlergruppe antreten – an deren Schenkel-Ball-Koordination die Profis gnadenlos scheitern. Eine gute Maß Pepsi gibt es nachher aber für Gewinner und Verlierer.

Da wäre es gelacht, wenn sich die Deutschen nicht selbst parodieren könnten: Volkswagen präsentiert den Golf GTI in einem Techniklabor wie aus dem Kraftwerk-Video. „Time to un-pimp se auto“, meint der Chef mit krassem Akzent. Und „German engineering in se haus.“ Das ist lustig.

Witzige Werbung läuft aber nur eine kurze Zeit lang erfolgreich, nämlich bis jeder den Spaß zweimal gesehen hat. Entsprechend hat VW das Konzept schon wieder geändert, gibt sich in einer Serie neuer Spots ganz seriös – und stößt plötzlich auf Ablehnung und bittere Proteste. Der Grund: VW zeigt in zwei Spots einen Autounfall mit echten Schauspielern. Man will die Sicherheit der Wagen verkaufen und soll nun ausgerechnet damit die Grenzen des guten Geschmacks überschritten haben.

Der Spot: Zwei Männer unterhalten sich über Probleme mit der Freundin. Sie sind abgelenkt, fahren nicht konzentriert. Ein roter Pick-Up parkt aus einer Einfahrt aus. Der Jetta kesselt ungebremst (mit der in Amerika üblichen Testgeschwindigkeit von 51 km/h) in den Truck. Die Airbags schießen auf, die Männer hinein – in der nächsten Szene stehen sie unverletzt neben einem nur mäßig zerknautschten Auto. Alles ist echt. VW bediente sich für den Kurzfilm nicht etwa technischer Tricks, sondern wirklicher Stuntmen. Die Aufnahme ist ungeschnitten. Schließlich vertraut der Hersteller auf sein eigenes Produkt, und das soll der Kunde sehen – ohne dass er sich wieder über gestellte Crashs mit Dummies und Betonmauern langweilen soll.

Die Kritik überrascht die Experten bei VW und der Werbeagentur Crispin Porter + Bogusky nicht. „Shock value“ ist in Amerika offiziell verpönt, wenngleich das Element des plötzlichen Schreckens das Fernsehen zur besten Sendezeit unangefochten beherrscht und auch im Kino vor allem die Thriller und Gruselfilme immer besser laufen. Aber eben nicht mit echten Menschen, so der gängige Einwand. Zumal die Spots bei allem Realismus eben doch nicht zwingend realistisch seien. Immerhin sei jeder Crash anders, und es gehe eben (auch im Jetta) nicht immer so gut aus, kritisiert das amerikanische Institut für Fahrzeugsicherheit die Werbung.

Volkswagen hat die Spots trotzdem (noch) nicht zurück gezogen. Vielleicht ist man einfach der Meinung, dass auch jodelnde Bayern in Festtracht und das Echo zwischen Lenkrad und Hutablage nicht ganz realistisch und deshalb nicht unbedingt besser sind.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-05-2006 20:39

Milliarden für Mutti

„The greatest mom in the world“ wird am Sonntag gefeiert. Und die beste Mutter der Welt hat besondere Aufmerksamkeit verdient, auch in Zeiten hoher Benzinpreise. Der US-Einzelhandelsverband hofft, dass sich Amerikas Söhne und Töchter dessen bewusst sind – und rechnet mit einem Milliardengeschäft.

Dass das Geschäft ausgerechnet zum Muttertag ungebremst weiter laufen soll, egal wie hoch die Preise an der Zapfsäule klettern, hängt mit einem interessanten Aspekt zusammen. So ist bekannt, dass auch in schwersten konjunkturellen Krisen zumindest die Luxushändler bestens performen, wenn der übrige Einzelhandel längst frustriert die Pforten geschlossen haben. Am Muttertag nun spielt der Luxussektor eine überdurchschnittlich starke Rolle, denn – so das allgemeine Verständnis – anders als beispielsweise zu Geburtstag oder Weihnachten ist am Muttertag ein „royal treatment“ fällig. Mutter soll leben wie eine Königin.

Für viele Amerikaner heißt das: Ab ins Spa und zur Massage. Die Wohlfühl-Bäder und Salons dürfen nach ersten Umfragen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 928 Millionen Dollar rechnen, das sind fast 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Für Schmuck und Juwelen dürften liebende Söhne und Töchter 2,1 Millionen Dollar ausgeben, für ein schickes Dinner im besten Restaurant der Stadt sind US-weit 2,8 Milliarden Dollar eingerechnet, beide Werte liegen wiederum gut 20 Prozent über den Vorjahreswerten.

Nicht alle greifen freilich so tief in die Tasche: 67,6 Prozent der Amerikaner bleiben laut Branchenverband bei Blumen, 31,9 Prozent verschenken Gutscheine, 25,8 Prozent verwöhnen Muttern mit Musik und Literatur. Obligatorisch dabei ist die Grußkarte, die 85,4 Prozent verschenken.

Unterm Strich summieren sich die Ausgaben für den Durchschnitts-Ami auf 122,16 Dollar. Das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Landesweit kommen so 13,8 Milliarden Dollar zusammen.

Die hohen Wachstumsraten überraschen Tracy Mullin nicht. „Am Muttertag genießen die Mütter den Lohn für den härtesten Job der Welt“, meint die Chefin des US-Einzelhandelsverbandes.

Doch nicht nur die: Hohe Verbraucherpreise scheinen kaum Auswirkungen auf die weitreichende Großzügigkeit vieler zu haben, die nicht nur der Mutter eine Freude machen. 20,7 Prozent der Männer beschenken zum Muttertag ihre Frau, 9,1 Prozent die Tochter. Karten, Blumen und Geschenke gibt es ferner für Großmütter, Schwestern und Freunde.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 15-05-2006 21:02

Showdown in Houston
Die Börsen-Nachrichten werden in dieser Woche von einem Unternehmen dominiert, das an der Börse längst keine Rolle mehr spielt: In Houston/Texas geht der Enron-Prozess in die entscheidende Phase. Experten rechnen mit langen Haftstrafen für die Bosse, vor allem für Ken Lay, der zur Zeit gleich an zwei Fronten kämpft.

Neben dem seit Wochen laufenden Verfahren gegen Enron-Gründer und seinen langjährigen CEO Jeff Skilling muss sich Ken Lay in einem zweiten Prozess verantworten, der am Donnerstag beginnt – einen Tag, nachdem die Jury ihre Beratungen im ersten Prozess aufgenommen haben wird.

Was zu einem Desaster für Lay werden könnte, gilt unter Beobachtern als brillante Strategie der Staatsanwaltschaft. Selbst für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass die Geschworenen Lay aufgrund dessen stets freundlicher Persönlichkeit und seiner ständigen Beteuerungen von allen Schiebereien bei Enron nichts gewusst zu haben, nicht verurteilen würden, drohen dem Texaner vier Mal dreißig Jahre Haft für Kreditbetrug, der mit seinen persönlichen Finanzen und nicht mit dem Untergang des Energiehändlers zusammenhängt.

In diesem weiteren Prozess entscheidet ein Richter allein – ohne Jury. Und: Es ist der selbe Richter, Sim Lake, der auch dem ersten Prozess vorsitzt. Von Lay´s Ausfällen im ersten wird er im zweiten nicht unberührt bleiben, abgesehen davon, dass es für Lay hier noch schwieriger werden dürfte, sich unschuldig zu geben. Denn es geht recht einfach um die Erschleichung von Krediten. So soll Lay der Bank of America versichert haben, mit einem 75-Millionen-Betrag nicht auf Margen zu spekulieren – um dann genau das zu tun.

Eine wenig bekannte „Regulation U“ aus einem Börsengesetz aus Zeiten der Depression untersagt hohe Kredite für Margen-Spekulanten, um Risiko von den Banken zu nehmen. Lay jedoch muss die Bestimmung gekannt haben, sonst hätte er nicht derart gezielt dagegen verstoßen können.

Richter Lake dürfte sein Urteil in dem Betrugsprozess zur gleichen Zeit fällen wie die Geschworenen im ersten Prozess, deren Bedenkzeit zwischen ein und zwei Wochen geschätzt wird. Amerikas Rechtsexperten rechnen fest mit einer Verurteilung, zumal Richter Lake der Jury vor dem Wochenende noch einmal erklärt hat, dass „bewusste Ignoranz“ gegenüber der Probleme im Unternehmen keine Verteidigung sei.

Doch dürften die Geschworenen ohnehin kein positives Bild von den Angeklagten gewonnen haben und derlei verschärfte Hinweise wohl gar nicht mehr brauchen. „Lay und Skilling sind beide in großen Schwierigkeiten“, meint der Wall-Street-Anwalt und Enron-Beobachter Jacob Zamansky. Lay, von seinem Freund George W. Bush einst liebevoll und medienwirksam „Keny-Boy“ genannt, „kam nicht mehr als er gemütliche Typ daher, sondern er war voller Zorn. Und Skilling trat auf als ein kalter, berechnender Manager, der Enron unter dubiosen Umständen verlassen hat.“

In der Tat hatten beide der Anklage in den letzten Wochen wenig entgegenzusetzen. Im Gespräch mit den eigenen Anwälten bemühten sie sich zwar redlich, ein Bild zu zeichnen, wonach gierige Anwälte, die Presse und Unterschlagungen des bereits verurteilten ehemaligen Finanzchefs Andrew Fastow den Untergang von Enron besiegelt hätten. Doch im Kreuzverhör konnten beide diesen Eindruck nicht aufrecht erhalten.

Der Wirtschaftsanwalt Joel Androphy kritisierte am Wochenende gegenüber CNN, dass die Frage, warum Enron nun zusammengebrochen sei, nie klar beantwortet worden sei. Dass Anleger durch schnelle Verkäufe und über Short-Positionen das Unternehmen gestürzt hätten sei „weit hergeholt, zumal die Anklage 22 Zeugen aufgeboten hat, die Lay und Skillings Management mehr oder weniger direkt die Schuld gaben.“ Deren Politik allzu gieriger Erfolgsforderungen hätte zu Betrug in verschiedenen Einheiten führen müssen, urteilten mehrere Zeugen.

Aktienverkäufe über 70 Millionen Dollar und das Engagement von Ken Lay´s eigenem Sohn als Shortseller in Enron-Aktien konnte der Firmengründer zudem nicht nachvollziehbar erklären, was seine Glaubwürdigkeit als Opfer einer zu groß gewachsenen Holding und ihrer Investoren weiter aushöhlte.

Anwalt Androphy sieht den Fall für die Jury dennoch nicht als bereits entschieden an. Die Jury muss immerhin zu einem einstimmigen Urteil kommen, was nicht sicher sei. Während Jeff Skilling von einem gescheiterten Prozess profitieren könnte, komme allerdings bei Lay eben die zweite Klage ins Spiel. Letzten Endes wird der frühere Boss und Bush-Freund wohl hinter Gittern landen. „Ob das dann für Aktienbetrug oder Keditbetrug ist, spielt keine Rolle“, kommentiert John Bielema, ein weiterer Prozessbeobachter und Wirtschaftsjurist aus Atlanta.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 16-05-2006 20:22

Börsen-Rendezvous in New York

Der Wettlauf der amerikanischen Börsen um den europäischen Markt geht weiter. Zum Wochenbeginn sollen sich Vertreter der NYSE Group und der Euronext in New York getroffen und über eine Partnerschaft verhandelt haben. Das Wall Street Journal beruft sich auf Insider, die von großem Interesse auf beiden Seiten berichten.

Während es am Dienstagmorgen, wenige Stunden nach einem Treffen von NYSE-Chef John Thain und seinem europäischen Amtskollegen Jean-Francois Theodore, keine offiziellen Stellungnahmen gibt, deutet vieles darauf hin, dass bereits über die Details eines eventuellen Mergers verhandelt werden könnte: So wollen Insider erfahren haben, dass die beiden Unternehmen eine neue Firma gründen wollen. Bisherige Anleger könnten über Aktientausch ebenso abgefunden werden wie mit Bargeld oder eine Kombination aus beidem.

Im Zuge der jüngsten Expansionsbemühungen der beiden großen New Yorker Aktienmärkte liegt ein Zusammenschluss von NYSE Group und Euronext nahe. Sowohl das Traditionshaus an der Wall Street, das erst vor zwei Monaten in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und nun merger-fähig ist, als auch die Hightech-lastige Nasdaq haben seit geraumer Zeit europäische Partner im Auge.

Ein Übernahmeangebot der Nasdaq an die London Stock Exchange wurde zwar jüngst abgewiesen, seither hat die Börse mit Sitz am New Yorker Times Square allerdings 24 Prozent der Anteile an der LSE übernommen und dürfte genug Gewicht haben, einen LSE-Deal mit anderen Partnern zu stoppen – oder zumindest unattraktiv zu machen.

Für die NYSE Group wäre die Euronext der reizvollste Partner in Europa. Immerhin wäre man nicht nur von Anfang an in vier wirtschaftlich bedeutenden Ländern vertreten, sondern hätte auch Zugang zu den neuen Partnerschaften, die der Vier-Länder-Bund in jüngster Zeit angestrebt hat, darunter nicht zuletzt die Deutsche Börse in Frankfurt.

Für Euronext unterdessen könnte die NYSE Group der interessantere Partner sein und in den Expansion-Überlegungen die Frankfurter abhängen. Immerhin hat man innereuropäisch manche Hürde vor sich: Wettbewerbsrechtlich ist ein Deal mit Frankfurt wegen der massiven Präsenz beider Börsen im Derivate-Markt alles andere als sicher. Zudem fürchtet man die Standortfrage für die wichtigste europäische Börse, deren Haupsitz entweder in Paris oder in Frankfurt wäre.

Eine Partnerschaft zwischen Euronext und NYSE ließe sich schließen, ohne über derlei Fragen nachzudenken. Offizielle Meldungen zu einem transatlantischen Merger dürften allerdings auf sich warten lassen, bisher waren sämtliche Treffen geheim.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc


Es ist jetzt 19:10 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.